Code [2]

Code [2]

Code (v. lat. Codex, Rechtsw.), französisches Gesetzbuch. Bereits vor der Revolution, als Frankreich noch in die Lande des geschriebenen Rechts (Pays du droit écrit) u. in die Lande des Gewohnheitsrechts (Pays du droit coutumier) sich theilte, denen nur die königlichen Gesetze (Ordonnances) gemeinschaftlich waren, wurde, so wie Privatarbeiten von ihren Verfassern (z.B. Henriquez, Code de seigneurs haut-justiciers et féodaux, Par. 1780, 3. Ausg.), so auch umfassenden Gesetzen die Benennung Code beigelegt. So enthielt der C. Henry (C. Basiliques) eine auf Befehl Heinrichs III. durch den Präsidenten Brisson revidirte u. systematisch geordnete Sammlung der Coutumes (s.d.); C. Maraillac (C. Michault) war eine von dem Großsiegelbewahrer Ludwigs XIII., Michel de Maraillac, entworfene u. 1629 als Gesetz bekannt gemachte, aber, als nicht einregistrirt, auch nicht verbindliche Verordnung über das Gerichtsverfahren u. über Abstellung der von den Städten in 461 Artikeln aufgestellten Beschwerden. Unter Ludwig XIV., dessen Ordonnan zen man C. Louis (C. Louis XIV.) nennt, hieß die Civilproceßordnung von 1667 C. civil, u. die Strafproceßordnung von 1670 C. criminel u. das Edict über die Negersklaven C. noir. Selbst noch das Gesetz der Nationalversammlung über das Landwirthschaftsrecht vom 28. September 1791 hieß C. rural. Ungleichheit, Zerstückelung u. Ungewißheit des in Frankreich bis zur Revolution von 1789 bestehenden Rechts, u. dessen gänzliche Umgestaltung durch diese, u. das Beispiel der Zusammenfassung des öffentlichen Rechts in Verfassungsurkunden, führten bald nach dem ersten Beginn der Revolution auf den Plan einer Publication allgemeiner Gesetzbücher, welche das gesammte Recht dem Volke in[235] klarer u. verständlicher Sprache darlegen sollten. Hieraus entstanden die 5 Gesetzbücher, welche das Civil-, Handels- u. Strafrecht, das bürgerliche u. peinliche Verfahren umfassen, u. zusammengenommen als Les cinq Codes ein geschlossenes Ganze bilden. Alle diese Gesetzbücher sind Schöpfungen Napoleons I. u. meist unter seiner persönlichen Mitwirkung entstanden. Nach dem Sturze Napoleons erhielt Frankreich nur noch ein ähnliches Gesetzbuch, den C. forestier, über die Regelung des Forstwesens. Doch belegen neuere französische Rechtsgelehrte auch noch einige andere Gesetze mit dem Namen C., so daß Manche 8, Manche sogar von 10 C-s sprechen, indem sie z.B. noch einen C. constitutionnel (enthaltend die verschiedenen Verfassungsurkunden), C. de la chasse (die das Jagdrecht betreffenden Gesetze), C. de la pêche (über Fischerei, Hauptgesetz vom 15. April 1829) unterscheiden. Die bedeutendsten Gesammtausgaben der 5 od. jetzt 6 C-s sind: Les cinq Codes, annotés par Dsenne, 1819; Les huit Codes, annotés par Bourguignon et Dalloz, 1830; Manuel de droit français par Paillet, 9. Ausgabe 1838; Codes annotés par Teulet, d'Auvilliers et Sulpicy, 2. Ausg. 1850; Codes annotés par Sirey, refondus par Gilbert, 1848 ff.; die beste Taschenausgabe von Tripier, 1852. Im Einzelnen ist der A) C. civil, das bürgerliche Gesetzbuch, die größte u. bedeutendste Arbeit. Bereits die Nationalversammlung beschloß die Redaction eines solchen u. die Constitution von 1791 bestimmte: il sera fait un C. de lois ci viles, communés à tout le royaume. Nach Auftrag des Nationalconvents legte denselben Cambacérès am 9. Aug. 1793 einen zu positiv befundenen Entwurf (vgl. Projet de C. c. par Cambacérès, Par. 1793) u. am 9. Sept. 1794 einen sehr abstracten Entwurf (vgl. Rapport sur le C. c. par Cambacérès, ebd. an II.) vor, von dem nur einige Artikel decretirt wurden. Ein dem ersten Entwurfe sehr gleiches, dem Rathe der 500 von Cambacérès am 17. Juni 1796 vorgelegtes Project (vgl. Projet de C. c. présenté au conseil des 500 par Cambacérès, ebd. an IV.) kam, obwohl zur Kritik