Welcker

Welcker

Welcker, 1) Friedrich Gottlieb, geb. 4. Nov. 1784 zu Grünberg im Großherzogthum Hessen, studirte in Gießen, wurde 1803 Lehrer am Pädagogium in Gießen u. ging 1806 nach Rom; nachdem er 1809 zurückgekommen war, wurde Professor der Archäologie u. Griechischen Literatur in Gießen, 1816 in Göttingen u. 1819 Professor der Philologie u. Oberbibliothekar in Bonn. In Folge der Untersuchungen, welche die Mainzer Centraluntersuchung leitete, wurde auch W. verdächtigt, aber 1826 freigesprochen; ebenso wurde er wegen politischer Schriften 1832 suspendirt, aber nach Kurzem wieder in sein Amt eingesetzt. Er schr.: Zoegas Leben, Sammlung seiner Briefe etc., Stuttg. 1810, 2 Bde.; die Äschyleische Trilogie Prometheus u. die Kabirenweihe auf Lemnos, Darmst. 1824, Nachtrag, Frankf. 1826; Der epische Cyklus, Bonn 1835–49, 2 Bde.; Die griechischen Tragödien mit Rücksicht auf den epischen Cyklus, ebd. 1839, 3 Bde.; Das akademische Kunstmuseum in Bonn, ebd., 2. A. 1841; Neuester Zuwachs des akademischen Kunstmuseums in Bonn, ebd. 1845; Kleine Schriften, ebd. 1844 ff., 4 Bde.; Alte Denkmäler, ebd. 1849 ff., 4 Bde.; Der Felsaltar des höchsten Zeus od. das Pelasgikon zu Athen bisher genannt die Pnyx, Berl. 1852; Pnyx od. Pelasgikon, Bonn 1854; Griechische Götterlehre, Göttingen 1857, 3 Bde.; übersetzte die Wolken u. die Frösche des Aristophanes, Gieß. 1810–12, 2 Bde.; u. gab heraus: Die Fragmente des Alkman, ebd. 1815, des Hipponax, Gött. 1817, des Theognis, Frankf. 1826; Philostrator um imagines et Callistrati statuae, Lpz. 1825, u. seit 1843 erst mit Nähe, dann mit Ritschl das Rheinische Museum für Philologie. 2) Karl Theodor, Bruder des Vorigen, geb. 29. März 1790 zu Oberofleiden in Oberhessen, studirte 1807–11 in Gießen u. Heidelberg die Rechte, trat 1813 in Gießen als Privatdocent auf, wurde 1814 Professor daselbst, darauf in Kiel, dann in Heidelberg u. 1819 in Bonn. Auch er wurde mit in die demagogischen Untersuchungen verwickelt, deren Resultat er später in seiner Actenmäßigen Vertheidigung gegen die Verdächtigung der Theilnahme an demagogischen Untrieben, Stuttg. 1823 f., veröffentlichte. 1823 ging er als Professor der Rechte nach Freiburg. Im December 1830 übersandte er dem Bundestage eine Petition: Die vollkommene u. ganze Preßfreiheit, Freib. 1830, u. trat 1831 auf dem badenschen Landtage als Deputirter des Oberamts Ettenheim als einer der ersten Wortführer auf, drang auf bessere Einrichtung des Sportelwesens, vereinfachte Administration, Einführung von Landräthen u. Friedensgerichten, eine Dienstpragmatik für das Militär u. trug hauptsächlich dazu bei, daß die Preßfreiheit für Baden ausgesprochen wurde. Er gründete hierauf das liberale Journal: Der Freisinnige, im Verein mit Rotteck u. A., u. sowohl in diesem Zeitblatt, als in seinen Reden, bes. in der vom 13. Oct. 1831, beurkundete er ein entschiedenes Hinneigen zum französischen System. In Folge seiner Äußerungen über die Bundesbeschlüsse vom 28. Juni 1832 wurde der Freisinnige verboten u. W. nebst Rotteck pensionirt. Seit 1833 folgte er auf den Landtagen, obgleich entschiedenes Oppositionsmitglied, einer gemäßigteren Richtung u. erhielt im August 1840 die Erlaubniß seine akademischen Vorlesungen wieder aufzunehmen, da er aber 1841 eine Reise nach Norddeutschland unternahm u. an mehren Orten politische Reden u. Ansprachen an seine Verehrer hielt, so wurde er im Oct. d. I. abermals pensionirt u. wendete sich nach Heidelberg. Im März 1848 gehörte W. in Heidelberg zu den Siebener Ausschuß; wurde dann zum badenschen Bundestagsgesandten ernannt, nahm nachher an den Vorberathungen der Nationalversammlung zu Frankfurt Theil u. wurde von der Stadt Frankfurt a. M. in die deutsche Nationalversammlung gewählt, wo er zum rechten Centrum gehörte. Im Juli begab er sich als Bevollmächtigter des Deutschen Bundes nach Ratzeburg, um hier die Einsetzung einer provisorischen Administrativbehörde für Lauenburg zu vollziehen; im August ging er im Auftrage der Centralgewalt in diplomatischer Mission nach Schweden u. im Oct. in gleicher Eigenschaft mit Oberst Mosle nach Österreich. Von ihm ging am 12. März 1849 in der Nationalversammlung der Antrag aus dem König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Im Juni 1849 verließ er die Paulskirche u. nahm als Bevollmächtigter der badenschen Regierung bei der Centralgewalt seine Entlassung u. zog sich ganz vom politischen Leben zurück; doch wurde er 1850 aufs Neue in die Zweite badensche Kammer gewählt. Er schr.: Die letzten Gründe von Recht, Staat u. Strafe, Gießen 1813; Das innere u. äußere System der praktischen, natürlichen u. römisch-christlich-germanischen Rechts-, Staats- u. Gesetzgebungslehre, Stuttg. 1829, 1. Bd.; mit Rotteck: Staatslexikon, Altona 1834 ff., 12 Bde., 3. A. Lpz. 1856 ff; Die rechtliche Begründung unserer Reform, Frankf. 1861; Der preußische Verfassungskampf, ebd. 1863.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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