Pembroke [2]

Pembroke [2]

Pembroke (spr. Pembrohk), britische Familie; Arnulf, aus dem normannischen Hause der Montgomery, erbaute um 1098 das Schloß P., doch erscheint erst als der erste Graf von P. 1) Gilbert de Clare, welchen König Stephan 1138 zu dieser Würde erhob; er st. 1148; ihm folgte sein Sohn 2) Richard Strongbow, dessen Erbtochter Isabelle die Güter der P. an den Lordmarschall 3) Wilhelm von Hampste ad brachte, welcher vom König Johann 1202 zum Grafen von P. ernannt wurde; 1316 wurde P. Reichsverweser, setzte die Bestätigung u. Revision der Magna charta durch, schlug am 19. Mai 1217 die aufrührerischen, durch die Franzosen unterstützten Barone bei Lincoln u. schloß am 11. Septbr. mit Frankreich den Frieden von Lambeth; er st. 1219. Sein Sohn, 4) Wilhelm II., vermählt mit Eleonore, zweiter Tochter des Königs Johann, war einer der 25 Aufseher der öffentlichen Freiheit u. lebte fortwährend in Fehden um seine irischen Besitzungen mit den Lacys; er st. 1231. Ihm folgte 5) Richard, sein Bruder, welcher sich indeß erst 1233 mit Hülfe seiner irischen Vasallen vom König Anerkennung seiner Grafenwürde erzwang. 1234. kam er in offene Fehde mit König Heinrich u. siegte in mehren Schlachten; er ging dann nach Irland, wurde aber dort 1. April 1234 ermordet. 6) Gilbert, Bruder der beiden Vorigen, vermählt mit einer Tochter des Königs Alexander II. von Schottland, blieb 1241 auf dem Turnier zu Ware. Mit seinem 4. Bruder 7) Walter starb 1246 das Geschlecht aus. Heinrich III. erhob nun 1247 seinen Halbbruder, 8) Wilhelm von Valence, aus dem Hause Lusignan, zum Grafen von P. Dieser fiel 1296 bei Bayonne; ihm folgte sein Sohn 9) Almerich I.; dieser besiegte am 19. Juni 1206 den schottischen König Robert Bruce bei Methven u. erhielt dafür die Würde eines Hüters von Schottland; 10. Mai 1307 wurde er aber bei Loudonhill von Bruce geschlagen u. theilte auch 1314 die Niederlage Eduards II. bei Bannockburn; da er 1316 eine Pilgerfahrt nach Rom unternahm, wurde er vom Kaiser gefangen u. mußte sich mit 20,006 Mark lösen; als erdie Königin Isabelle nach Frankreich geleitete, ward er 23. Juni 1325 ermordet. Ihm folgte sein Neffe, 10) Almerich II.; mit ihm starb dieses Geschlecht 1335 aus. Güter u. Name kamen durch Heirath in den Besitz 11) Laurence's von Hasting, zu dessen Vortheil Eduard III. 1339 die Würde eines Grafen von P. erneuerte; er st. 1348. 12) Johann, nachgeborener Sohn des Vorigen, bekannt durch seinen Verwüstungszug 1369 im Poitou, wurde 1370 Statthalter von Aquitanien, verlor am 23. Juni 1372 die Seeschlacht bei la Rochelle gegen die castilische Armada u. wurde gefangen; er kehrte 1374 zurück u. st. 1375; seine Gemahlin war die Prinzessin Margarethe von England. Sein nachgeborener Sohn, 13) Johann II., fiel schon 1389 auf dem Turnier zu Woodstock, u. mit ihm erlosch das Geschlecht der Grafen von P. zum dritten Mal. König Heinrich IV. ernannte nach einander seine Söhne, 14) Johann von Bedford u. 15) Humfred von Glocester, zu Grafen von P., welche beide kinderlos starben. Titel u. Ehren fielen an 16) Wilhelm de la Pole, Herzog von Suffolk u. Marquis von P., welcher aber 1450 ohne Erben starb. 1452 ernannte König Heinrich VI. seinen Halbbruder, 17) Jasper Tudor, zum Grafen von P. Dieser war ein Sohn von Owen Tudor u. der Mutter Heinrichs VI., der Königin Katharine; er war im Kampf der beiden Rosen Anhänger des Hauses Lancaster u. wurde 4. Febr. 1461 bei Mortimerscroß vom Grafen von Marche geschlagen. 1462, nach dem Siege des Hauses York bei Towton, wurde er seiner Güter u. Würden entsetzt u. floh nach Schottland. Zurückgekehrt, kämpfte er wieder für Heinrich VI., mußte aber nach der Schlacht bei Tewkesbury mit seinem Neffen Heinrich Tudor, dem nachmaligen König Heinrich VII., fliehen u. ward mit diesem von dem Herzog Franz von Bretagne beschützt, landete 7. Aug. 1485 in England, nahm an der Schlacht von Bosworth Theil, erhielt, als Heinrich den Thron bestieg, den Titel eines Herzogs von Bedford u. wurde Vicekönig von Irland u. Erbmarschall von England; 1492 führte er das Heer nach Boulogne u. st. 21. Dec. 1495 ohne Erben. Während seiner Verbannung hatte Eduard IV. 18) Wilhelm Herbert, den Abkömmling eines Bastarden von Heinrich I., zum Grafen von P. ernannt, dieser wurde