Gerard

Gerard

Gerard (spr. Scherahr), 1) John, geb. 1545 zu Nantwich in Cheshire; Wundarzt u. Aufseher des Gartens des Lords Burleigh, legte auch in Holborn einen eigenen Botanischen Garten an u. st. 1607. Er schr. u.a.: Herbal, Lond. 1507, Fol., 2) Balthasar, geb. 1588 zu Villafons in Burgund; trat in die Dienste des Prinzen von Oranien u. heuchelte, um dessen Gunst zu erlangen, einen glühenden Haß gegen die Katholiken, erschoß aber den Prinzen endlich beim Herausgange aus seinem Palaste zu Delft u. erklärte bei der Verhaftung, daß er seit 6 Jahren, zur Sühne seiner Sünden u. um unsterblichen Ruhm zu erlangen, den Tod des Prinzen beschlossen habe. Er wurde 1648 hingerichtet, Philipp II. von Spanien aber erhob die ganze Familie des Mörders in den Adelstand. 3) Alex., Professor der Theologie in Aberdeen; er schr.: Essay on taste, Lond. 1759 (deutsch Bresl. 1766); Essay on genius, Lond. 1774 (deutsch von Garve, Lpz. 1776); auch Gedanken von der Ordnung der philosophischen Wissenschaften, deutsch Riga 1770, u.a. 4) François Pascal, Baron de G., geb. 11. März 1770 in Rom, kehrte mit seinem Vater, einem Franzosen, bald nach Paris zurück, bildete sich dort unter dem Bildhauer Pajou u. den Malern Brenet u. David u. wurde einer der geschätztesten Maler aus der neueren französischen Schule. Anfangs lebte er in Dürftigkeit u. verdiente während der Revolution durch Arbeiten für Buchhändler sein Brod. Erst sein Belisar (jetzt in der Gallerie Leuchtenberg in München) u. seine Psyche (jetzt im Palais Luxembourg in Paris) machten ihn berühmt. Später malte er besonders Portraits. Richtige Zeichnung, wahres Colorit, Grazie u. Anmuth sind die Charaktere seiner Gemälde, deren Composition durchaus trefflich geordnet ist. Unter den historischen Werken steht sein Belisar oben an. Später lieferte er die vier Lebensalter. Für Napoleon malte er auch die Schlacht bei Austerlitz (jetzt in der Gallerie zu Versailles). Unter seinen neueren Portraits befinden sich die der Könige Ludwig XVIII., Friedrich Wilhelms III. von Preußen, Augusts von Sachsen, Alexanders I. von Rußland u.v.a. in Paris anwesend gewesener Fürsten. Noch lieferte er Homer (den er später wieder vernichtete), den Einzug Heinrichs IV., die Krönung Karls X. u.a. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum ersten Hofmaler u. Baron. 1832–36 malte er verschiedene Gemälde für das Pantheon in Paris u. st. 11. Januar 1837. 5) Maurice Etienne, Graf G., geb. 4. April 1773 zu Damvilliers im Meusedepartement; trat 1791 als Freiwilliger in die französische Armee, wurde bald Offizier, Capitän u. Adjutant bei Bernadotte, begleitete diesen nach Wien, wurde 1805 Obrist u., bei Austerlitz schwer verwundet, Brigadegeneral. 1806 machte er den Feldzug gegen Preußen mit, wurde 1609 Chef des Generalstabes von Bernadotte u. führte die sächsische Cavallerie in die Schlacht von Wagram, befehligte 1810 in Portugal, führte 1812 eine Brigade nach Rußland, wo er sich in den Schlachten von Smolensk u. Borodino hervorthat. In letzter Schlacht übernahm er an der Stelle des verwundeten Generals Gudin den Befehl über eine Division, machte mit derselben bei dem Rückzuge aus Rußland die Arrièregarde des Davonstschen Corps u. erhielt dann als zweiter General unter Ney den Befehl über das Corps, welches bei Kowno aus den Trümmern der Armee gebildet wurde, um den ferneren Rückzug zu decken, u. befehligte dann den Nachtrab des Vicekönigs von Italien. 1813 führte er die Avantgardedivision des 11. Corps unter Macdonald u. trug mit dieser viel zum Gewinn der Schlacht bei Bautzen bei. Nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er das Reservecorps, das in Paris aus Conscribirten gebildet wurde. 1815 Generalinspector der Infanterie in Elsaß, trat er nach dem 20. März zu Napoleon, der ihn zum Pair u. Commandeur des Corps an der Mosel ernannte, u. focht mit diesem bei Ligny. Indem er den 18. Juni sein Corps nach Waterloo führte, wurde er verwundet. Er zog sich nach Tours zurück, wurde verwiesen, ging nach den Niederlanden, kehrte jedoch bald zurück u. wurde zum Deputirten der Kammer ernannt. Er sprach nun im liberalen Sinne, nahm an der Julirevolution Theil, befehligte Ende 1832 die Belagerungsarmee von Antwerpen, wurde deshalb Marschall. 1833 Pair u. Anfangs 1834 Kriegsminister u. Ministerpräsident u. stand diesem Posten mit großem Eifer u. seltener Rechtlichkeit vor, legte aber denselben in Folge von Streitigkeiten mit Guizot, wegen der Angelegenheiten in Afrika, Ende October 1834 nieder, wurde 1835 Großkanzler der Ehrenlegion u. 1838 Obercommandant der Nationalgarde, welche Stelle er 1842 dem General Jacqueminot abtrat, u. starb 17. April 1852 in Paris; 1855 wurde in Damvilliers u. 1656 in Paris seine Statue errichtet. 6) S. Gerhard.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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