Bonifacius

Bonifacius

Bonifacius (lat., der Wohlthäter). I. Heilige: [71] 1) St. B. aus Tarsos, im 4. Jahrh. (nach Andern unter Diocletian); um seinen sträflichen Umgang mit der Römerin Agla abzubüßen, pflegte er auf einer Reise nach Tarsos die Märtyrer in den Kerkern u. begrub ihre Leichname; endlich wurde er selbst hingerichtet; Tag der 14. Mai, in der Kirche zu Paris der 26. Mai. 2) St. B., der Apostel der Deutschen, eigentlich Winfried, geb. 680 zu Kirton in Devonshire; wurde Benedictiner in Excester u. Nutcell u. ging 715 nach Friesland, um die Heidenzubekehren; nach vergeblichen Versuchen kehrte er nach England zurück u. wurde Abt in seinem Kloster; 718 ging er nach Rom u. erhielt dort vom Papste Gregor II. den Auftrag, die Deutschen zu bekehren. Er wirkte zuerst in Thüringen, Hessen u. Friesland, wurde 723 vom Papst Gregor II. nach Rom gerufen, zum Bischof geweiht u. erhielt den Namen B. Mit einem Schutzbriefe von Karl Martell versehen, vollendete er seit 724 die Bekehrung der Hessen (damals ließ er die heilige Eiche bei Geismar umhauen) u. ging dann nach Thüringen, unterstützt von englischen Priestern u. Mönchen, deren er auch nach Sachsen u. Baiern sendete. Gregor III. ernannte ihn 732 zum Erzbischof u. Primas von Deutschland u. 738, wo er zum 3. Male in Rom war, zum päpstlichen Legaten in Deutschland. Viele Bisthümer (Freisingen, Regensburg, Erfurt, Würzburg, Eichstädt), wurden von ihm organisirt, 739 das Bisthum Salzburg wiederhergestellt u. Kirchen u. Klöster (so in Ohrdruf, Amöneburg u. bes. in Fulda 744) errichtet. 743 von Karlmann u. Pipin berufen, ordnete er die fränkische Kirche u. brachte sie zugleich in engere Verbindung mit Rom. Er erhielt 744 Köln u. 745 Mainz zum erzbischöflichen Sitz, überließ aber denselben, nachdem er Pipin 752 zum König gesalbt hatte, 754 seinem Schüler St. Lullus, um selbst den Friesen nochmals das Evangelium zu predigen. Schon hatte er mit seinen Gefährten Tausende getauft u. erwartete dieselben bei Dockum zur Firmung, als ein Haufen Heiden ihn u. seine Begleiter am 5. Juni 755 ermordete. Er wurde kanonisirt, sein Tag der 5. Juni. Sein Leichnam wurde zuerst nach Utrecht, von da aber nach Fulda gebracht, wo ihm 1842 auf dem Platze vor dem Schlosse ein Monument errichtet wurde. Auch in Altenberge (s.d.), wo der Tradition nach die erste christliche Kirche in Thüringen von ihm gebaut worden ist, wurde ihm 1811 ein Denkmal gesetzt, u. am 5. Juni 1855 fand zu Mainz, Fulda u. Altenberge bei Gotha, u. anderwärts eine Säcularfeier seines Todestages statt. Seine Briefe sind gesammelt von Serrarius, Mainz 1629, u. Würdtwein, ebd. 1789, Fol.; seine übrigen Schriften, so: De rebus ecclesiast., Instituta synodalia, De suis in Germania rebus, sind zum Theil noch ungedruckt. Sein Leben von Spangenberg, Schmalk. 1603, von Löffler, Gotha 1812.

II. Päpste: 3) St. B. I., aus Rom, regierte 418–422, s.u. Päpste. Er nannte zuerst den römischen Bischof den Primas der Christenheit u. wurde canonisirt; Tag: 25. Decbr. 4) B. II., ein Gothe, aber geb. in Rom, Papst 530–532, s. ebd. 5) B. III., ein Grieche, regierte 606 od. 607 nur 8 Monate; er erhielt zuerst den Titel allgemeiner Bischof der Christenheit; s. ebd. 6) B. IV., 607–614, s. ebd. 7) B. V., aus Neapel, 617 (618)–625, s. ebd. 8) B. VI., regierte 896 nur 15 Tage, s. ebd. 9) B. VII., eigentlich Franco, war Cardinaldiakon u. Theilnehmer an der Ermordung Benedicts VI.; 974 war er nur 1 Monat Papst, dann ging er nach Constantinopel u. saß 984–985 wie. der auf dem Päpstlichen Stuhle; er war so verhaßt, daß das Volk nach seinem Tode seinen Leichnam durch die Straßen schleppte u. zerriß; s. ebd. 10) B. VIII., vorher Benedict Cajetan, geb. in Anagni, wgr Canonicus zu Paris u. Lyon, wurde 1291 Cardinal u. unter Papst Nicolaus IV. Legat in Apulien regierte 1294 bis 1303, wo er an den Folgen des Ärgers über seine Gefangennehmung durch den König Philipp von Frankreich in Anagni starb; s. ebd. Er bestimmte das Jahr 1300 zum Jubeljahr. Lebensbeschreibung von Drumann 1882, 2 Thle. 11) B. IX., vorher Peter Tomacelli, 1389 beim großen Schisma in Rom gegen Clemens VII. u. 1394 gegen Benedict XIII. gewählt, regierte bis 1404, s. ebd. Er erhob zuerst 1392 die Annaten u. machte die Engelsburg u. das Capitol zu Festungen; er betrieb die Simonie ganz systematisch.

