- Wiese [1]
Wiese, 1) ein meistens ebener, freier, mit Rasen bewachsener Platz; 2) Grundstück, welches mit einer aus verschiedenen Kräutern u. Gräsern bestehenden Grasnarbe überzogen ist, welche theils abgeweidet, theils gemäht u. entweder als Grünfutter gebraucht od. in Heu u. Grummet verwandelt werden.
[197] A) Man unterscheidet a) nach der Lage: Flußwiesen, welche entweder der Überschwemmung od. dem durchsickernden Grundwasser ausgesetzt sind; sie haben meist einen thonig-humosen Boden u. lassen auf eine gewisse Ernte nicht mit Sicherheit rechnen; Feld- od. Marschwiesen, welche zwischen Feldern liegen, sie sind gewöhnlich zu trocken u. haben deshalb nur wenig Werth; Thalwiesen, welche in Vertiefungen zwischen Ackerfeldern u. Heiden, in Thälern u. an kleinen Bächen liegen. Der Grund dieser W-n ist der Rückstand der von den Anhöhen zugeführten u. aus dem Bachwasser abgesetzten düngenden Theile. Sie verlangen beständige Feuchtigkeit u. sind von Werth, wenn der Untergrund die überflüssige Feuchtigkeit durchläßt, im Gegentheil nehmen sie den Charakter einer moorigen W. an; Salzwiesen, welche an den Ufern der Meere u. salzigen Seen liegen, sie liefern ein vorzügliches Futter; moorige (Moor-) W-n, welche von torfartiger Beschaffenheit sind u. einen undurchlassenden Untergrund haben; wenn die Quellen gut abzuleiten sind u. die obere humose Erdschicht tief, mild u. fruchtbar ist, so sind solche W-n von hohem Werth; quellige W-n, welche gewöhnlich am Fuße der Berge u. Hügel liegen u. von Quellwasser überrieselt werden; fließt dasselbe ab u. stockt nicht im Untergrund, so erzeugen solche W-n ein dichtes, süßes, feinhalmiges Gras; Bergwiesen, welche auf der Höhe od. an den Abhängen der Berge liegen u. nur wenig, aber sehr gutes Futter liefern; Waldwiesen, welche rings od. nur von mehren Seiten von Holz eingeschlossen sind, sie haben meist nur geringen Werth; Brach- od. Ödgartenwiesen, welche bei manchen Koppel- od. Ödgartenwirthschaften dann entstehen, wenn der Boden, nachdem er einige Früchte getragen hat, zu Gras niedergelegt wird u. sich von selbst berast; sie geben oft einen nicht geringen Ertrag, können aber nur da vorkommen, wo ein feuchtes u. kühles Klima den Graswuchs bes. begünstigt, also in gebirgigen Lagen od. in der Nähe fließender Gewässer. b) Je nach der Beschaffenheit des Futters unterscheidet man süße W-n, welche nie von einem nachtheiligen Wasserüberfluß leiden u. ein süßes, dem Viehe angenehmes u. gedeihliches Futter liefern; sauere W-n, welche an nachtheiliger Nässe leiden, oft versumpft sind u. hartes, grobes, saures, dem Viehe nicht gedeihliches Futter geben. c) Nach dem Besitzer sind die W-n Privatwiesen, welche einem einzelnen Besitzer gehören u. Gemeindewiesen, welche mehren Besitzern zusammen gehören, die entweder den jährlichen Ertrag unter sich zu gleichen Theilen vertheilen, dann auch alle auf solchen W-n vorkommende Arbeiten gemeinschaftlich verrichten, od. deren Ertrag jedes Jahr nur ein Mitbesitzer bezieht u. so der Reihe herum (Reihewiesen). d) Hinsichtlich des Ertrages unterscheidet man: einschürige od. Jakobswiesen, welche nur einmal zu Heu gemähet werden; zweischürige, Pfingst- od. Grummetwiesen, welche zweimal, zu Heu u. zu Grummet, gemähet werden, u. dreischürige, welche dreimal in einem Jahre gemähet werden. Einschürig sind auch die sogenannten Herbstwiesen, welche ungünstiger Lage od. Weidegerechtigkeiten wegen nur einmal gemäht werden können od. dürfen.
