Cyan

Cyan

Cyan (Cyanogēn, Blaustoff), chemisches Zeichen: Cy. Formel: C2N, Äquivalent 28; Radical der Blausäure, 1815 von Gay Lussac entdeckt, bildet sich beim Glühen von Stickstoffkohle, od. Salmiak u. Kohle mit fixen Alkalien, bei der trockenen Destillation des oxalsauren Ammoniaks u. des Oxamids, wird durch gelindes Erhitzen von Cyanquecksilber im pneumatischen Apparat u. Auffangen des Gases über Quecksilber erhalten; es ist ein farbloses Gas, das durch starke Erkältung u. starke Compression bis zu 6 Atmosphären Druck od. eine Temperatur von – 25 bis – 30° auch als tropfbare Flüssigkeit dargestellt werden kann. Es riecht durchdringend, stechend, der Blausäure etwas ähnlich, verbrennt, an der Luft entzündet, mit karmoisin rother Flamme u., mit Sauerstoffgas gemengt, mit heftiger Detonation, ist unathembar u. giftig. Wasser verschluckt ungefähr 41/2 Volum, erhält dadurch den Geruch des Gases, einen eigenthümlichen stechenden Geschmack, röthet vorübergehend Lakmus; in Alkohol ist es weit löslicher; spec. Gew. = 1,8064. Eine wässerige Lösung von C. wird am Lichte schnell unter Absatz von braunen Flocken (Azulensäure) zersetzt. Wenn Cyangas in wässeriges Ammoniak geleitet wird, so fällt reichlich eine braune ammoniakhaltige Materie nieder, welche beim Glühen kohlensaures Ammoniak verliert u. sich in Paracyan umwandelt; dieses ist ein dunkelbraunes, im Wasser unlösliches Pulver, beim Glühen mit Kupferoxyd Kohlenstoff u. Stickstoff entwickelnd, in Schwefelsäure löslich. Die Auflösung in Salpetersäure trübt sich mit Wasser u. läßt ein gelbes Pulver (Paracyansäure) fallen. Es verbindet sich mit Sauerstoff, Wasserstoff, den meisten Metalloiden u. Metallen u. anderen Stoffen auf sehr mannigfaltige Weise. A) Mit Sauerstoff: a) Cyansäure, CyO[601] HO = C2NO, HO, von Wöhler entdeckt, entsteht in Verbindung mit Basen durch Oxydation von Cyanmetallen beim Glühen an der Luft, od. mit Salpeter u. Hyperoxyden, durch Behandlung von Alkglien mit Cyangas, bei trockener Destillation mancher organischer Körper etc. Sie ist wasserfrei nicht darzustellen, auch nur vorübergehend als Hydrat bei trockener Destillation der Cyanursäure (s. unten) als eine wasserhelle, durchdringend sauer riechende, ätzende Flüssigkeit, in der mit Eis umlegten Vorlage. Sie verwandelt sich sehr bald unter Wärmeentwickelung in einen weißen, porzellanähnlichen, nicht sauern, unlöslichen, festen Körper von gleicher procentischer Zusammensetzung: Cyamelid (unlösliche Cyansäure), ist im Wasser löslich, zersetzt sich aber schnell in doppelt kohlensaures Ammoniak. Bei Behandlung eines Gemisches von Alkohol u. Äther, od. reinen Äthers mit den Dämpfen von Cyansäurehydrat entsteht Wöhlers Cyan od. Cyansäureäther, C6H5NO2, neutrale, farblose, das Licht stark brechende Flüssigkeit, deren Dampf die Augen heftig zu Thränen reizt; durch Wasser wird sie zersetzt, es entwickelt sich Kohlensäure u. man erhält Krystalle von Diäthylharnstoff. Bei gleicher Behandlung von Holzäther: Cyanmethyläther, eine analoge Verbindung. Die Cyansauren Salze bilden nur eine Reihe; sie zerfallen, in Berührung von verdünnten Mineralsäuren, unter Aufbrausen u. Entwickelung des Geruches der Cyansäure in Ammoniak u. Cyansäure; nur die alkalischen sind löslich; sie zerfallen beim Kochen in Ammoniak u. kohlensaure Salze; die unlöslichen geben in der Hitze Cyansäure, Kohlensäure, Stickstoff u. Cyanmetalle. Wichtig ist das Cyansaure Ammoniak; es bildet sich mit Überschuß von Ammoniak direct durch Vereinigung von Ammoniakgas u. Cyansäuredunst als eine weiße, wollige, krystallinische Masse, die bei gelinder Erwärmung Ammoniak verliert u. sich in anomales Cyansaures Ammoniak = Harnstoff, C2N2H4O2, verwandelt (kann mit Dumas