Hut [1]

Hut [1]

Hut, 1) die Bedeckung des oberen Theils einer Sache; daher 2) eine steife Kopfbedeckung. A) Die Männerhüte sind meist von Filz, Seidenfelbel, Stroh, Pappe, Seide; Binsen od. ein bast- u. holzartiges Geflecht (Basthüte), gepreßtes u. lackirtes Leder od. lackirtes Papiermaché werden nur selten u. mehr zu Sommerhüten od. zu besonderen Zwecken genommen, z.B. für Kutscher, Chausseewärter u. dgl. a) Die Filzhüte werden ausschließlich aus Thierhaaren gemacht u. zwar gewöhnlich aus Hafen- u. Kaninchenhaaren, peruanischer Schaf- u. Vigognewolle, aus Biber-, Fischotter- u. nordamerikanischen Katzenhaaren, aus den Abgängen der Seidenwirker u. aus persischen u. kermanischen Wollenarten Die feineren, theueren Haare werden dabei mehr zum Überziehen des Hasenhaarsitzes benutzt. Es gibt aa) Große, Mittel- u. Feine Wollhüte aus zweischüriger Sommer- u. kurzer Lämmerwolle; bb) Mittelseine Hüte, aus seiner englischer Lammwolle, mit dänischer Wolle vermischt u. mit Kameelhaar überzogen, wozu auch wohl Vasen- u. Kaninchenhaare kommen; cc) Bauchhaarene Hüte, gemeine Hüte mit Hasen-, Kaninchen- u. Ziegenhaaren vom Bauche dieser Thiere; dd) Rückenhaarene Hüte, aus den Rückenhaaren des Bibers, aus Kameel- u. Kaninchenhaaren; ee) Viertel-Castorhüte, ganz von Hasenhaaren, od. auch mit etwas Kameelhaaren u. Vigognewolle vermischt; ff) Halbe Castorhüte, aus Biber-, Kaninchen-, Hasenhaaren u. Vigognewolle; gg) Dreiviertel-Castorhüte, von englischen Kaninchenhaaren, Grund u. Überzug von Biberhaaren; hh) Ganze Castorhüte, blos aus Biberhaaren, von welchen 2 Theile gebeizt, 1 Theil ungebeizt ist. Außerdem benutzt man noch die von Thieren genommene Wolle, zugleich mit anderen animalischen od. vegetabilischen Bestandtheilen, od. nimmt letztere ganz allein u. erhält so b) Hüte, welche den Filzhüten im Ansehen völlig gleichen. Solche sind: aa) Seidene Hüte, aus Hasenhaaren (2/3) u. Abgängen von den Stühlen der Seidenweber (1/3); bb) Baumwollene od. Gewächs wollene Hüte, aus Baumwolle od. aus den, den Samen einhüllenden Fasern der Disteln, des Dumgrases, der Pappeln, Weiden, der syrischen Seidenpflanze etc., welche mit Vasen- u. Kaninchenhaaren u. Wolle vermischt werden; cc) Federhüte (s.d. 2); dd) Felbelhüte (Seidenhüte), bei denen das Gestell aus Filz, Pappe, Preßspähnen, dünnen Holzspähnen od. dünnem Flechtwerk gemacht ist, u. die mit einem langhaarigen Seidenfelbel überzogen sind. Wenn das Gestell von Filz gemacht wird, so wird dasselbe mit einem wasserdichten Firniß überstrichen, darauf der Felbelüberzug feucht übergestülpt u. mit dem heißen Bügeleisen aufgebiegelt. Die Felbelhüte sind vor nicht langer Zeit aufgekommen u. haben die Filzhüte fast ganz verdrängt. Seit einer Reihe von Jahren sind die von Gibus in Paris erfundenen, kaum den 12. Theil des Raumes eines gewöhnlichen Hutes einnehmenden, daher zum Einpacken in Koffer sehr geeigneten Mechanischen Hüte sehr gewöhnlich. Sie bestehen aus einem Zeugüberzüge über einem Gestell, in welchem zwei stählerne Reisen durch vier stählerne Stäbchen so mit einander verbunden sind, daß sie ein sehr leichtes Gerippe von der Gestalt u. Größe des Hutes bilden. Die vier Stäbchen haben in der Mitte ihrer Länge ein Charnier, hängen auch mit den Reisen durch Charniere zusammen, weshalb sich die Stäbchen alle zugleich nach innen einlegen lassen, u. dann die zwei Reisen sich einander nähern. Da einer der Reisen am unteren, der andere am oberen Rande des Hutes inwendig befestigt ist, so faltet sich durch obiges Verfahren der H. regelmäßig zusammen u. spannt[640] sich wieder völlig aus, wenn man die Stäbchen in ihre frühere, gerade Stellung bringt. Hierzu dient ein Drahtring von der Weite des Hutes, der inwendig an dem verschiebbaren Futter befestigt ist.

