Louisiana

Louisiana

Louisiana (State of L., officinele Abkürzung: La.), einer der Vereinigten Staaten von Nordamerica, u. zwar einer der 9 sogenannten Süd-Staaten (Southern States) od. einer der 7 Küstenplantagen- (od. Küsten-, Sklaven-) Staaten (Coast-Planting [Coast-Slave] States), grenzt an die Staaten Arkansas, Mississippi (durch den Mississippi River u. den Pearl River davon getrennt), Texas u. Mexikanischen Meerbusen. Flächenraum: 41,346 englische od. 1945 geogr. QM. L. ist fast durchgängig niedrig u. eben, nur im Nordwesten von niedrigen Hügelketten (nirgends über 200 Fuß hoch) durchzogen; südlich vom 31° n. Br. erhebt sich das Land nirgends höher als 10 Fuß über den Spiegel des Mexicanischen Meerbusens u. wird hier jährlich fast ganz von den Frühlingsfluthen des Mississippi u. den Springfluthen des Golfs unter Wasser gesetzt. Das Delta des Mississippi (als dessen Spitzen der Punkt anzunehmen ist, wo sich der Atchafalaya Bayou abzweigt) im Südosten des Staates ist großentheils Seemarsch u. in seiner ganzen Ausdehnung der Überschwemmung unterworfen, weiter nördlich breiten sich große Prairien aus, welche sich meistens über die Fluth erheben. Die Bewässerung des Staates ist überreich, da ein großer Theil des Landes durch Wasseransammlung unbrauchbar gemacht wirb. Die bedeutendsten Flüsse sind: der Mississippi River, welcher von der Nordostspitze des Staates an bis zum 31° die Ostgrenze des Staates bildet, u. dann in seinem ganzen untern Laufe, dem Gebiete von L. ausschließlich angehört; der Red River (sich in der Mildes Staates mit dem Mississippi River vereinigend); ferner Black, Washita, Sabine, Calcasieu, Iberville u. Pearl Rivers. Unter den Seen sind die bedeutendsten: die Borgne, Pontchartrain u. Maurepas Lakes, welches sämmtlich eigentlich Baien des Mexicanischen Meerbusens sind. Klima im Allgemeinen der Gesundheit wenig günstig u. großem u. plötzlichem Wechsel unterworfen, weil unter dem Bereich der kalten Nordwinde liegend; die Winter, wenn auch im Ganzen mild, sind länger u. strenger als in den übrigen Südstaaten, dagegen auch die Sommer heißer; mittlere Temperattur des Januars + 10,5° R.; des Juli + 30° R.; mittlere Jahrestemperatur + 17,5° R.; mittlere jährliche Bewegung des Thermometers 28,5° R. Spätsommer u. Herbst sind höchst ungesund, bes. erzeugen sich an den Küsten u. im Mississippidelta gefährliche Miasmen; fast jedes Jahr wüthet dort das Gelbe Fieber fürchterlich unter der noch nicht acclimatisirten Bevölkerung u. namentlich gilt New Orleans für eine der ungesundesten Städte der Vereinigten Staaten. Die Bodenbeschaffenheit ist im Allgemeinen keine günstige. Das Prairieland im Norden ist durchgängig mager, weiter südlich finden sich große Waldungen; bei weitem fruchtbarer sind die südlichen Gegenden u. namentlich die zu beiden Seiten des Mississippi. Die Hauptproducte sind die des Plantagenbaus: Zucker (seit 1751 angebaut), Baumwolle. Reis, Mais, Tabak, Südfrüchte, Wein etc. die Viehzucht ist nur in einzelnen Theilen bedeutend (namentlich in den Prairien Rindvieh, Pferde, Schafe u. Schweine); ferner gibt es noch Bären, Wölfe, Damhirsche, Alligatoren, Schildkröten, viele giftige Schlangen (namentlich Klapperschlangen etc.); das Mineralreich bietet: Eisen, Steinkohlen, Silber (in geringer Menge), Alaun, Marmor u. mehre Edelsteine. Gesammtbevölkerung nach dem allgemeinen Census von 1850: 517,762 Ew. (255,491 Weiße, 17,462 freie Farbige, 244,809 Sklaven). Nach einer Specialvolkszählung von 1859 war die Bevölkerung auf 646,971 Ew. gestiegen. Die Einwohner sind meist Nachkommen der früheren spanischen u. französischen Colonisten, also vorzugsweise romanischer Abkunft mit deren Sitten, Gebränchen, Anschauungen, [542] Religion (der Mehrzahl nach zur Römisch-katholischen gehörig) etc., die übrigen sind anglo-amerikanischer, englischer u. deutscher Abstammung. L. wird nicht in Grafschaften (Counties) getheilt, wie die übrigen Vereinigten Staaten, sondern in 48 Kirchspiele (Parishes): Ascension, Assumption, Avoyelles, Bienville, Bossier, Cado, Calcasieu, Caldwell, Carroll, Catahoula, Claiborne, Concordia, de Soto, East Baton Rouge, East Feliciana, Franklin, Iberville, Jackson, Jefferson, Lafayette, Lafourche, Livingston, Madison, Morehouse, Natchitoches, Orleans, Plaquemines, Point Coupee, Rapides, Sabine, St. Bernard, St. Charles, St. Helena, St. James, St. John Baptist, St. Landry, St. Martin's, St. Mary, St. Tammany, Tensas, Terre Bonne, Union, Vermilion, Washita, Washington, West Baton Rouge, West Feliciana u. Winn. Hauptstadt: Baton Rouge; die größte Stadt des Staates ist New Orleans.

