Bromme

Bromme

Bromme, 1) Traugott, geb. 1802 in Anger bei Leipzig; lernte in Leipzig den Buchhandel, trieb jedoch in seinen Freistunden Naturwissenschaft, Mathematik u. technische Chemie, war dann in einer Bremer Buchhandlung u. schiffte 1820 nach NAmerika, wo er sich ankaufte, u. um das Land in Bezug auf Ansiedelung kennen zu lernen, den größten Theil der Union, Canada, Texas u. die Küstenländer des Mexicanischen Golfs bereiste; er wurde dann Chirurg auf einem columbischen Kriegsschooner, kreuzte mit diesem in Westindien u. war mit der Mannschaft desselben, weil der Capitän sich hatte Betrügereien zu Schulden kommen lassen, fast 1 Jahr Gefangener auf Hayti, mit der Berechtigung, die Insel nach allen Richtungen zu durchwandern; 1824 auf Kosten der Regierung nach NAmerika zurückgebracht u. reichlich entschädigt, kehrte er im Herbst d. J. nach Deutschland zurück, seine Auswanderungs- u. Ansiedelungspläne zur Geltung zu bringen, u. dann in den Vereinigten Staaten sich nieder zu lassen; übernahm aber, von Verwandten festgehalten, mit seinem Schwager Joh. Gottlieb Wagner (geb. 1782, gest. 1839) die Walthersche Hofbuchhandlung in Dresden (gegründet durch Georg Konr. Walther 1740) u. führte dieses Geschäft mit ihm bis zu dessen Tode u. von 1840 bis 1843 im Verein mit seinem Vetter Louis B. Die Regelung der Auswanderung u. die Gründung deutscher Ansiedelungen in Nordamerika behielt er stets im Auge, schrieb darüber: Reisen durch die Vereinigten Staaten u. Ober-Canada, Baltimore 1832 f., 3 Bde.; Michigan, eine geographisch-statistisch-topographische Skizze, ebd. 1834; Taschenbuch für Reisende durch die Vereinigten Staaten, ebd. 1837; NAmerika in allen Beziehungen, Stuttg. 1840 f., 2 Bde.; u. wurde namentlich durch sein in 7 Auflagen erschienenes Hand- u. Reisebuch für Auswanderer nach Nord-, Mittel- u. SAmerika, 1839–56, der Gründer einer eigenen Auswandererliteratur. Im Jahre 1844 siedelte er nach Stuttgart über u. veröffentlichte hier außer zahlreichen kleineren Abhandlungen: Zonengemälde, Naturgeschichte u. Völkerkunde in Wort u. Bild, Stuttg. 1848; Rathgeber für Auswanderungslustige, ebd. 1846; Wegweiser für Einwanderer u. Reisende, Bayreuth 1848; Neuester Wegweiser für Auswanderer nach Amerika, Stuttg. 1852; Atlas zu Alex. v. Humboldts Kosmos in 42 colorirten Tafeln mit erläuterndem Text, ebd. 1854; H. Rebaus Volksnaturgeschichte, ebd. 1857; u. mit I. B. Krebs (gest. 1852): Schriften Kernings (Der Freimaurer; Die Missionäre; Christenthum od. Gott u. Natur etc.). 2) Karl Rudolf, genannt Brommy, Bruder des Vor., geb. 1804 in Anger; kam, kaum 13 Jahre alt, nach Hamburg, machte den Schiffsdienst durch alle Grade durch u. ging dann nach den Vereinigten Staaten von NAmerika. Nach der Bereisung sämmtlicher Häfen der Union u. der großen Binnenseen, sowie der britischen Küstenprovinzen u. Neufundlands, war er fast 6 Jahre lang ununterbrochen auf See u. machte während dieser Zeit Reisen nach fast allen Inseln Westindiens, nach beiden Küsten SAmerikas, nach der Westküste von Afrika u. nach Ostindien u. China, wobei er sich bes. in den letzten Jahren dem militärischen Theile der Nautik widmete. Nach seiner Rückkehr aus der Südsee wurde der militärische Theil der Nautik u. der Arsenaldienst sein Hauptstudium; er besuchte die Haupthäfen Englands, Frankreichs u. Hollands, u. machte einige wichtige Verbesserungen in der Handhabung der Schiffsgeschütze, sowie die Entdeckung einer leichteren u. zweckmäßigeren Art, mit glühenden Kugeln zu schießen. Zu Anfang des Jahres 1827 trat er in griechische Dienste u. erhielt die Stelle eines ersten Lieutenants auf der Fregatte Hellas, dem Admiralsschiffe; hier fand er mehrfach Gelegenheit sich auszuzeichnen u. wurde zweiter Commandant auf der Corvette Hydra, kreuzte mit derselben im Ägäischen Meere u. an Moreas Küsten, zerstörte mehrere Piratenschooner u. nahm Theil an der Belagerung von Chios u. der Blockade von Navarin. Im Juni 1828 wurde er zum Fregattencapitän u. Commandanten des Dampfschiffes Unternehmung ernannt, beschoß mit diesem im September die Festung Previso u. erzwang dadurch einer Flotille Kanonenboote das Einlaufen in den Golf von Arta. Im Frühjahr 1829 ward er mit seinem Schiffe dem Geschwader des Admirals Miaulis zugetheilt, unterstützte diesen in der Beschießung von Antirhion u. Lepanto, u. trug wesentlich bei, daß beide Vesten fielen u. Missolunghi sich ergeben mußte. Zum Flaggencapitán des Admirals Miaulis ernannt, wurde er im Frühjahr 1830 wieder auf die Fregatte Hellas versetzt, bis dieselbe gegen Ende des Jahres entwaffnet wurde, worauf er interimistisch das Commando der Corvette Ipsara übernahm u. mit ihr nach Candia ging, die[335] dortigen christlichen Flüchtlinge nach Griechenland zurückzuholen. 1831 wurde er im Marineministerium verwandt u. arbeitete die Organisation der Nationalmarine aus. Kurz vor Beginn des Bürgerkrieges zog sich B. aus dem öffentlichen Dienst zurück u. unternahm eine wissenschaftliche Reise nach Frankreich, England u. Deutschland. Unter König Otto wurde er in seine frühere Stellung in der griechischen Marine eingereiht u. erhielt nach seiner Ankunft in Griechenland das Commando des Dampfschiffes Hermes, das er bis gegen Ende d. J. befehligte. Bei der Organisation der Königlichen Marine wurde er im Jahre 1833 zum Hafencommandanten, Ausrüstungsdirector u. Mitglied der Königlichen Seepräfectur zu Paros ernannt, welche Stelle er bis zur Mitte des Jahres 1836 bekleidete u. interimistisch die Function des Seepräfecten verwaltete. Nach dieser Zeit arbeitete er das Marinedienstreglement aus u. wurde 1839 als zweiter Commandant zur Königlichen Militärschule versetzt, mit welcher eine Marineschule verbunden wurde, zu deren Einrichtung er den Plan entworfen hatte. Die Septemberrevolution 1843 gab ihm provisorisch das Commando der gesammten Militärschule, bis er später dem Marinegerichte zugetheilt wurde. In dieser Stellung verblieb er, bis er im November 1848 vom Reichsministerium nach Frankfurt berufen wurde, um an der Organisation der deutschen Reichsmarine mitzuwirken. Mitte Januar 1849 traf er in Frankfurt ein, wurde sogleich der technischen Marinecommission zugetheilt u. gleichzeitig im Reichsministerium der Marine als Referent verwendet. Nach der Kündigung des Waffenstillstandes mit Dänemark wurde B. im März nach Bremerhaven zur Organisation der Deutschen Flotte gesendet, im April zum Seezeugmeister für die Nordseeküste, im August zum Commodore u. im November zum Contreadmiral ernannt. Nach der Auflösung der Deutschen Flotte 1853 lebte er zu Bremerhaven, mit Ausarbeitung seiner Memoiren beschäftigt, u. trat im Mai 1857 als Chef der technischen Abtheilung in der Admiralitätssection in Mailand in österreichische Dienste. Er schr. mehrere nautische, mathematische u. belletristische Werke in deutscher, französischer u. englischer Sprache, ferner: Die Marine, Verl. 1848; u. als C. R. Termo: Skizzen aus dem Leben eines Seemannes, Meiß. 1832.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bromme — ist: ein Ort in der Nähe von Sorø (Dänemark), namensgebend für die Bromme Kultur ein ehemaliger US amerikanischer Rennwagen Konstrukteur, siehe Bromme (Rennwagen) Außerdem ist Bromme der Familienname folgender Personen: Erich Bromme († 1985),… …   Deutsch Wikipedia

