Sächsische Schweiz

Sächsische Schweiz

Sächsische Schweiz (Meißnisches Hochland), Theil des Elbsandsteingebirges u. des östlichen Erzgebirges in den Ämtern Schandau, Sebnitz, Hohnstein, Neustadt, Stolpen, Pirna, Königstein u. Gottleube des königlich sächsischen Kreisdirectionsbezirks Dresden, an beiden Ufern der Elbe gelegen, nördlich von der Wesenitz u. einer Linie zwischen Stolpen u. Neustadt, östlich u. südlich von Böhmen u. westlich von der Gottleube begrenzt, 5 Meilen lang u. 4 breit. Die S. S. hat ihren Namen von ihren romantischen Partien, welche man mit denen der Schweiz verglichen hat, u. ist erst seit 1786 durch Götzinger (s. unten), sowie durch das Aufkommen des Schandauer Bades bekannter u. namentlich seit Eröffnung der Elbdampfschifffahrt in der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn (Dresden-Bodenbach) das Ziel unzähliger Reisender von nahe u. fern geworden. A) Die gewöhnlichste Tour derselben ist von Dresden bis nach Hirniskretschen in Böhmen. a) Bis zur Bastei, über Pillnitz (s.d.); von da besteigt man den Bors- (Porsch-) berg (792 Fuß über der Elbfläche, 1106 F. über dem Meer), an dessen einem Vorsprung das Raubschloß, künstliche Ruine, im weiteren Fortgang im Friedrichsthale ein 138 Fuß herabfallender Wasserfall, auf dem Gipfel die Eremitage, eine künstliche Felsmasse, mit Restauration. Über Klein-Graupe herabsteigend kommt man in den, nach dem Flecken Liebethal (s.d.) genannten Liebethaler Grund, zugängig durch hohe Felsenthore, bekleidet von bis auf 60 Fuß hohen bewaldeten Felsenwänden, durchströmt von der wilden Wesenitz. Einzelne schöne Partien u. Aussichten daselbst sind der Storch, das Wochenbett, die Lochmühle, die Rabentense. Hinter Lohmen (s.d.) betritt man den Ottowalder Grund, in welchen 114 Stufen hinabführen; die erste Partie desselben heißt die Kluft, von da geht es nun durch den, von einem Bach bewässerten, von hohen mit Büschen, Farrnkräutern u. Moosen bewachsenen Felswänden gebildeten Grund. Abgerissene u. überhängende Felsstücke bilden den Regenschirm, das Thor, das Steinerne Haus, die Teufelsküche, den Baldachin; durch den von der Zschirre durchflossenen Zschirregrund, wo einzelne Felspartien der Saal u. die Kanzel heißen, u. durch die Hölle, eine schauerliche Schlucht, steigt man hinauf nach der Bastei, einem 600 Fuß über den Elbspiegel sich erhebenden Felsenhorn, welches seinen Namen von seiner Ähnlichkeit mit einer Bastion hat; sie ist mit einem eisernen Geländer versehen u. bietet die Aussicht ins Elbthal u. auf die Berge der S-n S. bis nach Böhmen hinüber. Auf der Bastei ist ein Gasthaus; dabei ist der Ferdinandstein, welcher die Aussicht in den von Felskegeln gebildeten Wehlengrund, nach der Großen u. Kleinen Gans u. vielen anderen Felspartien bietet. b) Bis nach Schandau. Dahin führen mehre Wege; gewöhnlich geht man über die zwischen u. über Felsen errichtete Rathner Brücke nach dem Dorfe Rathen, dort zeigt man von Alt- u. Neurathen viele einzelne Felspartien, Wachhäufet, Kanapee (Kleine Bastei), Rosenbett, Mönchstein, Martertelle, Steinschleuder etc. Dann betritt man den Amselgrund, wo man an dem Honigberge u. dem Lamm vorbeigeht; den Grund durchfließt der Grünbach, welcher beim Amselstein über einen 30 Fuß hohen Felsen herabfällt, im Inneren des Felsens das Amselloch (Amselgrotte), 10 Fuß hoch, 5 Fuß breit. Dort führt der Weg aus der Schlucht über das Dorf Rathewalde zu dem 600 Fuß hohen Hockstein, zu welchem man auf der