- Gordon [2]
Gordon (spr. Gahrdn), altes schottisches Geschlecht, welches mit Wilhelm dem Eroberer nach England kam; hier st. die Hauplinie mit Adam (G. aus, welcher 1402 bei Homildon fiel; der Name ging auf seinen Eidam, Alexander Seton, über, von welchem die nachmaligen Herzöge von G. u. Marquis von Huntley stammten; während die Grafen von Aberdeen ihren Ursprung von einem Seitenzweige der G. ableiten, als dessen Ahne Patrick G. gilt, welcher 1445 bei Arbroath fiel. 1) Katharine, Tochter des Grafen Georg II. von Huntley u. eine nahe Verwandte des Königs Jakob IV. von Schottland, der sie 1495 an Perkin Warbeck verheirathete. Sie folgte ihrem Gemahl nach Irland u. Cornwallis u., als derselbe vom König Heinrich VII. bei Exeter gefangen wurde, nach London, wo sie vom Hofe freundlich aufgenommen wurde u. unter der Regierung Heinrichs VIII. st. 2) Georg G., Graf von Huntley, Sohn von Joh. G. u. Enkel Alexanders Grafen von Huntley; wurde 1536 Geheimerrath u., als Jakob V. zu seiner Vermählung nach Frankreich ging, Reichsverweser. Nach des Königs Tode hintertrieb er die Vermählung der Königin Marie mit Eduard IV. von England, wurde 1546 Kanzler von Schottland, versuchte 1555 vergebens die Clan-Raynalds zur Ruhe zu bringen u. wurde deswegen verhaftet u. mußte eine große Geldbuße zahlen; losgelassen, widersetzte er sich der protestantischen Lehre in Schottland, wollte die Königin Maria mit seinem Sohne vermählen u. suchte sich deshalb ihrer Person zu bemächtigen, wurde aber 1562 gefangen u. auf Murrays Befehl erdrosselt. 3) Georg G., Marquis von Huntley, Enkel des Vorigen; betheiligte sich 1594 an der Verbindung der Großen zur Ausrottung des Protestantismus in Schottland, wurde aber verbannt; er kehrte 1596 zurück, trat zur Reformirten Lehre über u. st. 1636. 4) Georg G., wurde 1684 zum Herzog ernannt u. vertheidigte 1688 das Schloß von Edinburgh lange gegen Wilhelm von Oranien. 5) Patrick, ging gegen das Ende des 17. Jahrh. nach Rußland u. bildete mit Lefort für Peter den Großen die russischen Heere auf europäische Art aus. An der Thronrevolution, wodurch die Schwester Peters, Sophie, ins Kloster geschickt u. ihr Günstling Galyczin verbannt wurde, war G. bes. Schuld; 1696 befehligte er im Türkenkriege u. eroberte Asow, wurde 1697 Gouverneur von [475] Moskau, unterdrückte die Empörung der Strelitzen u. st. 1699. 6) Alexander, diente Anfangs in der französischen Armee, dann, von dem Vorigen, seinem Verwandten, nach Rußland berufen, im Heere Peters des Großen, gerieth aber in schwedische Gefangenschaft; nach acht Jahren kehrte er in sein Vaterland zurück u. st. 1752. Er schrieb eine Geschichte Peters des Großen, deutsch von Wichmann, Lpz. 1762, 2 Bde. 7) Alexander, Alterthumsforscher; st. 1750 als Friedensrichter zu Carolina u. schr.: Itinerarium septentrionale, Lond. 1727, 2 Bde., Fol., nebst Zusätzen, ebd. 1732, Fol.; Leben des Papstes Alexander VI. u. seines Sohnes Cäsar Borgia, ebd. 1729, Fol.; Untersuchung der ägyptischen Alterthümer, ebd. 1737, Fol. 8) Lord Georg, jüngerer Sohn des Herzogs von G., geb. 1750 in London; war kurze Zeit englischer Seeoffizier, dann Parlamentsmitglied u. zeichnete sich durch heftige Opposition gegen alle Parteien aus, nahm sich des Protestantismus bes. an u. eiferte 1780 gegen die vorgeschlagene Toleranzbill, wodurch er die Veranlassung zu einem großen Volksaufstand in London gab, in dem die meisten Gefängnisse gestürmt u. die Gefangenen befreit wurden. Er wurde deshalb vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. 1786 von dem Bischof von Canterbury wegen Schmähungen excommunicirt, ging er nach Frankreich, entfloh 1788 wegen einer Schrift gegen die Königin Marie Antoinette nach Holland, kehrte nach England zurück, soll hier die jüdische Religion angenommen haben (wenigstens ließ er sich den Bart wachsen), wurde später in Birmingham verhaftet u. st. im Gefängniß zu Newgate 1793. 9) Georg, Herzog von G., geb. 1770 in Edinburg, wurde 1807 Peer, 1819 britischer General u. nachher Siegelbewahrer von Schottland. Er war ein eifriger Orangist u. st. 1836 als der letzte der männlichen Linie der Herzöge von G. Der Titel eines Marquis von Huntley u. Graf von Enzie ging über auf 10) Georg G., Graf von Aboyne, einen Nachkommen des 1649 hingerichteten Charles G., geb. 1761. 11) Thomas, geb. 1788 in Schottland, war erst Offizier, machte dann Reisen nach der Türkei, Persien u. dem Orient, wohnte 1812 im Auftrag Strafford Cannings, englischen Gesandten in Constantinopel, dem Congreß in Bucharest bei u. trat als Rittmeister bei dem Generalstabe in russische Dienste, wurde 1813 mit Depeschen als Courier von den Dänen gefangen, ging 1815 wieder nach Constantinopel u. kehrte 1817 nach England zurück; 1821 betheiligte er sich persönlich an dem Griechischen Freiheitskriege u. wurde Chef des Generalstabes bei Ypsilanti. Nach dem Falle von Tripolitza ging er nach England, kehrte aber 1826 nach Griechenland zurück; als Fabvier in Athen eingeschlossen war, machte er eine Diversion von Salamis aus zu dessen Gunsten, setzte sich in dem Phalereus fest u. hielt sich dort mehrere Monate. Seit 1827, wo die Unabhängigkeit Griechenlands durch die großen Mächte u. die Schlacht von Navarin gesichert war, kehrte er nach Schottland zurück. 12) Sir Robert G., geb. 1791, Bruder des Grafen Aberdeen, wurde 1810 Attaché der englischen Gesandtschaft in Persien, später Legationssecretär im Haag u. in Wien, 1826 Gesandter in Rio Janeiro, 1828 in Constantinopel, 1841–1846 in Wien u. st. 1847.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.