Forli [1]

Forli [1]

Forli, 1) Legation im Kirchenstaat; stößt im N. an die Legation Ravenna, in W. an Toscana, im S. an die Legation Urbino-Pesaro u. San Marino u. im O. an das Adriatische Meer; meist eben, am Adriatischen Meere sehr morastig; Flüsse: Savio, Ronco, Marechia u.a.; Erzeugnisse sind Getreide, Wein, Oliven, Seide, Hanf, Flachs, Honig, Schwefel; 321/4 QM., 202,300 Ew.; 2) Hauptstadt darin, hat die Legationsbehörden, Bischof, Rathhaus, eine Universität, schöne Paläste, Hospiz, Zuckerraffinerie, Fabrikation von Wachstuch, Seidenzeugen, Band, Öl etc., Handel damit; 16,000 Ew. – F. ist das Forum Livii der Alten, eine Stadt im Lande der Semnonen im Cispadanischen Gallien, an der Via Aemiliana. Es soll 238 v. Chr. von M. Livius Salinator, nach dem Siege über Hasdrubal am Metaurus gegründet u. nach Ersterem benannt worden sein. Später ließ sie Livia, Gemahlin des Augustus, erweitern, u. daher erhielt sie auch den Namen Livia. St. Apollinaris predigte hier das Christenthum, u. St. Mercurialis war der erste Bischof u. ist Schutzheiliger F-s. Hier vermählte sich der gothische König Athaulf mit der Gallia Placidia. Mach dem Sturze des Römischen Reichs bildete F. eine Republik u. erhielt ihre Freiheit auch durch eine Zahlung von 6000 Goldgülden an Kaiser Friedrich II. In der Zeit des Kampfes zwischen Guelfen u. Ghibellinen wechselte F. oft seine Herren. Bis 1315 hatten die Guelfen die Oberhand, da aber warf sich Cecco Ordelassi als Herr des Staates auf, dessen Familie sich mit wenigen Unterbrechungen bis 1502 in der Herrschaft behauptete. Zwar wurden nach Ceccos Tode 1331 wieder päpstliche Statthalter eingesetzt, unter denen 1372 die eine Citadelle Ravaldini erbaut wurde, aber Sinibald Ordelassi warf sich um 1385 wieder zum Herrn auf; diesen entsetzte sein Neffe Cecco II. (st. 1405) u. Pino I. (st. 1401) nach kurzer Zeit, worauf beide gemeinschaftlich, 1390 vom Papst anerkannt, herrschten. Auf Cecco II. folgte 1405 sein Sohn Antonio, welcher 1408 die westliche Citadelle Sclavonia bauen ließ, aber 1410 von Georg vertrieben wurde, worauf die republikanische Verfassung wieder hergestellt wurde. Nach Georgs Tode 1422 gelangte dessen Sohn Theobald, unter der Vormundschaft seiner Mutter Lucretia, zur Herrschaft. Da beide als Guelfen 1424 der Ghibellinischen Partei weichen u. entfliehen mußten, kam die Signorie wieder an Antonio. Dieser, 1426 vom Herzog von Mailand gezwungen, F. an den Papst abzutreten, wurde 1436 zum dritten Male Signore der Stadt u. regierte bis 1448. Ihm folgten seine Söhne Pino II. (st. 1480) u. Cecco III. (st. 1466) in gemeinschaftlicher Regierung u. 1480 des Erstern natürlicher Sohn Sinibald II., welcher bald dem Römer Guilelmo Riario, einem Günstling des Papstes Sixtus IV., weichen mußte. Diesem entriß Cäsar Borgia Stadt u. Gebiet von F. u. schlug es zu der von ihm eroberten Romagna. Doch unterwarf sich F. später dem Papste Julius II. u. blieb seitdem päpstlich. Den 28. Dcebr. 1813 wurde F. von den Österreichern unter Gavenda erobert, denen es am 19. April 1815 die Neapolitaner wieder abnahmen. Vergl. Bonoli, Istoria dellà città di F., Forli 1661.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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