- Bundesgenossenkriege
Bundesgenossenkriege, Kriege zwischen Bundesgenossen, z.B. der Peloponnesische; bes. aber sind folgende Kriege unter diesem Namen bekannt: 1) der zwischen Athen einer- u. Byzanz, Kos, Chios u. Rhodos andererseits, s.u. Athen (Gesch.) IV. 2) (Ätolischer Krieg), Krieg zwischen Sparta u. dem Ätolischen Bunde einer-, u. dem Achäischen Bunde u. Macedonien andererseits. Die von Antigonos Doson von Macedonien u. dem Achäischen Bunde 222 v. Chr. geschlagenen Spartaner hatten ihre Unabhängigkeit wieder erhalten, die macedonische Besatzung war verdrängt,[455] u. Sparta blieb ätolisch gesinnt, Feind der Achäer u. Philipps von Macedonien: als die Ätolier, in Verbindung mit Sparta, Achäische Bundesstädte in Messene angegriffen. Aratos, der Anführer des Achäischen Bundes, zog ihnen entgegen, wurde aber geschlagen u. rief den König Philippos von Macedonien zu Hülfe. Dieser nahm den Ätolern sogleich Ambrakia, drang 218 in den Peloponnes ein, schlug die Eleer u. Messenier, Spartas Bundesgenossen, u. verheerte Lakonika u. Ätolien. Da er aber 217 ein Bündniß mit Hannibal geschlossen hatte, verbanden sich die Römer sogleich mit Ätolien u. Sparta. Philippos, von den Griechen unterstützt, spielte den Krieg nach Illyrien u. brachte den Ätolern schwere Niederlagen bei. Schon singen diese an, um Frieden zu bitten, als sie, durch die Römer u. den König Attalos von Pergamum unterstützt, den Kampf erneuerten. In Folge dessen machte Philippos mit den Ätolern 217 Friede, in welchem diese ihm Akarnanien abtraten. Von jetzt an handelte Philippos ganz eigenmächtig in Griechenland, u. doch mußten die Achäer um seine Gunst buhlen, weil die Ätoler, verstärkt durch Bundesgenossen, bes. die Römer, immer furchtbarer wurden. Philippos schlug die Ätoler öfter, die Achäer siegten in Messene u. unter Philopömen über die Spartaner; da mußten 206 die Ätoler zum 2. Mal einen nachtheiligen Frieden schließen, welcher den B. beendigte. 3) (Marsischer Krieg). 91 v. Chr. hatte M. Livius Drusus als Tribun die Gracchischen Vorschläge wegen Abführung von Colonien, u. daß alle lateinischen Bundesgenossen das Bürgerrecht haben sollten, erneuert. Der Senat verwarf zwar alle diese Vorschläge, allein die Erfüllung des letzten Vorschlages verlangten nun die Bundesgenossen (s.d.) mit Gewalt. Alle Völker vom Liris bis zum Adriatischen Meere, bes. die Marser, Peligner, Picenter, Apuler, Lucaner, Samniter, verbanden sich, wählten in einer Versammlung zu Corfinium einen Senat mit 2 Consuln u. 12 Prätoren, richteten ihre bürgerliche u. militärische Verfassung nach römischer Art ein u. verlangten das Bürgerrecht. Rom schickte große Feldherren gegen sie, als: Perperna, Crassus, Messala, Didius, Q. Cäpio, sie wurden aber geschlagen. Zwar erlangten darauf im Jahre 89 v. Chr., Marius, Sulla u. C. Pompejus einzelne Vortheile über sie, nachdem selbst Freigelassene zu Soldaten aufgenommen worden waren; doch blieb der Erfolg zweifelhaft, u. die Verlängerung des Krieges wurde immer gefährlicher, denn die Bundesgenossen stellten ihnen gleich große Feldherrn entgegen, wie Vetius Cato, Papius Mutilius, Silo Popädius. In Folge eines Edicts des römischen Senats, daß alle bis jetzt friedlichen italienischen Völker das römische Bürgerrecht erhalten sollten, u. der Lex Plautia Papiria de civitate traten viele Völker vom Bunde ab u. nur die Marser, Samniter u. Lucaner blieben in den Waffen; Pompejus eroberte Asculum u. Popädius fiel. Doch erst Sulla beendigte 88 v. Chr. den Krieg, nachdem der Senat decretirt hatte, daß alle, welche die Waffen niederlegen würden, das Bürgerrecht erhalten sollten, s. Rom (Gesch.). Mehr als 300,000 Italer fielen in diesem Kriege u. vielleicht nicht weniger von römischer Seite.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.