Ganz von Filz gefertigte Hüte behaupten stets ihren Werth; ihre Herstellung erfordert viel Geschick. Die englischen Filzhüte werden noch immer für die besten gehalten, aber auch Frankreich u. mehrere Orte in Deutschland, als Berlin, Hamburg, Hanau, Frankfurt a. M., Döbeln, Hannover, Erlangen, München, Wien, Prag, Dresden, Leipzig, Altenburg etc. liefern gute Hüte. Zu Verfertigung der Filzhüte u. der Filzunterlagen für Seidenhüte werden die Hafen- u. Biberfelle (Kaninchenfelle seltener, Wolle nie) gebeizt, damit das Haar sich besser filzen lasse, dann enthaart durch Rupfen od. mit einer scharfen Ziehklinge; wird Wolle verwendet, so wird sie erst ausgelesen, gereinigt, gewaschen, kartätscht; dann werden Haare u. Wolle gefacht, d.h. aufgelockert, von Staub u. den gröberen Borstenhaaren befreit u. die parallele Lage der einzelnen Haare beseitigt, welche dem Filzen hinderlich ist; es geschieht dies mit einem mit einer Darmsaite bespannten Holz (Fachbogen, Geige), an welchem sich ein Stück Leder (Bogenleder) befindet, durch welches die an demselben befindliche Darmsaite gespannt od. nachgelassen werden kann (oft dienen auch statt dessen kleine Stückchen Holz [Knebelhölzer]), auf dem Fachtisch. Das erste Fachen dient nur zum Reinigen (Herunterläutern) u. Auflockern des Haares u. wird in größeren Hutfabriken durch eine besondere Maschine besorgt, welche das unreine u. vielfach verknöterte Haar, auf ein Tuch ohne Ende aufgebreitet, zugeführt wird, worauf es auf der andern Seite der Maschine gereinigt u. aufgelockert herauskommt, während die Verunreinigungen unter der Maschine sich ansammeln; bei dem späteren Fachen muß das Haar zugleich von einer Seite auf die andere in einer regelmäßigen drei- od. vierseitigen Figur geworfen werden; zuletzt wird das Haar mit einem Stück Pergament (Pappe) od. mit einem seinen Siebe (Fachsieb) zusammengedrückt, wodurch dasselbe etwas Halt u. Zusammenhang bekommt, wie ein Stück Watte wird u. Fach heißt; das, was von demselben übrig bleibt u. weggerissen wird, heißt Auswuchs. Gewöhnlich nimmt man vier solcher Fache zu einem H., die bogenförmige Seite heißt der Schnitt, die daran stoßenden Ecken die Zipfel, die gegenüberstehende Spitze der Kopf. Ein Fach, woraus die Hutkrempe gebildet wird, nennt man Randfach. Das Zusammensitzen dieser vier Fache heißt Aufschließen; es greift dabei jedes Fach am Rande 11/2 Zoll breit über das vorhergehende Fach. Bei mittelfeinen Hüten fertigt man nur das äußere Fach (Kopffach) von seinen Haaren (Platte vergolden). Wenn beim Filzen od. Aufschließen dünne. Stellen entstanden sind, so werden dieselben ausgebessert (Ausbüßen), indem man ein Stückchen Filz (Buße) auf die linke od. Bußseite des Hutes legt od. sie auch nur durch Leim steif macht. Das nun folgende Filzen ist das in einander Verschlingen der Haare eines Fachs, so daß sie fest zusammenhalten. Dies geschieht auf einer kupfernen Platte (Filzplatte), unter welcher ein Kohlenfeuer unterhalten wird. Zuerst legt man auf die Platte ein angefeuchtetes, leinenes Tuch (Filztuch), auf dieses die Fache, wickelt u. legt beides in verschiedenen Richtungen zusammen u. arbeitet es dabei immer mit der Hand gleichmäßig durch. Hierdurch, sowie durch die Ausdünstung des Filztuchs u. durch die Wärme der Platte schlingen sich die Haare ziemlich fest zusammen u. je zwei Fache werden an zwei Seiten mit einander verbunden. Weil nach dem Zusammensitzen der Ränder von zwei Fachen dieselben umgewendet werden, so legt man ein Stück Papier, den Filzkern, dazwischen; dieser verhindert, daß die Fache zusammenkleben u. wird hernach wieder herausgenommen. Nach dem Filzen gleicht der H. noch einem spitzigen Kegel, u. muß in einem länglich viereckigen Kessel (Walkkessel), gewalkt (dichter gemacht) werden. Die beiden Seiten des Herdes sind etwas gegen den Kessel geneigt, so daß, wenn die Walktafeln (starke Breter von Rüsterholz) darauf gelegt werden, das Wasser von denselben in den Kessel läuft. In dem Kessel wird Wasser heiß gemacht u. etwas Bier- od. Weinessighefe, darunter gemischt (Walkbeize). Der Filz wird zuerst um den Rollstock gewickelt u. in das heiße Wasser getaucht; dann nimmt man ihn herunter, legt ihn auf die Walktafel u. bearbeitet ihn mit der Hand od. dem runden Streichholz in allen Richtungen, Anfangs nur gelinde, bis er fester wird, legt ihn dabei auch übers Kreuz zusammen (Kreuzschlag), wickelt ihn wieder über den Rollstock u. bearbeitet ihn mit diesem (Gleichrichten). Dabei wird der Filz immer wieder in das heiße Wasser getaucht od. mit demselben begossen u. für seine Hüte (Bürstenhüte) schließlich mit der Walkbürste rundum gebürstet. Das Walken dauert 4–5 Stunden u. durch dasselbe wird der Filz fester u. dichter, aber auch fast um 2/3 kleiner. Das Ausstreichen, wodurch er wieder vom Wasser befreit wird, heißt Plattstrecken. Soll der H. einen seinen Überzug bekommen, so wird seiner Filz darauf gelegt u. durch Walken auf das Festeste mit der Unterlage vereinigt (Plattiren). Damit der Filz auf der inneren Seite nicht zusammenhänge, wird das Haarsieb, ein Stück härenes Tuch, dazwischen gelegt. In neuerer Zeit walkt man an einem hölzernen, cylindrischen Bottich von nicht zu großem Durchmesser; der obere Rand des Bottichs ist flach trichterförmig umgebogen u. vertritt die Stelle der Walktafeln; das Wasser im Bottich wird durch eingeleiteten Wasserdampf erhitzt; der Dampf wird durch ein kupfernes Rohr zugeführt u. aus einem zweiten Rohre wird nach Bedarf kaltes Wasser zugelassen, um das verbrauchte zu ersetzen. Die Haare des Filzes werden mit Kardendisteln od. mit der Kratze emporgebracht (Aufkratzen). Das Herausmachen der groben Haare u. fremden Körper nach dem ersten Walken heißt Auszwicken u. geschieht gewöhnlich mit einer stählerner Zange mit elastischen Schenkeln (Zwicker); Sengen ist das Abbrennen derselben