- Christoph
Christoph (v. gr. Christophŏrus, bedeutet der Christus [im Herzen] trägt). I. Heiliger, 1) St. Ch., der große Ch., die Legende sagt von ihm: Ch., früher Reprobus od. Adokimos geheißen, geb. in Palästina (n. And. in Lycien), u. 12 Fuß lang, wollte nur dem größten König dienen, fand auch einen, der dafür galt; aber bald bemerkte er, daß dieser vor dem Teufel sich fürchte; daher ergab er sich dem Teufel. Als er aber mit diesem vor einem Christusbilde vorüberging u. sah, daß diesem der Teufel auswich, wollte er dem noch größeren Christus dienen. Nach langem Suchen fand er einen Eremiten (n. Ein. den St. Babylas), der ihn taufte, ihn Christum kennen lehrte u., da er zu anderen Büßungen sich nicht verstand, ihm befahl, über einen Fluß, der keine Brücke hatte, die Pilgrime zu tragen. Hier ließ sich Christus selbst in Gestalt eines Kindes, das jedoch eine immer zunehmende, ihn fast erdrückende Last annahm, von ihm übertragen. Christus befahl ihm, seinen großen Stab in die Erde zu stecken, u. dieser war am anderen Morgen mit Laub u. Datteln bedeckt. Später wanderte Ch. nach Lycien u. bekehrte durch jenen Wanderstab 18,000 Menschen. Unter Kaiser Decius wurde er ins Gefängniß geworfen u. ihm zwei Mädchen beigegeben, welche ihn zum Abfall verleiten sollten. Aber Ch. widerstand u. bekehrte selbst diese Mädchen. Man peitschte ihn nun mit eisernen Ruthen, setzte ihm einen glühenden Helm auf u. band ihn auf einen glühenden eisernen Stuhl. Er zerbrach ihn u. war unverletzt. 3000 Krieger sollten ihn nun mit Pfeilen erschießen, jedoch die Pfeile blieben in der Luft schweben u. trafen nicht; einer verwundete rückwärts fliegend den Präfecten am Auge. Ch. bot nun selbst sein Haupt dem Todesstreiche dar, um mit seinem Blute das verletzte Auge des Präfecten zu heilen. Dies geschah, u. der Präfect selbst wurde fürs Christenthum gewonnen. Tag der 25. August. Bei Pestkrankheiten u. beim Schatzheben wurde zu ihm gebetet (Christophsgebete), so wie er auch der Schutzheilige der Mäßigkeitsvereine war (s. Christophsorden). Sein Standbild in Riesengröße wurde in den mittelalterlichen Kirchenbauten meist an den Anfang der eigentlichen Kirche (des Mittelschiffes) gestellt; er war das Symbol des Überganges aus dem Heidenthum zum Christenthum. Man nennt auch das auf der Wilhelmshöhe bei Kassel aufgestellte Herculesbild den Großen Ch.
