- Ceylon [2]
Ceylon (Gesch.), C. heißt im Sanskrit Lankaod. Sinhala Dvipa, d.i. Löweninsel, woraus Kosmas Indopleustes Sielediban. die Araber Selan-Dib gemacht haben. Von der alten Größe der Insel zeugen die Ruinen von Anaradhepura, die sich über ein Viereck verbreiten, von denen jede Seite 61/2Stunde hält; zu Lowamaha-Paya sieht man Ruinen von 1000 steinernen Pfeilern, die 11 Fuß hoch sind u. ein Viereck umschließen, welches außen 40 Pfeiler Seitenlänge hat; 1/4 Stunde nördlich davon befinden sich die 6 Dagobas, Steinpyramiden, von denen zwei 270 Fuß hoch sind. Auch zeugt von der Wichtigkeit der Insel im Alterthume der mythische Krieg der Affen (Eingeborenen) mit den Menschen, u. ein mythischer Steindammbau über das Meer, welches Beides auf Kämpfe des Buddhismus mit dem Bramaismus hindeutet. In der That war C. ehedem durch eine Landzunge mit dem Continent verbunden, u. die Eingeborenen erzählen, daß erst ein Sturm 1480 diese Landzunge völlig durchbrochen habe. Die Überreste dieser Landzunge hießen die Adamsbrücke u. wurden noch lange Zeit von den Pilgern zu Fuße passirt, bis endlich ein neuer Sturm dies unmöglich machte. Aus heimischen, in der Palisprache abgefaßten Urkunden ergibt sich die Geschichte C-s bis gegen 540 v. Chr. seit welcher Zeit 170 Könige herrschten, welche Anfangs von 16 Häuptlingen gewählt wurden. Schon die Römer u. Griechen kannten C. als Taprobane (s.d.) od. Salike, früher Simundu, wo viel Gold, Edelsteine u. Spezereien waren. Unter Kaiser Claudius wurde ein Pachter der Meerzölle des Rothen Meeres nach C. verschlagen; er blieb 6 Monate dort u. bewogen König, eine Gesandtschaft an den römischen Kaiser zu. schicken. Kosmas Indopleustes besuchte die Insel im 6. Jahrhundert, u. sie war schon damals der Vereinigungspunkt zwischen den occidentalischen u. den chinesischen u. indischen Kaufleuten, Sitz des Buddhismus u. einer vorgeschrittenen Bildung, u. von hier aus drang im 7. Jahrh. die buddhistische Religion nach Hinterindien. Die Könige, deren mehrere auf der Insel waren, wurden gewählt, bes. wurden alte u. kinderlose gewählt, damit nicht etwa die Würde eine erbliche würde, daher auch der König, wenn er ja noch Kinder bekam, sofort abgesetzt wurde. Zur Seite stand dem König ein Rath von 30 Männern; das Volk hatte eine Stimme bei Entscheidungen, namentlich bei der Gerichtspflege; Todesurtheile konnten nur mit Stimmenmehrheit gesprochen werden; dem Verurtheilten stand dann noch eine Appellation offen, wozu die Volksversammlung 70 Richter ernannte. Wenn der König ein Verbrechen begangen hatte, so wurde er ohne Weiteres hingerichtet. – In der neuern Zeit kam zuerst unter den Europäern, nach Entdeckung des Seeweges um das Cap, der Portugiese Lorenzo Almeida nach C. u. seit 1505 besetzten die Portugiesen das Küstenland. Diese machten sich die Streitigkeiten zu Nutze, in denen die Häuptlinge mit dem Könige lebten, der in Candy residirte u. das Königthum erblich gemacht hatte, u. indem sie als Bundesgenossen u. Freunde bald dieser bald jener Partei auftraten, wußten sie sich allmählig in Besitz eines großen Theiles des Küstenlandes zu setzen, während der König auf das Innere beschränkt wurde. Die ihrer Herrschaft unterworfenen Singalesen, welche die portugiesische Sprache annahmen, suchten indeß