an die Gerichtshöfe versendet, nicht zur Berathung. Mit Einführung der Consularregierung am 9. Mai 1799 wurde ein allgemeines Civilgesetzbuch verheißen. Die von den Consuln aus Tronchet, Portalis, Bigot-Préameneau u. Maleville am 18. Juli 1800 ernannte Commission beendete in 4 Monaten den 1. Entwurf des C. c. (vgl. Projet de C. c. présenté le 24. Therm. VIII., ebd. 1801), welcher nach Prüfung durch die Obergerichte (vgl. Observatio ns des tribunaux d'appel sur le projet de C. c., ebd. 1801; Observ. du tribunal de cassation, ebd. 1804; Croussaire, analyse des observat. etc., ebd. 1824) von der gesetzgebenden Section des Staatsraths mit jenen Commissarien berathen wurde, u. aus deren Änderungen der titelweise gedruckte 2. Entwurf entstand, der unter Vorsitz Napoleons u. Cambacérès u. der Protokollführung von Locré im ganzen Staatsrathe zur Berathung kam. Der aus dessen Abänderungen hervorgegangene 3. Entwurf wurde einer Tribunatscommission vorgelegt, deren Einwendungen von dem Staatsrathe zu einem 4. Entwurfe verarbeitet wurden, welcher vom Gesetzgebenden Körper genehmigt u. in 30 Gesetzen decretirt wurde. Diese wurden durch Gesetz vom 21. März 1804 in der jetzigen Ordnung als C. civil des Français zu einem Ganzen vereinigt, hierauf aber dessen Sprache in einer neuen Ausgabe vom 3. Sept. 1807 unter dem Titel C. Napoléon der kaiserlichen, u. in einer 3. Ausgabe vom 30. Aug. 1816 unter dem Titel C. civil der königlichen Regierungsform angepaßt. Nach der Julirevolution bestätigte die Verfassungsurkunde v. I. 1830 das gesetzliche Ansehn des C. ausdrücklich. Durch Decret vom 27. März 1852 hat er den Namen C. Napoléon wieder erhalten. Nur wenige Abänderungen sind durch die neuere Gesetzgebung, z.B. der Art. 726 u. 912, durch Gesetz vom 14. Juli 1819 erfolgt. Über die Berathungen im Staatsrath vgl. Procès verbaux du conseil d'état, Par. 1802–4, 5 Bde.; dazu Bousquet, Table analytiq ue, ebd. 1804, u. über die Reden im Gesetzgebenden Körper u. Tribunal zugleich, Conférence du C. c., Par. 1805, 3 Bde.; Locré, La législation civile etc., Par. 1829 bis 1832, 31 Bde., Bd. 1–16; Motifs et discours etc. par Favard de Langlade, 4. Ausg. 1850; über Napoleons persönlichen Einfluß dabei, Gönners Archiv für die Gesetzgebung, 2. Bd. 3. Heft: Der C. c. zerfällt in Bücher, Titel, Capitel u. 2281 fortlaufende Artikel. Nach einer Einleitung über Bekanntmachung, Wirksamkeit u. Anwendung der Gesetze handelt das 1. Buch über die Rechte der Personen, das 2. über die Güter u. Modificationen des Eigenthums, u. das 3. über die Arten Eigenthum zu erwerben. Fast überall ist das Beste des bestehenden Rechts aus den königlichen Ordonnanzen, Gesetzen, Coutumes, namentlich von Paris, u. des Römischen Rechts, wie es in Pothiers Tractaten aufgefaßt ist, berücksichtigt, vgl. Dard, Conférence du droit civ. avec les lois anciennes, Par. 1806 (deutsch im Auszug, Lpz. 1808); Dufour, C. c. avec les sources, Par. 1806, 4 Bde. Über den, übrigens nationell bewährten, Werth des C. c. ist viel gestritten worden, vgl. Lassaulx, Des caractères distinctifs du C. Nap., Par. 1811 (übersetzt von Wolters, Hamb. 1811); Bauer, Beiträge zur Charakteristik des C. Nap., Marb. 1810; Rehberg, Über den C. Nap., Hann. 1814; Brinkmann, Über den Werth des bürgerlichen Gesetzbuchs der Franzosen, Gött. 1814. Außer den vielen Ausgaben des C. c. dienen zur Erklärung Locré, Esprit du C. Nap., Par. 1805, 6 Bde.; Maleville, Analyse de la discussion du C. c., ebd. 1808, 4 Bde. (übersetzt von Blanchard, Köln 1809, 4 Bde.); Bousquet, Explication du C. c., ebd. 1806, 5 Bde.; Brauer, Erläuterungen, 6 Bde.; Ducaurray, Bonnier u. Roustain, Commentaire theor. et pratique, 2 Bde., 1850 u. 1851; Grolmann, Ausführliches Handbuch, Gieß. 1810–12, 3 Bde.; Rogron, C. c. expliqué, 14. Ausg. 1850; Zachariä, Handbuch des französischen Civilrechts, 4 Bde., 4. Ausg. Heidelb. 