- Heß [2]
Heß, 1) (Hesse), geb. 1490 in Nürnberg, wurde 1513 Secretär des Bischofs in Neuß, 1519 Subdiakonus in Ferrara, 1520 Diakonus in Rom, 1521 Canonicus des Stifts in Neuß, Brieg u. Breslau, trat aber 1522 zu der Evangelischen Lehre über, wurde Pfarrer an der St. Sebalduskirche in Nürnberg, dann erster Prediger in Breslau u. st. 1547; er that viel für die Reformation u. Verbesserung der Schulen (daher der Schlesische Reformator) u. verfaßte 1527 mit Moiban die Schlesische Kirchenordnung; Lebensbeschreibung von Kolde, Bresl. 1846. 2) Joh. Jak., geb. 1741 in Zürich, Sohn eines Uhrmachers, studirte in seiner Vaterstadt Theologie, wurde erst Vicar in Neftenbach bei Winterthur, privatisirte seit 1767, wurde 1777 Diakon in Zürich u. 1795 Antistes u. Pfarrer in Großmünster u. st. 1828; er schr.: Geschichte der drei letzten Lebensjahre Jesu, Zür. 1768–72, 6 Bde., nachher als Leben Jesu, 8. Aufl. 1823 f., dazu als Anhang Lehre, Thaten u. Schicksale unsers Herrn, 1782, 3. Aufl. 1817; Von dem Reiche Gottes, ebd. 1774, 4. Aufl. 1819; Geschichte. u. Schriften der Apostel Jesu, ebd. 1775, 2 Bde., 4. Aufl. 1822; Geschichte der Israeliten vor den Zeiten Jesu, ebd. 1776–88, 12 Bde.; Bibl. der heiligen Geschichte, Zür. 1791–92, 2 Bde.; Kern der Lehre vom Reiche Gottes, 1819, 2. Aufl. 1826; Meine Bibel (ein Gesang), ebd. 1815, 2 Bde., 2. Aufl. 1822; Lebensbeschreibung von G. Geßner, 1829 u. Fischer, 1837. 3) Karl Ernst Christoph, geb. 1755 in Darmstadt, Kupferstecher, zuerst Stempelschneider, erlernte von 1776 an die Kupferstecherkunst, ging 1779 nach Düsseldorf, um dort an dem großen Galleriewerk von Krahe mitzuarbeiten, wurde 1782 zum baierischen Hofkupferstecher ernannt, ging 1783 nach München, 1787 nach Italien, 1789 wieder nach Düsseldorf, 1806 nach München zurück, wurde dort Professor an der Kunstakademie u. st. daselbst 25. Juni 1828. Sein letztes Werk ist das Bildniß Max Joseph's nach Stieler. 4) Ludw., geb. 1760 in Zürich, Landschaftsmaler; in der Darstellung der Alpen ist er ausgezeichnet, besonders sein Vieh sehr gut; st. 1800 in Zürich. 5) Karl Adolf Heinrich, geb. 1769 in Dresden, Schüler von Kieß u. vorzüglich Schlachten- u. Pferdemaler, seit 1800 in Wien ansässig, wo er Lehrer an der Kunstakademie wurde; er st. 1849 in Wilhelmsdorf bei Wien. 6) Peter, Sohn von H. 3), geb. 1792 in Düsseldorf, Schlachten- u. Genremaler; bildete sich seit 1806 in München, machte im Generalstabe des Fürsten Wrede die Feldzüge von 1813–15 mit u. besuchte dann Wien, Italien u. die Schweiz. 1833 begleitete er den König Otto nach Griechenland, um dort dessen Einzug als König darzustellen, u. kehrte Ende des Jahres nach München zurück. 1838 machte er im Auftrag des russischen Kaisers Nikolaus eine Reise nach Rußland, um die Ereignisse von 1812 in einer Reihenfolge großer Gemälde zu schildern; nachdem er dieselben vollendet hatte, kehrte er wieder nach München zurück, wo er auch mit Quaglio den Kunstverein gestiftet hat. Werke: außer vielen kleinen Genre- u. Bataillestücken, Schlachten der Baiern in Tyrol u. in Frankreich, im Festsaalbau in München; Der Einzug des Königs Otto in Nauplia u. derselbe in Athen, im Besitz des Königs Otto; die Schlachten aus dem französisch-russischen [307] Feldzug, im Besitz des Kaisers von Rußland. 7) Heinrich Maria v. H., des Vorigen Bruder, geb. 1798 in Düsseldorf, Historienmaler, malte meist im altdeutschen Styl; lebte seit 1806 in München u. ging 1821 nach Rom. Hier führte er im Auftrag des Königs Max ein großes Ölgemälde, den Parnaß, aus u. kehrte 1827 als Professor der Akademie nach München zurück. Umfassende Arbeiten in Fresco wurden ihm vom König Ludwig aufgetragen; er wurde zum Vorstand der, für den Dom von Regensburg u. für die Annenkirche in München unternommenen Glasmalereien ernannt. Seine eigentliche Sphäre ist die christliche religiöse Kunst. Werke: Decken- u. Wandgemälde der Allerheiligenkirche in München; Wandgemälde der Basilica St. Bonifacius, ebd. 8) Kark, des Vorigen Bruder, Genremaler, geb. 1801 in Düsseldorf, malte namentlich ländliche Scenen u. Thierstücke. 9) Joh., Oberfinanzrath u. Vorsteher des Botanischen Gartens in Darmstadt; st. 1837; er schr.: Übersicht der phanerogamischen Pflanzenfamilien, Darmst. 1832. 10) J. G., geb. in Zürich, brachte den größten Theil seines Lebens in Genf zu u. st. daselbst 1847; er schr. u.a.: Vie d'Ulrich Zwingli, Genf 1810 (deutsch von L. Usteri, Zür. 1811) u. übersetzte Joh. v. Müllers Allgemeine Geschichte ins Französische.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.