Süd Carolina

Süd Carolina

Süd Carolina (State of South Carolina [spr. Steht of Saush Karoleine], officielle Abkürzung: S. C.), einer der Vereinigten Staaten von Nordamerika, u. zwar einer der neun Südstaaten od. einer der sieben sogenannten Küstenplantagen- (od. Küstensklaven-) Staaten (Coast Planting States); daher auch einer der Conföderirten Staaten (Confederate States), welche seit 1861 mit der Union im Kampfe stehen (s.u. Sklavenstaaten u. Southern States); grenzt im Norden u. Nordosten an Nord Carolina, im Südosten an den Atlantischen Ocean, im Südwesten an Georgia (von diesem durch den Savannah River getrennt). Flächenraum: 34,000 englische od. 1599 geographische QM. An der Küste eine große Anzahl Strandlagunen u. kleine Inseln, welche aber die Schifffahrt nicht sperren, wie dies bei Nord Carolina der Fall ist; von der Küste erstreckt sich 17 bis 20 Meilen landeinwärts ein Tiefland (Alluvialboden) bedeckt mit Fichtenhaiden, Morästen u. Sümpfen (Swamps), aber auch theilweis fruchtbares Marschland enthaltend; darauf folgt etwas höher gelegen ein 10 bis 13 Meilen breiter Sandstrich (Middle Country genannt) mit nur einzelnen fruchtbaren Stellen, noch höher hinauf das Oberland (die sogenannte Ridge), welche im Nordwesten von der Alleghanykette Blue Ridge, begrenzt wird, die in dem 3752 Fuß hohen Table Mountain ihren Gipfel erreicht. Die Flüsse von S. C. sind nicht von Bedeutung, da sie sämmtlich auf den nicht weit von der Küste entfernten Alleghanies entspringen u. daher ein nur wenig entwickeltes Stromsystem haben; mehre derselben werden jedoch im Tieflande für Dampfboote schiffbar. Die bedeutendsten sind der Savannah River (das Staatsge-[61] biet nur als Küstenfluß berührend), Santee River (aus der Vereinigung der Congaree [aus den Saluda u. Broad Rivers entstehend] u. Wateree Rivers in der Mitte des Staates gebildet), die Great Pedee, Edisto, Combahee Rivers. Baien mit Hafenplätzen sind: Bull's Bay, Charleston Harbor, St. Helena Sound, Beaufort Bai u. Port Royal Entrance. Das Klima ist im Küstenstrich u. dem Mittellande im Allgemeinen dem vom südlichen Europa ähnlich, in manchen Gegenden aber während des Sommers sehr heiß u. ungesund, wie bes. in u. um Charleston, wo das Gelbe Fieber schon auftritt, im Oberlande aber angenehm u. gesund; die Jahreszeiten jedoch etwas unregelmäßig, im Herbst zeitige, im Frühling noch späte Fröste. Der Boden ist je nach der Oberflächenbeschaffenheit sehr verschieden; die Strandinseln eignen sich bes. für Baumwollencultur; im Tieflande sind die Ufer der größern Flüsse u. die Marschgegenden fruchtbar u. ebenfalls für Baumwollencultur, sowie für Reis-, Mais- u. Zuckerbau geeignet; das Mittelland ist ziemlich sandig u. dem Plantagen- u. Ackerbau wenig günstig, nur längs der Flüsse ist der Boden der Cultur zugänglich; das Oberland dagegen ist durchgängig sehr fruchtbar (Mais-, Weizen-, Tabakbau) u. schön bewaldet. Hauptproducte sind: Baumwolle, Reis, Mais, Weizen, Roggen, Tabak, Bataten, Zucker; an Mineralien besitzt S. C. Gold, Blei u. Eisen, dagegen scheinen Steinkohlen gänzlich zu fehlen. Gesammtbevölkerung nach dem allgemeinen Census von 1860: 703,312 Ew. (worunter 402,541 Sklaven, mithin über 57 Procent der Gesammtbevölkerung), also 440 Seelen auf eine geographische QM.; Repräsentativbevölkerung (nach Abzug von 2/5 Sklaven) 534,730. Die weiße Bevölkerung ist überwiegend anglo-amerikanischer Abstammung, dann noch in sehr kleiner Bruchzahl von schottischer, irischer, englischer, deutscher