Stadĭon [2]

Stadĭon [2]

Stadĭon, ein der Katholischen Confession folgendes, in Böhmen, Baiern, Württemberg u. Galizien begütertes, altes Adelsgeschlecht, von dessen Stammschloß Stadion zu Luzein im Prätigau (Graubündtener Bezirk Oberlandquart) keine Spur mehr vorhanden ist. Von der Schweiz verbreitete es sich nach Schwaben, wo es das neue Schloß S. (Stadegun, s. Stadion) bauete, u. nach Österreich, wurde 1686 in den Freiherren-, 1705 in den Grafenstand erhoben u. 1708 in das schwäbische Grafencollegium aufgenommen. Auch war das Geschlecht mit dem Erbtruchseßamt des Fürstenthums Augsburg belehnt. Die S. gehören zu den deutschen Grafenfamilien, deren Häuptern seit 1829 das Prädicat Erlaucht zukommt. Beide Linien besitzen gemeinschaftlich: in Böhmen die Herrschaften Kauth, Chodenschloß, Neumark, Riesenberg u. Zahorzan; in Baiern die Herrschaft Thannhausen mit Sigertshosen; in Württemberg die Rittergüter Ober-Stadion, Alberweiler u. Moosbeuern. Berühmt sind: 1) Walther, welcher dem Hause Habsburg das Glarnerland unterwerfen wollte, 1388 aber mit fast allen seinen Rittern bei Näfels fiel. 2) Christoph, geb. 1478, wurde 1517 Bischof von Augsburg, war ein vertrauter Freund des Kaisers Maximilian I., außerdem ein aufgeklärter Katholik, welcher sich viel an den reformatorischen Streitigkeiten betheiligte u. drei Synoden abhielt, auf welchen er eine Reformation seiner Kirche, sowie die Wiedervereinigung derselben mit der evangelischen anstrebte, mit Erasmus u. Melanchthon viel verkehrte u. 1543 auf dem Reichstage in Nürnberg starb. 3) Johann Kaspar, war 1627 bis 1641 Hoch- u. Deutschmeister des Deutschen Ordens, österreichischer Kriegspräsident u. Feldzeugmeister, als welcher er sich namentlich 1634 in der Schlacht bei Nördlingen hervorthat. 4) Graf Johann Philipp, geb. 1652, war Mainzer Geheimer Rath, wurde 1686 in den Freiherren-, 1705 in den Grafenstand erhoben u. 1708 durch die käufliche Erwerbung der Herrschaft Thannhausen in Schwaben von den Grafen von Sinzendorf, in das schwäbische Grafencollegium aufgenommen; er war im späten Alter noch Botschafter bei der Wahl Karls VI., Gesandter des Rheinischen Kreises bei dem Utrechter u. Badener Friedenscongreß u. st. 1741. Seine beiden Söhne Friedrich u. Hugo Philipp gründeten die beiden noch blühenden Linien I. Die Friedericianische Linie schreibt sich S.-Warthausen u. Thannhausen von der 1806 unter Württembergische Hoheit gekommenen u. 1826 an Württemberg käuflich abgetretenen Herrschaft Warthausen u. von der von S. 4) erworbenen u. 1806 unter Baierische Hoheit gelangten Standesherrschaft Thanndausen; ihr Stifter war: 5) Graf Friedrich, Sohn des Vorigen, geb. 1691, war Geheimer Rath u. Mainzer Conferenzminister u. st. 1768. 6) Graf Friedrich Lothar, geb. 6. April 1761, war erst Domcapitular in Mainz, dann in Würzburg, wurde hier auch Rath u. zuletzt Präsident der Regierung, war eine Zeitlang Verweser der Erfurter Statthalterei u. Curator der Würzburger Universität u. ging 1798 als Würzburgischer Gesandter nach Rastatt zum Congreß. Nach der Säcularisation des Hochstiftes Würzburg trat er in österreichische Staatsdienste u. ging als kurböhmischer Reichstagsgesandter nach Regensburg; nach dem Presburger Frieden stellte er die diplomatischen Verhältnisse zwischen Österreich u. Baiern wieder her, wurde 1809 Generalintendant beim Hauptheer des Erzherzogs Karl, zog sich nach dem Ende des für Österreich unglücklichen Krieges auf seine Güter in Böhmen zurück u. st. am 9. Decbr. 