Stackelberg

Stackelberg

Stackelberg, ein aus den Rheinlanden stammendes, der Lutherischen Confession folgendes Rittergeschlecht, welches seit den Zeiten der Heermeister sich in Livland ausbreitete u. bis nach Schweden kam. Ihm gehörten an: 1) Georg, welcher als schwedischer Reichsrath 1602 auf dem Reichstage zu Stockholm war, auf welchem Karl IX. als König anerkannt wurde. 2) Freiherr Otto Magnus, geb. 13. (25.) Juli 1787 in Reval, studirte 1803–1805 in Göttingen, machte darauf 1806–1807 eine Kunstreise durch die Schweiz, Südfrankreich u. Oberitalien u. bereiste 1807–1808 sein eigenes Vaterland, wo er bes. in Moskau die Kunde des byzantinischen Styls sich zu eigen machte. Um das Praktische der Malerei zu erlernen, ging er 1808 nach Dresden u. dann in Begleitung des Professors Tölken nach Rom, führte 1810–14 in Begleitung Brönsted's u. Anderer seine große Expedition nach Griechenland, den Sporadischen u. Eycladischen Inseln u. Kleinasien aus, wo er die äginetischen Statuen u. die Reste des Apollotempels zu Bassä auffand. Während der Aufgrabung des letzteren zeichnete S. nicht nur die landschaftliche Umgebung mit den Ruinen, sondern auch Bildwerke u. Statuen, welche unter dem Schutte verborgen gelegen hatten. Nach seiner Rückkehr unternahm er von Rom aus Reisen nach Großgriechenland, Sicilien u. Etrurien, wo er zugleich die Blüthe der antiken u. mittelalterlichen Kunst verglich u. studirte. Im Jahre 1822 entdeckte er die etrurischen Hypogäen von Corneto, war in Rom Mitbegründer des Archäologischen Instituts, bereiste von 1828–29, hauptsächlich um die Gothik zu studiren, Frankreich, England u. die Niederlande; lebte seitdem, immer literarisch beschäftigt, abwechselnd in Manheim, Dresden, Berlin, Riga u. Petersburg u. st. 11. (23.) März 1837 in Petersburg. Er schr.: Der Apollotempel zu Bassä, Rom 1826, Fol.; Costumes et usages des peuples de la Grèce moderne, ebd. 1825; La Grèce, Par. 1830, 2 Bde., Fol.; Trachten u. Gebräuche der Neugriechen, Berl. 1831–35, Fol.; Gräber der Griechen, ebd. 1835: Reise zum Styx (in Gerhards Hyperbonäisch-römischen Studien, Berl. 1852, Thl. 1 u. 2). Das Geschlecht blüht gegenwärtig in zwei Linien: I. Linie in Esthland, welche 1727 in den schwedischen Freiherrn- u. 1775 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, Stifter: 3) Graf Otto Magnus, geb. 1736, trat in russische Dienste, war unter Katharina II. Gesandter zuerst am Hofe Karls III. in Spanien u. seit 1770 in Warschau, wo er die Unterhandlungen über die erste Theilung Polens führte; in Polen verhaßt, wurde er abberufen, von Katharina[656] zum Wirklichen Geheimen Rathe ernannt u. noch zu mehren diplomatischen Sendungen verwandt; er wurde 1775 von Kaiser Joseph II. in den Reichsgrafenstand erhoben u. st. 1800. 4) Graf Gustav, Sohn des Vor., geb. 1766, studirte in Strasburg, wurde russischer Gesandter an den Höfen zu Turin, Wien u. seit 1819 zu Neapel, 1835 verließ er den Staatsdienst, lebte in Paris u. st. 1850 daselbst. Jetziger Chef ist: 5) Graf Otto, Sohn des Vor., geb. 19. Febr. 1808. 6) Graf Ernst, Bruder des Vor., geb. 21. März 1813, war früher Adjutant des russischen Kriegsministers Fürsten Tschernyschew, wurde dann Gardeoberst u. Militärbevollmächtigter in Wien, 1853 General-major in der Suite des Kaisers u. war 1856–61 russischer bevollmächtigter Minister in Turin u. wurde 1862 russischer Gesandter daselbst. II. Linie in Livland, seit 1786 reichsgräflich, Gründer: 7) Graf Reinhold Johann, geb. 1754; jetziger Chef: 8) Graf Reinhold, Sohn des Vor., geb. 1797.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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