u. französischer Abkunft. Eintheilung in 29 Districte (nicht in Counties, wie die übrigen Vereinigten Staaten): Abbeville, Anderson, Barnwell, Beaufort, Charleston, Chester, Chesterfield, Colleton, Darlington, Edgefield, Fairfield, Georgetown, Greenville, Horry, Kershaw, Lancaster, Laurens, Lexington, Marion, Marlborough, Newberry, Orangeburg, Pickens, Richland, Spartanburg, Sumter, Union, Williamsburg u. York. Politische Hauptstadt des Staates ist Columbia, die wichtigste, bevölkertste u. Haupthafenstadt dagegen Charleston. Die Verfassung von S. C. ist die älteste der Vereinigten Staaten u. eine der am wenigsten demokratischen; sie wurde 1775 angenommen u. 1790 verbessert u. hat seitdem nur wenige Abänderungen erfahren. An der Spitze der Executivgewalt steht ein von dem Senat u. dem Repräsentantenhaus auf zwei Jahr gewählter Gouverneur; er hat ein beschränktes Veto u. das Begnadigungsrecht, muß das dreißigste Lebensjahr erreicht haben, Bürger der Vereinigten Staaten, seit zehn Jahren Bürger von S. C. sein u. einen von ihm bewohnten Grundbesitz von 1500 Pfd. Sterl. haben; er ist innerhalb der nächsten vier Jahre nicht wieder wählbar. In gleicher Weise u. unter gleichen Bedingungen wird ein Vicegouverneur (Lieutenant-Governor) gewählt. Dem Gouverneur zur Seite stehen ein Staatssecretär u. zwei Schatzmeister. Die Gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen einer General Assembly, welche aus einem Senat von 46 Mitgliedern u. einem Repräsentantenhause von 124 Mitgliedern besteht. Die Senatoren werben auf vier Jahre gewählt, aller zwei Jahre scheidet die Hälfte aus; sie müssen 30 Jahr alt u. seit fünf Jahren Bürger von S. C. sein u. freien Grundbesitz mit Niederlassung darauf haben. Die Repräsentanten werden auf zwei Jahre gewählt u. müssen 500 Acres u. zehn Neger od. Grundvermögen von 150 Pfd. Sterl. an Werth besitzen. Das Wahlrecht hat jeder freie weiße männliche Bürger, der das 21. Jahr erreicht hat, ein Freigut von 50 Acres besitzt oder im letzten Jahr vor der Wahl eine Staatssteuer von drei Schilling Sterl. bezahlt hat. Die General Assembly tritt jedes Jahr im November in Columbia zusammen; zu Abänderung der Verfassung kann durch 2/3 Majorität beider Häuser eine Volksconvention berufen werden. S. C. sendet zum Congreß nach Washington zwei Senatoren u. sechs Mitglieder in das Repräsentantenhaus u. hat acht Stimmen bei der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten. S. C. ist der einzige Staat, in welchem die Wahlmänner für die Präsidentenwahl von der General Assembly u. nicht vom Volk gewählt werden. Für Rechtspflege besteht ein Appellationsgericht (Court of Appeals) u. ein Cassationshof (Court for the Correction of Errors) die betreffenden Districts- u. Civilgerichte (Courts of Equity u. of Common Pleas Ordinary's Courts u. Magistrates' Courts) u. ein Court of Magistrates and Freeholders für Criminalverbrechen von Sklaven u. freien Farbigen. Sämmtliche Richter werden von beiden Häusern der General Assembly durch Ballot gewählt u. behalten bei pflichtgetreuer Amtsführung (during good behavior) ihr Amt lebenslänglich. Die Finanzen des Staats waren vor dem Ausbruch des Separatistenkriegs in sehr gutem Zustande. Im Januar 1860 betrug die fundirte Schuld 3,192,743 Dollars, die besondere Schuld 3,000,000 Dollars, die gesammte Staatsschuld also 6,192,743 Dollars u. das productive Eigenthum des Staats: 5,654,622 Dollars. Die Staatseinkünfte für das Finanzjahr 1859 betrugen: 958,307 Dollars, der Überschuß von 1858 