- Georgenorden
Georgenorden, 1) s. Georgengesellschaft; 2) Orden von St. Georg in Burgund, od. von Rougemont, gest. 1390 vom Ritter Philibert von Miolan zu Rougemont, zu Ehren einiger aus Palästina gebrachten Reliquien des St. Georg, u. zur Beförderung der Frömmigkeit, brüderlicher Liebe u. edlen Wandels. Der Orden hatte eigene Priester von Rougemont u. Damen von Rougemont, alle mußten bei der Aufnahme 16 reine Ahnen beweisen; Zeichen: an goldener Kette das Bild des St. Georg zu Pferd; noch unter Ludwig XIV. [200] Orden der Hofehre; ging unter Letzterem stillschweigend ein. 3) G., von Papst Alexander 1492 gestifteter Orden, ging bald wieder ein, wurde aber als Orden des St. Georg zu Ravenna vom Papst Paul III. 1535 wieder erneuert. Den Rittern desselben räumte er die Stadt Ravenna als Wohnsitz ein u. verpflichtete dieselben zu deren Vertheidigung, so wie zur Vertreibung der Corsaren, welche die Küste der Mark Ancona beunruhigten. Papst Gregor XIII. löste ihn wieder auf. 4) Orden des St. Georg in Österreich, vom Kaiser Friedrich IV. zur. Erhöhung des katholischen Glaubens u. zu Ehren des Hauses Österreich unter dem Schutz des St. Georg gestiftet u. vom Papst Paul II. 1468 bestätigt. Sitz des Ordens war Mühlstädt in Kärnten, der Hochmeister hatte den Fürstentitel; die Ritter gelobten Keuschheit u. Gehorsam, genossen die Vorrechte u. Freiheiten des Deutschen Ordens u. sollten die Grenzen des Reichs gegen die Türken vertheidigen. Ordenszeichen: ein schlichtes rothes Kreuz auf einem weißen Rock. Unter Maximilian II. erlosch er u. seine Güter bekamen die Jesuiten. 5) G., 1396 von Barthol. Colonna im Venetianischen gestiftet, aus Canonici regulares bestehend; Pius V. verpflichtete ihn 1570 Profeß zu thun, Clemens IV. aber löste ihn 1668 wegen ärgerlichen Wandels auf. Ordenskleid: ein weißer Rock, darüber ein blauer Mantel mit Kapuze. 6) G., sonst Ritterorden in Genua; Ordenszeichen: ein goldenes, roth emaillirtes Kreuz an goldener Kette, ein roth u. gelbes Kreuz an den Ärmeln eingestickt. 7) Ritterschaft des St. Georg in Holland, ein geheimer Bund, gestiftet zu Ende des 15. od. Anfang des 16. Jahrh. für Fürsten, Adel u. Bürger, wahrscheinlich zum Zweck der politischen Erkämpfung u. Erhaltung der Freiheit der Niederlande. Er bestand noch 1756, u. der Ort der Versammlung war das die Alte Döle genannte Haus im Haag. Statuten u. Zeichen waren ein Geheimniß. 8) So v.w. Hosenbandorden. 9) Der Constantinische St. Georgorden in Parma u. Neapel, s. Constantinorden. 10) Ritterorden vom St. Georg, baierschar Militärorden, soll zur Zeit der Kreuzzüge, wo die Herzöge Otto III. u. Eckhardt sich dem St. Georg zum Schutzpatron erwählt hatten, entstanden sein; sicher ist dagegen, daß Kaiser Maximilian I. einen G. stiftete, u. dieser wird gewöhnlich die erste Erneuerung jenes Ordens genannt. Die eigentliche Stiftung des G., welche die Baiern eine zweite Erneuerung des alten G. nennen, geschah am 24. April 1729 vom Kurfürsten Karl Albert, nachmaligen Kaiser Karl VII.; Papst Benedict XIV. bestätigte ihn. Nach dem Erlöschen der baierischen Linie wurde er vom Kurfürsten Karl Theodor 1778 als ein pfalzbaierischer Orden bestätigt, der König Max Joseph erhob ihn zum zweiten baierischen Orden u. König Ludwig gab ihm 25. Februar 1827 neue Statuten. Er hat zwei Zungen: die deutsche Zunge für Adelige mit nur deutschen Ahnen, u. die fremde Zunge mit gemischten deutschen u. ausländischen od. nur ausländischen Ahnen. Die Inhaber sind Großcomthure od. Großkreuzherren (6), Comthure od. Ritter des mittleren Kreuzes (12) u. Ritter (24); an der Spitze stehen der König als Großmeister, der Kronprinz als Großprior u. der nächste königliche Prinz als zweiter Großprior u. ein Ordenskanzler. Der