Die gegenwärtige Verfassung ist die dritte des Staates (durch Convention vom 31. Juli 1852 beschlossen, am 2. Nov. 1852 vom Volk angenommen); an der Spitze der Executivgewalt steht ein auf vier Jahre vom Volk gewählter Gouverneur (1860–64 Thom. O. Moore); er muß 28 Jahre alt, Bürger der Vereinigten Staaten, u. seit vier Jahren im Staate wohnhafter Bürger von L. sein. Er hat ein beschränktes Veto u. kann für die nächsten vier Jahre nach Ablauf seines Amtes nicht wieder gewählt werden. Ihm zur Seite stehen ein unter gleichen Bedingungen gewählter Vicegouverneur (Lieutenant Governor, welcher zugleich Präsident des Senats ist, u. bei Verhinderung od. Unfähigkeit des Gouverneurs in dessen Amt tritt), ein Staatssecretär u. ein Schatzmeister, beide ebenfalls vom Volk gewählt, ersterer auf 4, letzterer auf 2 Jahre. Die Gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen eines General-Assembly, welche aus einem Senat von 32 u. einem Repräsentantenhause von nicht weniger als 70 u. nicht mehr als 100 Mitgliedern besteht; die Senatoren werden som Volk auf 4 Jahre gewählt (alle 2 Jahre scheidet die Hälfte aus), die Repräsentanten auf 2 Jahre. Das Wahlrecht hat jeder 21 jährige (weiße männliche) Bürger der Vereinigten Staaten, welcher 1 Jahr im Staate u. 6 Monate in dem Parish wohnt, worin er stimmen will; Soldaten u. Seeleute im Dienste der Vereinigten Staaten, Arme, Criminalverbrecher u. Angeklagte sind vom Stimmrecht ausgeschlossen. Die Assembly versammelt sich jährlich ein Mal, die Verhandlungen können in beiden Häusern in englischer, wie in französischer Sprache geführt werden, keine Session darf über 60 Tage dauern. L. sendet zum Congreß nach Washington zwei Mitglieder in den Senat, vier Mitglieder in das Repräsentantenhaus u. hat 6 Stimmen bei der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Für Rechtspflege besteht ein Obergericht (Supreme Court), 18 Districtgerichte u. eine entsprechende Anzahl Friedensgerichte; sämmtliche Richter werden vom Volke gewählt. Alle Beamte des Staates, mit Ausnahme des Gouverneurs u. der Richter sind durch eine Adresse der Majorität beider Häuser absetzbar. Besondere Bestimmungen der Verfassung sind: der Staat darf nicht zu Actien einer Bankcorperation subscribiren od. derselben ein Darlehen machen, dagegen ist die Assembly befugt, Compagnien für innere Verbesserungen (Eisenbahnen etc.) bis zu 20 Procent ihres Capitals Hülfe zu gewähren, doch darf diese Unterstützung nicht über 8 Mill. Dollars betragen. Lotterien, sowie Verkauf u. Ankauf von Lotterieloosen sind verboten. Theilnahme am Duell verwirkt das active u. passive Wahlrecht. Die Finanzen sind in gutem Zustande. Die Staatsschuld betrug 1858: 10,701,641 Dollars. Budget von 1858–59: Staatseinnahmen: 1,819,741 Dollars; Überschuß von vorigem Jahr: 1,058,058 Dollars; insgesammt 2,877,800 Dollars; Staatsausgaben: 1,872,053 Dollars. Schulfond:1,036,500 Dollars. Der Betrag des den directen Steuern unterworfenen Vermögens der sämmtlichen Staatsangehörigen betrug 1858 nahe an 400 Millionen Dollars. An Banken besaß L. im Jahre 1859 zwölf, meistens in New Orleans, zusammen mit über 24 Millionen Dollars Capital, 9 Mill. Notenumlauf u. 21 Mill. Baarschaft. Religion: Römische Katholiken, Methodisten u. Baptisten bilden die Mehrzahl. 