aber 1469 vom Grafen Warwick bei Banbury gefangen u. hingerichtet. Seine Nachkommen verloren die Grafenwürde von P., behielten aber die Güter. Der Titel ruhte nun, bis Heinrich VIII. am 1. Sept. 1532 seine Geliebte, 19) Anna Boleyn, zur Marchioneß von P. ernannte, welche diesen Titel bis zuihrer Erhebung zur Königin führte. Nach deren Enthauptung ruhte er wieder bis 10. Oct. 1551, wo Eduard VI. 20) Wilhelm Herbert, den Enkel Pembrokes 18) u. ältesten Sohn von dessen Bastarden Richard, zum Grafen von P. ernannte. Diesen hatte Heinrich VIII. zu einem der Vormünder Eduards VI. bestellt; seine Gemahlin Anna Parr war die Schwester der Königin Katharina. Er begrüßte 1553 Johanna Greyals Königin, fiel aber sehr bald von ihr ab u. rief am 19. Juli d.i. Maria zuerst als Königin von England aus, welche er dann zu ihrer Vermählung mit Philipp II. begleitete; er wurde 1557 Gouverneur von Calais u. eroberte St. Quentin. Von der Königin Elisabeth in den Geheimenrath berufen, war er mit Northampton. Bedford u. Grey Präsident der theologischen Conferenzen, welche das heutige kirchliche. System in England schufen. 1567 wurde er Great Master of the household, forderte die Entlassung Maria Stuarts aus englichem Gefängniß u. wurde deswegen 1569 verbanut; er st. 17. März 1570. Sein[798] zweiter Sohn wurde Stammvater der Grafen von Powis, sein ältester, 21) Heinrich, zugleich auch Erbe der Titel u. Güter von Northampton, Parr u. Kendal, folgte ihm als Graf von P., starb aber schon 19. Jan. 1601. Er hatte drei Frauen, die dritte war Maria Sidney, Gräfin von P., ihr zu Ehren ist Philipp Sidneys Arcadia geschrieben; sie übersetzte u. schr. mancherlei Poetisches (in Davisons Poetical rhapsody, Lond. 1602) u. st. 25. Sept. 1621. Ihr Sohn, 22) Wilhelm colonisirte die Bermudasinseln, wurde 1616 Kanzler von Oxford, 1620 Lord Chamberlain bei Jakob I. u. dann bei Karl I., führte einen Hofintriguen- u. zugleich parlamentarischen Krieg mit dem Günstling Buckingham, nach dessen Sturz u. Tod er sehr ein flußreich wurde, u. st. 1630. Er schr.: Poems, Lond. 1660; Of the internal and external state of Man in Christ, ebd. 1654. 23) Philipp, Anfangs Graf Montgomery, Bruder des Vor., erhielt 1605 einen Schlag von dem Schotten Ramsay; die Mäßigung, mit welcher er dies litt, machte ihn zum Günstling des Königs Jakob, entehrte ihn aber in den Augen der Briten. Obgleich mit Titeln u. Gütern überhäuft, war er dennoch einer der ersten Lords, welche König Karl I. verließen. 1647 saß er sogar mit den Independenten im Parlament, stimmte 1649 für die Abschaffung des Oberhauses u. st. 23. Januar 1650. 24) Thomas, Enkel des. Vorigen, wurde 1688 Lordlieutenant von Wiltshire, 1689 Mitglied des Geheimeraths, 1691 Lord-Siegelbewahrer u. 1700 erster Botschafter bei dem Ryswijker Frieden. Er war siebenmal einer der Lord-Justices, welche das Land während der Abwesenheit Wilhelm III. regierten, u. 1762 Großadmiral von England u. Irland, mußte diese Würde aber später dem Prinzen Georg von Dänemark abtreten, trug 1702 das Schwert bei der Krönung Anna's u. wurde Präsident des Geheimenraths, 1707 Lordlieutenant von Irland u. st. 22. Jan. 1733. Das jetzige Haupt der Familie ist: 25) Heinrich, zwölfter Graf von P. u. Montgomery, geb. 19. Sept. 1791, Sohn Georg Augusts (st. 1827), hieß vor dem Tode seines Vaters Lord Herbert; vermählt seit 1814 mit der Prinzessin Ottavia Spinelli-Rubari. Da der Graf keine Nachkommen hat, so ist sein präsumtiver Erbe sein Stiefbruder: 26) Sidney Herbert, Sohn des Grafen Georg August u. der Gräfin Woronzow, geb. 16. Septbr. 1810; 1832 von Wiltshire ins Parlament gewählt, schloß er sich Rob. Peel an, unter welchem er 1841 Secretär der Admiralität u. 1845 Kriegssecretär wurde; im Cabinet Aberdeen-Russel war er Decbr. 1852 bis Anfang 1855 wieder Kriegssecretär u. erhielt Sitz im Cabinetsrathe; im Februar 1858 trat er mit dem Ministerium Palmerston zurück, übernahm aber, als derselbe im Juni 1859 abermals ans Ruder kam, wieder das Secretariat des Kriegs. Keine englische Familie besitzt einen so ungeheueren Schatz antiker Statuen, wie in dem Townhouse der P. auf Conduit-Street in London aufgestellt ist.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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