Stein [3]

Stein [3]

Stein, 1) Johann Andreas, geb. 1728 in Fildesheim in der Pfalz u. starb 1792 als Organist in Augsburg. Er ist bes. berühmt als Orgelbauer u. Fabrikant von Fortepiano's, welche durch seine neuen Erfindungen u. Verbesserungen einen europäischen Ruf erhielten. Er soll 700 Stück Fortepianos gefertigt haben. Später setzte seine Tochter Nanette Streicher (s.d.) dieses Geschäft in Wien mit Erfolg fort. 2) Georg Wilhelm, geb. 1737 in Kassel, war erst Arzt daselbst, wurde 1764 Professor der Medicin, Chirurgie u. Entbindungskunst am Collegium Carolinum u. 1766 Hofmedicus, 1790 Director des Collegium medicum u. 1791 Professor an der Universität zu Marburg; er eröffnete dort eine Entbindungsanstalt u. starb 1803. Er erfand Manches, bes. in Hinsicht der Manual- u. Instrumentalhülfe, u. schr.: Anleitung zur Geburtshülfe, Kassel 1770, 6. Aufl., Marb. 1800; Anleitung zur Geburtshülfe in widernatürlichen Fällen, Kassel 1772, 7. Aufl. von G. W. Stein d. J., ebd. 1805; Beschreibung eines neuen Geburtsstuhls u. Bettes, ebd. 1772; Beschreibung einer Brust- u. Milchpumpe, ebd. 1773; Beschreibung eines Baromakrometers u. eines Cephalometers, ebd. 1775; Beschreibung eines Pelvimeters, ebd. 1775; Abhandlungen von der Kaisergeburt, ebd. 1775; Beschreibung einiger Beckenmesser, ebd. 1782; Beschreibung eines Labimeiers, ebd. 1782; Werke zur praktischen Geburtshülfe, Marb. 1798; Geburtshülfliche Wahrnehmungen, ebd. 1807–9, 2 Bde. 3) Christian Gottfried Daniel, geb. 14. Oct. 1771 in Leipzig; studirte daselbst seit 1788 Theologie, wurde 1795 Lehrer der Geographie am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin u. starb dort 14. Juni 1830. Er schr.: Handbuch der Geographie u. Statistik, Lpz. 1809, 3 Bde., 6. Aufl. von Hörschelmann, ebd. 1833, 7. Aufl., neu bearbeitet von Wappäus, ebd. 1849–64, 4 Bde. (10 Abtheil.); Kleine Geographie, ebd. 1809, 22. Aufl. von Wagner, ebd. 1845; Geographie für Real- u. Bürgerschulen, ebd. 1811, 2. Aufl., ebd. 1818; Geographischstatistisches Zeitungs-, Post- u. Comptoirlexikon, ebd. 1811, 2 Bde., 2. Aufl., ebd. 1819–21, 4 Bde., Nachträge 1822 u. 1824; Über den preußischen Staat, Berl. 1818; Handbuch der Geographie u. Statistik des preußischen Staats, Berl. 1819; Handbuch der Naturgeschichte, Lpz. 1810, 2 Bde., 3. Aufl., ebd. 1829; Statistisch-geographische Beschreibung des Königreichs Sachsen, Dresd 1827, 2 Thle.; Reisetaschenlexikon für Europa, ebd. 1827; Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mitteleuropa, Berl. 1827–29, 7 Bde., gab heraus: Neuer Atlas der ganzen Welt in 14 Blättern, Lpz. 1814, 25. Aufl., ebd. 1850; Kleiner Schulatlas von 12 Karten, ebd. 1812, 5. Aufl. 1830; 4) Georg Wilhelm, Neffe von S. 2), geb. 1773 in Kassel, war erst Arzt daselbst, wurde 1803 Professor der Arznei- u. Entbindungskunst in Marburg u. 1806 auch Director des dortigen Hebammeninstituts, 1829 Professor der Medicin zu Bonn, u. eine Zeit lang Director der Entbindungsanstalt daselbst; er schr.: Der Unterschied zwischen Menschen u. Thieren im Gebären, ebd. 1820; Lehre der Hebammenkunst, Elberfeld 1822: Die Lehranstalt der Geburtshülfe zu Bonn, ebd. 1823; Die Lehre der Geburtshülfe, ebd. 1825–27,2 Thle.; gab auch mehre Schriften seines Oheims u. seit 1808 Annalen der Geburtshülfe heraus. [729] 5)Sohn von S. 1), geb. 1778 in Augsburg, siedelte 1794 nach Wien über, begründete hier die nachmals so wichtig gewordene Pianofortebauerei u. starb, nachdem er das Geschäft längst seinem Sohne Karl übergeben hatte, am 6. März 1842. Er war auch selbst Claviervirtuos. 