1850 hatte L. 278 Kirchen u. Bethäuser, davon gehörten 106 den Methodisten, 55 den Römisch-Katholiken, 72 den Baptisten, 17 den Presbyterianern, 12 den Episkopalen; die übrigen vertheilen sich auf die Christians, die Freie Kirche (Free Church), Französische Protestanten, Deutsche Reformirte u. andere weniger bedeutende Secten; auch gibt es Juden, die jedoch nur eine Synagoge haben. Der Staat bildet das Bisthum L. der Episkopalkirche u. das Erzbisthum New Orleans der Römisch-katholischen Kirche, zu dem noch außerdem die Bisthümer Mobile (Alabama u. Westflorida), Natchez (Mississippi), Galveston (Texas) u. Little Rock (Arkansas) gehören. Unterricht u. öffentliche Bildung; L. besitzt 5 höhere Unterrichtsanstalten: das St. Charles in Grand Coteau (katholisch, 1838 gegründet), das Baton Rouge College in Baton Rouge (seit 1838), das Centenary College in Jackson (methodistisch, seit 1839), das Franklin College in Opelousas (seit 1839), die Louisiana University in New Orleans (seit 1849); außerdemnoch eine Rechts- u. eine Medicinische Schule in New Orleans (mit der dortigen Universität verbunden) u. ein katholisch-theologisches Seminar (St. Vincent of Paul) in Lafourche (unter Leitung der Lazaristen) u. die von den Jesuiten geleitete Jesus School in New Orleans. Von Mitelschulen (Academies) gab es 1850 über 140; ste sind meist Privatanstalten. Für den Volksunterricht, welcher unter einem vom Volk auf 2 Jahre gewählten Superintendent of Public Schools steht, geschieht verhältnißmäßig viel; derselbe wird auf Staatskosten unterhalten.1850 gab es 664 Public Schools, in denen über 25,000 Kinder unterrichtet wurden. Die Kinder der Farbigen sind von diesen Schulen ausgeschlossen, doch wird von den Carmeliterinnen in New Orleans eine Schule für farbige Kinder unterhalten; außerdem hat namentlich die Katholische Kirche noch viele Freischulen. An Bibliotheken besaß L. im Jahre 1850 5 öffentliche mit 10,000 Bänden, 2 Schulbibliotheken mit 12,000 Bdn. u. 3 Collegebibliotheken mit 5000 Bdn. Wohlthätigkeitsanstalten: das Charity Hospital in New Orleans (unter Leitung der Barmherzigen Schwestern), Taubstummenanstalt u. Blindeninstitut in Baton Rouge, Irrenhaus in Jackson; außerdem hat namentlich noch die Katholische Kirche bedeutende Wohlthätigkeitsanstalten, namentlich mehrere Waisenhäuser in New Orleans theils unter Leitung der Barmherzigen Schwestern, theils unter der der Society of the Holy Crow. Das Staatsgefängniß[543] ist in Baton Rouge. Hauptbeschäftigung ist Plantagenban. Von den 29,715,840 Acres, welche der ganze Staat umfaßt, waren 1850 erst über 1,500000 Acres angebaut Die Industrie ist im Allgemeinen noch unbedeutend u. beschränkt sich fast ausschließlich auf die Veredelung der Rohproducte des Landes. Um so bedeutender ist Handel, Fluß- u. Seeschifffahrt. Der Werth der Ausfuhr (Zucker, Baumwolle, Tabak, Reis, Mais, Mehl, Pech, Hanf, Seilerwaaren, Stabholz, gesalzenes Schweinfleisch, Schinken, Fett, Talg, Häute etc.) betrug 1857 an 92 Millionen Dollars, der der Einfuhr über 24 Millionen. Der ganze Handel von L. geht mit geringer Ausnahme über Orleans, in Bezug auf auswärtigen Handel nach New York der bedeutendste Handels- u. Hafenplatz der Vereinigten Staaten. Ebenso bedeutend als der directe auswärtige Verkehr ist auch der See-, Küsten- u. Binnenhandel L-s mit den andern