  • Bromme — was a racing car constructor who competed in the FIA World Championship (Indy 500 only) from 1951 to 1954.World Championship Indy 500 results …   Wikipedia

  • Bromme — Bromme, Karl Rudolf, genannt Brommy, Seemann, geb. 10. Sept. 1804 in Anger bei Leipzig, gest. 9. Jan. 1860 in St. Magnus bei Bremen, bereiste auf Handelsschiffen Amerika, diente 1827–43 in der griechischen Marine als Fregattenkapitän, war Lehrer… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bromme — Bromme, Karl Rud., genannt Brommy, Admiral, geb. 10. Sept. 1804 zu Anger bei Leipzig, beteiligte sich 1827 29 am griech. Unabhängigkeitskampf, 1831 43 in griech. Diensten, 1849 als Reichskommissar mit der Herstellung einer deutschen Flotte… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Bromme — Bromme, Karl Rudolf, gewöhnlich Brommy englisirt, geb. 1804 zu Anger bei Leipzig, kam im 14. Jahre in die Navigationsschule zu Hamburg, diente auf Handelsschiffen und der nordamerik. Kriegsmarine, ging dann nach Griechenland und focht in dessen… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Bromme — la Bromme Photo bienvenue Merci Caractéristiques Longueur 28 7 km Bassin 111 km2 Bassin collecteur la Garonne Débit moyen 3  …   Wikipédia en Français

  • Bromme (Rennwagen) — Bromme war ein US amerikanischer Chassis Hersteller im Monoposto Rennwagenbau der 1950er Jahre. Bromme Rennwagen kamen in der AAA National Serie zum Einsatz. 1951 fuhr Rodger Ward einen Bromme mit Offenhauser Motor beim 500 Meilen Rennen von… …   Deutsch Wikipedia

  • Bromme Sogn — Vorlage:Infobox Ort in Dänemark/Wartung/Fläche fehltVorlage:Infobox Ort in Dänemark/Wartung/Höhe fehlt  Bromme …   Deutsch Wikipedia

  • Bromme culture — At this time, the reindeer was the most important prey, but the Bromme people also hunted moose, wolverine and beaver. The landscape was consequently a combination of taiga and tundra.The culture is named after a settlement at Bromme on western… …   Wikipedia

  • Bromme-Kultur — Umzeichnung einer Spitze der Bromme Kultur. Die spätpaläolithische Bromme Kultur ist benannt nach dem Fundplatz Bromme bei Sørø auf Seeland (Dänemark). Sie wird auch Lyngby Kultur genannt nach dem Fundplatz Nørre Lyngby in Jütland. Sie dauerte… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”