1853 ff. Der C. c. ist in fast alle Sprachen des heutigen Europa, selbst in das Lateinische, übersetzt worden; in das Deutsche wurde er übersetzt von Ehrhardt, Daniels, Gebhardi, Ackermann, Cremer, Lassaulx, Müller u. A., vgl. Seidensticker, Einleitung in den C. Nap., Stuttg. 1808, u. Desselben Kritische Literatur des Napoleonischen Rechts, ebd. 1811, 1. Bd. Außer in dem zu Frankreich geschlagenen Holland, Belgien, dem hanseatischen Departement u. Italien, in Spanien, Portugal, Polen, Oldenburg, Danzig, Köthen[236] u. Nassau, wurde der C. c. im damaligen Königreich Westfalen nach einer oft nur mit Westphalica bezeichneten Übersetzung von W. Pfeiffer, am 1. Jan. 1807, im Fürstenthum Arenenberg nach der Übersetzung von Daniels am 1. Juli 1808, im Großherzogthum Berg am 12. Nov. 1809, in Baden (s.d.) nach einer Übersetzung von Brauer mit mehreren Abweichungen als Badisches Landrecht am 1. Jan. 1810, im Großherzogthum Frankfurt nach Ehrhardts Übersetzung am 1. Jan. 1811 eingeführt, u. gilt noch im Wesentlichen in dem ganzen deutschen Überrhein, im Bergischen, in Baden u. Belgien (s.d.): in Neapel ist durch Ordonnanz vom 21. Mai 1819 das französische Recht mit unbedeutenden Abänderungen vom 1. Sept. an bestätigt u. auch in Sicilien eingeführt. Mehr od. weniger dem C. c. nachgebildet sind die Civilgesetzbücher der Schweizercantone Aargau (s.d.), Bern (s.d.) u. Vaud vom 11. Juni 1819, das frühere von Louisiana von 1808 u. das neue vom 12. April 1824, die von Haiti vom 27. März 1825, von Sardinien vom 1. Jan. 1838 u. von Holland vom 1. Oct. 1838; vgl. St. Joseph, Concordance entre les codes civils étrangers et le C. N., Par. 1840. B) C. de procédure civile, die Civilproceßordnung, enthält im 1. Theil das Verfahren vor Gericht, u. zwar in 5 Büchern das vor den Friedens-, Unter- u. Appellationsgerichten, die außerordentlichen Rechtsmittel u. die Vollstreckung der Urtheile; im 2. Theil besondere Verfahrungsarten in 3 Büchern, schließt mit allgemeinen Vorschriften u. wird nach der Eintheilung in 1042 durchlaufende Artikel angeführt. Der C. de p. c. beruht hauptsächlich auf der Ordonnance civile Ludwigs XIV. von 1667 (s.d.) u. den spätern Proceßgesetzen, auf deren Commentaren, Pothiers Traité de la proced. civ. u. Denissarts Collection de jurisprudence. Ein von einer Commission de la classification des lois dem Rathe der 500 vorgelegter Entwurf (Projet de Code de la procédure civile, présenté par Guillemont le 2. Germ. V. Par. an V.) blieb ohne Folge. Der durch eine von Napoleon ernannte Commission bearbeitete Entwurf (Projet de C. de proc. c. présenté par la commission nommée par le gouvernem., Par. an XII.) wurde nach Begutachtung durch die Obergerichte (vgl. Sirey, Observations de la cour de cassat. sur le proj. de C. de pr. c., Par. 1809) ebenmäßig wie der C. c. (s. oben) bearbeitet u. im Frühjahr 4806 als Gesetz bestätigt, um am 1. Jan. 1807 in Kraft zu treten. Durch Ordonnanz vom 17. Juli u. 30. Aug. 1816 entstand die neue, der königlichen Regierungsform angepaßte Ausgabe; nur wenige Abänderungen hat er durch Gesetz vom 20. April, Decret vom Juli u. Aug. 1810 u. die Ordonnanz vom 11. Oct. 1820 über die Einrichtung der Gerichte, u. durch Decret vom 2. Febr. 1810 erfahren. Er ist mit dem C. c. (s. oben) auch in andern Ländern eingeführt u. nachgebildet, mehrfach aber auch wieder abgeschafft worden; gilt aber noch in Belgien, Negpel, Sicilien u. den deutschen Rheinlanden. Außer zahlreichen Ausgaben u. der deutschen Übersetzung von Böll, Ackermann, Daniels, Lassaulx, Ehrhardt, Müller, Bachoven existiren Handbücher von Carré u. Chauveau, Pigeau, Berriat St. Poix, Boncenne u. Bourbeau, Rauter, Bonnier, Boitard, Delpers; Commentare von Rogron, Boitard; deutsche bes. von Schlink u. von Daniels.

