- Adam
Adam (hebr., d. h. Mensch). I. Biblische Person: 1) der erste Mensch, von dem alle Menschen stammen. Nach der Bibel (1. Mos. 1,27) schuf Gott ein Menschenpaar, Mann (den A.) u. Weib (Eva); nach der andern Erzählung aber (1. Mos. 2, 7 ff.), zuerst den Mann aus Erde u. später aus einer demselben im Schlafe entnommenen Rippe das Weib. Die ersten Menschen lebten in einem Garten (Eden, Paradies), unter dessen Bäumen der Baum des Lebens, von welchem der Genuß der Früchte Unsterblichkeit, u. der Baum der Erkenntniß des Guten u. Bösen, welcher gottgleiche Erkenntniß gab, aber verboten war, sich befanden. Von der Schlange verführt, aß Eva dennoch davon, u. von dieser verleitet, auch A. Die Folge war, daß die Menschen sich wegen des erwachenden Gewissens vor Gott verbargen, der sie auch mit Vertreibung aus dem Paradies u. außerdem den Mann mit mühseliger Arbeit u. das Weib mit schmerzhafter Geburt u. Unterwürfigkeit unter den Mann bestrafte. Auf diese biblische Urgeschichte des Menschen gründen sich in der christlichen Glaubenslehre die Lehren vom göttlichen Ebenbilde u. von der Erbsünde (s. b.). Nach Jos. 14,15 soll A. zu Hebron, nach einer christlichen Sage auf dem Berge Golgatha begraben sein. Nach dem Talmud brachte Gott den Staub von der ganzen Erde zusammen u. machte daraus einen Menschen. Als Riese erhob dieser sein Haupt bis zum Himmel, u. wenn er sich niederlegte, so berührte er Aufgang u. Niedergang. Gott ließ einen tiefen Schlaf auf A. fallen, nahm von allen seinen Gliedern Theile ab u. legte sie um ihn herum, damit überall der Boden von seinem Samen befruchtet werde. So verlor A. seine Riesengröße. Nun schuf ihm Gott ein Weib aus Erde u. nannte sie Lilith; aber sie verließ den Gatten, u. ungeachtet Gott sie durch die 3 Engel Senoi, Sensenoi u. Semangeloi zur Rückkehr zu A. aufforderte, kehrte sie nicht zurück, u. Gott schuf die Eva aus einer Rippe. Der Seraph Sammael stieg zur Erde, setzte sich auf eine Schlange u. ermunterte Eva, von dem verbotenen Baume zu essen, indem er selbst ihn anrührte, damit sie sähe, daß er nicht sterbe. Eva pflückte die Frucht, u. sogleich nahte der Engel des Todes. In der Furcht, daß Gott A. ein anderes Weib erschaffen werde, verleitete sie auch ihn zum Genusse der Frucht, damit gleiches Schicksal sie beide treffe. Zur Strafe wurden A. u. Eva in die unterste Erde (Erez Hattachtona) verstoßen u. erst, als sie Buße thaten, auf die zweite (Adamáh) gebracht, wo A. 130 Jahre lang mit Lilith Riesen zeugte u. Eva von Sammael Kains Mutter ward, dem A. aber Abel u. Seth gebar. Nach u. nach stieg A. aus Adamáh heraus durch die folgenden Erden bis zur 7. u. höchsten, Tebhel, welche die Menschen bewohnen. Noch im Paradiese erhielt er durch den Engel Nasiel von Gott ein Buch, worin alle Weisheit enthalten war, dies Buch aber ist die Grundlage der Kabbala. Im Koran ist der erste Mensch, aus Thon gebildet u. mit einem Geist aus Feuer versehen, als Gottes Statthalter (Khalif) auf die Erde geschickt. Alle Engel verehren ihn, nur Eblis nicht; deshalb von Gott aus dem Paradies verstoßen, werden A. u. Eva dahin gesetzt, aber von Eblis zum Genuß der verbotenen Frucht durch die Vorstellung verleitet, daß sie dadurch Engel u. unsterblich würden. Sie aßen, wurden aber aus dem Paradiese (im 7. Himmel) auf die Erde hinab verstoßen. Die spätere muhammedanische Sage benutzt u. bereichert die jüdische u. christliche: Der Engel Azrael bringt auf Gottes Befehl 7 Erdarten; die Engel kneten dieselben, Gott formt sie u. legt den Teig zwischen Mekka u. Thazif. Nach 40 Tagen erhält die Lehmgestalt eine Seele u. unsichtbare Kleider. Aus der linken Seite A-s wird Eva. Nach dem Genuß von den verbotenen Früchten fiel A. aus dem Himmel auf Serendis (Ceylon), wo auf dem Berge Rahun (Adamsberg) Spuren seiner Fußtritte gezeigt werden; Eva fiel bei Jodda (Thor von Mekka) herab. A. that Buße, ward von Gabriel nach Mekka gebracht u. im Islam unterrichtet; er baute zuerst die Kaaba, fand beim Berge Arafah nach 200jähriger Trennung Eva wieder u. kehrte mit ihr nach Ceylon zurück. Sein Leichnam liegt nach Einigen daselbst, nach Andern am Berge Abugaïs bei Mekka, od. kam aus der Arche von Noah an Melchisedeck, der ihn bei Jerusalem begrub. Im Islam ist A. zugleich der 1. Prophet u. Religionsstifter Namens Szesijzullah (d.i. Erwählter Gottes). 10 Offenbarungsbücher sind ihm eingegeben, wovon die Sabäer eins in chaldäischer Sprache mit eigenthümlichen Charakteren besitzen sollen. Die christlichen Gnostiker u. Manichäer, sowie die Zabier, halten A. für den ersten u. heiligsten Äon.
