Amphibien

Amphibien

Amphibien (v. gr., doppellebige [beidlebige] Thiere, Reptilien, Lurche, Amphibia reptilia), die dritte Klasse bildende Wirbelthiere, mit kaltem, rothem Blute, u. in vollkommenem Zustande durch Lungen od. Lungen u. Kiemen zugleich athmend; das Herz hat 2 Vorkammern u. eine Kammer, oft mit unvollständiger Scheidewand; das venöse Blut wird aus dem Körper in eine Vorkammer u. das oxydirte aus den Lungen in die andere aufgenommen. Diese treiben ihren Inhalt in die einzige Herzkammer, die sogleich das Gemisch in den Körper u. die Lungen sendet. Bei den Krokodilen hat die Kammer zwar eine vollkommenere Scheidewand, u. sie erhält beide Blutarten getrennt, die Mischung findet aber bald nachher durch eine besondere Arterie statt, die aus der Lungenarterie zur Aorta führt. Die Lungen bestehen aus großen, zelligen Säcken, in deren Höhlen die Luftröhren einmünden. Die froschartigen Amphibien athmen in ihrem Larvenzustande[429] durch Kiemen, später durch Lungen, die Aalmolche behalten jedoch ihre Kiemen, haben aber zugleich auch Lungen, aber ohne innere Zellen. Das Athmen geschieht übrigens durch die Nasenlöcher, auch findet eine Respiration durch die Hautoberfläche statt, u. sie können daher auch das eigentliche Athmen auf längere Zeit aussetzen. Da übrigens von der Lebhaftigkeit u. Vollkommenheit des Athmungsapparates die Wärme des Blutes hauptsächlich abhängt, so läßt sich einigermaßen erklären, warum das Blut bei den A. kalt ist, u. wegen dieser geringen eigenen Temperatur bedurften diese Thiere auch keiner warmen Bedeckung wie die warmblütigen Thiere, u. sind daher nackt od. nur mit Schuppen od. Schildern bedeckt. Das Skelet ist mehr od. weniger ausgebildet, die Hirnschale aber immer klein, von den Gesichtsknochen oft ganz bedeckt. Brustbein, Rippen u. Beine fehlen vielen ganz oder doch theilweise. Die Ohren sind einfacher gebildet als bei den Vögeln, die Zunge meist ziemlich entwickelt, als Geschmacksorgan, oft aber auch zum Tasten dienend. Der Geruchssinn ist wenig entwickelt, viel mehr das Sehvermögen, den Schlangen fehlen aber die Augenlider. Weil fast alle A. von thierischer Nahrung leben, so ist ihr Verdauungsapparat einfach u. die Verdauung sehr lang. Sie können viele Nahrung auf einmal verschlingen, aber auch sehr lange hungern. Die bei den meisten vorhandenen Zähne dienen nur zum Beißen u. Erfassen der Beute, aber nicht zum Zermalmen; auch sind sie nur selten in Zahnhöhlen eingesenkt (eingekeilt), vielmehr meistens den Kieferknochen nur aufgewachsen. Der Magen ist nur eine einfache, längliche Erweiterung des Speisekanals u. liegt mehr links, der nur wenig gewundene Darmkanal mehr rechts. Die Leber ist groß, zweilappig u. steht mit einer Gallenblase in Verbindung. Auch Milz u. Nieren fehlen nicht. Die A. legen Eier, u. das Junge ist in dem gelegten Eie noch gar nicht, od. schon bedeutend od. ganz ausgebildet, ja bei einigen kriechen die Jungen schon aus, ehe die Eier gelegt sind, kommen also lebendig zur Welt. Obwohl die A. Lungen, Luftröhre u. Kehlkopf haben, fehlt doch vielen die Stimme, od. sie ist, wie z.B. bei den Schlangen, nur auf ein Zischen beschränkt. Viele A. häuten sich von Zeit zu Zeit, u. die, welche in kälteren u. gemäßigten Zonen leben, halten während der kälteren Jahreszeit einen Winterschlaf. In der trockenen Jahreszeit vergraben sich manche, z.B. die Kaimans, auch im Schlamme. In den kälteren Ländern gibt es nur wenige A.; die meisten u. größten kommen in den beißen Ländern vor. Sie leben theils abwechselnd im Wasser u. auf dem Lande, theils nur auf letzterem od. in ersterem. Ihr Wachsthum geht langsam von Statten u. ihr Alter erreicht oft eine bedeutende Höhe. Von Kröten weiß man, daß sie 36, u. von Schildkröten, daß sie sogar 100 Jahre alt wurden. Ein eigentlich geselliges Leben führen die A. nicht. Sie lassen sich zwar zähmen, aber nie abrichten. Viele A. sind harmlose Thiere u. durch Vertilgung schädlicher Thiere sogar nützlich; nur wenige werden durch ihren Biß, die Giftschlangen durch ihr fürchterliches Gift, die Riesenschlangen u. Krokodile durch ihre Größe u. Muskelstärke gefährlich. Viele Schildkröten, Eidechsen, Schlangen u. Frösche werden gegessen u. von Ersteren auch die: Schilder benutzt. Man theilt die A. in 2 Hauptabtheilungen u. 4 Ordnungen: A) Schuppen-A. (Amphibia squamata), Oberhaut meist trocken u. hornig mit Schuppen, alle haben Rippen u. nicht ausgehöhlte Wirbel, das Herz mit unvollständiger Scheidewand in der Herzkammer, die Jungen durchlaufen keine Verwandlung: a) die Ordnung der Schildkröten (Chelonites s. Testudinata); s.d.; b) Eidechsen (Saurier, Saurii), s.d.; c) Schlangen (Serpentes), s.d.; B) Nackthäuter (A. nuda), Oberhaut nackt, schuppenlos, schlüpfrig od. warzigdrüsig, die Jungen stets mit Kiemen, die sich entweder im Alter verlieren od. neben den Lungen fürs ganze Leben bleiben; das Herz mit ganz einfacher Kammer: d) die froschartigen A. od. Batrachier (Batrachia), s.d.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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