- Wallmoden
Wallmoden, altes, sonst freiherrliches, jetzt gräfliches Geschlecht in Niedersachsen. Der Stammsitz ist die Burg Wallmoden, unweit Goßlar. 1782 erwarb Hans Ludwig von W. durch Kauf die Herrschaften Gimborn u. Neustadt in Westfalen u. erhielt 1783 dadurch die gräfliche Würde mit Sitz u. Stimme im Westfälischen Grafencollegium u. seine Linie nahm den Namen W.-Gimborn an; die andere Linie. W.-Wallmoden, ist ausgestorben. [826] Wappen: drei schwarze Gemsböcke in Gold. A) Zur Linie W.-Gimborn gehören: 1) Graf Ludwig Georg Thedel, Sohn des Grafen Hans Ludwig, geb. 6. Februar 1769 in Wien, trat zuerst bei der hannöverschen Leibgarde, 1790 aber in die preußische Armee ein u. nahm 1795 eine Anstellung als Hauptmann in österreichischen Diensten. In den Kriegen gegen Frankreich erwarb er sich den Ruf eines tüchtigen Parteigängers u. wurde verschiedene Male auch zu diplomatischen Sendungen gebraucht. Zum Obersten befördert, zeichnete er sich namentlich bei Wagram aus. Nach dem Frieden lebte er in Prag u. wurde hier zum Feldmarschalllieutenant erhoben, trat aber 1813 in russische Dienste, um das Commando der Russisch-deutschen Legion im nördlichen Deutschland zu übernehmen. Mit dieser Schaar, welche er während der Waffenruhe von 1813 bedeutend verstärkt hatte, beschäftigte er namentlich in Gemeinschaft mit dem Kronprinzen von Schweden den Marschall Davoust. Unter den vielen gegen die Franzosen gelieferten Gefechten war bes. das gegen Pecheux an der Görde ruhmvoll für ihn. Nach dem Frieden von Paris löste er sein Corps, mit welchem er bei Lille stand, auf u. trat in österreichische Dienste zurück. 1816 erhielt er das Commando der österreichischen Truppen im Königreich Neapel u. 1820 befehligte er eine Division bei dem Zuge gegen Neapel, schlug den General Pepe bei Rieti, rückte dann 24. März in Neapel ein u. erhielt das Commando der zur Herstellung der Ruhe in Sicilien bestimmten Truppen. 1823 kehrte er von Neapel zurück u. wurde bei der italienischen Armee eingetheilt u. 1838 zum General der Cavallerie erhoben; später wurde er Befehlshaber des ersten Armeecorps in Italien u. Militärcommandant in Mailand, nahm 1848 noch an der Seite Radetzkys am Italienischen Feldzuge Theil, verließ aber schon Ende 1848 den activen Dienst u. lebte dann in Wien, wo er 20. März 1862 starb. Er hat sich um die österreichische Armee durch Ausbildung der leichten Infanterie u. des Tirailleursystems sehr verdient gemacht. 2) Graf Karl August Ludwig, Bruder des Bor., geb. 4. Januar 1792, General der Cavallerie u. Feldmarschalllieutenant, folgte 1850 auf Haynau im Commando in Ungarn u. führte dann das Commando des 7. Armeecorps u. war zuletzt dem Grafen Gyulay, dem Commandanten des zweiten Armeecommandos, zur Seite gegeben; er nahm 1858 seinen Abschied. B) Zur Linie Wallmoden-Wallmoden gehörte: 3) Graf von W.-W., geb. 1789, lebte gewöhnlich auf seinem Gute Altwallmoden im Königreich Hannover u. zeichnete sich 1831 bes. in der hannoverschen Kammer aus, indem er mit dem Grafen Schulenburg-Wolfsburg bes. den zeitgemäßen Beschlüssen der zweiten Kammer bei seinen Standesgenossen Eingang verschaffte. Durch seine Vermittelung wurde die Spannung zwischen beiden Kammern ausgeglichen. Auch auf dem Landtage von 1832 wirkte W. mit u. st. 1836.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.