Gersdorff

Gersdorff

Gersdorff, eine der evangelischen Confession folgende, in preußisch Schlesien begüterte Grafenfamilie, welche aus einer der ältesten u. angesehensten Familien der Lausitz stammt. Von hier hatte sie sich nach Schlesien, Böhmen u. ins Meißnische, sowie auch nachher nach Dänemark, Livland etc. verbreitet, blühte in zahlreichen Nachkommen u. theilte sich in viele Linien, von denen nur noch die Linie G.-Hermsdorf blüht, während auch die Linie G.-Hardenberg-Reventlow 1847 mit Graf Christian im Mannesstamme erloschen ist. Gero Graf von Stade erbaute das Stammschloß der Familie Geronsdorf, später G. genannt. Die jetzt noch blühende Linie G.-Hermsdorf wurde 1824 in den preußischen Grafenstand erhoben, u. ihr dermaliger Chef ist: 1) Graf George Ernst, geb. 22. Oct. 1796; sein Sohn George Ernst aus dritter Ehe mit Karoline, der Tochter des Gerard Vanneck, Lord Huntingfield u. Pair von Irland, ist geb. 27. März 1843. Außerdem sind merkwürdig: 2) Henriette Katharina von G., geborene Freiin von Friesen, geb. 1648 in Sulzbach, seit 1672 vermählt mit dem kursächsischen Geheimerathsdirector u. Landvoigt der Oberlausitz, Freiherrn Nikolaus von G. in Dresden, welcher 1702 starb. Seitdem lebte sie auf ihrem Gute Großhennersdorf, wo sie ihren Enkel, den Grafen Zinzendorf, erzog; auch that sie sehr viel für die neugegründete Gemeinde in Herrnhut u. starb 6. März 1726. Sie schr.: Geistliche Singestunden, d.i. auserlesene geistliche Lieder, Löbau 1725. Ihre Lieder u. poetischen Betrachtungen gab P. Anton vollständig heraus: Geistreiche Gedichte u. poetische Betrachtungen, Halle 1720. 3) Adolf Traugott, geb. 1744 zu Nengersdorf in der Oberlausitz u. st. 1807 in Meffersdorf. Er stiftete 1779 die Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz; auch war er in der Physik sehr erfahren; er schr. u.a.: Versuch, die Höhe des Riesengebirges zu bestimmen, Lpz. 1772; Über meine Beobachtungen der atmosphärischen Elektricität, Görl. 1802; Aussichten von der Riesenkoppe nach Böhmen, Lausitz, Schlesien etc., ebd. 1804. 4) Karl Friedrich Wilhelm, geb. 1765 zu Glossen in der Oberlausitz; studirte, wurde aber dann sächsischer Militär, 1785 Offizier bei der Cavallerie, machte die Feldzüge 1794–96, 1806 u. 1607, wo er Major wurde, mit, trat in den Generalstab, wurde bald Obrist u. Flügeladjutant des Königs, wohnte dem Feldzuge von 1809 bei, wurde dort General, leitete 1610 die Organisation der sächsischen Armee, wurde dann. Generallieutenant, 1813 aber, nach der Schlacht bei Leipzig, aus seiner bisherigen Stellung entfernt; 1817 wurde er Generalinspector der Armeereserve u., als diese 1820 aufgehoben wurde, wieder Generaladjutant u. Commandant des Cadettencorps; er st. 15. Sept. 1829. 5) Charl. Elise Wilhelmine[251] , geborene von G., geb. 1768 zu Oberbellmannsdors in der Oberlausitz; Gattin des Kammerherrn von G. in Dresden; sie schrieb, früher meist unter dem Namen Glycere, mehrere geschätzte Romane: Die Familie Walberg, Prag. u. Lpz. 1792; Die Kreuzfahrerin, Weißenf. 1704; Aurora von Königsmark, Quedlinb. 1817; Die Himmelfahrtstage, Meiß. 1818, 3 Thle.; Der Eichwald od. die Ruinen der Ödenburg, Brünn 1819, 2 Thle.; Belehrende Briefe einer. Mutter an ihre Töchter, Lpz. 1820; Ritter Robert Carre, Günstling Königs Jakob von England, Berl. 1826; Unterhaltende Briefe einer Erzieherin an ihre Zöglinge, Neuhaldensl. 1833; Dresdens Vorzeit in den Jahren 1760 u. 1763, ebd. 1633; Ritter Julian mit dem goldenen Helme u. die schöne Isolde, Merseb. 1833; Sensitiven, ebd. 1633 u. Lpz. 1837, 2 Thle.; Emmerich Töckely, Fürst von Siebenbürgen, Celle 1834, 2 Thle.; Lehen des Königs Matthias Corvinus von Ungarn, Lpz. 1836; Streiflichter über das Gebiet der Erfahrung, ebd. 1837. Ihre Erzählungen erschienen gesammelt Lpz. 1824–40, 28 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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