II. Prinz: 2) A., Herzog von Württemberg. Sohn des Herzogs Ludwig Friedrich Alexander aus 1. Ehe mit der Prinzessin Maria Czartoriska, geb. 1792, trat früh in russische Dienste, kam dann in russisch-polnische u. stieg bis zum General. Während der Novemberrevolution war er in Warschau, verließ jedoch bald darauf die Stadt, um sich zu dem Großfürsten Constantin zu begeben, führte in dem darauf folgenden Kriege eine Cavalleriebrigade u. ward Generallieutenant u. Generaladjutant beim Kaiser Nikolaus; er lebte später meist in Deutschland u. st. am 26. Juli 1847 zu Langenschwalbach.
III. Staatsmann: 3) A., Sir Charles, geb. 1780, trat 1790 bei der englischen Marine ein u. nahm 1793 Theil an den Ereignissen in Toulon. Unter Lord Elphinstone, seinem Oheim, diente er dann in den ostindischen Gewässern, wurde 1795 Lieutenant u. 1799 Capitän, befehligte verschiedene Schiffe gegen die Holländer u. Franzosen in den griechischen, spanischen u. afrikanischen Gewässern, so wie auch mehrere kleine Geschwader in Ost- u. Westindien, bis er zum Admiral aufstieg; von 1825–1841 war er erster Lord der Admiralität, von 1831–1841 saß er im Unterhause u. wurde 1839 Lordlieutenant der Grafschaft Kinroß; 1846 übernahm er im Ministerium I. Russel wieder den Posten des ersten Lords der Admiralität, trat aber schon 1847 von dieser Stelle ab u. wurde Gouverneur des Invalidenhauses zu Greenwich; er st. am 16. Sept. 1853. Ein Bruder von ihm, General Sir Frederick Adam, st. wenige Tage vorher in einem Eisenbahnwagen zwischen London u. Greenwich.
