Tonga [2]

Tonga [2]

Tonga, 1) (T.-Archipel, Freundschaftliche Insel, Freundschaftsinseln, engl. Friendly Islands), Archipelagus im Stillen Ocean unter 18 bis 22° südlicher Breite gelegen, zum Südö stlichen Polynesien gehörig. Er bildet eine der Gruppen des äußeren Gürtels der australischen Inseln, umfaßt im Ganzen 32 größere Inseln u. mehr als 150 Eilande, Klippen u. Risse mit insgesammt ungefähr 250 QM. u. zerfällt in drei, durch schmale Straßen geschiedene Abtheilungen: die südliche, wozu die Inseln Eua (Middelburg) u. Tongatabu gehören; die mittlere, mit den Inseln Namuka (Rotterdam) Tofoa, Kao u. der Gruppe Habai (s.d.), deren Hauptinsel Lifuka heißt; u. die nördliche, deren größte Insel Vavao ist. Alle diese Inseln sind von großen Barriererissen umgeben, die Schifffahrt zwischen ihnen daher sehr gefährlich, doch liegen hinter den Rissen auch schöne Häfen. Die auf Korallengrund liegenden Inseln sind meist niedrig, höchstens hügelig, mit ziemlich hoher Schicht Dammerde u. fruchtbar, obgleich schlecht bewässert (fast ganz ohne Flüsse). Das Klima ist im Allgemeinen angenehm, im Sommer heiß. Erdbeben sind nichtselten, auf der einen Insel, Tofoa, ist ein Vulkan. Producte: Pisang (mehre Arten), Yams, Arum, Cocos, Zuckerrohr, Bambus, Baumwolle, Pfeffer, Feigen. Papiermaulbeerbäume, Sandelhol;, Citronen, Schweine, Hunde, Vampyre, Papagaien, Hausvögel, Singvögel, Reiher, Tropikvögel, Seethiere (Cascheloïs, Schildkröten, Austern), schwarze, harte Steine (zu Streitäxten). Die Einwohner gehören dem hellfarbigen Stamme der Südsee-Insulaner (malayischer Unterstamm) an u. werden zu ungefähr 25,000 Köpfen (nach andern Angaben bedeutend höher, nach einigen sogar bis zu 150,000 Köpfe) geschätzt. Sie sind braun, von gefälliger Gesichtsbildung, schwarz- u. glatthaarig, im Allgemeinen freundlich (daher der Name des Archipels), herzlich u. offen, dabei aber doch auch kriegslustig u. streitbar u. übertreffen an Bildungsfähigkeit die meisten Einwohner der umliegenden Inselgruppen. Kleidung: ein mehrmals um den Leib geschlagenes Tuch. Oberleib u. Arme bleiben nackt; Schmuck: Federn, Schnuren von Perlen, Schildkrot, so wie auch Tätowiren. Wohnungen: länglichrund, auf Pfählen, mit Rohr gedeckt, Aus- u. Eingänge sind mit Matten behängt u. davor ein freier Platz. Einige Ortschaften haben Befestigungen u. einen breiten Graben. Waffen: Keulen, Bogen u. Pfeile. In der Schifffahrt sind sie geschickt. Nahrung: Yams u. Arum; aus Taumelpfeffer bereiten sie ein berauschendes Getränk. Vielweiberei ist erlaubt, Kinder werden sorgfältig erzogen, bei besonderen Gelegenheiten auch geopfert. Beschäftigung: sie fertigen Hausgeräthe, Kanots, Waffen, Schmuck, Seile, Matten u. Zeuge (aus Papiermaulbeerbaum); die Männer treiben auch Jagd u. Fischerei. Sie lieben Tanz (bes. bei religiösen Feierlichkeiten), Musik, wobei sie sich verschiedener Instrumente aus Bambus bedienen, u. allerlei Spiele. Die Begrüßungen geschehen durch Druck der Nasen aneinander. Bei Begräbnissen der Häuptlinge werden große Feierlichkeiten veranstaltet. Das Grab ist eine Höhle in einem Hügel. Die Sprache, s. Tongasprache. Die Religion der Einwohner ist noch theilweis polytheistisch; einige Götter sind böse u. suchen zu schaden, Guteho od. Higgotago ist der Gott des Todes u. Beherrscher der Region Buluta (Dibludda), wo die Seelen der Helden u. Oberhäupter ewig leben u. die ausgesuchtesten Leckerbissen genießen Ein großer Theil der Bevölkerung ist jedoch durch protestantische (englische) Missionäre (bes. Wesleyaner) zum Christenthum bekehrt; 1850 bestanden bereits auf dem Archipel 96 evangelische Kirchen u. 16 Bethäuser. Über die ganze Gruppe herrschte sonst ein König, seine Macht war durch die Priester eingeschränkt, sein Geschäft erleichterten ihm die Matabulen (zweite Klasse des Adels); die einzelnen Inseln hatten eigene Häuptlinge. Dieser. alte Stgat ist in neuerer Zeit zerfallen, u. aus demselben sind zwei neue Staaten hervorgegangen, von denen der Staat Vavao die beiden nördlichen Abtheilungen umfaßt, unter einem König (George, vor seiner Taufe Ta-usaoha-u genannt) steht, welcher seit 1847 herrscht, anfangs auf Lifuka, jetzt auf Vavao residirt u., wie der größte Theil seiner Unterthanen, der Protestantischen Kirche angehört. Die südliche Abtheilung, welche unter mehren kleinen unabhängigen Fürsten steht, hat noch lange am Heidenthum festgehalten, bis in neuerer Zeit die Katholische Kirche (durch französische Missionäre) hier mehr Eingang gefunden hat, doch ist auch ein Theil der Bewohner von Tongatabu protestantisch. Dieser Archipelagus wurde 1643 von dem Holländer Abel Tasman entdeckt, dann erst wieder 1773 u. 1777 von Cook besucht, später von mehren Schifffahrern. 2) (Tongatabu, das Heilige T., früher Amsterdam), die größte Insel der südlichen Gruppe u. des ganzen Archipels überhaupt, 4 Meilen lang, 3 Meilen breit, Hauptstadt: Boa; 30,000 Ew. Residenz eines obersten Häuptlings, mehre Festungen, schöne Morais (Begräbnißplätze). Vgl. Walther, Erdbeschreibung des freundlichen Inselmeeres, Lpz. 1813; Mariner, Account ot the Tonga Islands, Lond. 1814, 2 Bde. (deutsch von Martin, Weimar 1819).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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