B) Der Werth der W-n hängt ab von der Qualität des Bodens, von der Umgebung (am besten liegt eine W. frei), von der Güte der darauf wachsenden Pflanzen, von der Sicherheit des Heugewinnes, von der Entfernung von dem Wirthschaftshofe, von der Verwerthung des Futters, von der Beschaffenheit der zu einem Gute gehörigen Äcker, von der Gelegenheit zu Meliorationen. Ein Hauptumstand einer guten W. ist stets, daß die auf ihr wachsenden Pflanzen aus den vorzüglichsten, dauernden Gräsern u. den besten u. zweckdienlichsten Kräutern bestehen. Die besten Wiesenpflanzen sind: a) nach der Beschaffenheit der W-n: für feuchte, nasse, moorige u. quellige, nicht zu entwässernde W-n: Festuca fluitans, Poa aquatica, Agrostis stolonifera, Melica nutans, Phleum pratensis, Phalaris arundinacea, Aira aquatica, Menyanthes trifoliata. Aus mäßig feuchten W-n, welche bewässert werden können: Alopecurus pratensis, Poa trivialis u. pratensis, Festuca pratensis u. decumbens, Avena elatior, Aira caespitosa, Bromus giganteus, Anthoxanthum odoratum, Agrostis stolonifera, Holcus lanatus, Dactylis glomerata, Lolium perenne italicum, Lotus corniculatus u. siliquosus, Menyanthes trifoliata, Trifolium repens u. pratense, Plantago lanceolata. Auf trockenen W-n: Avena elatior, pratensis u. flavescens, Festuca ovina u. rubra, Annthoxanthum odoratum, Holcus lanatus u. mollis, Melica ciliata, Poa bulbosa, Aira flexuosa, Medicago lupulina u. falcata, Trifolium montanum, Pimpinella magna u. saxifraga, Lathyrus pratensis, Vicia cracca, Achillea millefolium. Für torfige, moorige W-n: Melilotus ofticinalis, Lotus corniculatus, Trifolium hybridum, pratense u. repens, Medicago lupulina, Agrostis stolonifera, Festuca elatior, Avena elatior, Holcus lanatus, Alopecurus pratensis, Phleum pratense. Für thonigen, kalten, undurchlassenden Boden: Melilotus officinalis, Lotus corniculatus, Trifolium hybridum, pratense u. repens, Medicago lupulina, Poa trivialis, Agrostis stoloni fera, Cynosurus cristatus, Lolium perenne, Anthoxanthum odoratum, Avena elatior, Phleum pratense, Dactylis glomerata, Festuca elatior u. arundinacea. Für fruchtbaren, kräftigen, warmen, bewässerbaren Boden: Medicago lupulina, Trifolium pratense u. repens, Anthoxanthum odoratum, Poa pratensis, Briga media, Lolium perenne, Avena elatior, pubescens u. flavescens, Festuca pratensis u. elatior, Alopecurus pratensis, Phleum pratense, Dactylis glomerata. Für fruchtbaren, warmen, kräftigen, nicht wässerbaren Boden: Trifolium repens u. pratense, Medicago lupulina, Anthoxanthum odoratum, Briga media, Poa pratensis, Festuca ovina u. pratensis, Avena elatior, pubescens, flavescens u. pratensis, Lolium perenne. Für schattige Waldwiesen: Trifolium repens u. pratense, Medicago lupulina, Anthoxanthum odoratum, Lolium perenne, Avena elatior u. pubescens, Lolium italicum, Bromus giganteus, Dactylis glomerata. Für sandigen, trockenen Boden: Pimpinella minor, L. athyrus pratensis, Trifolium repens, Triticum caninum, Poa compressa, pratensis u. trivialis, [198] Festuca pratensis u. ovina, Holcus borealis, Avena pratensis, Dactylis glomerata, Phleum pratense. b) Nach der Verschiedenheit der Viehgattung sind zu wählen wenn vorzugsweise Rindviehzucht getrieben wird: Alopecurus pratensis, Avena elatior, Festuca pratensis, Poa trivialis u. aquatica, Melica nutans, Aira aquatica, Anthoxanthum odoratum, Bromus giganteus, Holcus lanatus, odoratus u. mollis, Lolium perenne italicum, Trifolium pratense, Lotus corniculatus u. siliquosus, Lathyrus pratensis, Vicia cracca; wenn vorzugsweise Pferdezucht getrieben wird: Phleum pratense, Festuca fluitans, Lolium perenne, Melica ciliata, Dactylis glomerata, Medicago falcata u. lupulina, Phalaris arundinacea; wenn vorzugsweise Schafzucht getrieben wird: Avena flavescens u. pratensis, Festuca decumbens, rubra u. ovina, Poa bulbosa, Aira caespitosa u. flexuosa, Trifolium montanum, Menyanthes trifoliata, Pimpinella magna u. saxifraga, Lathyrus tuberosus, Plantago lanceolata, Carum carvi. c) Nach der Wirkung auf das Vieh sind milchgebende Wiesenpflanzen: Festuca pratensis u. elatior, Phleum pratense, Poa pratensis u. trivialis, Aira aquatica, Lolium perenne italicum, Agrostis stolonifera, Lotus corniculatus, Carum carvi; Pflanzen, welche eine besondere Mastungsfähigkeit besitzen: Alopecurus pratensis, Lolium perenne italicum, Poa trivialis, Festuca pratensis u. elatior, Bromus giganteus, Trifolium repens u. pratense, Lotus corniculatus u. siliquosus, Lathyrus tuberosus u. pratensis, Vicia cracca, Plantago lanceolata, Pimpinella magna u. saxifraga. d) Auch frühes u. spätes Wachsthum muß beobachtet werden. Zeitig blühende u. reifende Wiesenpflanzen, deren Ernte im Mai fällt, sind: Avena elatior, Alopecurus pratensis, Anthoxanthum odoratum, Dactylis glomerata, Melica nutans, Poa pratensis, trivialis u. bulbosa, Lolium perenne italicum, Trifolium montanum, Lotus siliquosus, Medicago falcata u. Menyanthes trifoliata. Später blühende u. reifende Wiesenpflanzen, deren Ernte in den Juni fällt, sind: Avena pratensis u. flavescens, Festuca pratensis, fluitans, decumbens, ovina u. rubra, Holcus lanatus u. odoratus, Melica ciliata, Lolium perenne, Phalaris arundinacea, Trifolium repens u. pratense, Medicago lupulina, Lotus corniculatus, Lathyrus tuberosus u. pratensis, Plantago lanceolata, Carum carvi, Achillea millefolium. Ganz spät blühende u. reifende Wiesenpflanzen, deren Ernte in den Juli fällt, sind: Phleum pratense, Agrostis stolonifera, Holcus mollis, Poa aquatica, Aira aquatica u. caespitosa, Pimpinella magna u. saxifraga, Vicia cracca.
