Voigt [2]

Voigt [2]

Voigt, 1) Christian Gottlob von V., geb. 1743 in Allstädt, war erst Advocat in Allstädt, dann Regierungsrath in Weimar u. nach u. nach Kammerpräsident, Geheimerath, Staatsminister u. Curator der Universität Jena. Er lebte in engstem Verein mit Musäus, Herder, Wieland, Schiller u. Goethe, wurde in den Adelstand erhoben u. st. 1819 als Präsident des Ministeriums. 2) Johann Karl Wilhelm, Bruder des Vorigen, geb. 20. Febr. 1752 zu Allstädt; studirte 1773–75 in Jena die Rechte u. 1776–78 in Freiberg Mineralogie, beschäftigte sich viel mit der Bildung des Basalts u. der vulkanischen Producte. untersuchte in mineralogischem Interesse das Fürstenthum Weimar, das Hochstift Fulda, die Braunkohlenwerke in Hessen, begleitete den Herzog von Weimar auf seinen Reisen als Naturforscher, wurde 1785 Bergsecretär u. 1789 Bergrath in Ilmenau u. st. 1. Jan. 1821. Er schr.: Mineralogische Reise durch das Herzogthum Weimar u. Eisenach, Weim. 1781–85, 2 Bde.; Mineralogische Beschreibung des Hochstifts Fulda u. einiger Gegenden am Rhein u. Main, Dessau 1783; Mineralogische Reise von Weimar nach Hanau, Lpz. 1784; Briefe über die Gebirgslehre, Weim. 1785, 2. A. ebd. 1786; Mineralogische u. bergmännische Abhandlungen, ebd. 1789–91, 3 Bde.; Praktische Gebirgskunde, Weim. 1792–97; Mineralogische Reise nach den Braunkohlenbergwerken u. Basalten in Hessen u. am Unterharz, ebd. 1802; Geschichte der Steinkohlen, Braunkohlen u. des Torfs, ebd. 1802–5, 2 Thle.; Geschichte des Ilmenauer Bergbaues, Sondersh. 1821. 3) Joh. Heinrich, geb. 1751 in Gotha, studirte Mathematik u. Naturwissenschaften, wurde 1775 Hülfslehrer zu Gotha, 1777 Professor daselbst, 1789 Professor der Mathematik und Physik zu Jena u. st. dort 1823; er schr. u.a.: Grundlehre der reinen Mathematik, Gotha 1795; Versuch einer Theorie des Feuers etc., ebd. 1793; Grundlehre der angewendeten Mathematik, 1. Thl., ebd. 1794; Lehrbuch einer populären Sternkunde, Wien 1799; Entwickelung der physikalischen Beschaffenheit der Kometen, Rudolst. 1808; Allgemeiner katholisch-protestantischer Kalender, Weim. 1809; gab vom 4. Bde. an das Magazin des Neuesten aus der Naturkunde, ebd. 1797–1816,12 Bde., heraus. 4) Christian Gottlob von V., Sohn von V. 1), geb. 27. Aug. 1774. studirte seit 1789 in Jena die Rechte, wurde 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1798 Regierungsrath u. unterrichtete den Erbprinzen Friedrich im Staatsrechte; er wurde 1801 zugleich Geheimer Archivar u. 1806 Geheimer Rath; 1813 wurde er auf Ney's Befehl, aus unbekanntem Grunde, verhaftet u. nach Erfurt abgeführt, st. aber nach seiner Freilassung 19. Mai d.i. 5) Bernhard Friedrich, Sohn von V. 2), geb. 1787 in Weimar, widmete sich dem Buchhandel u. fixirte sich 1811 in Sondershausen als Sortimentshändler, gab dieses Geschäft aber 1822 auf, um sich dem Verlagsgeschäft in Ilmenau ausschließlich zu widmen. Hier begründete er durch Anlegung einer Buch- u. Steindruckerei eine ansehnliche Industrie; er verlegte zahlreiche Werke, bes. gemeinnützige u. technologische,[649] worunter der von ihm redigirte Schauplatz der Handwerke bis 1859 in 240 Bdn., u. begann 1823 den neuen Nekrolog der Deutschen (30 Jahrg. nebst 3 Registerbänden 1823–53). 1834 siedelte er nach Weimar über, wirkte dort als Buchhändler u. starb daselbst 17. Febr. 1859. 6) Friedrich Siegmund, Sohn von V. 3), geb. 1784 in Gotha, wurde 1803 Privatdocent in Jena, 1807 Professor der Medicin u. Aufseher des Botanischen Gartens, 1810 Bergrath, 1818 Professor der Botanik u. Director des Botanischen Gartens u. st. 10. Dec. 1850 in Jena; er schr.: Die Farben der organischen Körper, Jena 1816; Grundzüge einer Naturgeschichte, ebd. 1819; Handwörterbuch der botanischen Kunstsprache, ebd. 1803, u. Ausg. 1824; System der Natur u. ihre Geschichte, ebd. 1823; Übersetzung der 2. Aufl. des Thierreichs bei Cuvier, Lpz. 1831–34, 1.–3. Bd.; Lehrbuch der Zoologie. Stuttg. 1835–42, 6 Bde., 2. A. 1853. 7) Johannes, geb. 27. Aug. 1786 zu Bettenhausen im Herzogthum Meiningen; studirte seit 1806 in Jena Philologie, Geschichte u. Theologie, ging 1809 aus Pädagogium nach Halle, habilitirte sich dort 1812 u. wurde 1817 Professor der geschichtlichen Hülfswissenschaften u. 1821 Professor der Geschichte u. Archivdirector in Königsberg, wo er 23. Sept. 1863 starb. Er sehr,: Hildebrand als Papst Gregorius VII. u. sein Zeitalter, Weim. 1815, 2 Bde., 2. A. 1846; Geschichte des Lombardenbundes, Königsb. 1818; Geschichte der Eidechsengesellschaft, ebd. 1821; Geschichte von Marienburg, ebd. 1824; Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens, Königsb. 1827–39, 9 Bde.; Die westfälischen Fehmgerichte in Beziehung auf Preußen, ebd. 1836; Handbuch der Geschichte Preußens bis zur Zeit der Reformation, ebd. 1842–1843, 3 Bde., 2. A. 1850; Namen-Codex der deutschen Ordens-Beamten, Hochmeister etc., ebd. 1843; Geschichte des sogenannten Tugendbundes, Berl. 1850; Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Culmbach, Berl. 1852, 2 Bde.; Geschichte des Deutschen Ritterordens, ebd. 1857–59, 2 Bde.; gab auch mit F. W. Schubert die Jahrbücher Joh. von Lindenblatts, Officials zu Riesenburg 1823; allein den Codex diplomaticus Prusicus, ebd. 1836–53, 4 Bde.; mit dem Grafen Raczynski die Chronik Wigands von Marburg, 1840; Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen, ebd. 1841, heraus. 8) Karl Friedrich, geb. 1800 in Berlin, Medailleur u. Steinschneider, wurde in seiner Vaterstadt gebildet u. arbeitete hier zunächst für die Medaillenmünze von Loos. Nach einer großen, im Interesse der Kunst gemachten Reise, wo er in Rom den Auftrag zu einer Medaille auf Lord Eldon ausführte, würde er königlicher Medailleur in München u. hat hier sehr gelungene Arbeiten geliefert; auch bei der Geldmünze beschäftigt, schnitt er zugleich die Stempel für die griechische Regierung.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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