Honig [1]

Honig [1]

Honig (Mel), 1) der süße Saft, welchen die Bienen von den Blumen u. Blättern der Pflanzen mit ihrem Rüssel einsaugen, in ihrem Magen verarbeiten u. durch ihren Mund in die erbauten Wachszellen wieder ablegen. Seine Beschaffenheit u. Güte hängt von den Blumen u. Kräutern ab, von denen er gesammelt wird. H. wird durch ganz Europa gewonnen; den aus der Krim hält man für den besten, dann den französischen. Man theilt den H. in Garten- (Feld-) H., von, in Gärten gehaltenen u. gepflegten Bienen, u. in Wald- (Wild-) H. Der gezeidelte H. begreift den Scheiben- (Maarten-) H., der in ganzen Waben od. Scheiben beim Zeideln aus den Stöcken gebrochen wird; u. den Rauch- (Tonnen-) H., welcher nach dem Zeideln mit dem Wachse in Tonnen gestampft u. versandt wird. Der geseimte H. dagegen zerfällt in Jungfernhonig, welcher nach dem Zeideln von selbst aus den Scheiben fließt, ohne an das Feuer gebracht zu werden; in Seimhonig, welcher über dem Feuer vom Wachse geschieden wird; u. in Lebhonig, welcher mittelst einer Presse durch einen leinenen Sack gezwängt werden muß. Badehonig wird als die schlechteste, mit schwarzem Wachs (das in den meisten Zellen sich findet) vermengte Sorte des H-s durch Wachsbleichen erhalten, indem man den aus den Honigtafeln gemachten Teig preßt, ihn aber, damit er flüssig werde, zugleich mit warmem Wasser übergießt. Der Zeit nach unterscheidet man Frühlings- (Kraut-) H., Sommerhonig u. Herbsthonig; hinsichtlich der Pflanzen, von denen der H. gesammelt wird, aber Buchwaizenhonig, grünlich, wird bald hart u. zuckerig, Esparsethonig, röthlich, angenehm schmeckend, Heidehonig, röthlich, minder gut, Lindenblüthenhonig (in Rußland Lippitzhonig genannt), weist, lieblich riechend u. angenehm schmeckend, Rübsenhonig, hellgelb, dem vorigen wenig nachstehend. Außerdem unterscheiden Bienenwärter nach eingesognen H., der sich noch in dem Magen der Bienen befindet; Futterhonig, der im Frühjahr zur Fütterung der Bienen gebraucht wird; Spühlhonig, der beim Ausschneiden der Waben von selbst ausfließt; Glashonig, heller u. durchsichtiger H.; Zuckerhonig, der hart u. körnig in den Zellen sitzt. Der H. wird in der Haushaltung als Nahrungsmittel auf Brod od. Semmel, zum Versüßen der Speisen, zum Einmachen, zu Confituren, auch zu Lebkuchen u. zu Bereitung des Meths benutzt; die schlechte Sorte H. u. die Rückstände beim Läutern des H-s können auch zu Branntwein u. Essig (Honigbranntwein, Honigessig) benutzt werden; auch ist er als kräftige Arznei zu betrachten, sowohl als Hausmittel, als demulcirendes Mittel, bei Heiserkeit, Katarrhen etc., auch äußerlich als zeitigendes, erweichendes Mittel, auch in Verordnungen von Ärzten. In Apotheken wird er durch Aufkochen mit wenig Wasser u. Abschäumen als gereinigter H. (Mel despumatum) zur Versüßung von Arzneien, als Constituens von Lecksäften, Latwergen etc. angewendet, auch zur Bereitung von Rosen-, Sauer-, Meerzwiebel-, Zeitlosen-, Ägyptischer Salbe. Seine chemischen Bestandtheile sind: Schleimzucker, eigner fester Zucker, wenig Extractivstoff. Der H. durfte bei den Hebräern nicht zu Speiseopfern verwandt werden; doch Erstlinge vom H. wurden dargebracht, gehörten aber den Priestern. Den H. von Hybla in Sicilien u. den H. von Attika schätzte man wegen der dort wachsenden Kräuter hoch. Der corsische H. war wegen des Taxusgeschmackes übel berüchtigt. Auch schon die Alten schrieben dem Honig Heilkräfte, bes. bei Augenkrankheiten zu. Sonst bedienen[519] sie sich auch seiner statt des Zuckers an Speisen, bereiteten aus ihm u. Wein (gewöhnlich edelm, altem, herbem) eine sehr beliebte Mischung (die u.a. bei Triumphen unter siegreiche Heere ausgetheilt wurde), brauchten ihn zu Opfern (vgl. Melisponda), bes. beim Jahreswechsel u. bei Todtenopfern u. Opfern für die unterirdischen Götter, u. balsamirten damit ein. 2) (Bot.), s. Nektar (Bot.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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