Adelheid

Adelheid

Adelheid (Adelaïde, Alix, deutscher Frauenname, die Edle), I. Fürstinnen. A) Kaiserinnen: 1) St. A., geb. 933, Tochter des Königs Rudolf II. von Burgund u. der Bertha, 947 mit König Lothar von Italien verheirathet. Nach dessen Tode 950 schlug sie den Usurpator Berengar II. als Gemahl aus, dieser setzte sie aber im Schloß Garda am Gardasee gefangen; von hier von einem Mönch Martin befreit, begab sie sich in den Schutz Albert Azzo's, Herrn von Canossa, u. der Kaiser Otto I. heirathete sie 951 u. verband so Italien mit Deutschland. Aus ihrer 1. Ehe hatte sie die Prinzessin Emma, aus der 2. Otto II., Bruno u. Adelheid. Sie hatte bei Otto I. sowie bei ihrem Sohne Otto II. großen Einfluß auf die Angelegenheiten Deutschlands; sie st. im Kloster zu Seltz am 16. Dec. 990 u. wurde canonisirt, Tag der 16. Decbr. Ihre Geschichte liegt dem Schauspiel: Der Schutzgeist von Kotzebue zu Grunde. 2) A. (Praxed ā), Tochter Userclods, eines russischen Prinzen, Witwe Otto's, Markgrafen von Brandenburg, wurde 1089 Kaisers Heinrich IV. 2. Gemahlin, lud aber unschuldig seinen Haß so auf sich, daß er sie ins Gefängniß warf. Entkommen floh sie nach Italien u. führte auf der Kirchenversammlung von Piacenza 1095 Klage gegen den Kaiser; 1097 kehrte sie nach Rußland zurück u. st. 1109 in einem Kloster. B) Königinnen: a) Von England: 3) A. Amalie Louise Therese, geb. 1792, Tochter des Herzogs Georg von Sachsen-Meiningen; vermählte sich 1818 mit dem Herzog v. Clarence, welcher 1830 als Wilhelm IV. König von England wurde; 1837 wurde sie Witwe u. st. 2. Decbr. 1849; sie genoß wegen ihrer vorzüglichen Eigenschaften die Huldigungen der britischen Nation; b) Von Frankreich: 4) A., von unbekannter Abkunft, seit 8782. Gemahlin Ludwigs II. (des Stammlers); diese Ehe wurde als illegitim erkannt, u. der Papst Johann VIII. weigerte sich, sie als Königin zu trauen; sie gebar erst nach Ludwigs II. Tode Karl den Einfältigen. 5) A., Gemahlin Hugo Capets, s.d. 6) A. v. Savoyen, Tochter Humberts, Grafen von Maurienne, geb. um 1092, heirathete 1115 Ludwig VI., König von Frankreich, u. nach dessen Tode 1139 den Connetable Matthieu v. Montmorency, lebte mit ihm 15 Jahre u. st. 1154; sie wurde beerdigt in dem Kloster Montmartre, welches sie 1133 gestiftet hatte. 7) A., Tochter Theobalds d. Gr., Grafen v. Champagne, seit 1160 3. Gemahlin Ludwigs VII. von Frankreich u. nach dessen Tode Vormünder in ihres Sohnes Philipp August u. Regentin; wegen Mißhelligkeiten mit dem Oheim von dessen Gemahlin, entfernte sie sich eine Zeit lang vom Hofe u. ging nach England. Heinrich II. von England vermittelte die Aussöhnung, u. A. kehrte wieder zurück. Als Philipp 1190 am Kreuzzuge Theil nahm, übertrug er ihr die Regentschaft. A. starb 1206. c) Von Sardinien: 8) A., so v.w. [125] Adelasia. 9) A., Tochter des Erzherzogs Rainer von Österreich, geb. 3. Juni 1822, vermählt 12. April 1842 mit dem damaligen Kronprinzen, seit 1649 König von Sardinien, Victor Emanuel II.; st, 20. Januar 1855. C) Andere Fürstinnen; a) Herzogin von Burgund: 10) A. von Vergy, seit 1199 Gemahlin des Herzogs Odo III. von Burgund, war 1218–1229 Vormünderin u. Regentin für ihren Sohn Hugo IV. (s. Burgund) u. st. 1251; b) Gräfin von Nassau: 11) A. v. Vianden, Erbin der Grafschaft Vianden, welche sie ihrem Gemahl, dem Grafen Otto II. von Nassau, zubrachte; nach dem Tode Otto's 1351 führte sie während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Jokann I. die Regentschaft, s. Nassau; c) Herzogin von Polen: 12) Tochter des Kaisers Heinrich IV., u. der Bertha, 1. Gemahlin des Herzogs Boleslaw III. von Polen; d) Landgräfin von Thüringen: 13) A., geb. um 1065, Tochter des Markgrafen Otto I. von Brandenburg, anfangs an Friedrich III., Pfalzgrafen von Sachsen zu Goseck, vermählt, unterhielt ein verbotenes Verständniß mit dem Landgrafen Ludwig II. d. Springer von Thüringen, der ihren Gatten auf der Jagd ermorden ließ u. A. heirathete; sie st. in dem von ihr erbauten Kloster Zscheuplitz bei Freiburg 1110.

II. Prinzessinnen: 14) A., Dauphine, geb. Prinzessin von Savoyen, vermählte sich 1697 mit dem Herzog von Bourgogne, nachmaligen Dauphin, sehr liebenswürdig u. geistreich; st. 1712 6 Tage vor ihrem Gemahl, nicht ohne Verdacht, von dem Herzog von Orleans, nachmaligem Regenten, vergiftet zu sein. 15) A., Madamede France, älteste Tochter Ludwigs XV., Tante Ludwigs XVI., geb. zu Versailles 1732, erhielt 1791 mit ihrer Schwester Victoire, geb. 1733, die Erlaubniß, Paris vei den damaligen Unruhen zu verlassen, ging, obschon 2mal verhaftet, aber eben so oft auf Befehl der Nationalversammlung wieder freigegeben, nach Rom, wo sie bis 1799 lebte; bei Annäherung der französischen Republikaner floh sie nach Triest u. st. daselbst 1799. 16) Eugenie A., Louise von Bourbon, Prinzessin von Orleans, geb. 1777, Tochter des Herzogs von Orleans (Egalité), Schwester des Königs Ludwig Philipp von Frankreich, ward von Frau von Genlis erzogen, floh mit dieser während der Revolution nach den Niederlanden u. lebte zu Tournay u. dann zu Bremgarten in der Schweiz, ging später, von ihrer Erzieherin getrennt, mit der Prinzessin Conti nach Freiburg, dann zu ihrer Mutter nach Spanien, 1809 mit ihrem Bruder nach England; 1814 kehrte sie nach Frankreich zurück u. war seit der Thronbesteigung ihres Bruders 1830 dessen stete Rathgeberin. Sie war von großer Einsicht u. festem Charakter; st. 31. December 1847. Sie soll insgeheim mit dem General Athalin vermählt gewesen sein.

III. Andere Personen: 17) St. A., Benedictinernonne, um 1140 zu Bingen am Rhein, anfangs eine reiche üppige Frau, ward bekehrt u. baute das dortige Kloster, in dem sie nach mancherlei Visionen starb. 18) A. (Aleid, Alyt) van Poelgeest, Holländerin, Mätresse Albrechts von Baiern, Grafen von Holland, auf Anstiften seines Sohnes, 1392 im Bett erdolcht.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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