Teufelsbrücke gelangt. Der Hockstein ist ein geborstener Felsen; durch dessen Spalt (die Wolfsschlucht) steigt man in das von der Polenz durchflossene Polenzthal hinab u. auf der anderen Seite hinauf nach Hohnstein (s.d. 2), dann nach dem Brand, einem 972 Fuß über dem Meer liegenden Felsenhorn, genannt nach einem ehemaligen Waldbrand, mit herrlicher Aussicht, Restauration, Grotte u. der Eremitage mit bunten Glasfenstern. Vom Brande herab steigt man auf dem Prinzensteig, einer schmalen Schlucht, in den Ausgang des Polenzthales u. kommt durch den Tiefen Grund auf den Weg nach Schandau (s.d.). c) Bis nach Hirniskretschen. Hinter Schandau betritt man das von der Kirnitsch durchflossene Kirnitschthal; den Eingang bilden die von dem Dorfe Ostrau genannten Ostrauwände; man geht durch die Metze, eine Höhle, an der Heidemühle vorbei, hinter welcher sich der Wildenstein erhebt, über den Münzberg u. den Hausberg nach dem Kuhstall. Dieser ist eine 936 Fuß über dem Meer liegende tiefe Felsenhalle, in welche man durch ein 20 Fuß hohes, 28 Fuß breites Thor eintritt; das Innere der Halle wölbt sich weiter u. höher bis zur Höhe von 60, bis zur Breite von 70 Fuß; vom jenseitigen Ende steigt die schroffe Wand aus einer tiefen Felsenschlucht heran. Dabei eine Restauration u. einzelne Felspartien, z.B. das Wochenbett, ein Felsengewölbe, zu welchem 86 Stufen hinamsühren, das Schneiderloch, das Pfaffenloch u. die Pfaffenklunst, die Krumme Karoline. Vom Kuhstall steigt man durch die Nasse Schlucht in den tiefen Habichtsgrund hinab; er führt zum Fuß des 1520 Fuß über der Meeresfläche liegenden Kleinen Winterbergs. Auf einem Felsenvorsprunge desselben liegt das Winterhaus,[734] welches Kurfürst Christian zum Andenken an ein, hier 1558 von seinem Vater August glücklich überstandenes Jagdabenteuer erbauen ließ u. welches 1818 erneuert wurde. Diesen Berg verbindet der Sattel mit dem Großen Winterberg, dessen aus Basalt bestehende Kuppe 1720 Fuß über dem Meere liegt; hier eröffnet sich ein herrliches Panorama des Böhmischen Gebirges u. der S-n S. Auf diesem Berge ist ein Gasthaus. Von da geht man nach dem in Böhmen liegenden Prebischthor, einem 120 Fuß hohen u. 80 Fuß breiten Felsenthor, wobei eine Restauration. Unter dem Thor zieht sich 800 Fuß tief der Prebischgrund hin, in welchem sich unter Felsmassen der 200 Fuß hohe Große u. 100 Fuß hohe Kleine Prebischkegel erheben. Vom Prebischthor geht es steil durch das Harzgründet herab; die Ansicht des Felsenamphitheaters vom Fuße des Berges nennt man die Heiligen Hallen. Durch den von dem Bielbach durchströmten Bielgrund, welcher mehre Schneidemühlen enthält, u. durch das von dem Kamnitzbach durchströmte Kamnitzthal kommt man nach dem böhmischen Grenzdorf Hirniskretschen an der Elbe. B) Die Rückreise macht man gewöhnlich zu Wasser, früher auf Gondeln, jetzt mit dem Dampfschiff od. auch auf der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn; zunächst nach Schandau; auf der Weiterreise abwärts liegen zur Linken ins Land hinein der Papststein u. die Berge des nördlichen Theiles der westlichen S-n S.; links das Städtchen Königstein, nebst der Festung Königstein (s.d.), schief über am rechten Elbused der Lilienstein (s.d.), tiefer unten liegt rechts die Bastei, dann Wehlen, links ragen die Bärsteine, von denen der höchste 1010 Fuß hoch, u. der Nonnenstein, dann kommt an der Elbe Pirna mit dem Sonnenstein u. weiter unten Pillnitz. C) Andere Hauptpunkte der S-n S. sind von