Gallus [2]

Gallus [2]

Gallus. I. Familienname mehrerer römischer Geschlechter: A) aus der Aelia gens 1) Älius G., römischer Ritter, unter Augustus Statthalter in Ägypten; unternahm 24 v. Chr. auf dessen Befehl mit 130 Schiffen u. 10,000 Mann einen Zug gegen Arabien, kehrte aber nach großen Mühseligkeiten u. ohne Erfolg zurück, s. Arabien (Gesch.). 2) Älius G., römischer Jurist, war Praefectus augustalis unter Augustus u. schr.: De verborum, quae ad jus pertinent, significatione (verloren). B) Aus der Annia gens 3) Annius G., 69. n. Chr. Anführer der Armee Othos gegen Vitellius, entsetzte Placentia u. focht mit bei Bedriacum; er wurde durch einen Sturz vom Pferde invalid, commandirte aber später mit Cerealis gegen Claudius Civilis. C) Aus der Asinia gens: 4) Cajus Asinius G., Sohn des C. Astnius Pollio, erbte von seinem Vater die Liebe zu den Wissenschaften u. die Freimüthigkeit, welche ihm unter Tiberius, 30 n. Chr., das Todesurtheil brachte; dasselbe wurde jedoch in Gefängnißstrafe verwandelt, bis er 33 den Hungertod starb. Er hatte die Vipsania, erste Gemahlin des Tiberius, geheirathet. 5) Lucius Asinius G., Sohn des Vorigen, ließ sich in eine Verschwörung gegen Claudius ein, wurde deshalb exilirt, unter Nero aber 62 n. Chr. Consul. D) Aus der Aquilia gens: 6) Cajus Aquilius G., s. Aquilius 7). E) Aus der Corneliagens: 7) Cnejus Cornelius G., geb. 69 v. Chr. in Forum Julii, Freund, Augusts u. Virgils; wegen schlechter Verwaltung Ägyptens, dessen Präfect er war, verurtheilt od. bei August in Ungnade gefallen, tödtete er sich selbst 26 v. Chr.; er war Redner u. ist bes. dadurch für die Römische Literatur wichtig, daß er zuerst Elegien schrieb, in denen er griechischen Vorbildern, bes. Euphorion, folgte, aber seine 4 Bücher Elegien auf die Lycoris sind verloren; die ihm beigelegte Elegie Non fuit Arsacidum etc. gab Manutius zuerst Flor. 1590 heraus, dann Scaliger in den Opusc. var., Frkf. 1612, u. im 3. Bande von Wernsdorfs Poetae lat. min.; ihm wird auch von Einigen das gewöhnlich dem Virgil beigelegte Gedicht Ciris (s.u. Virgilius) zugeschrieben. 8) Cornelius (Longinus) Maximianus G., aus Etrurien um 480, ein Versificator, welcher 6 Elegien schrieb, welche mit Unrecht dem Vorigen beigelegt werden, herausgegeben von Pomp. Gauricus, Vened. 1501, Strasb. 1509; dann in Maittaire's Corpus poet. lat. u. in Wernsdorfs Poet. lat. min.; gewöhnlich bei Catull, Tibull, Properz. F) Aus der Memmia gens: 9) Caj. Memmius G., 111 v. Chr. zu Ingurthas Zeit Volkstribun, suchte die Ränke dieses Königs, wiewohl, von seinem bestochenen [885] Collegen Bäbius verhindert, vergebens zu hintertreiben; als er sich in den Marianischen Unruhen 100 um das Consulat bewarb, wurde er von Glaucia, seinem Nebenbuhler bei Bewerbung um das Consulat, ermordet. G) Aus der Plotiagens: 10) Plotius G., errichtete um 80 v. Chr. wieder die erste Rednerschule in Rom. H) Aus der Rubria gens: 11) Rubrius G., war römischer Feldherr unter Nero u. trat dann auf die Partei des Otho; nach dessen Tode Commandant in Bruxellum, unterhandelte er mit Vespasian wegen des Abfalls von Vitellius. Vespasian sendete ihn von Gallien aus gegen die Sarmaten, welche mit großer Heeresmacht in Mösien eingefallen waren; G. kämpfte glücklich gegen sie u. trieb sie über die Donau zurück. I) Aus der Sulpicia gens: 12) Cajus Sulpicius G., diente als Kriegstribun unter dem Consul Ämilius Paulus im Macedonischen Kriege, wo er vorder Schlacht bei Pydna auf Bitte des Consuls eine Mondfinsterniß zur Ermuthigung der Soldaten voraussagte; er wurde 167 v. Chr. Consul. Er war beredt, guter Literator u. der erste Römer, der astronomische Kenntnisse besaß; er soll auch über Mondfinsternisse geschrieben u. Cicero in der Astronomie unterrichtet haben. K) Römische Kaiser: 13) C. Vibius Trebonianus G., römischer Feldherr, wurde durch die Soldaten 251 n. Chr. zum Kaiser erhoben; er nahm des Decius, seines Vorgängers, Sohn G. Hostilianus Perpenna (wurde bald darauf von ihm getödtet) u. seinen eignen Sohn, G. Volusianus, zu Mitkaisern an; über ihre unglückliche Regierung s.u. Rom (Gesch.). Beide G. wurden von ihren Soldaten 253 getödtet. 14) Flavius Claudius Constantius G., Sohn des Jul. Constantius u. Enkel Constantius d. Gr., wurde vor der Wuth der Soldaten, bei der Verfolgung unter seinem Vetter Constantius, gerettet, hierauf sorgfältig erzogen u. bes. im Christenthum unterrichtet u. verrichtete sogar das Amt eines Lector. Constantius gab ihm 351 die Cäsarwürde u. seine Tochter Constantina. Weil er aber höchst grausam war, das Orakel des Apollo in Antiochien vernichtete, den Tempel u. Hain bei Daphne in einen Begräbnißplatz der Christen verwandelte u. die Juden verfolgte, ließ ihn Constantius 354 auf der Insel Flamona, nach Andern in Bola erdrosseln.