über brennendem Stroh. Bei langhaarigen Hüten werden die Haare nach dem Aufkratzen durch eine Maschine gleich lang abgeschnitten; der noch trichterförmige H. wird auf einen rotirenden Kegel aufgeschoben; beim Umdrehen gehen die langen Haare an einem scharfen Messer vorbei, über welches sie durch schraubengangförmige Erhabenheiten auf einem sich gleichfalls umdrehenden Cylinder hingestrichen u. dabei verschnitten werden. Nun wird der H. noch naß über die Form[641] (Hutform), eine kurze hölzerne Walze (Klotz), geschlagen (Anformen) u. der Rand mittelst des Krummstampfers, einer 6 Zoll hohen, 4 Zoll breiten, nach der Länge etwas gekrümmten Messingplatte od. einem viereckigen Blech (Treibeisen) hinabgetrieben; dann wird der H. in den Kranz gestellt, d.h. der Aufschlag (Krämpe) umgebogen, dann die Platte aus gestoßen, d.h. der spitzige Deckel flach gedrückt, wobei der H. wiederholt in warmes Wasser getaucht wird. Der getrocknete H. wird dann mit Bimsstein od. einer Fischhaut abgerieben (Aufrupfen, Ausrupfen), wodurch ein kurzes Haar wieder in die Höhe gebracht wird u. der Filz sich seiner anfühlt. Das Ausstoßen, wodurch der H. die Kopfform erhält, geschieht mit einem länglich runden Holz (Ausstoßer). Dann wird der H. gefärbt. Zu der schwarzen Hutfarbe nimmt man gehacktes Brasilienholz, etwas Galläpfel, Kupferwasser u. Grünspan; od. Kampecheholz, Schmack, Eisenvitriol, Weinstein u. Grünspan. Vor dem Färben wird der rohe H. (Kalkhut) nochmals über eine Hutform geschlagen, einige Augenblicke in kochendes Wasser gehalten, das Wasser wieder mit dem Plattstampfer, einem dem Krummstampfer ähnlichen Werkzeuge mit einem geraden Rande, ausgedrückt (Reinstreichen) u. dann der H. unter beständigem Umrühren mittelst eines Stockes zwei Stunden in dem Farbenkessel gekocht, dann abgekühlt u. das Kochen noch zweimal wiederholt; die gefärbten Hüte werden nach jedes maligem Färben an die Luft gesetzt (Auslüften); Färben u. Lüften dauert etwa 10 Stunden. Das Abrupfen der langen Haare aus den gefärbten Hüten mit dem Rupfmesser heißt Nachrupfen. Alsdann wird der H. wiederholt in fließendem Wasser gewaschen u. darauf gesteift. Man kocht Gummi, Tischlerleim u. Ochsengalle in Wasser, bestreicht damit den H. u. läßt ihn auf einem eisernen Ofen (Steifofen) od. einem Bleche, d.h. einer Platte vo. Kupfer od. Gußeisen, langsam trocknen, damit sich der Leim in den Filz zieht (Eindunsten). Als wasserdichte Steife wird empfohlen: ein Gemisch von Schellack, Mastix Terpentin, Weingeist. Nach dem Steifen werden die Hüte zugerichtet u. aufgestutzt, aufgeformt, gekrämpt (weil dabei bes. den Krämpen die Form gegeben wird), ihnen mit Bürsten u. Bügeleisen die äußere Appretur gegeben (Plattsetzen), sie mit der Glanzbürste geglänzt u. das Futter u. Schweißleder eingenäht u. staffirt od. ausgeputzt, d.h. der Rand der Krämpe mit Band eingefaßt. Alte Hüte werden aufgefärbt, d.h. Form u. Farbe erneuert.