C) Anlegung einer natürlichen W. Den zur W. bestimmten Acker gleicht man ebenmäßig aus, pflügt tief, düngt ihn gut u. bestellt ihn ein od. zwei Jahre mit Hackfrüchten. Im zweiten od. dritten Jahre besäet man ihn mit einer Sommerhalmfrucht, welche man aber nicht reif werden läßt, u. säet unter diese den Gras- u. Kräutersamen. Die Menge des Samens hängt von der Größe der Körner ab. Im Allgemeinen säet man pro Magdeburger Morgen 18 Pfund Gras- u. 6 Pfund Kräutersamen. Die beste Saatzeit ist der Mai. In den ersten beiden Jahren darf die neue W. nicht beweidet werden.
D) Unterhaltung der W. Dazu gehört: a) Wegfangen der Maulwürfe u. Zerstören u. Ebenen der Maulwurfshaufen, da diese das Mähen der W. sehr erschweren. Das Ebenen geschieht im zeitigen Frühjahr u. nach der Heuernte mit Schaufel u. Rechen, od. mit Wiesenegge u. Wiesenhobel (s.d.); b) Vertilgung der Mäuse durch öfteres Verstopfen ihrer Gänge mit Steinen, Räuchern etc.; c) Zerstörung der Ameisenhaufen, indem sie die guten Pflanzen ersticken u. schlechte Gräser aufnehmen. Man sticht die Haufen ab, vermischt sie mit Mist u. Kalk u. bereitet Compost daraus. In die abgehackten Stellen harkt man etwas Grassamen ein; d) Vernichtung der Engerlinge, Werren u. Grasraupen, indem diese dem Wiesengrunde sehr schaden, durch Überstauen der W. u. Hegung von zwei Maulwürfen pro Morgen, Walzen, Bestreuen der W. mit Kalk, Asche etc; e) Ausroden der zu weit in die W. laufenden Sträuchern. Stauden, indem sie den Boden auszehren u. das Trocknen des Grases verhindern; f) Walzen, namentlich vortheilhaft auf balligen W-n, geschieht am besten mit einer schweren Steinwalze; g) Unterhaltung der Gräben; h) Unterhaltung der nöthigen Brücken; i) Anlegung von Zäunen an den Ufern der Bäche u. Flüsse, wo diese während des Winters Einbrüche in die W. gemacht haben; k) Eggen der moorigen W-n im zeitigen Frühjahr zur Vertilgung des Mooses u. Anregung der Vegetation; l) Ausstechen u. Ausjäten schädlicher Unkräuter; m) Vermeidung des Beweidens der W-n im Herbste bei nasser Witterung.
E) Verbesserung der W-n. Dahin ist zu rechnen: a) Trockenlegen nasser, sumpfiger u. quelliger W-n (s. Entwässerung); b) Planiren, indem man Erhöhungen u. Vertiefungen ausgleicht, wobei vorher der Rasen abgeschält u. nach dem Ausgleichen des Bodens wieder aufgelegt wird; e) Abschwemmen unebener Thalwiesen, indem man den Rasen in gehöriger Dicke abplaggt, Steine u. Gerölle in Schluchten u. Vertiefungen, die schlechteste Erde zu unterst u. die humose oben auffährt u. so die Vertiefungen der W. ausfüllt, so daß sie eben wird u. nur nach den Ableitungsgräben zu einiges Gefälle erhält. Eine so abgeschwemmte W. muß nun wieder eine neue Rasendecke erhalten, u. da es meist zur nöthigen Ausfüllung der tiefen Stellen an guter Erde fehlen wird, so ist hier dem Einsäen des Grassamens das sogenannte Impfen vorzuziehen. Es geschieht dies im Frühjahr, u. man kann dazu den vorher abgeschälten, nicht dicken Rasen verwenden. Nachdem der Wiesengrund vorher geeggt worden ist, werden 2_–3 Zoll breite Rasenstreifen in einer Entfernung von 6–8 Zoll auf der Wiesenfläche ausgebreitet u. angestampft u. begossen. Die Zwischenräume werden mit Grassamen angesäet. d) Erniedrigung, wenn die W-n zu trocken gelegen sind u. ein nahe vorbeifließendes Gewässer Gelegenheit zur Bewässerung gibt; es wird dabei ganz das Verfahren wie bei dem Abschwämmen u. Impfen beobachtet. e) Verjüngen, geschieht, wenn sich auf der W. Giftpflanzen, Unkräuter, Moose u. Flechten eingeschlichen u. die besten Pflanzen verdrängt[199] haben. Man überfährt zu diesem Zwecke die W. im Herbst, Winter od. Frühjahr mit Erde, u. zwar 1–2 Zoll hoch, wenn sie mäßig feucht u. trocken, 3–4 Zoll hoch, wenn sie naß ist. Die schädlichen Pflanzen werden dadurch erstickt, die besseren aber vermehrt. Torfige, moorige u. schwammige W-n verjüngt man am besten durch eine 3–4 Zoll hohe Auffuhr von Sand u. nachherige Einsaat guter