- New Orleans
New Orleans (spr. Njuh Orlihns), 1) der frühere Name (Gebiet von N. O.) des heutigen Staates Louisiana; 2) Einfuhrhafen, Gerichtssitz (Seat of Justice) u. Hauptstadt des Kirchspiels (Parish) Orleans im Staate Louisiana, die größte u. wichtigste Stadt des Staates u. der Handelsbedeutung nach die dritte Stadt der ganzen Vereinigten Staaten, in einer sumpfigen Niederung am linken Ufer des Hauptarmes des Mississippi gelegen, durch Deiche (die Levée) gegen den höher fließenden Strom gesichert, steht durch den Kanal Carondelet u. den Bayou St. John mit dem See Pont Chartrain u. durch die Bayou von Plaquemine u. Lafourche mit dem Mexicanischen Meerbusen in Verbindung; N. O. dehnt sich über eine deutsche Meile längs des Mississippi hin u. breitet sich immer mehr nach dem rückwärts zu gelegenen Pont Chartrain aus; es ist wegen seiner niederen Lage u. der umliegenden Sümpfe fest, noch mehr aber durch mehrere Forts (St. John, Leon etc.) u. Batterien vertheidigt, aber zugleich höchst ungesund (Gelbes Fieber), doch ist in neuester Zeit durch Austrocknen der Sümpfe viel geschehen, es gesünder zu machen. Die sonstigen Wälle sind jetzt in Boulevards verwandelt; die Stadt besteht aus der Altstadt u. den Vorstädten (oberhalb der Stadt die St. Mary, Annonciation, La Course u. City of Lafayette, unterhalb die Marigny, Dunois u. Declouet). Dabei liegen noch zwischen N. O. u. dem Seearm St. John die Dörfer St. Claude u. St. Johnsburg. Die Altstadt N. O. hat massive, im altfranzösischen Styl gebaute, backsteinerne Häuser, welche meist Gärten u. Balcons haben. N. O. hat schöne Plätze (Waffenplatz), 38 Kirchen (darunter 12 Römisch-Katholische, 7 den Episkopalen, 6 den Presbyterianern, 5 den Methodisten, 3 den Lutheranern, 2 den Baptisten gehörig, 3 Synagogen), das ehemalige Staatenhaus (bis 1845) Gerichtshaus, Sternwarte, Arsenal, Zoll-, Gerichts-, Markthaus, einige Klöster (Ursulinerinnen für Töchtererziehung), mehre Hospitäler (bes. das[860] große Charity Hospital), Waisenhäuser etc. Unter den Unterrichtsanstalten steht oben an die University of Louisiana (1849 gegründet, mit ihr verbunden eine Rechtsschule, eine Medicinische Schule, Anatomisches Cabinet u. andere Sammlungen), zahlreiche andere Lehranstalten u. Schulen (über 40), Zeughaus, 3 Theater, Hospital, Bibelgesellschaft, Medicinische Gesellschaft, Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, Academy of Natural Sciences u. andere Gelehrte Gesellschaften, Taubstummeninstitut, viele großartige Waarenlager u. Baumwollenpressen (überhaupt bedeutende Baumwollenindustrie), Dampfschneidemühlen etc. N. O. hat gute Rhede, bequeme Lage zum Handel u. ist der Hauptstapelplatz für Baumwolle (überhaupt der größte Baumwollenmarkt der Welt); in Beziehung auf den Werth der Ausfuhr wird N. O. nur noch von New York übertroffen; derselbe belief sich 1858 auf mehr als 88 Millionen Dollars (bes. Baumwolle, Zucker, Tabak, Blei, Fleisch etc.); die Zahl der einlaufenden Schiffe beläuft sich jährlich auf 8000, der Werth der Einfuhr im Jahr 1858 an 19 Mill. Dollars. N. O. hat 9 Banken u. zahlreiche Assecuranzgesellschaften. Von N. O. laufen folgende Eisenbahnen aus: die Mexicanische Golfbahn nach Proctorsville, nach dem Pont Chartrain See, die Nordbahn nach Jackson (im Staat Mississippi), die Westbahn nach Opelousas, die nach Mobile u. eine kleine Bahn nach Carrollton. Das schlechte Trinkwasser befördert die Krankheiten sehr; etwas besser ist jetzt dafür gesorgt durch eine in neuester Zeit angelegte Wasserkunst, welche das Wasser mit Dampfkraft aus dem Mississippi hebt, filtrirt u. vermittelst eiserner Röhren durch die Stadt vertheilt. Die Sprache ist fast durchgängig französisch, das Leben sehr üppig u. ausschweifend, man ist dem Spiel u. Tanz ergeben, Duelle u. Meuchelmorde sind sehr häufig; die Farbigen sind verachtet; die Bevölkerung von N. O. ist eine sehr gemischte u. besteht zu einem großen Theile aus Negern u. Mulatten; die Weißen sind vorzugsweise Franzosen, Spanier u. Amerikaner, dann Irländer (aber nur den niederen arbeitenden Klassen angehörig), Engländer u. Deutsche verhältnißmäßig nur in geringer Menge, meist dem Handelsstande angehörig u. nur so lange in der Stadt selbst bleibend, als es ihre Geschäfte verlangen. Nach dem officiellen allgemeinen Census von 1850 betrug die Gesammtbevölkerung: 126,375 Ew., nach. dem städtischen Census von 1853: 145,449; während der Geschäftssaison wird die Einwohnerzahl auf 180,000 berechnet, während des Sommers bleibt nur ungefähr die Hälfte der Einwohner in der Stadt zurück. N. O. ist der Sitz eines Erzbischofs der Römisch-Katholischen Kirche, dessen Diöcese, 1793 zum Erzbisthum erhoben, den Staat Louisiana umfaßt u. als Suffraganbischofssitze Mobile (Staat Alabama u. Westflorida), Natchez (Mississippi), Galveston (Texas) u. Little Rock (Arkansas) umfaßt. – N. O. wurde 1717 von den Franzosen gegründet u. nach dem Herzog von Orleans, dem damaligen Regenten von Frankreich (während der Minderjährigkeit Ludwigs XV.), genannt, wuchs aber wegen seiner ungesunden Lage Anfangs sehr langsam. 1790 hatte es nur 6500 u. 1810 nur 17,500 Ew. Seitdem nahm es jedoch wegen seiner vortheilhaften Handelslage am Ausfluß des Mississippi rasch zu. Hier mehre Angriffe auf die verschanzten, vom General Jackson mit nur 6000 Amerikanern (lauter neue Truppen) vertheidigten Linien durch die Briten, unter General Eduard Packenham, bei deren letztem am 3. Jan. 1815 die Engländer gänzlich zurückgeschlagen u. Packenham mit 3009 Mann getödtet wurde, s. Nordamerikanische Freistaaten. 1816 brannte ein Theil der Stadt ab; am 18. Mai 1844 großer Brand in der Stadt (309 Gebäude), am 4. Febr. 1854 großer Brand im Hafen (12 Schiffe).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.