Laokŏon

Laokŏon

Laokŏon, 1) Sohn Portaons von einer Sklavin, Begleiter des Meleagros auf dem Argonautenzug als Aufseher. 2) L., ein der nachhomerischen Sage angehörender Trojaner, nach Virgil Sohn des Akötes u. Bruder des Anchises, nach Andern Sohn des Arktinos od. des Antenor, Vater des Antiphas u. Thymbräos, Priester Apollons u. Poseidons. Als die Griechen zur Zerstörung Trojas zur List des hölzernen Pferdes ihre Zuflucht genommen u. Sinon die Troër zur Aufnahme des Pferdes bewogen hatte, glaubte L. dem Betruge nicht, sondern schleuderte seine Lanze nach dem Pferd, zum Beweis, daß es menschliches Trugwerk u. kein Heiligthum der Athene sei. Als er darauf dem Poseidon am Ufer des Meeres einen Stier opferte, so naheten sich, auf Heres Betrieb, aus dem Meere von Tenedos her zwei Schlangen (Porkes u. Chariböa, od. Kurisses u. Periböa), umwanden zuerst seine zwei Knaben, u. als ihnen der Vater zu Hülfe eilte, auch ihn selbst u. erwürgten Vater u. Kinder, gingen in den Tempel der Athene u. verbargen sich unter den Füßen u. dem Schild der Göttin. Darin sahen die Troër die Mahnung des Sinon bekräftigt u. zogen das Pferd in die Stadt. Nach Andern tödtete Apollon nur die Kinder L-s, u. zwar deshalb, weil er sich vermählt u. Kinder gezeugt hatte. Agesander, Polydoros u. Athenodoros aus Rhodos bildeten (nach Maffei in den ersten Jahren des Peloponnesischen Krieges, nach Winckelmann in den Zeiten Lysippos u. Alexanders, nach Lessing u. Visconti im 1. Jahrh. n. Chr.), wohl einem älteren Mythus als dem vorigen bei Virgil folgend, die Gruppe des L. aus weißem Marmor (Salino), darstellend L. nebst[119] seinen beiden Söhnen, über Lebensgröße, von den Schlangen umwunden, welches Kunstwerk schon Plinius das vollkommenste in Rom nennt. Diese Gruppe blieb unter dem Schutt des Hauses des Titus, bis Felix de Fredis, Besitzer eines Weinberges bei Sette Sale (Bäder des Titus in den Ruinen, unweit Rom), in der Nische eines großen gewölbten Saales sie 1506 entdeckte. Papst Julius II. kaufte die Gruppe dem Finder gegen ein Jahrgeld ab u. ließ sie im Belvedere des Vatican aufstellen. Sie ist eins der am besten erhaltenen Werke in Marmor. Sie besteht nicht (wie Plinius meint) aus einem, od. (wie Winckelmann) aus zwei, sondern aus fünf Blöcken. 1796 wurde die Gruppe nach Paris entführt, von wo sie 1815 nach Rom zurückkehrte. Abgüsse in Gyps, mehre Nachahmungen in Marmor u. Bronze (in Florenz u. Paris), geschnittene Steine u. Pasten, Kupferstiche (die besten im Museo Pio-Clement. Tom. 2. tab. 39., u. in der Sammlung antiker Statuen von Piranesi) etc. haben dieses Kunstwerk bekannt gemacht. Am würdigsten schildert es Winckelmann in Geschichte der Kunst, u. einzelne Berichtigungen darüber liefern Lessing in: Laokoon, od. über die Grenzen der Malerei u. Poesie (Berl. 1763, 4. A. 1832), Heyne in den Antiquarischen Aufsätzen u. dem Excurs zu Virgils Äneide, B. 2., Hirt, Goethe in den Propyläen, Herder u. A.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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