Wiesenpflanzen. f) Aufbruch, wenn die Vegetation der W. fast erloschen ist u. es zum Verjüngen an Erde od. Sand zur Auffuhr mangelt, od. wenn eine an sich gute W. durch Vernachlässigung mit schlechten Gräsern überzogen ist, so bricht man dieselbe mit Pflug od. Hacke auf u. zerkleinert die Furchen mit schweren eisernen Eggen. Im ersten Jahre baut man auf solchen W-n Hackfrüchte, dann Wickhafer, unter welchen man den Grassamen säet; ersteren muß man zeitig mähen. Im zweiten Jahre befährt man die neue W. mit Erde od. Schlamm. g) Lockerung des Untergrundes mittelst des Wiesenuntergrundpfluges; derselbe schält den Rasen ab u. legt ihn zur Seite, ohne daß er weggenommen u. wieder aufgelegt zu werden braucht od. bedeutend verletzt wird. Der Pflug besteht aus einem gewöhnlichen Bockpfluggestell mit einer einschneidigen, mäßig gewölbten Schar, einem senkrechten Streichbret u. einer an der Schar befindlichen wagerechten, aus Eisenblech bestehenden Verlängerung, welche unter einem rechten Winkel an das Streichbret stößt. h) Einzäunung. Hecken u. Holzanpflanzungen, an den geeigneten Stellen, bes. der Nord- u. Ostseite, angebracht, erhöhen u. beleben die Temperatur des Bodens u. der Atmosphäre sehr. Die dazu sich vorzugsweise eignenden Holzarten sind Weide u. Erle. i) Düngung. Es genügt, wenn man eine W. alle drei Jahre düngt. Man verwendet dazu am besten Schaf-, Pferde- u. Schweinemist, auch der Geflügelmist u. die menschlichen Excremente, mit Erde vermischt u. dünn ausgestreut, sind von vorzüglicher Wirkung; das Pferchen darf nur im Herbst geschehen. Sind die W-n keinen Überschwemmungen ausgesetzt, so fährt man den Stallmist im Spätjahr auf u. zerstreut ihn dünn, außerdem muß er im zeitigen Frühjahr aufgebracht werden. Gut ist es, ihn mit der Egge einzureiben. Auch Jauche u. Compost, im Herbst, Winter od. Frühjahr aufgebracht, sind gute Wiesendünger. Eben so Asche, Ruß, Knochenmehl, Guano, Hornspäne. Bes. vortheilhaft wirkt die Asche auf trocken gelegten Moorwiesen, auch vertilgt sie Binsen u. Moos Noch andere gute Düngungsmittel sind: das im Herbst ab. geschnittene Kartoffelkraut auf die W. ausgebreitet; der Seetang im frischen, ungegohrenen Zustande; der Mergel, u. zwar sandiger Kalkmergel auf Moorgrund, Lehmmergel auf Sandboden; der gebrannte, mit feuchter Erde gelöschte Kalk, welcher bes. auf Moorwiesen sehr wirksam ist, u. außerdem das Moos zerstört.
F) Bewässerung u. Wiesenbau. Zur Ausführung von Wässerungsanlagen hat man verschiedene Werkzeuge nöthig: Visirbretchen, od. Stäbe von 36 Zoll Höhe, 4 Z. Breite u. 1 Z. Stärke, an welchen oben ein Querbretchen von 15 Z. Länge, 8 Z. Breite u. 1 Z. Stärke befestigt ist; eine Setzwage; mehre 2 Fuß lange Absteckestäbe; stärkere u. schwächere Schnuren: Wiesenbeile; Stechschippen von starkem Eisenblech, mit Stahl belegt, 12 Z. lang u. 4–5 Z. breit mit einem etwas gekrümmten Stiele; Spatenschippen, welche man aus einem birkenen od. erlenen Stammende fertigt; ihre Länge beträgt 3 Fuß, die der Schippe 14 Z., die Breite 6._– 8 Z., unten ist sie mit einem gut verstählten, scharfen, eisernen Schuh versehen; Planirhacken; Raschenschläger, welche aus einem Stück Pfoste von hartem Holz, 3 Z. stark, 18 Z. lang u. 12 Z. breit, bestehen; Rammeln; Handkarren u. ein Ruthenmaß. Mag der Boden einer zur Bewässerung bestimmten Fläche Thon, Lehm, Moor od. Sand sein, immer muß die Erde, welche unmittelbar unter dem Rasen war, die obere bleiben. Alle Stellen, wo zu Zeiten Wasser stand u. der Boden eine glänzend schwärzliche od. röthliche Farbe angenommen hat, müssen mehre Wochen umgegraben u. in Stücken unplanirt liegen bleiben. Findet man unter dem ersten Spatenstich Steine, bes. Eisensteine, so müssen diese entfernt werden. Reiner Torfboden ist nicht zum Wiesenbau anwendbar. Ist eine Vertiefung auszufüllen, so darf der gute Boden nicht verschüttet werden. Erhöhungen muß man abtragen. Das Wichtigste bei Ausführung einer Bewässerungsanlage ist die Führung der