noch 100,972 Dollars (also insgesammt 1,059,280), die gesammten Staatsausgaben nur 908,698 Dollars. Einen Schulfond besitzt S. C. nicht. Der Werth des gesammten Real- u. Personaleigenthums (einschließlich des Werths der Sklaven) war 1850 auf 283,867,709 Dollars angegeben. S. C. besaß im Jahre 1860: 20 Banken mit nahe an 15 Millionen Dollars Capital, an 111/2 Millionen Dollars Notenumlauf u. über 4 Millionen Dollars Depositen. Die Miliz des Staats betrug 1859 über 36,000 Mann. Das Wappen ist ein Palmbaum. Religion: Methodisten, Baptisten u. Presbyterianer bilden die Mehrzahl; von den 1163 Kirchen, welche S. C. 1850 besaß, gehörten 467 den Methodisten, 413 den Baptisten, 125 den Presbyterianern, 71 den Episcopalen, 41 den Lutheranern, 14 den Römischen Katholiken; die übrigen vertheilten sich auf die Seceders, Congregationalisten, Freie Kirche, Quäker, Juden, Unitarier u. Universalisten. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt S. C. das South Carolina College in Columbia (1804 gegründet), das Charleston College in Charleston (1785 gegründet), drei theologische Seminare (das der Baptisten bei Winsborough, 1826 gegründet; das mit dem S. C. College verbundene der Presbyterianer in Columbia, 1831 gegründet; das der Lutheraner in Lerington, 1835[62] gegründet), das Medical College in Charleston, 1833 gegründet, u. eine Militärschule, ebenfalls in Charleston. Das mittlere Volksschulwesen steht gegen das der Freien Staaten sehr zurück. 1850 hatte der Staat 202 Mittelschulen (Academies) u. 724 Volksschulen mit insgesammt über 25,000 Schülern u. Schülerinnen; dagegen gibt es verhältnißmäßig viele Privatschulen. 1850 gab es in S. C. 7 College-Bibliotheken, 3 Schul- u. 16 öffentliche Bibliotheken. An Wohlthätigkeitsanstalten besitzt der Staat ein Irrenhaus in Columbia, ein Taubstummen- u. Blindeninstitut in Cedar Springs im District Spartanburg u. ein Waisenhaus in Charleston. Hauptbeschäftigung ist die Landwirthschaft, vorzüglich der Plantagenbau durch Sklaven, doch waren von den 15,680,000 Acres Land, welche der Staat umfaßt, 1850 erst 4,072,651 angebaut; die Industrie steht gegen die der nördlichen Freien Staaten sehr zurück, am meisten ist die Baumwollenmanufactur vertreten, während Wollmanufactur zur Zeit noch gänzlich fehlt; von größerer Wichtigkeit ist der Handel, doch beschränkt er sich fast ausschließlich auf die Ausfuhr der Landesproducte (bes. Baumwolle u. Reis); große eigene Märkte hat der Staat nicht, wie das bedeutende Übergewicht seiner Ausfuhr (1859: 17,972,580 Dollars) über die Einfuhr (1859: 1,438,535 Dollars) beweist; die Retouren für seine Ausfuhrproducte erhält der Staat größtentheils durch Vermittlung der nördlichen Häfen u. Märkte, bes. New-Yorks. S. C. besitzt ein sehr gut organisirtes Eisenbahnnetz, dessen Hauptknotenpunkt Charleston bildet; 1860 waren 168 deutsche Meilen Eisenbahn im Betrieb, wovon 53 Meilen auf die South Carolina Bahn (Hauptlinie: Charleston-Hamburg mit mehren Zweigbahnen, wovon die bedeutendste Camden-Columbia), 22 Meilen auf die Charlotte-Süd Carolina Bahn (von Charlotte nach Columbia) 35 Meilen auf die Greenville-Columbia Bahn, 21 Meilen auf die Nordostbahn (von Charleston nach der Wilmington-Manchesterbahn in Nord Carolina) u. 24 Meilen auf kleinere Bahnen kommen. Auch mehre Kanäle hat der Staat ausgeführt, von welchen der Santee Kanal zur Verbindung des Santee River mit dem Cooper River (5 deutsche Meilen lang) der längste ist, jedoch wie die übrigen nur locale Bedeutung hat.