II. Weltliche Fürsten: A) Kaiser u. Könige: a) griechische Kaiser: 2) Ch., Sohn von Romanus Lekapenus, von seinem Vater, nebst seinen Brüdern, Constantin u. Stephan, 920 zu Mitkaisern angenommen; schloß in seiner Hauptstadt, von den Bulgaren belagert, mit deren König 928 Friede u. st. 931; vgl. Byzantinisches Reich; b) Kaiser von Hayti: 3) Ch., Neger, geb. 1767 auf St. Christoph (n. And. auf St. Croix od. S. Domingo); kam als Sklav nach S. Domingo u. nahm während des Negeraufstandes die Partei der Schwarzen, stieg bald zum Brigadegeneral, focht mit Glück gegen den Aufrührer Moses, der sich an Toussaint Louvertures Stelle zum Obergeneral erheben wollte, vertheidigte bei der Landung der Franzosen das Cap tapfer u. verband sich, nachdem er es geräumt hatte, mit Dessalines. Er wurde darauf 1806 Präsident u. 1811 als Heinrich I. zum Kaiser der Insel ernannt; in Folge eines Aufstandes abgesetzt, erschoß er sich 1822; s. Hayti (Gesch.). Seine Gattin, ebenfalls Negerin, verließ mit ihren gebildeten Töchtern nach dem Tode ihres Gatten den sie durch Milde immer zum Guten gewendet hatte, Amerika u. lebte in Livorno, auch eine Zeitlang in Dresden; c) Könige von Dänemark: 4) Ch. I., 4. Sohn Waldemars II., erhielt Anfangs Laaland u. Falster, wurde aber 1247 von Erich vertrieben u. gefangen, jedoch wieder freigelassen; folgte 1252 seinem Bruder Abel, mit Übergehung dessen Sohnes Waldemar, der in Köln gefangen saß. Später machte dieser sein Recht geltend, u. Ch. traf den Vergleich, daß er Dänemark behielt, Schleswig aber abtrat, s. Dänemark (Gesch.). Er soll auf Anstiften des Bischofs Arnefast 1259 in Ripen od. Aarhuus beim Abendmahl mit einer Hostie vergiftet worden sein. Er war vermählt mit Mathilde von Brandenburg; 5) Ch. II., Enkel des Vor., Sohn Erichs V., folgte seinem Bruder Erich VI. 1320, regierte bis 1333 u. st. 1334 auf Falster, s. Dänemark (Gesch.); er war vermählt mit Euphemie, Prinzessin von Wolgast. 6) Ch. III., Sohn Johanns, Pfalzgrafen von Neuburg-Sulzbach, u. der Katharine, Schwester des Königs Erich VII., erbte die Pfalzgrafschaft nicht (s. Pfalz), sondern wurde König von Dänemark, Schweden u. Norwegen u. reg. 1440–1448, s. Dänemark (Gesch.). Seine Ehe mit Dorothea von Brandenburg war kinderlos. B) Andere Fürsten: a) Markgrafen von Baden: 7) Ch. I., Sohn Karls I., geb. 1453; folgte seinem Vater 1475 im Markgrafthum u. st. 1527. Über ihn s. u. Baden (Gesch.) III. A). Er war seit 1479 vermählt mit Gräfin Ottilie von Katzenellnbogen. 8) Ch. II., Sohn Bernhards III. von Baden-Baden, nach dessen Tode 1536 geboren, bekam 1556, mündig geworden, Rodemachern abgetreten u. wurde so Stifter der Linie Baden-Rodemachern; über ihn s. Baden (Gesch.) IV. A) b); er st. 1575; b) Herzog von Baiern: 9) Ch. der Kämpfer, Sohn des Herzogs Albrecht III. von München u. der Anna von Braunschweig, außerordentlich stark, geb. 1449; lag mit seinem Bruder Albrecht IV. in Streit wegen der Regierung, zog nach Palästina u. st. 1493; über ihn s. Baiern (Gesch.) VII. cc). c) Graf von Oldenburg: 10) Ch., s. u. Oldenburg (Gesch.); d) Herzog von Württemberg: 11) Ch., Sohn Ulbrichs VI. des Friedfertigen u. der Sabine von Baiern, geb. 1515; wurde von seinem mütterlichen Oheim, Herzog Wilhelm von Baiern, erzogen, kam hierauf[110] an des Kaisers Karl V. Hof, dann in französische Dienste, die er bald wieder verließ; 1550 folgte er seinem Vater u. regierte bis 1658; er war ein trefflicher Fürst, s. Württemberg (Gesch.). Er war seit 1544 vermählt mit Anna von Brandenburg-Ansbach.
III. Geistliche Fürsten: A) Papst: 12) Ch., ein Römer, wurde 903 Papst, aber bereits 904 von Sergius III. vertrieben, s. Päpste (Gesch.). B) Erzbischöfe u. Bischöfe: 13) Ch., Erzbischof von Bremen, 1511–1558, wo er abgesetzt wurde, s. Bremen (Gesch.). 14) Fürstbischof in Münster: Ch. Bernhard, s. Galen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.