Vermont

Vermont

Vermont (spr. Wermönnt, genannt nach den Verts Monts, dem Hauptgebirgszug des Staates), 1) (State of V. offizielle Abkürzung: Vt. seltener Verm.), einer der Vereinigten Staaten von Nordamerika, u. zwar der nordwestlichste der sechs sogenannten Neu-England-Staaten, ein Binnenstaat; grenzt im Norden an Unter-Canada (getrennt durch den 45° nördl. Breite), im Osten an New Hampshire (durch den Connecticut River getrennt), im Süden an Massachusetts, im Westen an New York (größtenteils durch den Champlain See getrennt). Flächenraum: 9036 engl. od. 426 geogr. QM. V. ist mit Ausnahme einer 11/2 bis 2 Meilen breiten Küstenebene am Champlain See durchgehends uneben, der Hauptgebirgszug Green Mountains (franz. Verts Monts, d.i. Grünes Gebirge) durchzieht den Staat fast seiner ganzen Länge nach von Süden nach Norden; die höchsten Gipfel desselben in V. sind: Mansfield Peak (4280 F.) u. Camel's Rump (4190 F.). Die Hauptgewässer des Staates liegen an dessen Grenzen u. sind der Champlain See im Westen u. der Connecticut River im Osten; unter den übrigen Seen sind die Memphremagog (theilweis zu Canada gehörig), Dunmore u. Austin Lakes die bedeutendsten, sowie unter den Flüssen die Otter, Onion, Lamoule u. Missisque Creeks, welche sämmtlich in den Champlain See münden, während die übrigen den Connecticut u. Hudson Rivers zugehen, aber ohne Bedeutung sind. Das Klima ist im Allgemeinen gesund, obgleich etwas rauh, die Winter sehr kalt (die ersten Fröste schon im September) mit vielem Schnee (meist vom December bis Ende März mehre Fußhoch), doch auch nach dessen Verschwinden schnelles Frühjahr u. warmer Sommer; mittlere Jahrestemperatur +5,1° R., Thermometerbewegung von +27,5° R. bis -22,2° R. Der Boden ist durchgehends sehr fruchtbar, eignet sich aber mehr zu Weideland als zum Kornbau, weshalb Viehzucht der vorherrschende Zweig der Landwirthschaft ist; die Küstenebene am Champlain See ist dagegen vorzugsweise Weizenboden; außerdem werden noch gebaut: Roggen, Mais, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, Erbsen. Lein u. Hülsenfrüchte. Producte des Thierreichs sind: Rindvieh, Schafe, Schweine, Bienen, des Mineralreichs: Eisen (in großer Menge), Blei, Zink, Marmor, Porzellanerde. Bevölkerung nach dem allgemeinen Census von 1860: 315,098 Ew. (worunter 709 freie Farbige), also 739,4 Seelen auf 1 geogr. QM. Die Einwohner sind überwiegend anglo-amerikanischer Abkunft, außerdem noch ungefähr 15,000 Irländer, gegen 2000 Engländer, ungefähr 1000 Schotten u. gegen 400 Deutsche. Eintheilung in 14 Grafschaften (Countis): Addison, Bennington, Caledonia, Chittenden, Essex, Franklin, Grand Isle, Lamoille, Orleans, Orange, Rutland, Washington, Windham u. Windsor. Hauptstadt: Montpelier. Die Verfassung des Staates beruht auf dem Principe der Demokratie; die erste Constitution gab sich V. im Jahre 1777; die gegenwärtig geltende stammt aus dem Jahre 1793, wurde aber 1836 dahin amendirt, daß die legislative Gewalt, welche seither ausschließlich in den Händen eines Repräsentantenhauses lag, nun auch auf einen Senat übertragen wurde. An der Spitze der Executivgewalt steht ein auf ein Jahr vom Volke erwählter Gouverneur, welchem ein Vicegouverneur (Lieutenant-Governor) u. ein aus 12 Mitgliedern bestehender Rath (Executive-Council) zur Seite stehen, welche ebenfalls jährlich neu gewählt werden. Der Gouverneur muß das dreißigste Jahr zurückgelegt haben, Bürger der Vereinigten Staaten sein u. während der letzten vier Jahre im Staate V. gewohnt haben u. die absolute Majorität der Wahlstimmen haben; wenn diese fehlt, so wählt die General Assembly durch gemeinschaftliche Abstimmung den Gouverneur unter den drei Candidaten, welche die meisten Stimmen erhalten haben. Gouverneur u. Rath haben das Begnadigungsrecht außer für Hochverrath u. Mord; der Gouverneur hat ein Suspensiv-Veto gegen eine Bill, doch kann eine 2/3 Majorität in beiden Häusern bei der Wiederberathung dieselbe zum Gesetz erheben. Die Gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen einer General Assembly, welche aus einem Senat von 30 Mitgliedern u. einem Repräsentantenhaus von 230 Mitgliedern besteht. Die Senatoren müssen das dreißigste Jahr zurückgelegt haben u. werden durch Stimmenmehrheit alljährlich nach Counties gewählt; die Repräsentanten dagegen jährlich nach Towns u. müssen zwei Jahre im Staate u. ein Jahr in der Town gewohnt haben. Wähler (Freeman) ist jeder 21 Jahre alte männliche Einwohner, welcher während des letzten Jahres im Staate