Staaten der Union; für den letztern ist der wichtigste Verkehrsweg der Mississippi mit seinen großen Nebenflüssen u. seinem trefflich organisirten Kanalsystem. Das Eisenbahnnetz L-s ist dagegen noch nicht vollständig organisirt; an Eisenbahnen besaß L. im Jahre 1859 ungefähr 86 Meilen, wovon gegen 44 Meilen auf die New Orleans-Jackson-Nordbahn, ungefähr 16 Meilen auf die New Orleans-Opelouse-Westbahn, ungefähr 6 Meilen auf die West Feliciaua Eisenbahn, 6 Meilen auf die Mexicanische Golfbahn (New Orleans nach Proctorsville) u. 14 Meilen auf kleinere Bahnen kommen. Von Kanälen sind in L. die bedeutendsten: der Barataria Kanal von New Orleans zum Bayou Terre Bonne, 5 Meilen lang, u. von da 5 Meilen Strom- u. Seeschifffahrt zur Barataria Bai u. der New Orleans Bankkanal zum Portchartrain See (11/2 Meile).

L. wurde 1541 von dem Spanier Fernando de Soto-Mayor entdeckt, hierauf von den Briten Wood (1654) u. Wold (1670) besucht, später auf Befehl Ludwigs XIV. u. durch den Franzosen Lasalle (1682) colonisirt; die Colonie wurde aber ein Opfer des Klimas u. Lasalle selbst ermordet. Iberville führte 1698 eine neue Colonie Franzosen hin u. nannte das Land dem König zu Ehren L. Diese Ansiedlung wurde der Stamm der folgenden Bevölkerung u. durch neu zugeführte Mannschaft unterstützt. Der Kaufmann Crozat ließ sich 1712 ein Handelsprivilegium geben, welches er 1717 an Law abtrat. Doch nahm dessen Speculation mit L. u.a. überseeischen Besitzungen eine üble Wendung u. endete mit einem gänzlichen Banquerot. 1762 gab Frankreich L. an Spanien, bekam es aber 1800 zurück, worauf es 1803 Bonaparte für 60 Mill. Franken an die Vereinigten Staaten verkaufte; Spanien machte zwar noch Ansprüche auf dasselbe, konnte jedoch dieselben nicht zur Geltung bringen. Dieses ganze Land wurde von dem Westufer des Mississippi bis zu den Rocky Mountains gerechnet u. umfaßte die jetzigen Staaten L., Arkansas, Missouri, Jowa, Kansas u. Minnesota u. das Territorium Nebraska. Durch Congreßacte vom 20. März 1804 wurde dieses ganze Gebiet in zwei Theile getheilt, das Territorium von L. u. das von New Orleans, von denen das letztere das gegenwärtige L. umfaßte. 1811 wurden die Bewohner durch Congreßacte autorisirt, sich eine Constitution u. eine Staatsregierung zu geben, u. L. am 22. Januar 1812 als unabhängiger Staat in die Union aufgesommen.1814 war L. der Schauplatz des Kriegs mit England, welchen General Andrew Jackson am 8. Januar 1815 durch den Sieg bei New Orleans beendigte. 1845 wurde die Constitution von 1812 durch eine neue ersetzt, welcher wiederum 1852 die gegenwärtig giltige (s. oben) folgte. Vgl. An account of L., Washington 1803 u. ö.; Brackenridge, Views of L., Pittsb. 1814, Balt. 1817; W. Darby, A geographical descr. of the State of L., Philad. 1816, 2. Aufl. New York 1817; Forstall, An analytical index of the whole of the public documents relative do L., New Orleans 1841; Hoddard, Sketches hist. and descr. of L., Philad. 1822; F. X. Martin, The history of L., New Orleaus 1827, 2 Bde.; Barbé Marbois, Histoire de la L., Par. 1828 (engl. von W. B. Lawrence, Philad. 1830); Gayarre, Essai hist. sur L., New Orleans 1830, 2 Bde.; Brunner, The hist. of L., New York 1841.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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