- Spangenberg [2]
Spangenberg, 1) Johann, geb. 1484 in Nordhausen, war ein Freund Luthers, war erst Rector der Schule in Stolberg am Harz, wurde dann erster evangelischer Prediger in seiner Vaterstadt, 1546 Pfarrer in Eisleben u. Generalsuperintendent der Grafschaft Mansfeld u. st. 13. Juni 1550 in Eisleben; er verfaßte mehre geistliche Lieder u. gab das Nordhäuser Gesangbuch 1545 heraus. 2) Cyriakus, der älteste Sohn des Vor., geb. 17. (7.) Juni 1528 in Nordhausen, bezog schon 1542 die Universität Wittenberg, wo er Theologie u. Philosophie studirte u. Luthers u. Melanchthons Freundschaft genoß, wurde 1546 Lehrer in Eisleben, 1550 Pfarrer daselbst u. bald darauf Stadt- u. Schloßprediger in Mansfeld, sowie Generaldekan der Grafschaft. An den damaligen Streitigkeiten über den Synergismus betheiligte er sich als Gegner G. Majors u. in denen über die Erbsünde gegen V. Strigel für M. Flacius; als in Folge der letztern Streitigkeiten sich 1572 die Geistlichen der Grafschaft u. selbst die gräfliche Familie in zwei Parteien spalteten u. eine große Aufregung im Lande entstand, ließ der Kurfürst von Sachsen Militär einrücken u. S. mußte fliehen; er lebte dann in Thüringen u. wurde Pfarrer in Schlitzsee; auch von hier mußte er als Flacianer 1590 sich entfernen, fand eine Zuflucht in Vacha u. zuletzt in Strasburg, wo er 10. Febr. 1604 starb. Er schr. viele theologische Schriften, bestehend in Streitschriften, Auslegungen mehrer Paulinischer Briefe, Predigten, bes. Chytara Lutheri (Predigten über Luthers Lieder), Erf. 1571 u. 1581, 2 Thle., n. A. Berl. 1855; Psalter Davids in Liedern, Frankf. 1568, u. gab ein Liederbuch, 1568, heraus; außerdem schr. er mehre historische Schriften, darunter außer den Nachrichten über mehre Colloquien bes. Ursache u. Handlung des sächsischen Krieges beim Welfisholze (1115), Wittenb. 1555; Historia von der Ankunft des Closters Maußfeld, Eisl. 1575; Der Adelsspiegel, Schmalk. 1591 u. 1594, 2 Bde., Fol.; Das Leben des Bonifacius od. die Kirchenhistorie von Thüringen, Hessen, Franken u. Bayern, Schmalk. 1603, 2 Thle.; Hennebergische Chronik, ebd. 1599, Fol.; Schaumburgische Chronik, Sundh. 1590; Verdensche Chronik, Hamb. 1720; Querfurtsche Chronik, Erfurt 1590; Mansfeldsche Chronik, ebd. 1572, Frankf. 1595, u.a.m. Vgl. Leuckfeld, Historia Spangenbergensis, Quedlinb. 1712. 3) August Gottlieb, geb. 15. Juli 1704 zu Klettenberg in der Grafschaft Hohenstein; studirte seit 1722 erst die Rechte u. dann Theologie in Jena, hielt hier seit 1726 Vorlesungen, wurde 1732 Aufseher der Waisenhausschule u. Adjunct der theologischen Facultät in Halle, verlor aber diese Stellen bereits 1733 wegen seiner Hinneigung zum Herrnhutianismus u. zog nach Herrnhut, wo er bald einer der Helferbrüder u. Adjunct Zinzendorfs wurde. 1735 begleitete er eine Brüdercolonie nach Georgien in Nordamerika, bereiste seit 1736 Pennsylvanien u. die Insel St. Thomas, wo er die erste christliche Negergemeinde gründete; 1739 kehrte er nach Deutschland zurück u. wurde in Marienborn in der Wetterau Hausvater bei der Brüdergemeinde; 1741 ging er nach London, wo er Aufseher des Gemeingerichts u. Generaldiakon der Gemeinde wurde u. 1742 den ersten Gemeinort in England, Smithouse, gründete; 1744 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde in Herrenhaag als Bischof der Brüdergemeinde geweiht u. ging nun wieder nach Amerika, wo er bis 1749 die Angelegenheiten der Brüdercolonien ordnete u. für die Bekehrung der Indianer wirkte. Er besuchte noch 1752 u. 1754 Amerika; das letzte Mal blieb er bis 1762, übernahm dann, an Zinzendorfs Stelle, 1763 die Oberleitung der Brüdergemeinde in Herrnhut u. dann in Berthelsdorf; 1791 legte er sein öffentliches Lehr- u. Bischofsamt nieder u. st. 18. Sept. 1792 in Berthelsdorf. Er schr.: Nachricht von dem Zustande u. Verfassung der evangelischen Brüderunität (ins Englische, Französische u. Holländische übersetzt); Idea fidei fratrum, Barby 1779 (ins Schwedische, Holländische, Französische, Englische, Böhmische übersetzt); Leben des Grafen Zinzendorf, ebd. 1771 ff., 8 Bde.; Sammlung einiger Reden u. m. a. Sein Leben beschrieb Jer. Risler, Barby 1794, u. Ledderhose, Heidelb. 1846. 4) Georg August, geb. 1777 in Lützow; wurde 1803 Professor am anatomisch-chirurgischen Lyceum zu Braunschweig, 1806 Leibarzt der Königin von Westfalen in Cassel u. Arzt an der Militärschule, ging nach der Auflösung des Westfälischen Königreichs nach Hamburg u. st. 1837 in Italien; er schr.: Darstellung der Blutflüsse, Braunschw. 1805. 5) Ernst Peter Johann, geb. 6. August 1784 in Göttingen, studirte daselbst die Rechten. wurde 1811 General-Advocat bei dem kaiserlich französischen Gerichtshofe in Hamburg, 1814 Assessor bei der Justizkanzlei in Celle, 1816 Hof- u. Kanzleirath, 1824 Oberappellationsgerichtsrath daselbst, 1831 Beisitzer im Geheimenrathscollegium zu Hannover u. st. 18. Febr. 1833 in Celle. Er schr.: Institutiones juris civilis Napoleonei, Gött. 1808; Processus judiciarius civilis in regno Westphaliae, ebd. 1809; Commentar über den Code Napoléon, ebd. 1810–12, 3 Bde.; Einleitung in das römische Justinianeische Gesetzbuch etc., Hannov. 1818; Über die sittliche u. bürgerliche Besserung der Verbrecher, Landsh. 1821; Die Minnehöfe des Mittelalters, Lpz. 1821; Beiträge zu den deutschen Rechten des Mittelalters, vorzüglich zur Kunde u. Kritik der altgermanischen Rechtsbücher etc., Halle 1822; Juris romani tabulae negotiorum solemnium, modo in marmore, modo in charta superstites, Lpz. 1822; Jak. Cujaccius u. seine Zeitgenossen, ebd. 1822; Beiträge zur Kunde der deutschen Rechtsalterthümer, Hannov. 1824; Die Lehre von dem Urkundenbeweise in Bezug auf alte Urkunden, Heidelb. 1827; Commentar zur Proceßordnung für die Untergerichte des Königreichs Hannover, Hannov. 1829–30, 2 Abtheil.; u. gab auch heraus den Nonius Marcellus u. Fulgentius Planciades (Lpz 1826), des Cornelius Fronto u. Marcus Aurelius Epistolae (Celle 1832) u. eine neue Ausgabe von Strube's Rechtliche Bedenken (Hann. 1827 f., 3 Bde.).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.