Sachs [2]

Sachs [2]

Sachs, 1) Hans, geb. 5. Nov. 1494 in Nürnberg, erlernte in seinem 15. Jahre das Schuhmacherhandwerk u. bei dem Leineweber Nunnenbeck die Anfangsgründe des Meistergesangs; ging in seinem 17. Jahre auf die Wanderschaft u. besuchte dabei die Schulen der berühmtesten Meistersänger in Deutschland; nach 5 Jahren kehrte er nach seiner Vaterstadt zurück u. trieb daselbst das Schusterhandwerk u. die Kunst des Meistergesanges. Sein erstes poetisches Product war ein geistliches Lied, welches er 1514 in München dichtete. Die Reformation begeisterte ihn u. er besang Luther in seinem allegorischen Gedicht: Die Wittenbergisch Nachtigal (1522), welchem er dann eine große Zahl dieses kirchliche Ereigniß bes. unter den niedern Volksklassen fördernde Gedichte auf fliegenden Blättern folgen ließ; erst geistesschwach geworden 25. Jan. 1576 in Nürnberg, wo sein Grab auf dem Johanniskirchhofe noch gezeigt wird. Bei aller Rohheit der Sprache zeichnen sich seine Productionen durch leichte, ungezwungene Darstellung, durch Humor u. treffende Sittenschilderung aus; am meisten entfaltete er seine Eigenthümlichkeit in der Erzählung, sowohl in der ernsthaften (Historie u. Geschicht), als in der scherzhaften (Fabeln u. gute Schwenk), u. in seinen Dramen, welche sich oft, bes. die Fastnachtsspiele, durch lebhaften Dialog u. rasche Handlung auszeichnen. Seit Mitte des 17. Jahrh. kam S. in Vergessenheit, bis Goethe seinen Werth wiederum zur Geltung brachte. Er schr. 4275 Meisterschulgesänge, 208 Komödien u. Tragödien (Sujets dazu nahm er aus der Bibel, aus der Profangeschichte des Alterthums u. des Mittelalters), 1700 Schwänke, 22 geistliche, auch Kriegs- u. andere Lieder. Nicht alles ist gedruckt; Ausgaben: die erste als Sehr herrliche, schöne u. wahrhafte Gedichte gesammelt u. herausgegeben von Georg Willer, Nürnb. 1558, 3 Bde., Fol., dann von Joachim Lochner, ebd. 1570–79, 5 Bde., Fol., Kempten 1612–17, 5 Bde., Fol., Augsb. 1712. Handschriftlich befinden sich mehre Gedichte von S. in der Schulbibliothek u. im Rathsarchiv in Zwickau, in Leipzig, Dresden u. in der Bibliothek des Alumneums zu Altdorf. Auswahl seiner Werke besorgt von J. H. H. (Häslein), Nürnb. 1781; von J. G. Büsching, ebd. 1816–24, 3 Bde.; von Conrad Spät (W. A. Gerle), Pesth 1818; von I. A. Nasser, Kiel 1827; von I. A. Göz, Nürnb. 1827–1830, 4 Bdchn.; vgl. Becker, Hans S. im Gewande seiner Zeit, Gotha 1821; Sein Leben von S. Ranisch, Altenb. 1765; Die Volksdichter Hans S. u. Grübel, Nürnb. 1836; I. L. Hoffmann, Hans S-s Leben u. Wirken, Nürnb. 1847; in Romanform behandelt von Furchau, Lpz. 1820. 2) Johann Christian, geb. 1720 in Karlsruhe, studirte in Halle, wurde Rector am Gymnasium zu Karlsruhe, später Professor u. Kirchenrath u. st. 1789; er schr.: Einleitung in die Geschichte des Markgrafenthums Baden, Karlsr. 1764–73, 5 Bde.; Auszug, ebd. 1776. 3) Ludwig Wilhelm, geb. 1787 in Großglogau, wurde 1818 Professor der praktischen Medicin in Königsberg, 1832 Director der Klinik u. st. 1848 in Königsberg; er schr.: Grundlinien zu einem natürlichen dynamischen System der Medicin, Berl. 1821, 1 Thl.; Über Wissen u. Gewissen, Berl. 1826; Versuch zu einem Schlußworte über Hahnemanns System, Lpz. 1826; Handbuch des natürlichen Systems der praktischen Medicin, 1828 f.; Das Quecksilber, 1834; Das Opium, 1836; Das Spießglanz, 1838; Einiges zur Erinnerung an Lessing, 1839; mit Friedrich Ph. Dulk, Handwörterbuch der praktischen Arzneimittellehre, Königsb. 1830–39, 3 Bde., n. Aufl. 1835–39; Die Cholera, Königsb. 1832; Die Homöopathie u. Herr Kopp, Lpz. 1834; 4) Johann Jakob, geb. 1803 zu Friedland in der Mark, war Arzt in Berlin, u. st, 1846 in Nordhausen. Er schr.: Ärztliche Gemälde des weiblichen Lebens, 1829; Die vielfachen Fehler u. Übel in der häuslichen Erziehung, 1830; u. gab heraus: Berliner medicinische Centralzeitung, 1832[652] ff., Medicinischer Almanach od. Ärztliches Geschäftstaschenbuch, 1836 ff., Jahrbuch für die repertorischen Leistungen der gesammten Heilkunde, 1837 ff.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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