Carolīnen

Carolīnen

Carolīnen (Carolinische Inseln, Neuphilippinische Inseln), Inselgruppe im Großen Ocean,[706] zwischen dem 3. u. 10.° nördl. Br. u. dem 152. u. 180.° östl. Länge (von Ferro), von Einigen zu Asien, von Anderen zu Australien gerechnet; sie stehen größtentheils auf Korallenbänken u. sind niedrig, einige jedoch haben Berge bis zu 3000 Fuß Höhe, mit dichter Waldung besetzt; zur Zeit wo die Monsuns wehen, heftigen Stürmen u. Erdbeben sehr ausgesetzt, haben Trinkwasser, Bäche u. Flüßchen nur auf den größeren Inseln, die kleineren haben nur Quellen u. Lachen; angenehmes Klima. An Thieren gibt es außer dem von den Europäern eingeführten Rindvieh, Schweinen, Hunden, Ratten, Hühnern u. Tauben, nur den Vampyr u. zwei Arten großer u. gefährlicher Eidechsen, im Meere Delphine in Heerden, einen großen dickköpfigen, einen gehörnten u. überhaupt viele sonderbare Fische, Trepang, Seekrebse, Schildkröten, die Riesenmuschel. Gewächse: Pisang, Padamus, Kokospalme, eine Malvacea, Brodfruchtbaum, der die Hauptnahrung liefert, Betel, Gewürznelken, Orangen, Zuckerrohr, Curcume, Bambus u. die Arumwurzel, die sorgfältig angebaut wird. Die Einwohner sind Malaien, doch mit abweichender Sprache; sie sind gutmüthig, groß, stark, auf den östlichen Inseln nußbraun, auf den nördlichen kupferfarbig; sie gehen fast nackt, einige tragen eine Art Mantel, die Weiber einen Schurz um die Hüften. Ihre Häuser stehen auf steinernem Grund in Dörfern zusammen; ihre Geräthschaften sind aus Bambus u. Cocos, andere aus Schildpatt verfertigt, in neuerer Zeit haben sie auch Eisen u. Leder; aus den Fasern einiger Pflanzen weben sie auf einem künstlichen Webstuhl Matten u. färben sie mit der Curcnue; aus den Waldbäumen zimmern sie sich große Boote, aus dem Saft der Cocospalme gewinnen sie eine Art Syrup. Ihre Nahrung besteht in Vegetabilien u. Fischen. Die Weiber werden gut behandelt, die Ehen ohne besondere Feierlichkeit geschlossen od. gelöst; die Leichen werden begraben, verbrannt od. ins Wasser geworfen. Zur Begrüßung berührt man sich mit den Nasen. Ihre Religion weist auf unsichtbare Götter, über Alles herrscht ein höchstes Wesen (Engalap, Rongala, Fuß od. Lagé genannt); sie verehren ihre Götter theils in Tempeln, theils im Freien, durch unblutige Opfer, bei denen Männer u. Frauen streng geschieden sind u. besondere Opfer darbringen; sie glauben an eine Erforschung der Zukunft, Zauberkünste u. Unsterblichkeit u. Seligkeit für die Guten; der Böse wird in den Fisch Tiburin verwandelt, der mit den anderen Fischen in stetem Kampfe steht. Ihre Mythologie hat mit den hinterindischen Fabeln einige Verwandtschaft. Die Zeit berechnen sie nach dem Laufe des Mondes u. der Nacht. Die Regierungsverfassung ist monarchisch; ein König herrscht über eine od. mehrere Inseln; die Erbfolge hat der Sohn od. Bruder. Rathsversammlungen werden auf freiem Felde gehalten, zu ihnen werden die Unterhäuptlinge gefordert. Krieg ist selten, auf den östlichen Inseln unbekannt; sie führen als Waffe einen Speer aus Bambusrohr, mit Spitze aus hartem Holz u. mit Widerhaken, außerdem Schleudern. Nennenswerth sind noch die Freundschaftsbündnisse zwischen zwei Männern, von denen dann einer den andern überall vertreten kann u. muß. Fischerei u. Schifffahrt ist der Hauptbetrieb; ihre Piroquen zur Fischerei sind aus einem einzigen Baumstamm gefertigt, die zur Schifffahrt aber fassen 40 Mann u. haben 24 Fuß hohe Masten. Der Handel ist Tausch u. bedeutend; sie vertauschen die Producte ihrer Inseln gegen Eisen, Böte, Zeuge u. andere europäische Waaren. Der Umfang des Carolinen-Archipels wird verschieden angegeben; im weitesten Sinne sind auch die Ladronen od. Marianen im N. (von Chamisso) u. im O. der Marschalls-Archipel (von Rienzi) dazu gerechnet worden; zu den eigentlichen C. gehören aber nur die Inseln vom 152.–180.° östl. Länge, von W. nach O. folgende Gruppen: a) die Pelew- (Pellew-) Inseln; nordöstlich davon b) die Ngoli- (Gulu-, Matelotas-) Inseln; nordöstlich c) die Inseln Yap (Guap): dann nördlich d) die Hunters-Eilande; 80 Ml. östlich e) die Elivi- (Mackenzie-) Inseln; davon südlich f) die Tromelin-Insel; g) Philipp-Insel; h) die Onleyai- (Ulea-) Gruppe von 24 Inseln; i) Courypyg (Aurüpig); k) Ifaluk- (Wilson-) Inseln; nördlich davon l) die Olimarao's, nach W. die Elato's u. Swede-Inseln; m) die Lütke's-Inseln; nach SO. n) die große Gruppe der Hogolen- (Monteverdo's-) Inseln; dann o) die Hall's-Inseln in 2 Gruppen; p) das Dunkin-Riff die Namoluk-, Etal-, Longonnor-, Mortlock- u. Ta-Inseln; q) die Monteverde-Inseln, Bordelaise, die Siniaris-Gruppe, u. die östlichste ist r) Oualan (Ualan, Walan); s.d. a. – Die C. sind 1686 von dem Spanier Francesco Lazemo entdeckt u. benannt worden; 1696 bekam man nähere Nachrichten, ebenso 1721, 1731 durch Cantovo, wo man Missionen gründete, 1783 durch Wilson, 1804 durch Nordamerikaner, zuletzt durch Kotzebne, Freycinet, Lütke, Duperrey, Wilson u. d'Urville.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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