Lebrun

Lebrun

Lebrun (spr. Lebröng), 1) Antoine, geb. 1600 in Dôle, war Generalprocureur in Dôle, spanischer Gesandter in Worms, Regensburg u. Münster, wo er den Frieden zwischen Spanien u. Holland schloß, dann Gesandter im Haag u. st. dort 1654. 2) Charles, französischer Historienmaler, stammt aus einer schottischen Familie, geb. 1619 in Paris, war Schüler von Vouet u. Poussin in Rom, wurde, nach Paris zurückgekehrt, Präsident der neugegründeten Malerakademie, Maler des Königs u. Director der Gobelinsfabrik; L. war als der Begründer einer klassischen Richtung von größtem Einfluß auf seine Zeit; er st. 1690. Werke: Das Leben u. die Schlachten Alexanders d. Gr., in vielen Bildern, im Museum zu Paris, gestochen von Edelinck; Die Thaten Ludwigs XIV. in Versailles. 3) Ponce Denis Ecouchard, der Französische Pindar genannt, geb. 1729, angeblich natürlicher Sohn des Prinzen von Conti, Privatsecretär desselben, weckte während der Revolution die Begeisterung des Volkes durch Freiheitsgesänge, beklagte jedoch mit Eintritt der Schreckenszeit, 1793, den Untergang der Freiheit u. der Mensch eit. Unter der Directorialregierung u. dem Kaiserreich bezog er einen Gehalt u. st. 1807. Oeuvres de L., Par. 1808, herausgeg. von Ginguené, ebd. 1811, 4 Bde.; Oeuvres choisies, ebd. 1821, 2 Bde. 4) Charles François L., Herzog von Piacenza, geb. 1739 zu St. Sauveur-Landelin bei Coutances im Departement La Manche, stammt aus einer bretagnischen Familie u. widmete sich den Studien des Naturrechts 1768 wurde er königlicher Censor u. Renteneinnehmer, zog sich nach dem Sturze des Herzogs von Choiseul zurück, wurde aber beim Ausbruch der Revolution als Deputirter des dritten Standes zu den États généraux gesendet. Nach dem 10. Aug. 1792 nahm er seinen. Abschied. Unter Robespierre wurde er verhaftet, doch rettete ihn der 9. Thermidor. 1796 wurde er Präsident des Raths der Fünfhundert u. nach dem 18. Brumaire dritter Consul, während des Kaiserreichs Prinz, Erzschatzmeister u. Herzog von Piacenza, Generalgouverneur von Genua u. 1810–13 von Holland. Den Beschluß wegen der Abdankung Napoleons unterschrieb er nicht mit,[198] jedoch den in Betreff der Berufung der Bourbons auf den Thron. Während der Hundert Tage wurde er Großmeister der Universität. Nach der zweiten Restauration verlor er die Pairswürde, doch erhielt er sie 1819 mittelst königlicher Ordonnanz wieder. Er lebte seitdem zurückgezogen auf seinen Gütern bei Dourdan u. st. den 16. Juni 1824; ihm wurde 1847 in Coutances eine bronzene Statue errichtet; er schr.: La voix du citoyen, Par. 1789, u. übersetzte den Homer u. Tasso. 5) L.-Vigée (spr. L. Wischeh), geb. 1755 in Paris, Tochter dcs Malers Vigée, sie zeichnete bes. Portraits für die Akademie, deren Mitglied sie wurde. Seit der Revolution durchreiste sie fast alle Länder u. malte über 3000 Portraits der berühmtesten Personen; sie si. den 30 März 1642. 6) Pierre-Henric Marie L.-Tondu (spr. L. Tongdü), geb. 1763 in Noyon, war nach einander Abdé, Buchdrucker, Journalist u. erhielt endlich einen Platz im Ministerium des Auswärtigen; nach dem 10. Aug wurde er Minister, dann Mitglied des Vollziehungsrathes u. unterzeichnete in dieser Eigenschaft das Todesurtheil Ludwigs XVI. Als aber der Krieg mit England drohte, klagte man ihn an, diesen hervorgerufen zu haben, ohne die Mittel zu haben, ihn zu unterhalten, u. er wurde 1793 mit seinem Collegen Tlaviere guillotinirt. 7) Jean Baptiste Topino L., s. Topino Lebrun. 8) Anne Charles L., Herzog von Piacenza, Sohn von L. 4), geb 1775 in Paris, trat nach dem 18. Brumaire in die Armee, war inder Schlacht von Marengo Adjutant des Generals Desaix, nahm am Feldzug von 1805 Theil, wurde in der Schlacht von Eylau Brigadegeneral u. 1812 Divisions-general, vertheidigte 1813 Antwerpen, ward aber 1814 durch Carnot ersetzt, wandte sich nach der Abdankung Napoleons den Bourbonen zu, nahm jedoch während der Hundert Tage ein militärisches Commando von Napoleon an u. blieb deshalb später ohne Anstellung, bis er nach dem Tode seines Vaters dessen Stelle in der Pairskammer einnahm, welche er auch unter Louis Philipp behielt. Nach dem Staatsstreich vom 2. Dec. 1851 ernannte ihn Louis Napoleon zum Senator. Er starb den 20. Jan. 1859; gab die Mémoires seines Vaters (Par. 1829) heraus. 9) Pierre Antoine, geb. 1785 in Paris, erhielt wegen einer Ode auf die Schlacht von Jena eine Pension, verlor aber dieselbe u. seine Stelle als Haupteinnehmer der indirecten Steuern nach der Restauration; machte Reisen nach Italien, Griechenland, die Türkei, wurde unter Louis Philipp Director der königlichen Druckerei u. 1839 Pair, trat aber 1848 ins Privatleben zurück. Er schr. 1814 die Tragödie Ulysses, Sur l'étude, 1817 (ein Lehrgedicht), 1822 La mort du Napoléon; Le Cid d'Andalousie, 1825; Le voyage de Grèce, 1828; Bearbeitung der Schillerschen Maria Stuart für die Pariser Bühne (welche 1820 viel Beifall fand, aber 1841 überarbeitet u. französirt ganz durchfiel). 10) Philipp Alexandre L. de Charmettes, geb. 1765 in Bordeaux, machte seit 1800 Reisen nach Indien u. Afrika, wohnte eine Zeit lang auf Isle de France, kehrte nach Paris zurück, erhielt 1810 eine Stelle im Ministerium, trat 1811 aus, aber 1815 als Präfect in den Staatsdienst zurück; er schr. außer vielen Übersetzungen; Hist. de Jeanne d'Arc, Par. 1617, 4 Bde.; Le nouveau cri de France, ebd. 1817; La nymphe de la Sarthe 1817, L'Orléanide, ebd. 1819; Muséum littéraire de la France moderne, ebd. 1822; Muséum littéraire du moyen âge, ebd. 1828. 11) Karl August, geb. 1792 in Halberstadt, Sohn eines Predigers, war Anfangs Kaufmann, wurde 1809 erst in Dessau, dann in Memel, Würzburg u. endlich 1817 in Hamburg Schauspieler. Hier wurde er 1827 Mitdirector, führte die Direction mit Schmidt bis 1837 fort u. legte sie da freiwillig nieder u. starb daselbst 1842. Er schr.: Kleine Lustspiele u. Possen, Mainz 1816; Neue u. neueste Lustspiele, ebd. 1818 u. 20; Ausländische Lustspiele, ebd. 1822, 2 Bde. 12) Karoline, geb. Steiger, geb. 1800 in Hamburg, seit 1820 Gattin des Vorigen; gute Schauspielerin in Anstands- u. Charakterrollen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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