C) C. de commerce, das Handelsgesetzbuch zerfällt in 4 Bücher, deren 1. den Handel überhaupt, das 2. den Seehandel, das 3. Falliment u. Bankerott, das 4. die Handelsgerichtsbarkeit ordnet u. deren jedes in Titel, Abtheilungen u. in durch ein Buch, seit der neuen Ausgabe von 1816 aber durch den ganzen C. de c. fortlaufende 648 Artikel zerfällt. Er beruht auf den Ordonnanzen Ludwigs XIV. pour le commerce du continent von 1673 u. de la marine von 1681. Der von den Commissären Bignon, Boursier, Gorneau, Legras, Victal-Roux, Coulomb u. Margues gefertigte (vgl. Projet du C. de c. présenté le 13. Frim. X. Par. an X.) u. von der Handelskammer, den Handels-, Appellations- u. Cassationsgerichten (vgl. Observations des tribunaux sur le proj. du C. de c., Par. an XI. 2 Bde.) u. zuletzt von dem Staatsrathe (s. oben) geprüfte Entwurf erhielt am 1. Jan. 1808 gesetzliche Kraft. Das Gesetzbuch hob übrigens nur die früheren Handelsgesetze, nicht die Handelsgewohnheiten auf, insoweit sie mit den Vorschriften des Gesetzbuchs sich als vereinbar erwiesen. Eine wesentliche Abänderung erlitt der C. durch ein Gesetz vom 8. Juni 1838 in der Lehre von der leichtsinnigen Zahlungsunfähigkeit (Faillissement). Ehemals neben dem C. c. (s. oben) eingeführt, gilt der C. de c. noch in Belgien, Italien, den deutschen Rheinlanden, u. hat als Vorbild gedient für das holländische Wetboek van Koophandel vom 1. Oct. 1838 (übersetzt von Schumacher, Hamb. 1840), für den 5. Theil des Codice beider Sicilien Leggi di eccezione per gli affari di commercio vom 1. Sept. 1819, für den spanischen Código de comercio vom 1. Jan. 1830 (übersetzt von Schumacher, Hamb. 1832) u. theilweise für den portugiesischen Codigo commercial Portuguez vom 18. Sept. 1833. Neben den vielen Ansgaben, z.B. von Raynal, Par. 1808, den deutschen Übersetzungen von Ackermann, Daniels, Lassaulx, Ehrhardt, Müller, Eccardt u. A., u. der lateinischen Übersetzung, welche im damaligen Königreich Italien durch Decret vom 17. Juli 1808 gesetzliches Ansehn erhielt, vgl. die Commentare u. Lehrbücher von Pardessus, 6 Bde., 5. Ausg. 1842; Delvincourt 1834; Beaussant 1840; Locré, Esprit du C. de c., 1829, 5 Bde.; Broicher u. Grimm, Das Handelsgesetzbuch der Königlich Preußischen Rheinprovinzen, Köln 1835; Massé, Le droit commercial, 6 Bde., 1844–48; Blanqui, Dictionnaire de commerce, 1838–1839, 2 Bde. D) C. d'instruction criminelle, die Criminalproceßordnung, behandelt in 2 Büchern, die in Titel, Capitel u. 643 fortlaufende Artikel eingetheil, sind, das Verfahren vor den Polizei- u. Strafgerichten, welches auf Öffentlichkeit, Mündlichkeit u. dem Institute der Geschworenen beruht. Nach der Ordonnance criminelle Ludwigs XIV. von 1670 wurde am 24. Aug. 1789 die Question préparatoire durch Decret vom 4., 6., 8. u. 11. Aug. die Folter überhaupt aufgehoben, Freiheit der Vertheidigung u. Öffentlichkeit, namentlich durch Decret vom 9. Octbr. 1789, eingeführt, durch Decret vom 1. Jan. u. 1. Mai 1790, 20. u. 21. Sept. 1791 die Gerichte, durch Decret vom 19. Juli die Zuchtpolizeigerichte organisirt u. durch Decret vom 29. Septbr. 1791 zuerst die Jury eingeführt, bis dies Alles der C. des délits et des peines vom 3. Brum. IV. in eine Criminalproceßordnung zusammenfaßte.