auch als eine Verbindung von Kohlenoxyd u. Amid [dem Radical des Ammoniaks] = Carbonamid = C2O2 + NH2O betrachtet werden). Es findet sich fertig gebildet im Harn der Säugethiere, Vögel u. Reptilien, u. zwar mit Milchsäure verbunden beim Menschen, mit Hippursäure beim Rindvieh, mit Harnsäure bei Vögeln u. Reptilien; kommt in manchen krankhaften Secreten vor, so u.a. in den hydropischen Flüssigkeiten, in der Amniosflüssigkeit des Weibes, im Humor vitreus u. aqueus des Auges, im Erbrochenen bei Urämie, pathologisch im Speichel, im Schweiß u. in den Gallensteinen; er ist der erste der wenigen organischen Stoffe, welche die Chemie nachzubilden im Stande gewesen ist, bildet sich übrigens noch bei Zersetzung des cyansäuern Silberoxyds durch Salmiak, bei trockener Destillation von Oxamid, Destillation der Harnsäure etc. Um ihn darzustellen, wird bei gelinder Wärme abgedampfter Harn, mit Salpetersäure versetzt, die erhaltene krystallinische Masse, ausgepreßt, getrocknet, wieder in Wasser gelöst, durch Kohle entfärbt, abermals krystallisirt, wieder aufgelöst, mit kohlensaurem Baryt zersetzt u. dann durch abermalige Krystallisation erst aus Wasser, dann aus Alkohol der salpetersaure Baryt von dem Harnstoff geschieden. Er bildet im reinen Zustande farblose vierseitige Säuten, von 1,34 spec. Gewicht, kühlendem, bitterlichem, salpeterähnlichem Geschmack, ohne Geruch, leicht in Wasser, auch in Alkohol, nicht in Äther löslich, an feuchter Luft zerfließend, völlig neutral. Er schmilzt bei 120, wird bei höherer Temperatur auch von Alkalien u. mehreren Säuren u. Salzen zerlegt u. bildet mit manchen Säuren krystallisirbare Salze. Solche sind: Salpetersaurer Harnstoff, C2H4N2O2, NO5, HO, fällt aus dem Harn bei zugesetzter Salpetersäure in weißen od. auch braunen glänzenden Blättchen aus der Auflösung des reinen Stoffes in blendendweißen Körnern nieder, löst sich in 8 Thln. kaltem Wasser, dient zu qualitativer u. quantitativer Bestimmung des Harnstoffs, wird durch Schwefelsäure nicht zersetzt u. besteht aus gleichen Äquivalenten Säure, Harnstoff u. Wasser; oxalsaurer Harnstoff, bildet lange schwerlösliche Prismen; schwefelsaurer Harnstoff, kühlend schmeckende Nadeln; milchsaurer Harnstoff, lange, weiße, sechsseitige, zerfließliche, kühlend schmeckende, im Wasser, Alkohol u. Äther lösliche Prismen. Der Harnstoff verbindet sich auch mit Silberoxyd, Quecksilberchlorid, Kochsalz etc. zu salzähnlichen Verbindungen u. mit Salmiak; die weiteren Angaben über die Metamorphosen s. u. Harnstoff. b) Zweibasige Cyansäure (Knallsäure, Acid. fulminicum), C4N2O2, 2HO = 2CyO + 2HO, von Gay Lussac u. Liebig entdeckt, isolirt nicht darzustellen, entsteht, wenn salpetersaures Silberoxyd od. Quecksilberoxydul mit einem Überschuß von Salpetersäure u. Alkohol erwärmt werden. Es entwickelt sich Aldehyd u. Salpeteräther, u. fällt das knallsaure Oxyd als krystallinisches Pulver nieder. Die Knallsauren Salze explodiren durch Schlag, Reibung, Berührung mit concentrirten Säuren. Die bekanntesten sind: Knallsaures Quecksilberoxydul = C4N2O2, 2Hg2O, entdeckt von Howard, wird gewonnen durch Zusatz von 11 Thln. Alkohol von 80–85° zu einer Lösung von 1 Thl. Quecksilber in 12 Thln. Salpetersäure. Das niedergefallene Salz (10 Thle.), mit Wasser (30%) sein gerieben, mit 6 Thln. Salpeter vermischt, gibt die in den Zündhütchen der Percussionsgewehre befindliche Zündmasse; Knallsaures Silberoxyd, Knallsilber = C4H2O2, 2AgO, eine Auflösung von 1 Thl. Silber in 10 Thln. Salpetersäure wird in 20 Thln. Alkohol gegossen u. gelinde bis zum anfangenden Sieden erwärmt; das beim Erkalten niederfallende Salz bildet weiße, glänzende seine Nadeln, explodirt sehr leicht u. ist daher in Wasser höchst