II. Heiliger: 15) St. G. (eigentlich Gallun od. Gilian), stammt aus einer edlen Familie in Irland u. war um 560 geboren, er wurde im Kloster Bangor bei Columban erzogen, verließ mit demselben 590 Irland u. missionirte mit ihm im Franken- u. Alemannenland; als Columban 613 nach Italien zog, blieb er zurück u. gründete 614 an der Steinach die nachmals so berühmt gewordene Abtei St. Gallen (s.d. Gesch.). Er starb in Arbon, wohin er sich auf Bitten der Mönche zum Predigen degeben hatte, am 16. October zwischen 640 u. 655; sein Tag: 16. October. Lebensbeschreibung von Walafrid Strabo.

III. Gelehrte u. Künstler: 16) Thomas G., so v.w. Thomas von Vercelli. 17) (Hahn), Nicolaus, geb. 1516 in Köthen, studirte in Wittenberg unter Melanchthon u. Luther Philosophie u. Theologie u. wurde früh ein Vertheidiger u. Verbreiter der Reformation; er wurde erst Rector an der Schule ins Mansfeld, 1542 mit Hieron. Nopus Prediger in Regensburg, ging nach dem Augsburger Interim wieder nach Wittenberg, wo er die Schloßpredigerstelle versah u. mit Melanchthon wegen des Interim in heftigen Streit gerieth, worin er auf die Seite der zelotischen Lutheraner trat; er ging 1550 mit Flacius nach Magdeburg, wo er erst Prediger u. dann Superintendent wurde; 1553 kehrte er nach Regensburg zurück u. betheiligte sich in seiner früheren heftigen Weise bei den Osiandrischen u. Majoristischen Streitigkeiten. Er st. 1570 im Celler Bade u. schrieb mehrere seine Streitigkeiten betreffende Schriften. 18) Jacobus (eigentlich Hänel [Handl]), geb. um 1550 in Krain, Kapellmeister des Bischofs von Olmütz, dann kaiserlicher Kapellmeister, st. 1591 in Prag; seine Werke erschienen in Prag, Nürnberg u. Frankfurt a.M. u. das Original von seinem Ecce quomodo moritur justus im Florilegium Portense etc., Lpz. 1618, herausgegeben von Erh. Bodenschatz. 19) Gottfried Traugott, geb. 1762 in Sommerfeld in der Neumark; war erst Conrector in Krossen, seit 1795 Prediger in Hagenburg u. Altenhagen im Lippeschen u. st. 1807; er schr.: Handbuch der Brandenburgischen Geschichte, Sorau 1787–97, 4 Bde., 2. Aufl. (Geschichte der Mark Brandenburg), Züllichau 1792–1805, u.a.m.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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