wiederholt das fremde Joch abzuwerfen. Ein wichtiger Gegner erwuchs ihnen in Fimala Dherma, Suri Ada, welcher in seiner Jugend von den Portugiesen nach Colombo gebracht, daselbst getauft wurde u. den Namen Don Juand'Austria erhielt. Erwachsen, brachte er die ceylonischen Truppen auf seine Seite, ließ sich zum König von Candy erklären u. alle Portugiesen in Candy ermorden. Der Gouverneur von Malacca, Pedro Lopez de Susa, suchte ihn zwar zu vertreiben, blieb aber in einem Gefechte 1590, worauf Suri sich mit der Thronerbin von Candy vermählte u. sich dadurch noch mehr auf dem Throne befestigte. Im Anfang des 17. Jahrh. riefen die Singalesen die Niederländer zu Hülfe. Die Portugiesen wurden 1632–1656 verdrängt u. an ihrer Stelle nahmen nun die Niederländer die Küstengegenden ein. Diese schlossen mit den Königen von C. Handelsverträge u. suchten mehr im Handel als in Eroberungen von der Insel Vortheil zu ziehen. Unter Ludwig XIV. versuchten die Franzosen auch die holländischen Besitzungen in C. an sich zu bringen, was ihnen jedoch nicht gelang. Als es zum Kriege zwischen England u. den Niederlanden kam, wurde der Krieg guck in Asien geführt, u. vom 26. Aug. 1795 bis 15. Febr. 1796 vertrieb der englische Admiral Blankert die Holländer von C., u. nun besetzten es die Engländer, denen es 1802 im Frieden von Amiens förmlich abgetreten wurde. Der letzte König war Vikrama Radscha Singha, bis 1798. Gegen diesen brach 1814 eine Empörung aus, welche den Engländern Gelegenheit bot, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes zu mischen. Sie erklärten im Febr. 1815 dem Könige den Krieg u. 18. Febr. wurde derselbe in dem Dorfe Beaumury von seinen Unterthanen gefangen u. den Engländern ausgeliefert; er lebte zu Madras in Gefangenschaft bis 1832, wo er st. Inzwischen brach 1817 eine Empörung gegen die Engländer[839] aus, die von buddhistischen Priestern geleitet, aber unterdrückt wurde. Die Aufstandsversuche erneuerten sich 1820 u. 1832, doch trat die englische Regierung um so energischer auf. Nach der gänzlichen Unterwerfung der Insel verbanden die Engländer das Land unmittelbar mit Großbritannien als Kronland, richteten ein Gouvernement ein u. verlegten die Residenz nach Colombo. Im Nov. 1840 wurde Sir Colins Campbell Gouverneur. Unter ihm wurde 1842 die Sklaverei abgeschafft. Sein Nachfolger war 1846 Tennert, der schon 1847 dem Viscount Torrington Platz machte. Die neuen übermäßigen Steuern, welche der Letztere von den Eingeborenen verlangte, u. die Härte, womit er dieselben eintrieb, riefen im Decbr. 1849 einen Aufstand der Bevölkerung hervor, wobei die Plantagen der Europäer zerstört wurden. In Folge davon legte Torrington 1850 seine Stelle nieder u. erhielt Sir Georges W. Anderson zum Nachfolger; 1855 aber wurde Sir H. G. Ward Gouverneur u. Oberbefehlshaber. 1848 gründeten auch die Franzosen eine Niederlassung auf C. Vgl. R. Knox, Histor. relation of the island of Ceylan, Lond. 1681, ebd. 1817; Wolf, Reise nach Ceylan, Berl. 1782–1784; Percival, Voyage à Ceyl., Par. 1803, 2 Bde.; Davy, Account of de inter. of Ceyl., Lond. 1821; Turnour, Epitome of the hist. of C., 1836; Forbes, Eleven years in C., Lond. 1840; W. Knighton, The history of C., ebd. 1845.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.