B) Die Damenhüte sind gewöhnlich von weit leichterem Stoff verfertigt, als die Männerhüte. Im Sommer ist Stroh das Hauptmaterial zu denselben (s. Strohhüte), doch wird auch Bast u. andere Stoffe, bes. baumwollene Zeuge, dazu genommen; im Winter werden die Damenhüte gewöhnlich aus wollenem, baumwollenem u. seidenem Zeug, meist aus Sammet, Atlas, Taffet etc. gemacht, doch auch, der Mode nach, Filz od. doch wenigstens Felbel dazu verwendet. In neuerer Zeit kommen fertige, der Mode entsprechende Drahtgestelle zu Damenhüten im Handel vor, welche dann blos überzogen u. aufgeputzt zu werden brauchen. Seidene, breite u. schmale Bänder, künstliche Blumen aller Art u. dgl. dienen zu Coëffüren des Hutes. Die Form der Damenhüte richtet sich noch mehr nach der Mode, als die der Männerhüte, u. wechselt meist jährlich, ja des Jahres mehrmals. Vgl. I. A. Nollet, Über die Hutmacherkunst, aus dem Französischen von Schreber, Lpz. 1767; I. K. Leuchs, Darstellung der neuesten Verbesserungen in der Hutmacherkunst, Nürnb. 1825; C. Pilzecker, Die Hutmacherkunst Weim. 1828; A. L. Matthey, Methode, Filz- u. Felbelhüte zu lackiren u. wasserdicht zu machen, Quedlinb. 1852; Journal für Mützenmacher u. Hutfabrikanten, Aachen 1844–46.

Die Griechen trugen einen H. od. eine Kappe von Filz (Pilos, war er kleiner Pilion, Pilidion) gewöhnlich auf Reisen od. bei gewissen Geschäften u. Gewerben, während sie sonst, auch beim Ausgehen, barhaupt gingen. Ähnlicher dem modernen H. war der Petasos (Thessalischer od. Macedonischer H.), mit breiter Krempe, zum Schutz gegen Sonne u. Regen, welchen gewöhnlich die Epheben mit der Chlamys trugen, aber auch Andere, z.B. im Theater. Die Römer trugen den H. (Pileus) aber auch bei Begehung heiliger Gebräuche, bei Schauspielen u. Festen; er war mehr eine Kappe, gewöhnlich rund, auch spitzig. Ein anderer H. war der Pannonische H., eine lederne, außen rauhe Mütze, welche die Soldaten in Pannonien statt des schweren Helms eingeführt hatten. Der H. war bei den Römern das Zeichen der Freiheit; darum erhielten Sklaven bei der Freilassung einen H. (vgl. Pileatus servus). Ebenso ließen Brutus u. Cassius nach Cäsars Ermordung Münzen schlagen, wo ein H. als Freiheitszeichen zwischen zwei Dolchen stand, u. viele Römer erschienen nach Neros Ermordung mit Hüten auf dem Kopfe, um ihre wieder erlangte Freiheit anzudeuten. Auch später galt der H. als Symbol der Freiheit, u. die Republiken, namentlich die Republik der vereinigten Niederlande nach ihrer Befreiung von spanischer Herrschaft, nahmen ihn als ihr Sinnbild an. Im Mittelalter kommen die ersten Hutmacher 1360 in Nürnberg, unter dem Namen Filzkappenmacher unter Karl IV. (1380–1422) in Frankreich u. 1401 in Würzburg vor. Der älteste Filzhut, welcher erweislich vorkommt, wurde von Karl VII. bei seinem Einzuge in Rouen im Jahre 1449 getragen, u. 1509 war es bereits ein altes Herkommen, daß der Rath von Worms dem von Frankfurt jährlich einen Biberhut durch eine Gesandtschaft überschickte, um dadurch Zollfreiheit zu erbitten. Auch Frauen trugen im Mittelalter Hüte, deren Form u. Stoff sehr verschieden war; bes. erwähnt werden die seidenen, sammtenen u. gestickten Hüte. Zur Zeit Heinrichs IV. (1589–1610) war der H. in Frankreich schon ganz gewöhnlich, u. dieser Fürst, sowie sein Hof u. seine Offiziere, trugen einen H. mit breiten Krempen u. auf einer Seite aufgeschlagen. Zu derselben Zeit waren in Deutschland, in der Schweiz u. in Holland hohe, oben spitzige Hüte mit