III. Bischöfe u. andere Geistliche: 12) B., Sohn des Grafen Peter von Savoyen, Oheim der Gemahlin Heinrichs III. von England, wurde Erzbischof von Canterbury; er war sehr geizig u. verwendete das Ersparte zum Kriege für das Haus Savoyen. Hierüber u. über das Recht der Visitation gerieth er mit seinen Geistlichen in Streit, welchen der Papst zu seinen Gunsten entschied; endlich zog er sich deshalb nach Savoyen zurück, wo er 1270 st. 13) B., geb. um 1188 in Brüssel, kam 1205 nach Paris u. 1235 nach Köln, von wo er 1237 Bischof in Lausanne wurde; er kehrte 1247 nach Paris zurück u. ging später in ein Kloster bei Brüssel, wo er 1266 starb; er wurde beatisicirt. 14) B., Benedictinermönch, ging als Apostel mit Johannes nach Preußen u. wurde dort 1004 erschlagen, s. Preußen (Gesch.).

IV. Römischer Feldherr: 15) B., befehligte Anfangs das römische Herr gegen die Gothen unter Ataulf u. 423 in Afrika u. wurde dann Befehlshaber der Provinz. Aëtius war sein geheimer Feind u. verleitete ihn zur Empörung gegen den Kaiser Valentinian. Als nun römische Heere gegen ihn vorrückten, rief B. die Vandalen aus Spanien nach Afrika, entzweite sich aber bald mit ihnen, was die Vertreibung der Römer aus Afrika zur Folge hatte. B. kehrte nun nach Rom zurück u. versöhnte sich mit dem Kaiser; aber gegen Aëtius brach die Feindschaft von Neuem aus; er st. um 432.

V. Fürsten: a) Herzog von Athen: 16) B., Begleiter Balduins von Flandern, wurde bei der Gründung des Lateinischen Kaiserthums in Byzanz 1204 erster Herzog von Athen. b) Herzog von Elsaß: 17) B., folgte 656 auf Gundold bis 662. c) Markgrafen von Monserrat: 18) B. I., Sohn Wilhelms I., folgte diesem 1060 bis um 1100. 19) B. II., Sohn Wilhelms III., folgte 1192 seinem Bruder Konrad; nahm 1202 Theil an dem Kreuzzuge, zeichnete sich bei der Eroberung Constantinopels 1204 aus, erhielt dann das Königreich Thessalonich u. st. 1207; er war in 2. Ehe vermählt mit Margarethe, der Witwe des Kaisers Isaak. 20) B. III. der Riese, Sohn Wilhelms IV.; folgte diesem 1225 u. st. 1254. 21) B. IV., Sohn Johann Jacobs, folgte 1483 seinem Bruder Wilhelm VI. u. st. 1493; er war berühmt wegen seiner Größe u. Stärke. 22) B. V., Sohn Wilhelms VI., geb. 1517, folgte seinem Vater unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von [72] Alençon u. st. 1530. d) Graf von Savoyen: 26) B. Roland (so wegen seiner Stärke genannt), Sohn Amadeo's IV., folgte diesem 1253 unter Vormundschaft seiner Mutter Cecilie von Baux u. unter Regentschaft seines Oheims Thomas, seit 1259 regierte er selbst u. st. 1263; s. Savoyen (Gesch.). e) Herzöge von Spoleto: 24) B. I., folgte 946 mit Theodebald II. auf Hubert, s. Spoleto (Gesch.). 25) B. II., Sohn des Grafen Albert, regierte 1001–1012; nach Anderen so v.w. Bonifacius 28). f) König von Thessalonich: 26) B., so v.w. Bonifacius 19). g) Herzöge von Toscana: 27) B. I., ein Baier, Herzog von Toscana u. Graf von Lucca, 813–36, s.u. Toscana (Gesch.). 28) B. II., der Fromme, Sohn des Grafen Theobald von Mantua, Anfangs Markgraf von Mantua, erhielt 1027 vom Kaiser Konrad Toscana u. wurde 1052 ermordet, s. Toscana (Gesch.). Die Markgräfin Mathilde war seine Tochter aus seiner 2. Ehe mit Beatrix.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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