Die ersten Niederlassungen in S. C. wurden 1670 in Port Royal u. 1671 in Old Charleston von den Engländern unter Gouverneur Sayle gegründet, worauf 1690 französische Hugenotten, welche nach Widerrufung des Edicts von Nantes geflüchtet waren, ebenfalls eine Colonie errichteten; an welche sich bald eingewanderte Schweizer, Deutsche u. Irländer anschlössen. Anfangs bildete S. C. mit Nord Carolina zusammen ein eigenes Gouvernement; 1719 aber kaufte das britische Parlament den Colonisten das Gebiet ab, worauf es getrennt, als Süd Carolina; zur königlichen Colonie erhoben wurde u. sich durch holländische Colonisten aus New York u. französische Colonisten aus Neu Schottland sehr bald hob. Beim Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs ergriff S. C. mit zuerst Partei gegen England, nahm überhaupt am ganzen Kampfe sehr lebhaften Antheil u. war 1780 u. 81 fast stets von englischen Truppen occupirt. 1790 nahm es die Constitution der Vereinigten Staaten an. Nach der am 6. November 1860 erfolgten Wahl des republikanischen Candidaten Abraham Lincoln zum Präsidenten der Vereinigten Staaten für die Periode 1861/65, trat in S. E. sofort u. unter allen Sklavenstaaten am stärksten eine separatistische Tendenz zu Tage u. schon am 27. November rief die General Assembly für den 17. December eine Staats-Convention nach Columbia ein, welche aber wegen der dort grassirenden Pocken erst am 18. December in Charleston zusammentrat. Am 20. December erklärte dieselbe die Verbindung zwischen S. C. u. den Vereinigten Staaten für gelöst u. erklärte am 24. December S. C. für unabhängig. Diesem ersten Beispiele der Secession folgten sehr bald mehre andere Sklavenstaaten (s.d. vgl. Southern States), worauf bereits im Frühjahr 1861 der Separatistenkrieg ausbrach, an welchem S. C. einen sehr hervortretenden Antheil nahm. Vgl. John Archdale, A new description of that fertile and pleasant province of Carolina, Lond. 1707, n. A. Charlest. 1822; A sketch of the soil, climate etc. of S. C., ebd. 1796; Rob. Mills, Statistics of S. C., ebd. 1826; W. Gilm. Simms, The geography of S. C., ebd. 1843; A. F. Miller, Notices of the early history of S. C., ebd. 1822; Dav. Ramsay, The hist. of S. C. from 1670 to 1808, ebd. 1809, 2 Bde.; B. R. Cerroll, Hist. of. S. C., New York 1836, 2 Bde.; W. Gilm. Simms, The hist. of S. C., Charl. 1840; The hist. of the Revolution of S. C., Trenton 1785, 2 Bde; John Dagton, Memoirs of the American Revolution, as relating to the state of S. C., Charl. 1821, 2 Bde.; Rivers, History of South Carolina, ebd. 1857.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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