breiter Krempe gewöhnlich. Unter Ludwig XIV. begann man die Hüte auch hinten aufzuschlagen u., der Symmetrie wegen, auf der anderen Seite ebenfalls hinauszubiegen, da man die eine Seite von Heinrichs IV. Zeit her schon in die Höhe gebogen hatte. So entstanden die dreieckigen Hüte, die bald mit längeren, bald mit kürzeren Krempen fast 100 Jahre lang Mode waren, daneben die Schifferhüte, mit breiter Krempe, welche an den Seiten[642] zweimal aufgeschlagen u. die von Schiffern, See- u. anderen Reisenden u. von Kaufleuten getragen wurden. Aus den dreieckigen Hüten entstanden die Chapeaubas (s.d.). Die Soldaten, durch welche eigentlich der dreieckige H. entstanden war, schmückten ihn mit Cocarden, besetzten ihn mit Agraffen, Treffen, Cordons u. Federbüschen, die Bürger steckten schwarze Cocarden u. Agraffen auf den H. Nur die Österreicher trugen blos vorn u. hinten aufgeklappte, an den Seiten entweder mit gar keiner od. doch nur mit einer sehr schmalen Krempe versehene Hüte, die Offiziere jedoch größtentheils auch dreieckige. Kurz vor der Französischen Revolution kamen zuerst in England, dann auch in Frankreich, die runden Hüte auf. Dennoch herrschten noch, bes. in Deutschland, die dreieckigen Hüte bis zu Ende des 18. Jahrhunderts vor u. erhielten sich in seinigen Gegenden auch noch als Nebelspalter od. Dreimaster, z.B. in der Pfalz u. in Sachsen. Zuvor kamen aber noch nach 1796 die dreieckigen Hüte mit ungeheuer großen Krempen auf, welche die französischen Elegants trugen u. welche Bonapartes od. Incroyables hießen. 1806 u. 1807 wurden in den meisten Armeen die dreieckigen Hüte durch die Czackos (s.d.) ersetzt, u. jetzt sind sie allenthalben verbannt u. beim Militär nur noch bei Offizieren außer Dienst, bei den Generalen u. ihrem Stab u. Nichtcombattanten gewöhnlich. Aber auch dieser H. ist eigentlich nicht mehr dreieckig gestutzt, sondern die Krempe der einen Seite läuft gerade neben dem Hutkopf weg, die andere gebogen um denselben. Dreieckige Hüte, deren Kopf zum Zusammenlegen eingerichtet ist u. deren Krempe sich biegen läßt (Klappenhüte, Patenthüte, Claques), werden nur vom Civil in Gala getragen. Geweihte Hüte, welche der Papst ehedem feierlich in der Christnacht weihte, waren violettseiden, mit Hermelin gefüttert u. mit einer goldenen Schnur u. Juwelen geschmückt, u. wurden an Fürsten u. Feldherren, die sich um den katholischen Glauben verdient machten, verschenkt. Die Veranlassung dazu ist das Traumgesicht des Judas Makkabäus im zweiten Buche der Makkabäer, Cap. 15. Den letzten erhielt General Daun 1758 nach der Schlacht von Hochkirch. Zu bemerken ist noch der grüne H., in welchem sonst Bankerottirer in Frankreich, u. der gelbe H., in dem sie in manchen Städten Deutschlands ausgestellt wurden u. den sie ferner ihr ganzes Leben lang tragen mußten; auch Juden mußten in Spanien gelbe Hüte tragen. In der Heraldik sind Hüte entweder Helmkleinodien, wo sie sich von den Mützen bald durch die breitere, bald durch die höhere Gestalt (Spitzhüte) unterscheiden, u. wo sie mannichfach gestaltet, gegipfelt u. befleckt erscheinen u. oft als Träger anderer Figuren benutzt werden, od. Standeszeichen. Zu letzteren gehören die breisen Hüte der geistlichen Würden (als Cardinals-Erz- u. Bischofs- u. Protonotarienhut), dann die anders geformten weltlicher Personen (als Erzherzoglicher H., Fürstenhut, Schweizerhut).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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