Gräben. Die Sohle des Grabens muß stets eine gleiche Breite haben. Jeder Graben, welcher 10 Zoll u. darüber tief ist, muß Böschung erhalten. Besondere Rücksicht erfordert der jedesmalige Zweck des Grabens. Entwässerungsgräben müssen in der Tiefe geführt u. ihnen möglichst viel Gefälle gegeben werden; man macht sie lieber zu groß als zu klein, u. erweitert sie, wenn der Wasserzufluß nach u. nach in ihnen stattfindet, an der Ausmündung. Bewässerungsgräben müssen stets auf der Höhe hingeleitet werden; man macht sie entweder wagerecht, od. gibt ihnen nur sehr wenig Gefälle. Dabei macht man sie lieber breit u. seicht, als schmal u. tief. Zu einer vollständigen Bewässerung sind folgende Gräben nöthig: a) der Kanal, welcher nur bei großen Bewässerungsanlagen vorkommt u. vom größten Umfange ist; b) der Hauptzuleitungsgraben, welcher das zur Bewässerung nöthige Wasser aus dem Flusse od. Bache erhält; berührt er die W., so muß er entweder ganz wagerecht, od. nur auf 10 Ruthen Länge mit 1 Zoll Gefälle geführt werden; c) der Hauptentwässerungsgraben, welcher alles Wasser, das schon zur Bewässerung gedient hat, aufnimmt u. mit raschem Gefälle hinwegführt; er ist entweder ein künstlich angelegter, od. ein schon vorhandener natürlicher u. muß eine möglichst lange, gerade Richtung, hinlängliches, wo möglich gleichmäßiges Gefälle, genügende Größe u. nicht zu steile Seitenufer haben; d) der Vertheilungsgraben, welcher sein Wasser aus dem Hauptzuleitungsgraben erhält u. dasselbe in mehre Gräben vertheilt; er muß genau wagerecht u. wenigstens 12 Zoll breit u. 6 Zoll tief sein; e) die Bewässerungsgräben, Grippen od. Rinnen, von denen die ganze Bewässerung u. der Ertrag der W. abhängt. Das Wasser läuft über ihre Uferkanten in sehr dünnen, aber ganz gleichmäßigen Schichten, weshalb sie genau wagerecht sein müssen; eine Breite von 6–8 Zoll u. eine Tiefe von 4 Zoll ist vollkommen hinreichend; f) die Entwässerungsgräben, welche alles Wasser aufnehmen u. dasselbe dem Hauptentwässerungsgraben zuführen; an der Ausmündung müssen sie 2–3 Zoll breiter sein, als am Anfange; g) die Vertheilungsgräben kommen blos beim Rückenbau vor, erhalten ihr Wasser durch[200] die kleinen Einlaßgräben aus dem Hauptzuleitungsgraben u. vertheilen dasselbe in die Bewässerungsrinnen; da diese Gräben gleichzeitig die Stelle der Entwässerungsgräben vertreten, so müssen sie genau wagerecht u. in gleicher Höhe mit den Bewässerungsgräben angelegt werden; in der Regel macht. man sie 12 Zoll breit u. 4 Zoll tief; ihre Sohle muß mit der der Entwässerungsgräben in gleichem Niveau stehen; h) die Einlaßgräben, welche bes. bei kleinen Bewässerungsanlagen statt der kostspieligen Schleußen dienen; sie verbinden den Hauptzuleitungsgraben mit dem Vertheilungsgraben u. versorgen die W. mit dem nöthigen Wasser. Man muß ihnen viel Gefälle geben u. sie lieber klein u. deren mehre machen; die angemessenste Breite ist 6 Zoll, die Tiefe bestimmt das Wasser u. die Höhe des Dammes; i) die Transportir- od. Verticalgräben, welche niemals wässern, sondern das Wasser nur fortleiten u. deshalb Gefälle haben müssen. Zu jeder erheblichen Bewässerungsanlage sind verschiedene Wasserstaue u. Schleußen nöthig. Die Hauptschleuße, durch welche das Wasser in dem Flusse abgefangen u. in den Hauptzuleitungsgraben getrieben wird, ist immer die kostspieligste. Die übrigen Schleußen, welche in dem Haupt-, Neben-, Zu- u. Ableitungsgraben erforderlich sind, können einfacher u. schwächer construirt sein. Jeder abgesonderte Theil der Anlage, welcher einen eigenen Wässerungsgraben hat, erfordert auch eine besondere Schleuße. Entweder sind diese so eingerichtet, daß sie das Wasser bis zur vollen Höhe. des Grabens aufstauen können, od. so, daß sie dies nur bis zu einer gewissen Höhe thun u. das übrige Wasser überfallen lassen. Damm. arbeiten kommen nur in zwei Fällen vor, um Wasserleitungen durch Niederungen in erforderlicher Höhe anzulegen u. um Wasser zu sammeln.
