- Saint Louis
Saint Louis (spr. fr. Säng Luth; engl. Sent Luis), 1) Grafschaft im Staate Missouri (Nordamerika), 25 QM.; nimmt den Landstrich ein, welcher von dem Zusammenfluß des Missouri River (Grenzfluß gegen Nordwesten) mit dem Mississippi River (Grenzfluß im Osten gegen Illinois) gebildet wird, außerdem noch durchflossen von dem Maramee River, River des Peres, den Gravois u. Bonhomme Creeks; Boden von großer Fruchtbarkeit; Producte: Mais, Weizen, Hafer, Rindvieh, Schweine, Steinkohlen, Eisen; die North Missouri Bahn (von St. Louis nach St. Joseph) u. die St. Louis-Iron Mountain Bahn u. ein Theil der großen Bahn nach dem Stillen Ocean (Pacific Railroad) durchschneiden die Grafschaft; 1850: 99,978 Ew., worunter über 30,000 Deutsche, 5967 Sklaven; 2) Hauptstadt u. Einfuhrhafen darin, die größte u. wichtigste (aber nicht die Haupt-) Stadt des Staates Missouri am rechten Ufer des Mississippi River; auf zwei Terrassen liegend, von denen die untere 20 Fuß, die obere 40 Fuß über dem höchsten Wasserstand des Mississippi, regelmäßig mit sich rechtwinklig durchkreuzenden Straßen erbaut. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: das County-Gerichtshaus, die City Hall, das Arsenal u. unter den mehr als 60 Kirchen bes. die katholische Kathedrale, die episcopale St. Georgenkirche u. die unitarische Messiahkirche. S. L. ist der Sitz des römisch-katholischen Erzbisthums Saint Louis, welches außer Missouri noch die Staaten Illinois (Bisthum Chicago), Jowa (Bisthum Dubuque), Tennessee (Bisthum Nashville), Wisconsin (Bisthum Milwaukee) u. Minesota (Bisthum St. Paul's) umfaßt, u. hat zahlreiche Klöster, bes. Frauenklöster, mit welchen meist Erziehungs- u. Wohlthätigkeitsanstalten verbunden sind. An wissenschaftlichen u. Unterrichtsanstalten: die University of S. L. (unter der Leitung der Jesuiten stehend, 1832 gegründet, damit verbunden eine Bibliothek, Medicinisches Collegium, Klinische Anstalt); die Western Academy of Sciences (mit Museum), die Mercantile Library Association (1846 gegründet), ein Museum indianischer Alterthümer, zahlreiche Mittelschulen (Academies) u. höhere weibliche Unterrichtsanstalten u. mehre Gelehrte Gesellschaften, welche namentlich deutschen Gelehrten ihre Gründung u. Blüthe verdanken, wie überhaupt das rege wissenschaftliche Leben, welches in S. L. herrscht, vorzugsweise auf dem deutschen Element beruht. S. L. hat 32 Zeitungen u. Zeitschriften; unter den Wohlthätigkeitsanstalten ist das Blindeninstitut das bedeutendste. Die Industrie ist von großem Umfang, namentlich in Zucker, Chemikalien, Eisen (bes. Eisenbahnschienen), Tabak, Mehl, Öl, Maschinen, Baumwolle u. Wolle; auch wird in der Umgegend Bergbau auf Eisen betrieben. Der Handel ist ebenfalls von großer Bedeutung u. wird bes. durch die geographische Lage (Zusammenfluß von Missouri u. Mississippi) befördert; ferner vereinigen sich hier die beiden Bahnen von St. Joseph u. von Iron Mountain, so wie die große Eisenbahn, welche nach dem Stillen Ocean führen wird (Pacific Railroad), S. L. berührt; auch ist in S. L. die Staatsbank von Missouri. S. L. wurde 1764 von La Clede gegründet u. zu Ehren des Königs Louis XV. genannt, blieb aber lange ein unbedeutender isolirter Handelsposten, welcher 1768 von Rious mit dem übrigen Gebiet Louisiana (wozu damals Missouri gehörte) für die spanische Krone in Besitz genommen wurde, bis nach Abtretung des Gebiets an die Vereinigten Staaten 1804 die Einwanderung von Angloamerikanern begann, wodurch sich der Ort allmälig zu einer kleinen Landstadt erhob. 1822 wurde sie zur City erhoben, von wo an sie rasch wuchs u. namentlich seit 1830 (bes. durch Einwanderung aus Illinois u. in neuester Zeit vorzugsweise durch Deutsche) die Bevölkerung außerordentlich stieg; 1830: 6694 Ew., 1840: 16,469 Ew., 1850: 75,204 Ew. (worunter 23,774 in Deutschland geboren), 1860: 162,479 Ew. (worunter über 50,000 Deutsche). 27. Mai 1849 große Feuersbrunst. 3) S. L. River, Fluß im Staate Minnesota, entspringt in der Grafschaft Itasca, bildet dann theilweis die Grenze zwischen Minnesota u. Wisconsin u. fällt nach einem Laufe von ungefähr 45 Meilen in den Obern See; die Schifffahrt auf demselben wird durch viele Wasserfälle u. Stromschnellen unterbrochen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.