gewohnt hat. Die General Assembly tritt jedes Jahr im October in Montpelier zusammen. V. sendet zum Congreß nach Washington zwei Senatoren u. drei Mitglieder ins Repräsentantenhaus u. hat fünf Stimmen bei der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Für Rechtspflege besteht ein Höchstes Gericht (Supreme Court, Appellationsinstanz), 14 Grafschaftsgerichte u. ein Kanzleigericht (Court of Chancery, Billigkeitsgericht). Finanzen die Einnahmen betrugen 1860: 241,089 Dollars, die Ausgaben 230,489 Dollars; Schulden hat V. nicht. Der Werth des gesammten Real- u.. Personaleigenthums war 1850 auf 71,671,651 Dollars angegeben, 1860 besaß V. 42 Banken mit über 4 Mill. Dollars Capital, nahe an 4 Mill. Dollars Notenumlauf u. nahe an 900,000 Dollars Depositen. Die Miliz des Staates belief sich 1860 auf 23,000 Mann. Das Wappen ist ein Schild mit einem Baume in der Mitte, davor drei Getreidegarben u. ein Rind, im Hintergrunde eine Gebirgslandschaft, um den Rand des Schildes die Devise: Freedom and Unity. Religion: Congregationalisten, Methodisten, Baptisten, Unirte, Universalisten u. Episcopale bilden die Mehrzahl. 1850 hatte V. 564 Kirchen; davon gehörten 168 den Congregationalisten, 123 den Methodisten, 88 den Baptisten, 88 der Unirten Kirche, 34 den Universalisten, 25 den Episcopalen, 10 den Presbyterianern, 8 den Römischen Katholiken (zum Bisthum [498] Boston gehörig), die übrigen vertheilten sich auf Christians, die Freie Kirche, Quäker, Reformirte, Secte vom Zweiten Advent u. Unitarier. Für Unterricht u. öffentliche Bildung wird in V. sehr gut gesorgt; an höheren Unterrichtsanstalten besitzt der Staat die University of Vermont in Burlington (1791 gegründet), das Middlebury College in Middlebury (1800 gegründet) u. die Norwich University in Norwich (1834 gegründet), alle drei congregationalistisch; zwei Medicinische Schulen (zu Castleton 1808 gegründet) u. zu Woodstock (1835 gegründet), ferner 46 Mittelschulen (Academies) u. (1852) 2594 Common Schools mit 90,110 Schülern; diese letzteren werden jetzt, nachdem der frühere Schulfond 1845 aufgehoben u. zur Bezahlung der Staatsschuld verwandt wurde, auf öffentliche Kosten erhalten. An öffentlichen Bibliotheken besitzt der Staat 30, ausschließlich der Universitäts- u. College Bibliotheken. Wohlthätigkeitsanstalten: das Irrenhaus zu Brattleborough; das Staatsgefängniß ist in Windsor. Hauptbeschäftigung ist die Landwirtschaft u. vorzugsweise die Viehzucht; von den 6,535,680 Acres, welche der Staat umfaßt, waren 1850: 2,601,409 Acres cultivirt. Die Industrie steht hinter der der übrigen Neuenglandstaaten zurück; am meisten vertreten ist Wolle, Eisen, Leder u. Baumwolle. Der Handel ist ebenfalls nur von untergeordneter Bedeutung u. wird meist durch den Champlain See vermittelt. 1860/61 betrug der Werth der gesammten Ausfuhr 809,073 Dollars, der der Einfuhr: 3.459,811 Dollars. An Eisenbahnen waren 1859 in V. 112 Meilen in Betrieb, wovon 26 Meilen auf die Rutland-Burlington Bahn, 26 Meilen auf die Vermont-Centralbahn, 19 Meilen auf die Connecticut-Passumsic Riverbahn, 13 Meilen auf die Rutland-Washington Bahn, 11 Meilen auf die Vermont-Western Bahn, 10 Meilen auf die Vermont-Kanada Bahn, 5 Meilen auf die Vermont-Valley Bahn u. 3 Meilen auf Zweigbahnen kommen. – Bis gegen die Mitte des 18. Jahrh. war der heutige Staat V, ein dichter Wald; die ersten Ansiedelungen geschahen 1724 von Massachusetts aus bei Fort Dummer, in der Nähe des heutigen Brattleborough; 1731 errichteten die Franzosen an der Ostküste der äußersten Südspitze des Champlainsees ein Fort, verließen es aber bald wieder; dann wurde V. längere Zeit von New York u. von New Hampshire beansprucht, aber 1764 dem ersteren vom britischen Parlament zugesprochen. 1790 ließ New York sich bewegen V. für 30,000 Doll. aufzugeben u. am 4, März 1791 trat V. als der erste neue (14.) Staat der Union bei. Vgl. Sam. Williams, The nat. and civil history of V., Walp 1794, 2. A. Burl 1809, 2 Bde.; I. Allen, The nat. and polit. history of the state of V., Lond. 1798; Eastman, Hist. of V., Brattlb. 1828; Nath. Hoskins, Hist. of the state of V., Verg. 1831; Zadock Thompson, The hist. of V., Burl 1833; Derselbe, Hist. of V., natural, civil and statistical, ebd. 1842, 3 Bde.; Vermont state papers, herausgegeben von W. Slade, Middlb 1823. 2) Städtischer Bezirk mit Postamt in der Grafschaft Fulton des Staates Illinois; 2000 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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