gefährlich; Knallsaure Salze anderer Metalle lassen sich durch Digestion der letzteren mit den eben beschriebenen Salzen gewinnen. Knallsaures Silberoxyd zerlegt sich mit Salzsäure in Chlorsilber, Blausäure u. Chlorcyanwasserstoffsäure. Diese schmeckt sauer, süßlich, beißend, schlägt aus Silbersalzen kein Chlor nieder, wird beim Erhitzen in kohlensaurem Ammoniak u. neues Product zerlegt. c) Cyanursäure, dreibasige Säure, brenzliche Cyansäure = Cy3H3O6 + 4 aq, von Scheele entdeckt, von Liebig, Wöhler u. Wurtz näher untersucht, bildet sich durch Zersetzung des festen Chlorcyans mit Wasser, löslicher cyansaurer Salze mit verdünnten Säuren etc., wird am besten dargestellt durch längere Erhitzung von Melam in concentrirter Schwefelsäure, bis die Flüssigkeit mit Ammoniak keinen Niederschlag mehr gibt, Abdampfung u. wiederholtes Krystallisiren, ist farb-u.[602] geruchlos, krystallisirt in schiefen rhombischen Säulen, mit 4 Äquivalenten Wasser, das beim Trocknen weggeht, krystallisirbar, schmeckt schwach, röthet schwach Lakmus, ist in kaltem Wasser schwer, in kochendem leichter löslich, aus heiß gesättigten Lösungen in Salz- od. Salpetersäure krystallisirt sie ohne Krystallwasser in Ouadratoctaëdern, geht bei trockener Destillation in Cyansäure über. Eine charakteristische Reaction für die Cyanursäure liegt in dem Verhalten zu einer ammoniakalischen Kupferlösung; es entsteht ein violetter Niederschlag, der in kaltem Wasser unlöslich ist. Die Cyanursauren Salze enthalten 3–2–1 Äquivalent der Basis, werden durch Salz- u. Salpetersäure etc. zersetzt, auch beim Erhitzen.

B) Mit Wasserstoff: Cyanwasserstoffsäure (s. Blausäure), verbindet sich als Säure nicht mit Metalloxyden zu Salzen, sondern es entstehen, indem der Wasserstoff derselben mit dem Sauerstoff des Oxyds Wasser bildet u. das C. mit dem Metalle sich verbindet, Cyanmetalle. Diese sind meist eine den Oxyden u. Chloriden derselben Metalle entsprechende Zusammensetzung. Die mit alkalischer Basis sind löslich, krystallisirbar, bei Ausschluß der Luft in der Hitze kaum zersetzbar, werden durch verdünnte Mineralsäuren unter Blausäureentwickelung zersetzt. Die löslichen Cyanmetalle werden von Silber- u. Bleisalzen weiß, von Eisenoxydulsalzen blaugrünlich, durch Salzsäure blau werdend, von Kupferoxyden weiß gefällt. Die der schweren Metalle sind nur zum Theil löslich u. krystallisirbar u. werden mehr durch Wasserstoff- als Sauerstoffsäuren gefällt, geben in der Hitze Kohlenstoffmetall u. Stickstoff, die der edeln Metalle C. u. Metall. Das C. geht mit Metallen theils einfache, theils Doppelverbindungen ein; die Doppelverbindungen der schweren Metalle lösen sich leicht in den der leichten, u. bilden neue, zum Theil unlösliche Verbindungen, welche durch ätzende u. kohlensaure Alkalien od. Chlormetalle nicht verändert werden, aus denen aber Säuren das unlösliche Cyanmetall niederschlagen; ähnliche Verbindungen bilden lösliche alkalische Cyanmetalle mit unlöslichen Chlor-, Brom- u. Jodmetallen, so wie viele lösliche Chlormetalle mit unlöslichen Cyanmetallen; die einzelnen s. u. den betreffenden Metallen. Die Doppelverbindungen des Eisencyanürs u. Eisencyanids mit anderen Cyanmetallen, u. bes. mit Cyanwasserstoffsäure, verhalten sich sehr eigenthümlich; letztere sind löslich im Wasser, entschieden sauer, was die Blausäure nicht in dem Maße ist, nicht giftig, u. das in ihnen enthaltene Eisen wird durch Alkalien, durch die löslichen Schwefelmetalle, durch keins der gewöhnlichen Reagentien angezeigt; daher wird in ihnen ein besonderes zusammengesetztes Radical, bestehend aus Cy3Fe = Cfy Ferro-C. (s.d.) u. das 2 Cy3Fe = 2 Cfy Ferrid-C. (s.d.), angenommen; ähnliche Verbindungen des C-s mit Kobalt s. u. Kobalt.