G) Der Wiesenbau zerfällt in den Kunstwiesen. u. in den natürlichen Wiesenbau. Der Kunstwiesenbau ist die Wiesenverbesserung, wo die ganze W. eine andere, doch der früheren Gestalt angemessene Oberfläche durch einen förmlichen Umbau erhält. Die Bedingungen, unter denen der Kunstwiesenbau in Ausführung gebracht werden kann, sind: hinlängliches, zu jeder Zeit zu habendes Wasser, möglichst vollkommene Entwässerung u. Sicherung vor jeder natürlichen Überschwemmung. Vorzüge des Kunstwiesenbaues vor dem natürlichen sind: Er bedarf bei weitem weniger Wasser, jede Fläche, sie mag viel, wenig od. kein Gefälle haben, gestattet diese Wiesenverbesserung; im dritten Jahre gibt jede gut eingerichtete u. nach den Regeln bewässerte Kunstwiese pro Magdeburger Morgen mindestens 40 Centner Heu in zwei bis drei Schnitten. Ist der Kunstbau beendet, so ist der Werth der W. wesentlich erhöht. Die jährliche Erneuerung der Gräben ist wohlfeiler. Nachtheile des Kunstwiesenbaues sind: bedeutender Kostenaufwand gegen den natürlichen Wiesenbau, Möglichkeit der Ausführung nur auf Flächen, wo schon Rasen ist, eine strengere Aufsicht der Instandhaltung u. Bewässerung. Der natürliche Wiesenbau ist diejenige Wiesenverbesserung, wo ein genaues Planiren der Oberfläche nicht stattfindet, sondern wo man blos alle Höhen zu bewässern u. alle Niederungen zu entwässern sucht. Da jedoch letzteres nicht immer in dem erforderlichen Grade ausführbar ist, daß nicht hier u. da während der Bewässerung Wasser stehen bleibt, so erzeugt eine W. mit natürlicher Bewässerung kein so schönes u. gesundes Futter, als durch den Kunstwiesenbau. Die Bedingungen, unter denen der natürliche Wiesenbau ausgeführt werden kann, sind: etwas Gefälle u. viel Wasser. Vorzüge desselben vor dem Kunstwiesenbau sind: äußerst geringer Kostenaufwand, Möglichkeit der Ausführung auf Flächen, welche von allem Graswuchs entblößt sind, geringere Aufsicht bei der Bewässerung selbst. Nachtheile desselben sind: ungleiches Futter, theils gute, theils schlechte Gräser, nicht halb so reichlicher Ertrag als beim Kunstwiesenbau, 20 Centner Heu vom Magdeburger Morgen ist das Höchste, was zu erwarten steht; schlechte Ernteverrichtung hinsichtlich des Mähens u. des Trocknens, bes. beim flachen Wiesenbau, fast jährliche Erneuerung der ganzen Anlage u. viel Wasser. a) Der Kunstwiesenbau zerfällt aa) in Rückenbau, u. zwar schmalen u. breiten Rückenbau; u. bb) in Hangbau. Findet Hang- u. Rückenbau zugleich statt, so ist dies cc) ein zusammengesetzter Bau. Der schmale Rückenbau ist die Bewässerungsart, durch welche eine W. in lauter zwei Ruthen breite Rücken gelegt wird. Man macht diese Rücken nicht gern länger als zehn Ruthen. Das mindest erforderliche Gefälle sind 12 Zoll auf zehn Ruthen Länge. Der breite Rückenbau ist die Bauart, wo die Rücken vier bis fünf Ruthen breit sind. Sind sie breiter, so ist es Hangbau. Die Rücken können hier so lang als möglich sein, nur berücksichtigt man dabei, daß, wenn sie unter 20 Ruthen lang sind, kein besonderer Hauptzuleitungsgraben auf die Rückenhöhe hingeführt zu werden braucht, sondern blos ein etwas größerer Bewässerungsgraben; sind sie jedoch länger, so muß ein Hauptzuleitungsgraben angelegt werden. Das mindest nöthige Gefälle ist hier 8 Zoll auf 10 Ruthen Länge. Der Hauptbau kann nur auf einer solchen Fläche stattfinden, deren Abdachung mindestens 4 Zoll auf die Länge einer Ruthe ist. Je mehr hier Gefälle gegeben werden kann, desto größer ist der Ertrag. b) Der natürliche Wiesenbau zerfällt: aa) in flachen Bau u. bb) in natürlichen Hangbau. Der flache Bau muß wenigstens so viel Gefälle haben, daß die W. während der Bewässerung nicht einem Teiche gleicht u. nach zwölf Stunden alles Wasser rein abgelaufen sein muß. Auf zehn Ruthen Länge genügt 20 Zoll Fall. Auch muß das Wasser so hoch über die W. geleitet werden können, daß alle Anhöhen aus den kleinen abgedämmten Gräben bewässert werden können. Der natürliche Hangbau erfordert dasselbe Gefälle als der Kunsthangbau, mindestens auf eine Ruthe 4 Zoll, u. ist nur auf solchen Flächen ausführbar, deren Oberfläche keine zu großen u. unregelmäßigen Unebenheiten darbietet; erfordert aber eine W. zu viel Planirarbeit, dann ist es besser, man schreitet zum Kunsthangbau. Die Bewässerung selbst kann durch Anstauung, combinirte Berieselung u. Drainirung, Stauberieselung, Überrieselung od. Überstauung geschehen. Die Anstauung besteht darin, daß man die Wässerungsgräben zusetzt u. dadurch das Wasser zwingt sich auf einer großen Strecke 2–3 Zoll hoch von der Oberfläche der W. anzusammeln. Hierbei findet keine oberflächliche, sondern eine unterirdische Bewässerung statt. Hauptsächlich wird die Anstauung auf Moor- u. Torfwiesen bei Trockenheit angewendet. Die combinirte Berieselung u. Drainirung, eine Erfindung [201] Petersons, besteht im Wesentlichen darin, daß der Anschluß