[237] Ein als C. criminel vorgelegter neuer Entwurf kam theilweise 1804 zur Discussion (vgl. Locré Législation civ. comm. et crimin., Bd. 24), blieb aber liegen. Der von Treilhard, Réal, Faure u. Oudard auf Grundlage des C. des délits et de p. (s. oben) bearbeitete Entwurf kam gleich den übrigen Gesetzbüchern (s. oben) zur Berathung (s. dieselbe in Locré a. a. O., Bd. 25–28), am 17. Novbr. 1808 zu Stande u. am 1. Jan. 1810 in Anwendung. Außer der nur in der Form abgeänderten Ausgabe vom 30. Aug. 1816 hat der C. d'inst. cr. auch später mehrfache Änderungen (z.B. über Abstimmung u. Zusammensetzung der Jury etc.) erlitten. Gleich den übrigen Gesetzbüchern im Auslande eingeführt (s. ob.), gilt der C. d'inst c., wenn auch mit mehrfachen Abänderungen, noch in Belgien u. den deutschen Rheinprovinzen, u. wie ihm der Codice di procedure penale vom 8. Sept. 1807 für das Königreich Italien entsprach, ist ihm die Criminalordnung beider Sicilien, von Holland u.a. nachgebildet. Beste Ausgabe: C. d'instr. crim. annoté, Par. 1817; Übersetzungen von Daniels, Flaxland, Birnbaum, Hartleben u. A. Commentare u. Handbücher von Pigeau, 1818; Legraverend 1823; Rauter 1836; Marie, Dictionnaire, 1842; F. Helie, Traité de l'instruction criminel, 1845 ff.; über Fehler des C. Bonneville, De l'amelioration de la loi criminelle 1855. E) C. pénal, das Strafgesetzbuch, enthält 484 Artikel u. handelt im 1. Buche von den Strafen, im 2. von den strafbaren Personen, im 3. von den Verbrechen u. Vergehen u. deren Bestrafung, u. im 4. Buche von den Polizeivergehen u. deren Strafen. Ihm gingen voran C. pénal von 1790, C. pénal vom 25. Sept. 1791 u. ein Entwurf wurde 1804 vorgelegt. Die Berathungen über den jetzt geltenden C. p. begannen 1808; Mitglieder der Commission waren Viellard, Target, Oudart, Treilhard, Blondel. Das Gesetzbuch selbst wurde am 13. März 1810 bekannt gemacht, trat am 1. Jan. 1811 in Kraft u. erlitt am 30. Aug. 1816 eine neue Ausgabe; vgl. Chauveau, C. progressif, Par. 1832; Lagarmitte in Zeitschrift für ausländische Rechtswissenschaft IV. Nr. 19; Mittermaier im Archiv des Criminalrechts XIII. Nr. 11. Außer seiner unmittelbaren Einführung in anderen Staaten (s. oben), von denen er noch in Belgien gilt, in Rheinhessen aber dem Strafgesetzbuch vom 1. April 1842, in Rheinpreußen dem Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten vom 14. April 1851 gewichen ist, hat der C. p. den größten Einfluß auf alle späteren Strafgesetzbücher geübt u. unter andern dem Codice penale nel regno delle due Sicilie von 1819, dem Codice penale per gli stati di Parma von 1820, dem Regolamento sui delitti für den Kirchenstaat von 1832 u. dem Strafgesetzbuch für Griechenland vom 30. Dec. 1833 als Vorbild gedient. Der C. d'inst. cr. u. der C. p. werden zusammen als der Code criminel, das peinliche Gesetzbuch, bezeichnet. Commentare u. Handbücher besitzt man meist von denselben Schriftstellern, welche auch das Recht des Code d'instr. crim. behandelt haben. F) C. forestier, das Gesetz über das Forstwesen, vom 21. Mai 1827; dasselbe umfaßt in 225 Artikeln das gesammte Forstwesen, sowohl in Beziehung auf die öffentlichen Verhältnisse, als die Rechte der Einzelnen. Hauptwerk von Beaudillart, Code forestier, précédé de la discussion aux chambres, avec un commentaire, 2. Ausg. 1832; neuere Ausgaben von Coin-Delisle u. Frederich, Meaume u. A.; Ergänzungen von Herbin de Halle, 1846 ff.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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