IV. Gelehrte u. Künstler: 4) A. von Bremen (Adamus Bremensis), Geistlicher, früher in Obersachsen, kam 1067 als Domberr u. [110] Rector nach Bremen, st. 1076; Verbreiter des Christenthums in NDeutschland. Er schr. die, für die nordische Geschichte wichtigen Gesta hammenburgensis ecclesiae od. Historia ecclesiastica (788 bis 1072), zuerst herausgeg. von Vedel (Vellejus), Kopenhagen 1579, auch im 9. Bde. von Pertz Monum. hist. Germ.; De situ Daniae etc., herausgeg. Stockh. 1615, von Fabricius, Hamb. 1706; übers. von Karsten Miesegaes, Brem. 1825. 5) A. von St. Victor (A. Victorinus), Augustinermönch in der Abtei St. Victoris zu Paris, st. 1177; schr. u. a.: Hymnus de laudibus B. Mariae u. Soliloquium de instructione animae. 6) A. de la Hale, gen. le Bossu d'Arras, geb. in der Mitte des 13. Jahrh. zu Arras, erst Geistlicher, verließ diesen Stand, um zu heirathen, folgte, nach Auflösung seiner Ehe, 1282, dem Grafen von Artois nach Neapel u. st. dort 1287. Troubadour, dichtete u. componirte eine Menge kleiner Jeux, Singspiele (dramatische Dialoge) u. dgl., letztre von Fetis aufgefunden u. 1822 bekannt gemacht. Er setzte zuerst in freierer Weise, ohne sich an die strenge Regel Guidos von Arezzo zu binden. Sein. Jeu de Robin et de Marion gilt als die erste komische Oper. 7) A. von Orleton, Bischof zu Worcester u. zu Wincester, st. 1375; stand auf der Gegenpartei des Königs Eduard II., an dessen Ermordung er mittelbaren Antheil hatte. 8) Melch., Dichter aus Grotkau in Schlesien, 1606 Conrector am Gymnasium zu Heidelberg, dann Rector u. später Professor an der Universität; schr.: Vitae germanorum philosophorum, theolog. etc., Heidelb. 1615–20, 5 Bde., 3. Ausg. Frkf. 1705, u. m. a. 9) Robert, auch Adams genannt, geb. 1728 zu Kirkaldy in Fifeshire, ward 1762 Architekt des Königs, legte aber, zum Parlamentsmitglied für die Grafschaft Kinroß gewählt, diese Stelle nieder; st. 1792. Er hat sich um den Geschmack in der Baukunst in England große Verdienste erworben. Er schr.: Ruins of the palace of the emp. Diocletian at Spalatro, Lond. 1764, mit seinem Bruder Ja mes: Works of architecture, ebend. 1778f., 2 Bde. 10) Jean Louis, geb. 1758 zu Miettersholz im Elsaß, Claviervirtuos, in Straßburg u. Paris gebildet, seit 1797 Professor des Conservatoriums in Paris, st. daselbst 1848 als Studieninspector des Piano. Er schr. u. a.: Methode au principe gén. du doigté, Par. 1798; Methode de pianoforte du Conservatoir de Paris, 3 Thle., 1800–1805 (deutsch von Czerny, Wien 1826). 11) Albrecht, geb. 1786 zu Nördlingen, Maler, lebte seit 1803 in Nürnberg, seit 1807 in München. Auf dem Feldzug gegen Österreich 1809, wo er den Grafen von Frohberg begleitete, lernte der Vicekönig Eugen ihn kennen u. nahm ihn in seine Dienste, in welchen er der Begleiter des Fürsten nach Italien u. 1812 nach Rußland wurde. Im October 1812 kehrte er nach München zurück u. lebte dann bis 1815 wieder in Italien. Werke: viele große Schlachtengemälde aus den russischen, italienischen u. französischen Feldzügen in Tegernsee, Eichstädt, bei Rothschild in Paris, ferner in München u. Schleißheim; Voyage pittoresque militaire mit 100 lithographirten Blättern; auch Scenen aus dem italienischen Kriege 1848 u. 49 hat er gezeichnet. 12) Heinrich, Bruder des Vorigen, geb. 1787 zu Nördlingen, Landschaftsmaler u. Kupferstecher. 13) Pierre, geh. 1799 zu Paris, Kupferstecher, Schüler Oortmanns u. P. Guerins. 14) Adolphe Charles, Sohn von A. 10), geb. zu Paris 1802, Schüler Boieldieus, seit 1844 Mitglied des Instituts u. seit 1848 Professor am Conservatorium zu Paris; st. hier 3. Mai 1856. Er setzte die Operetten u. komischen Opern: La Batelière u. La Hussard de Felsheim (1826); Pierre et Catherine (1829); Danilowa (mit Romagnesi, 1830); Joséphine (1830); Le morceau d'ensemble (1831); Le grand prix (1831); für das Londoner Coventgarden-Theater: His first compaine (1832), u. für Paris: Le proscrit (1833); Une bonne fortune (1834); Le Châlet (1834); La Marquise (1835); Micheline (1835); Le postillon de Longjumeau (1836); Le fidèle berger (1837); Le brasseur de Preston (1838); Régine (1839); La Reine d'un jour (1840); Les Hamadryades (1840); La rose de Péronne (1840); La main de fer (1841); Le Roi d'Yvetôt (1842); Richard en Palestine (1844); Caliostro (1846); La bouquetière (1847); Le toréador (1849); Le fanal (1849); Giralda (1850); La poupée de Nuremberg (1852). Auch setzte er mehrere Ballets (z.B. Faust 1833, Morskoi Rasbonik 1840, Griseldis 1848 etc.) u. 2 Messen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.