zwischen Haupt- u. Nebendrains durch eine besondere Schließvorrichtung erfolgt, bestehend aus einem von 10–12 Zoll breiten Bretern zusammengenagelten Kasten, welcher mit einem Boden versehen u. von einer Thonschicht wasserdicht umgeben ist. Haupt- u. Nebendrains sind mit konischen Löchern in diesen Kasten eingeschoben. Die Verbindung zwischen dem ableitenden Hauptdrain u. dem Kasten kann durch einen mit einem Hebel verbundenen Stöpsel beliebig geöffnet u. geschlossen werden. Beim Verschluß steigt das aus Haupt- u. Nebendrains sich sammelnde Wasser in dem Kasten, welcher oben in den Regulirungsgraben austritt u. über die Wiesenfläche etwas hervorragt, in die Höhe, ergießt sich durch rostartige Öffnungen, welche oben in demselben Kasten angebracht sind, in den Regulirungsgraben u. berieselt von dort die unterhalb liegende W. Entwässerung, abtheilungsweises Berieseln u. Trockenlegen der W. liegt sonach ganz in der Hand des Landwirths, je nachdem alle Schließvorrichtungen od. nur ein Theil derselben geöffnet werden. Eine solche Anlage, bei welcher alle kostspieligen Reparaturen wegfallen, keine Planirungs- u. Abdachungsarbeiten u. keine Entwässerungsgräben nothwendig sind u. die Berieselungsgräben weit einfacher angelegt werden können, ist aber nur auf W-n anwendbar, welche im Untergrund Wasser haben. Die Stauberieselung vereinigt die Vortheile des Stauens u. Rieselns; die W. muß dazu gleichsam in Flußufer verwandelt u. die künstlichen periodischen Überschwemmungen angemessen geregelt werden. Bei diesem System handelt es sich nicht blos darum, mittelst Kanälen u. Staudämmen Wasser auf die Fläche zu bringen u. dasselbe an einigen Stellen ab- u. zufließen zu lassen, sondern das Wasser wird möglichst gleichmäßig u. dünn über die Fläche verbreitet u. erneut, mithin überall in Bewegung erhalten. Zuerst wird die ganze zu bewässernde Fläche eingeweicht, dann in mehre durch Dämme geschiedene Abtheilungen gebracht, welche durch ein zahlreiches Röhrensystem mit einander in Verbindung gesetzt werden. Die einzelnen Abtheilungen werden so angelegt, daß die Niveaudifferenz in jeder Abtheilung nicht über 6–8 Zoll schwankt u. daß die Dämme, durch welche das Wasser mittelst Röhren von einer Abtheilung zur anderen geleitet wird, eine möglichst horizontale Basis haben. Jede Abtheilung kann durch Kastenschleußen trocken gelegt werden. Die Bewässerung der einzelnen Quartiere erfolgt auf die Weise, daß die höchst gelegenen zuerst direct von dem Hauptzuleitungsgraben aus unter Wasser gesetzt werden; von da wird dasselbe durch die Röhren weiter geführt. Die Überrieselungswiesen müssen eine schiefe, ziemlich geneigte Fläche darstellen, über welche sich das Wasser, ohne daß dasselbe stehen bleibt, gleichmäßig u. ungehindert ergießen kann. Daher ist Ebenheit auch die erste Grundregel der Kunst, zu welcher sich das Rieselungswesen bei dem Hang- u. Rückenbau erhebt. Die Überstauungswiese hat eine fast wagerechte Lage. Zur Bewässerung jener können die kleinsten Quellen u. Bäche benutzt werden; zur Bewässerung dieser ist eine größere Wassermasse nothwendig. Die Überrieselungswiesen liefern ein besseres Futter u. sind daher im Ganzen besser als die Überstauungswiesen. Beide Arten von Wässerungswiesen bedürfen außer der richtigen Anwendung des Wassers nur wenig Pflege, das fernere Ebenen u. Düngen wird fast ganz unnöthig, weil dieses durch das Wasser am vollständigsten bewirkt wird. Nur wenn man zur Bewässerung klares Quellwasser, welches sich nie trübt, anwenden muß, wird bisweilen eine Düngung nöthig. Wendet man aber von Zeit zu Zeit trübes Wasser, welches seinen Schlamm absetzen kann, zur Wässerung an, dann gewährt man zu gleicher Zeit der W. eine vorzügliche Düngung. Bei Überrieselungswiesen wird das Wasser in eine Zuleitungsgraben nach den höchsten Punkten derselben geführt u. mittelst der in diesem Graben angebrachten Schleußen zum Austreten genöthigt. Kleinere Gräben in mannigfacher Form u. Verzweigung, deren Menge, Größe, Richtung u. Bildung von der Lage der W. u. der Menge des Wassers abhängt, vertheilen dasselbe auf der ganzen Fläche u. endlich versinkt es ganz in den Boden, od. wird durch einen Abzugsgraben von den Stellen, wo es stauet u. zur Versumpfung Anlaß geben könnte, weggeleitet. Bei der Überstauung wird die W. mit einem Damm umgeben, in welchem zwei Schleußen, eine am höchsten u. eine am tiefsten Punkte, angebracht sind. Das Wasser wird entweder durch einen Zuleitungsgraben, od. unmittelbar aus dem Flusse bei der obersten Schleuße eingelassen, während die untere geschlossen ist. Es ergießt sich nun über die ganze Fläche. Hat es hoch u. lange genug gestanden, so wird die untere Schleuße geöffnet u. die obere geschlossen. Das Wasser strömt nun entweder in tiefere Flächen, um auch diese zu bewässern, od. wird mittelst eines Kanals wieder in den Fluß zurückgeführt.