Orden hat auch eine geistlich ritterbürtige Klasse, an deren Spitze ein Ordensbischof u. ein infulirter Ordenspropst stehen. Ordensfeste: der 24. April u. 8. December. Ordenszeichen: weißgeschmolzenes, goldenes achtspitziges Kreuz, zwischen den Armen weiß u. blaue Wecken. In der Mitte des weißen Kreuzes ist vorn ein kleines blaues Kreuz, darin die Jungfrau Maria auf einem Mond in. Wolken, in den Winkeln der Wecken sind die Buchstaben V. I. B. I. (Virgini immaculatae Bavaria immaculata); hinten in der Mitte ein kleines rothgegeschmolzenes Kreuz, darin die Erlegung des Drachen durch St. Georg u. die Buchstaben J. U. P. F. (Justus ut palma florebit). Band himmelblau, am Rand weiß u. mehr einwärts dunkelblau eingefaßt. Die erste Klasse trägt es von der Rechten zur Linken, mit einem Stern auf der Brust, in dessen Mitte ein silberner Schild mit rothem Kreuze; die zweite Klasse um den Hals mit demselben Stern; die dritte Klasse im Knopfloch. Außerdem an Ordensfesten Ceremonienkleidung u. Tragen des Ordenskreuzes an einer Kette. Sonst mußte jeder Ritter einen Eid ablegen, daß er an die unbefleckte Empfängniß der Jungfrau Maria glaube. 11) Orden des St. Georg, russischer Militärorden, von der Kaiserin Katharina II. 1769 gestiftet u. zur Belohnung fürs Land- u. Seemilitär bestimmt, besteht aus vier Klassen. Die Inhaber heißen Ritter, erster, zweiter, dritter, vierter Klasse u. genießen eine Pension abwärts von 700–100 Rubel. Ordensfest: am 7. December (26. November). Ordenszeichen: ein weißes, aus vier Flügeln bestehendes Kreuz; vorn ist das Wappen des moskowitischen Großfürstenthums, St. Georg zu Pferd, wie er den Lindwurm tödtet, hinten ein G (die Chiffer des St. Georg). Band dreimal orange u. zweimal schwarz gestreift; erste Klasse von der Rechten zur Linken u. dabei auf der linken Brust ein goldener Stern mit der Chiffer Georgs in der Mitte, umgeben von den Worten in russischer Sprache: Für Militärdienst u. Tapferkeit. Zweite Klasse um den Hals mit demselben Stern; dritte u. vierte Klasse, in kleinerer Form, um den Hals u. im Knopfloch ohne Stern. Hierzu gehörte früher das silberne Georgenkreuz von der Form des G., das im Knopfloch an dem Band des Ordens getragen wird. Kaiser Alexander I. errichtete es 1807; Kaiser Alexander II. verwandelte dasselbe 1856, seitdem zerfällt es in vier Klassen, die ersten beiden ein goldenes, die dritte u. vierte ein silbernes Kreuz mit dem Bild St. Georgs. Es wird an Unteroffiziere u. Gemeine für bewiesene Tapferkeit vergeben; auch ist eine Gehaltszulage damit verbunden. 12) Militärorden St. Georgs der Wiedervereinigung, gestiftet am 1. Januar 1849 von König Ferdinand IV. von Neapel, für Militärdienst; in sechs Klassen: Gran Collane, Commendatori, Cavalieri di dritto, Cavalieri di grazia u. goldene u. silberne Medaillen; das Ordenszeichen wird verschieden angegeben; die Devise ist: In sanguine foedus; der. König ist stets Großmeister, der Herzog von Calabrien Großconnetable; die vier ersten Klassen für Generale u. Offiziere, die Medaillen für Unteroffiziere u. Soldaten; das Zeichen der Gnadenritter u. die silberne Medaille kann man auch für 40 treue Dienstjahre erhalten. 13) Orden vom St. Georg, hannöverischer Civilorden für Hofehre u. Verdienst, gestiftet[201] am 1. Januar 1839 vom König Ernst August, für eine Klasse. Die Statuten sind vom 23. April 1839. Zeichen: achtspitziges goldenes Kreuz mit goldenen Kugeln an jeder Spitze, blau emaillirt, zwischen den vier Armen vier goldene Löwen, im runden Mittelschild St. Georg auf weißem Roß; Band roth; dazu ein achtspitziger silberner Stern mit St. Georg auf weißem Roß im runden Mittelschild: Devise: Nunquam retrorsus.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.