C) Mit Chlor geht das C. 3 isomerische, der Cyansäure, der Knallsäure u. der Cyanursäure entsprechende Verbindungen ein; a) gasförmiges Chlor-C., Cy Cl, entsteht bei Behandlung von Cyanwasserstoffsäure od. feuchtem Cyanquecksilber od. Mellon mit Chlorgas, riecht unerträglich, durchdringend, reizt die Augen zu Thränen, krystallisirt bei – 18° in langen, eisartigen Nadeln, ist compressibel, ändert sich, bei Ausschluß der Luft sich selbst überlassen, in das Folgende um, löst sich in Wasser, Alkohol u. Äther; b) flüssiges Chlor-C., Cy2Cl2, entsteht, wenn man Chlorcyanwasserstoffsäure mit Quecksilberoxyd destillirt; es erscheint als eine farblose, die Augen- u. Schleimhäute stark angreifende, bei + 16° siedende, bei – 7° krystallinisch erstarrende Flüssigkeit; c) festes Chlor-C., Cy3Cl3, bildet sich bei Behandlung von trockener Blausäure u. trockenem Chlorgas im Sonnenlichte, auch durch Erhitzung von Schwefelcyankalium in trockenem Chlorgas, in weißen, sublimirbaren Nadeln, von stechendem Geschmack u. durchdringendem, dem Kothe der Mäuse ähnlichem Geruch, zerfällt bei Digestion mit Wasser in Salzsäure u. Cyanursäure; es schmilzt bei 140° u. verflüchtigt sich bei 190°; beide Chloride verbinden sich mit Ammoniakgas zu einem, vom Wasser nicht weiter zersetzbaren Körper; bei Behandlung von Cyanquecksilber mit Äther od. Holzgeist entstehen schwere, ätherartige, nach Chlor-C. riechende Flüssigkeiten, u. noch chlorreichere Verbindungen bei Einwirkung des Chlorgases auf feuchtes Cyanquecksilber im Sonnenlicht.

D) Mit Brom u. Jod bilden sich Cyanverbindungen, wenn Cyanquecksilber mit Brom od. Jod in einem Destillirapparat gelind erwärmt werden, als weiße, sublimirende, durchdringend riechende, flüchtige, giftige, in Alkohol u. Ather lösliche Krystalle.