Schandau aus: a) durch den Ochelgrund nach dem Waizdorfer Berge, dem Todtenstein u. dem basaltischen Gückelsberge bei Goßdorf; od. b) über den 1511 Fuß hohen Buchberg u. die Städte Sebnitz u. Neustadt nach dem 1784 Fuß hohen Falkenberge; od. c) östlich von Schandau an der bewaldeten Hohen Liebe vorbei nach dem nur auf hohen Leitern ersteigbaren Schrammstein, dem 300 Fuß hohen prächtigen Reifchenstein (Rauschenstein, Reischenschloß) u. dem auf ungeheuern Schichten aufgethürmten Falkenstein; od. d) nach dem Arnstein, dem gegenüber der Lorenzstein liegt; nach dem Kleinstein u. dem an Basaltsäulen reichen Heilenberg; od. e) durch den Dietrichsgrund nach dem Großen Zschand, wo das königliche Jagdhaus (Zeughaus) Obdach gewährt, durch Hinkels Schluchtenn. Richters Schluchten nach dem Raubstein u. Wildenstein; od. f) über Hinterhermsdorf nach der oberen Schleuse, die für die Holzflöße auf dem Kirnitschbach gebaut ist, überden Altarstein u. nach den Thorwalder Wänden; od. g) auf dem linken Elbufer über den Kahlstein od. die Kaiserkrone, den aus unzähligen in zwei Absätzen über einander gethürmten Schichten bestehenden Zirkelstein nach dem Großen u. Kleinen Zschirnstein, welche beide mit Basalttrümmern bedeckt sind; od. h) nach dem ebenfalls auf dem linken Elbufer liegenden 2206 (2640) F. hohen Hohen Schneeberg auf böhmischem Gebiet u. nach dem von dem Bielbach durchflossenen Bielgrunde, in welchem das Schwedenloch, eine 60 F. tiefe Felsengrotte, ist. Dieser Grund bildet den Mittelpunkt der Partien der sogenannten Westlichen S-n S., wo der Kanzelstein, die Felsengasse, die Herculessäulen, zwei große Felskegel der Tempel der Natur, eine herrliche Felsengruppe, die 22 Fuß tiefe Benno-, die Hicken-, Clarenhöhle, das Schneiderloch, der Hüttengrund, der Quirl, ein hoher Felsen mit dem Diebskeller, einer Höhle, der Pfaffenstein mit dem Jungfernstein u. der Hartenstein.

Die gewöhnliche Tour macht man in 3 bis 4 Tagen zu Fuß, doch sind mehre Partien auch zu Wagen befahrbar, namentlich die Bastei; nach anderen Stellen kann man bis an den Fuß der Berge fahren; nach den meisten beschwerlichen Stellen zwischen Schandau u. Hirniskretschen kann man auch durch Tragsessel gebracht werden, auch gibt es hier u. da einen Esel zur Bergreise; überall aber findet man verpflichtete Führer für ein gesetzliches Tagegeld, welche auch den Transport eines mäßigen Gepäckes für den Wanderer übernehmen. Die Wege sind meist gut u. werden von der sächsischen Regierung u. im böhmischen Theil vom Grafen Clary unterhalten. Außer den Restaurationen an den vorzüglichsten Punkten gibt es auch noch viele kleine Etablissements, welche den Reisenden erquicken. Vgl. Götzinger, Geschichte u. Beschreibung des Amtes Hohnstein, 1786; Schandau u. dessen Umgebungen, Lpz. 1804, n. A. Dresd. 1812; Nikolai, Wegweiser durch die S. S., 1803; Lindau, Taschenbuch für den Besuch der S-n S., 2. A. Dresd. 1831; Schiffner, Beschreibung der S-n S., Meißen 1835, 2 Bde.; Winter, Das Meißner Hochland, Dresd. 1851; Gottschalck, Die S. S., ebd. 1857; Wegweiser durch die S. S. (Griebens Reisebibliothek Nr. 16), Berl. 1857; Klemm, Das Meißner Hochland u. seine Naturschönheiten, Dresd. 1860; Ansichten der einzelnen Partien von Günther, Jentsch, Hammer, Wizeni, Chr. A. u. A. L. Richter, Dahl; Karte von O. von Odeleben, 1830, in erhabener Arbeit von F. Schuster.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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