Tischbein

Tischbein

Tischbein, Künstlerfamilie, aus welcher man 28 (männliche u. weibliche) Mitglieder in der Kunstgeschichte kennt. Der Stammvater war Johann Heinrich T., ein Bäcker in Heyna. Bes. merkwürdig sind: 1) Johann Valentin, st. 1767 als Hofmaler in Hildburghausen. 2) Joh. Anton, Bruder des Vorigen, geb. 1720 in Heyna; bildete sich in Frankfurt a. M. vom Tapeten- zum Historienmaler u. lebte zuletzt in Hamburg, wo er eine Zeichenschule errichtete u. 1784 starb 3) Joh. Heinrich der Ältere, Bruder des Vorigen, geb. 3. Oct. 1722 in Heyna; war erst Schlosser, dann Tapetenmaler in Kassel, kam 1743 als Maler zu Venloo in Paris u. 1748 zu Piazetta in Venedig; 1752 wurde er Cabinetsmaler des Landgrafen von Hessen u. st. 22. Aug. 1789 als Director der Kunstakademie daselbst. Er war sehr productiv in historischen Bildern, von denen man einen großen Schatz in Kassel, Weißenstein, Wilhelmsthal etc. findet. Lebensbeschreibung von J. F. Engelschall, Nürnb. 1797. 4) Joh. Heinrich der Jüngere, Sohn eines Tischlers u. Neffe des Vorigen, geb. 1742 in Heyna, Maler u. Kupferstecher, st. 1808 als Inspector der Gallerie in Kassel. Er stach viel nach seinem Oheim Joh. Heinrich T. dem Älteren u. schr.: Abhandlung über die Ätzkunst, Kassel 1808. 5) Joh. Heinrich Wilhelm, meist Heinrich Wilhelm T. der Neapolitaner genannt, Bruder des Vorigen, geb. 15. Febr. 1751 in Heyna; Geschichts- u. Bildnißmaler, berühmt zuerst durch seinen Konradin[616] von Schwaben mit Friedrich von Österreich Schach spielend (im Besitz des Herzogs von Gotha), wurde 1790 Director der Malerakademie in Neapel, mußte aber 1799 der Revolution weichen, ging nach Kassel, später nach Hamburg u. zuletzt nach Oldenburg u. st. 26. Juli 1829 in Eutin. Unter Goethe malte er eine Scene aus Iphigenia. Er gab heraus die Hamiltonsche Vasensammlung, deutsch u. englisch u. mit 240 Umrissen, Neapel 1791–1804, 4 Bde.; Homer nach den Antiken gezeichnet, mit Erläuterungen von Heyne (Heft 1–6, Göttingen 1801–6) u. Schorn (Heft 7–11, Stuttg. 1821–1823); Têtes de différents animaux, dessinées d'après nature pour donner une idée plus exacte de leurs caractères, Neapel 1796; u. schr.: Aus meinem Leben, herausgeg. von K. Schiller, Braunschw. 1861, 2 Bde. 6) Ludwig Philipp, Sohn von T. 1), erlernte die Malerei von seinem Vater, ging hierauf nach Rom, wo er 5 Jahre blieb u. sein Talent bes. in der architektonischen Malerei u. in der Perspective ausbildete. Später erhielt er einen Ruf als Hofarchitekt u. Theatermaler nach Petersburg. Er baute daselbst das große Theater u. eine Menge andere Staats- u. Privatgebäude u. st. 1801. 7) Joh. Friedrich August, Bruder des Vorigen, geb. 1750 in Mastricht; lernte bei seinem Oheim T. 2); wurde Hofmaler des Fürsten von Waldeck, war bis 1795 in Holland, seit 1800 Director der Kunstakademie in Leipzig u. st. 1812 in Heidelberg. Er malte die Königin von Neapel, die Großherzogin von Weimar u. m. a. 8) Karl Ludwig, Sohn des Vorigen, geb. 1797, wurde 1828 Vorsteher der Zeichenschule in Bückeburg u. st. hier 13. Febr. 1855 als Hofmaler u. Professor; er malte bes. Städteansichten u. Genrebilder.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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