E) Mit Schwefel: Cyansulphid, Schwefel-C., od. Rhodan, C2NS2 = CyS2, ist ein hypothetisches Radikal; das vermeintliche Schwefel-C. wurde zuerst dargestellt von Liebig, entsteht in Verbindung mit Metallen, wenn lösliche Schwefelalkalimetalle mit Cyangas od. unlöslichen Cyanmetallen zusammenkommen, od. lösliche Cyanmetalle mit Schwefel erhitzt werden, u. wird durch Chlor od. Salpetersäure als ein gelbes, leichtes, lockeres, stark abfärbendes Pulver aus diesen Verbindungen ausgeschieden, welches in Wasser u. Alkohol unlöslich ist, in der Hitze in Schwefelkohlenstoff, Schwefel u. Mellon zerfällt, mit Kalium sich direct, aber unter theilweiser Zersetzung in Schwefel u. C. verbindet, von Alkalien, löslichen Schwefelmetallen, Salpetersäure zersetzt wird. Gegenwärtig nimmt man an, daß es C8H2N4S8 sei. Schwefelcyanwasserstoffsäure (Cyansulphidwasserstoff, Schwefelblausäure, Rhodanwasserstoffsäure), C2NS2H, von Rink entdeckte, rein sauer schmeckende, farblose Flüssigkeit, kann nicht ohne Wasser bestehen, zerfällt an der Luft u. beim Erwärmen in mannigfaltige Producte, färbt Eisenoxydsalze blutroth, findet sich in der Natur an Basen gebunden, im Speichel der Menschen u. Schafe u. im Samen u. den Blüthen der Krenzblumenpflanzen; sie verbindet sich mit Metalloxyden, u. zwar, indem der Wasserstoff mit dem Sauerstoff des Oxyds Wasser bildet u. durch das Metall ersetzt wird, zu Schwefelcyanmetallen (Sulphocyanüre); mit einem Radikal, dem Allyl, verbunden, bildet es das Senföl (s.d.) od. Schwefelcyanallyl; die löslichen färben Eisenoxydsalze blutroth, fällen Silber-, Blei- u. Kupfersalze weiß, zerlegen Quecksilberoxydulsalze in Quecksilber u. lösliches Schwefelcyanquecksilber, zerfallen in Salzsäuregas, in Chlormetalle u. Schwefelblausäure, geben, an der Luft erhitzt, schwefelige Säure, cygn- u. schwefelsaure Salze, bilden mit Quecksilbercyanid leicht krystallisirbare Doppelverbindungen;[603] die unlöslichen geben beim Glühen Schwefelmetalle, Melam, Schwefelkohlenstoff, Schwefel, in höherer Temperatur auch C. u. Stickstoff; durch Chlor zerfallen sie in Chlorschwefel, Chlor-C., Chlormetall u. Mellon. Schwefelcyanammonium (Rhodanammonium, schwefelblausaures Ammoniak), bildet sich durch Sättigen der Säure mit Ammoniak als eine zerfließliche Salzmasse, aus der durch Destillation Ammoniakgas, Schwefelkohlenstoff u. einfach Schwefelammonium erhalten wird, im Rückstande aber Melam od. Melam u. Mellon verbleibt; es bildet sich auch beim Zusammenbringen von Schwefelkohlenstoff, mit bis zur Sättigung Ammoniak enthaltendem Alkohol. Schwefelcyankalium (Rhodankalium, schwefelblausaures Kali), C2NS2K, bildet sich beim Glühen von Blutlaugensalz, kohlensaurem Kali u. Schwefel u. Ausziehen der geschmolzenen Masse mit Alkohol; aus der weingeistigen Lösung krystallisirt das Salz heraus; es ist von kühlendem Geschmack u. bewirkt beim Auflösen in Wasser eine bedeutende Temperaturerniedrigung. Neutrales Schwefelcyanblei = CyS2Pb, gelbe, undurchsichtige, glänzende Krystalle, die beim Kochen in Schwefelblausäure u. basisches Schwefelcyanblei = CyS, Pb + PbO, ein gelblich-weißes, im Wasser unlösliches, krystallinisches Pulver, zerlegt werden, das sich auch bei Vermischung aufgelösten Schwefelcyankaliums mit basisch essigsaurem Bleioxyd bildet; andere s. u. den betreffenden Metallen. Uberschwefel cyanwasserftoffsäure (Xanthanwasserstoffsäure), C2NS3H, gelber, in heißem Alkohol löslicher, aus demselben beim Erkalten olaßgelb, krystallinisch sich abscheidender, im Wasser wenig, in Alkalien leicht löslicher Körper, der sich aus der beim Schmelzen von Schwefel-C. in trockener Chlorwasserstoffsäure sich bildenden u. sogleich wieder zerfallenden Schwefelblausäure abscheidet u. mit Metalloxyden eigenthümliche, meist unlösliche Verbindungen eingeht. Mit Schwefelwasserstoff bildet das C. 2 Verbindungen: Flavean, C4H2N2S3, krystallisirt in langen, gelben Nadeln u. fällt Bleisalze nicht, u. Rubean, C2HNS2, bildet lebhaft orangenrothe Krystalle, ist unlöslich in kaltem, wenig löslich in heißem Wasser, leicht löslich in heißem Alkohol u. aus diesem beim Erkalten herauskrystallisirend, löslich in der Kälte in Alkalien. Mehrere hypothetische Verbindungen des C. mit Oxalyl, als Harnsäure, Allantom, Uril, Uramtl, Alloxan, s. theils unter Oxalyl, theils unter eignen Artikeln.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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