6) Eduard von S., eigentlich Franz Matthias, Freiherr von Treuenfels, geb. 1794 in Austerlitz; studirte in Olmütz die Rechte, lebte dann im väterlichen Haus zu Brünn, verließ dies aber bald heimlich u. betrat unter dem angenommenen Namen Eduard von S. die Bühne zuerst in Wien am Josephstädter Theater, spielte dann bei mehren wandernden Gesellschaften in Ungarn u. Siebenbürgen, trat 1814 wieder in Wien beim Leopoldstädter Theater u. 1815 im Burgtheater in Engagement, unternahm 1817 eine Kunstreise u. wurde für das neuerrichtete Leipziger Stadttheater gewonnen. Sein Fach waren erste jugendliche Liebhaber. Er st. 1828 in Leipzig, wo ihm auf dem Friedhof ein Denkmal gesetzt wurde. Auch als Declamator war er ausgezeichnet. 7) Heinrich Wilhelm, geb. 1811 zu Kirnbach bei Bretten, lernte als Pharmaceut in Offenbach, conditionirte als Gehülfe in Rastadt u. Lausanne, studirte dann in Berlin u. Gießen Naturwissenschaften, bes. Chemie, u. wurde in letzterem Orte Liebigs Assistent, erhielt dann die Leitung der Struveschen Mineralwasseranstalt in Leipzig, später in Dresden u. wurde hier Lehrer der Chemie u. Physik an der Polytechnischen Schule u. an der Chirurgischmedicinischen Akademie. Er schr.: Über die Veränderung des Zuckers durch concentrirte Salzsäure; Über die Constitution des Brechweinsteins; Über die Pseudomorphosen des Mineralreichs; Über die Entstehung der freien Kohlensäure in den Quellen. 8) Ludwig, geb. 15. Nov. 1813 zu Eckernförde in Schleswig, studirte in Kiel u. Jena Philosophie u. Rechtswissenschaft, worauf er sich an ersterem Orte als Privatdocent habilitirte u. sich dann längere Zeit in Paris aufhielt, um bes. die neueren socialistischen Systeme zu studiren. 1846 wurde er Professor in Kiel. Als sich die Angelegenheiten Schleswig-Holsteins verwickelten, nahm S. an den literarischen Kämpfen für das Recht seines Vaterlandes vielfach Theil, bes. betheiligte er sich an der Schrift der Kieler Professoren zu Gunsten Schleswig-Holsteins. Im Jahr 1848 ging er als Beauftragter der provisorischen Regierung nach Paris u. ließ auch dort eine Broschüre unter dem Titel: La question de Schleswig-Holstein erscheinen, um die französischen Urtheile über diese Frage zu berichtigen. Nach der Wiederherstellung der dänischen Herrschaft in Holstein im Jahre 1852 wurde er seiner Professur entsetzt, worauf er eine Zeit lang privatisirte, 1855 aber Professor der politischen Ökonomie an der Universität zu Wien wurde. Er schr. noch: Geschichte des dänischen Civilprocesses u. das heutige Verfahren, Kiel 1841; Der Socialismus u. Communismus des heutigen Frankreich, Lpz. 1844, neu bearbeitet unter dem Titel: Geschichte der socialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage, ebd. 1849–51, 3 Bde.; mit Warnkönig: Französische Staats- u. Rechtsgeschichte, Bas. 1846–48, 3 Bde.; System der Staatswissenschaften, Lpz. 1854; Die Gesellschaftslehre, Stuttgart 1856.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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