Die Bewässerung aller W-n findet zu jeder Jahreszeit statt u. muß nach gewissen Regeln geschehen: a) Besondere Regeln: aa) Beider Überrieselung: So lange die Hitze des Tages dauert, darf das Wasser weder auf die W. gelassen, noch von derselben abgeschlagen werden; bei kalten Nächten geschieht das Umstellen des Wassers am besten des Mittags, bei warmem Wetter entweder eine Stunde vor Sonnenaufgang od. eine Stunde nach Sonnenuntergang; bei sehr starkem Thau läßt man das Wasser nicht auf die W.; bei warmem Regen wird das Wässern eingestellt, außer wenn das Wasser düngende Theile mit sich führt; bei Frühjahrsnachtfrösten muß das Wasser am Abend aufgebracht werden; ist man von einem Nachtfrost überrascht worden u. es scheint ein heiterer, sonniger Tag zu folgen, so muß man vor Sonnenaufgang das Wasser auf die ganze W. leiten; fällt kalter Regen od. später Schnee ein, so muß sehr schnell gewässert werden; bei warmen Nächten u. warmem Regen in der ersten Hälfte des Mai muß das Wässern öfter unterbrochen werden, weniger bei kaltem Regen u. rauhem Wetter; in nassen Jahren darf nur wenig, in ganz nassen gar nicht gewässert werden; an sich trockener Boden muß länger, feuchter dagegen kürzere Zeit, sandiger am längsten bewässert werden; auf den niedrigsten Stellen muß die Wässerung zuerst, auf den hochgelegenen zuletzt aufhören; bei geringem Gefälle muß die Wässerung kürzer, bei starkem länger anhalten; eine nach Norden u. Westen gekehrte W. bedarf weniger Wasser, als eine nach Süden od. Osten sich neigende; frisch herbeigeführtes Wasser thut die beste Wirkung, wenn der Boden nach der vorhergehenden Wässerung wieder trocken geworden ist; eine ununterbrochene Bewässerung erzeugt[202] schlechtes Gras; alles Rauschen u. Strömen des Wassers muß möglichst vermieden werden; je ruhiger u. gleichförmiger es zwischen dem Grase hingleitet, desto mehr düngende Theile setzt es ab; nur auf moorigen, sauern W-n ist ein stark strömendes Wasser wünschenswerth. bb) Bei der Überstauung: Die erste Frühjahrsstauung, welche mit der Überrieselung gleichen Anfang hat, kann nach Beschaffenheit des Bodens 8–14 Tage dauern, dann muß aber die W. jedesmal wieder gehörig getrocknet sein, ehe man wieder wässert, u. je mehr man in der Zeit vorrückt, von desto kürzerer Dauer muß die Wässerung sein, bis man endlich, wenn das Gras aufschießt, ganz damit aufhört; bemerkt man bei lauer, warmer Witterung, daß sich Schaum (das Merkmal beginnender Fäulniß) auf dem Wasser bildet, so muß man dies so schnell als möglich abschlagen u. die W. trocken legen; je durchlassender der Boden ist, desto anhaltender u. häufiger, je undurchlassender, desto seltener u. kürzer muß die Überstauung angewendet werden. Bei trockener Witterung staut man stärker, bei nasser schwächer, bei kalter länger, bei warmer kürzer. b) Allgemeine Regeln: Die Herbstwässerung düngt am meisten; man kann fast drei bis vier Wochen hinter einander rieseln, ohne trocken zu legen. Wird die W. schwarz, so ist dieses um so besser. In der letzten Hälfte des November u. Anfang December kann mit öfterem Umstellen fortgewässert werden, so lange kein Frost in der Erde ist. Im Januar u. Februar wässert man gar nicht. Hat man Anfang März viel Wasser u. kann hoffen den Frost aus der Erde zu bringen, so beginnt man so stark als möglich zu wässern. Im April kann man 14 Tage hinter einander stark rieseln. Wenn Ende April u. Anfang Mai die Sonne hell u. warm ins Wasser scheint, so legt man die W. am Tage trocken. Acht Tage vor u. acht Tage nach der Heuernte darf man gar nicht rieseln. Tritt im Sommer sehr trockene Witterung ein, fällt wenig Thau u. welkt das Gras, so läßt man das Wasser ab- u. zu-, aber nicht länger als 12–24 Stunden über Nacht, laufen. Das beste Wasser zum Bewässern ist das Feld- u. Teichwasser, außerdem das Fluß- u. Bachwasser, nach Quellwasser werden die Pflanzen hart; Moor- u. Torfwasser kann nur dann zur Bewässerung verwendet werden, wenn es längere Strecken über Sand gelaufen ist. Die düngende Kraft jedes Wassers kann man dadurch erhöhen, daß man fetten Vieh- od. Schafmist in dasselbe wirst. Sehr wichtig ist auch die Temperatur des Wassers, am geeignetsten ist dasselbe dann zur Bewässerung, wenn es eine höhere Temperatur hat als die Luft. Vgl. A. von Lengerke, Anleitung zum praktischen Wiesenbau, 2. Aufl. Prag 1844; v. Babo, Anleitung zur Anlage u. Behandlung der W-n, Heidelb. 1836; G. L. Patzig, Der praktische Rieselwirth, 4. Aufl. Lpz. 1857; Derselbe, Aufruf an alle Bauern zur Verbesserung ihrer W-n durch Bewässerung, ebd. 1841; L. H. Nebbien, Die Bewässerung aus der Hand, Lpz. 1838; F. Vörländer, Die Sienische Kunstwiese, Siegen 1837; K. Schenk, Abhandlung über den Wiesenbau, Fulda 1841; Die Rieselwiese, Kösl. 1845; Schenk, Der Wiesenbau in seinem ganzen Umfange, Siegen 1846; Häfener, Der Wiesenbau in seinem ganzen Umfange, Reutl. 1847; Fries, Lehrbuch des Wiesenbaues, Braunschw. 1850; Schenk, Der Siegensche Wiesenbaumeister, Wiesb. 1854; Lauter, Anleitung zur Behandlung der Wässerungswiesen, Karlsr. 1852; Haffer, Wiesenkunde, Berl 1858; Vincent, Der Wiesenbau, 2. Aufl. Berl. 1858; W. Löbe, Die Wiesen u. Weiden, ebd. 1863.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.