1811 in Chodenschloß. Er war ein sehr wissenschaftlich gebildeter Mann u. beschäftigte sich bes. mit der Geschichte Deutschlands. Zu Gunsten seines jüngeren Bruders hatte er auf das Recht der Erstgeburt verzichtet. Vgl. Joh. v. Müller, Briefe zweier Domherren, Frankf. 1787. 7) Graf Johann Philipp Karl Joseph, Bruder des Vorigen, geb. 18. Juni 1763 in Mainz, studirte in Göttingen die Staatswissenschaften, wurde 1788 beim Ausbruch des Türkischen u. des Russisch-Schwedischen Krieges kaiserlicher außerordentlicher Gesandter in Schweden u. 1790 in England; er zog sich 1793 auf seine Güter zurück u. trat erst 1797 wieder in Staatsdienste, ging als Gesandter nach Berlin, 1804 nach Petersburg u. war 1805 bis 1809 Minister des Auswärtigen, in welchem letzteren Jahre er durch den unglücklichen Ausgang des auf sein Anrathen unternommenen Kampfes 1609 zurücktrat u. in Prag u. auf seinen Gütern lebte; 1812 wurde er wieder nach Wien berufen, wo er die Vorbereitungen zu dem allgemeinen. Kampfe gegen Napoleon eifrig beförderte, 1815. Finanzminister wurde u. als solcher bes. viel zur Verbesserung des österreichischen Credits beitrug. Er st. 15. Mai 1824 in Baden bei Wien u. war seit 1794 mit Maria Anna, Gräfin von S., aus der Philippinischen Linie vermählt. 8) Graf Eduard, Sohn des Vorigen, geb. 22. Sept. 1797, war Oberstwachtmeister in der österreichischen Armee, folgte 1824 seinem Vater in der Standesherrschaft, überließ dieselbe aber 1836 seinem Bruder Franz u. st. 13. April 1844. 9) Graf Franz, Bruder des Vorigen, geb. 27. Juli 1806, begann seine Beamtenlaufbahn in Galizien, wo er als Statthalter sich große Verdienste um Industrie u. Ackerbau, um den Handel nach dem Orient durch Anlegung der Dampfschifffahrtlinien des Ostens etc. erwarb; nachdem er 1846 die Standschaft seinem jüngeren Bruder Rudolf abgetreten hatte, wurde er 1847 Gouverneur von Galizien, wo er sehr wohlthätig für Herstellung der Ruhe u. des Vertrauens zur Regierung wirkte, aber 1848 viele Anfechtungen zu erdulden hatte. Nach der Abreise des Kaisers Ferdinand von Wien nach Innsbruck 1848 wurde er dahin gerufen u. erhielt den Auftrag ein Ministerium zu bilden, lehnte jedoch diesen Auftrag ab, weil ihm das Vertrauen bei der radicalen Partei fehlte. Er nahm dann Theil an dem constituirenden Reichstage u. übernahm in dem Ministerium vom 21. Nov. 1848 das Portefeuille des Innern, wurde aber am 21. Mai 1849 wegen Krankheit beurlaubt u. am 28. Juli d. I. Minister ohne Portefeuille. Er st. am 8. Juni 1853 u. wurde in der Familiengruft zu Klentsch in Böhmen beigesetzt. Jetziger Chef ist: 10) Graf Rudolf, Bruder des Vorigen, geb. 23. Febr. 1808, ist k. k. Kämmerer u. wirklicher Geheimer Rath, folgte 1. Jan. 1846 in Gemäßheit der Familienconvention von diesem[659] Tage dem Vorigen, u. ist seit 1850 mit Gisella geb. Gräfin von Hadik-Futak vermählt; sein Sohn Philipp ist 1854 geboren. II. Philippinische Linie, schreibt sich S.-S.- Thannhausen; ihr Gründer ist: 11) Graf Hugo Philipp, Bruder von S. 5), geb. 1720, st. 1785. 12) Graf Philipp, Sohn des 1817 verstorbenen Grafen Emmerich, geb. 9. Mai 1799, ist k. k. Geheimer Rath u. Kämmerer, Feldmarschalllieutenant, Commandant des 5. Armeecorps u. Inhaber des Kürassierregiments Nr. 9. Jetziger Chef ist: 13) Graf Friedrich, Großneffe des Vorigen u. Sohn des 1839 verstorbenen Grafen Philipp, geb. 13. Dec. 1817, succedirte 1839 seinem Vater u. ist erblicher Reichsrath der Krone Baiern; er ist unvermählt, sein Bruder Graf Eduard ist 1833 geboren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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