Marburg

Marburg

Marburg, 1) Kreisin Steiermark, betrug früher 65,75 geogr. QM. mit 186,000 Ew., seit 1851 aber 108,92 geogr. QM. mit 372,300 Ew., ist durch den ehemaligen Kreis Cilli vergrößert worden, während er auch Theile an den Kreis Graz abgetreten hat; wird von der Drave, Sulm etc. bewässert ist durch die Windische Bühel, Matzel, Schwanberger Alpen, Bacher gebirgig, hat mittelmäßigen Ackerbau, Obst- u. Weinbau (Luttenberger Wein), Pferde-, Rindvieh-, Schaf- u. Federviehzucht; viele Mühlen u. Stampfwerke u. wird in die Bezirkshauptmannschaften Cilli, Luttenberg, Marburg, Pettau, Rann u. Windischgrätz eingetheilt; 2) Bezirkshauptmanschaft darin von 23,39 geograph. QM.; 3) Hauptstadt darin, an der großen Straße u. Eisenbahn von Wien nach Triest, an der Drave; Schloß, Kreisamt, Bezirkshauptmannschaft, Kreisdechantkirche, Gymnasium, Kreisschule, Regimentserziehungshaus, Hospital, Theater, Militärknaben- u. Schwimmschule, Bankoinspectorat, Gerberei, Rosogliofabriken, Handel (mit Korn, Pfirschen, Wein [Marwein], Eisenwaaren), 5500 Ew. Dabei das Schloß Obermarburg; 4) Kreis mit 10 Q. M. u. 42,000 Ew., u. 5) Landgericht in der kurhessischen Provinz Ober-Hessen; 6) Hauptstadt darin u. der ganzen Provinz, an der Lahn, welche sie von der Vorstadt Weidenhausen u. den Eisenbahnhof der Main-Weserbahn trennt u. über welche zwei Brücken führen, am Abhange eines Bergs; Sitz der Regierung, des Criminalgerichts u. mehrer anderer Behörden; hat Schloß, welches jetzt theils als Gefängniß, theils als Kaserne dient, dabei der Dammelsberg mit Lustwald; fünf Kirchen (Elisabethenkirche, s. Elisabeth 49) verschiedner Confessionen, Waisenhaus, Hospital, Siechhäuser, Arbeitshaus, Gymnasium, Handwerksschule, Schullehrerseminar, Naturforschende Gesellschaft seit 1817, Gewerbs- u. Sonntagsschule, Bibelgesellschaft. Die Universität, gestiftet 1527 von Philipp dem Großmüthigen, erste protestantische Universität, war Anfangs sehr besucht; litt dann 1605 durch Errichtung der Universität Gießen; wurde 1625 mit Gießen vereint, 1650 wieder getrennt, wegen der Pest 1607 u. 1611 nach Frankenberg u. von da nach Treysa verlegt; im 18. Jahrh. hob sie sich wieder durch Chr. Wolf, der von Halle vertrieben, sich hierher wendete. Mit ihr vereinigt ist eine Bibliothek, Staatswirthschaftliches Institut, Philologisches Seminar, Chemische Lehranstalt, Botanischer Garten, Anatomisches u. Zootomisches Theater, Staatswirthschaftliches. Institut, Physikalisches, Mathematisches, Mineralogisches u. Chemisches Cabinet, Thierarzneischule, Entbindungsanstalt, Land- u. Provinzialkrankenhaus, Klinikum. Man fertigt gute Töpferwaaren (Marburger Geschirr), baumwollene, wollene u. leinene Zeuge, Tabak, Leder, Hüte etc.; 8500 Ew.– M. entstand im Mittelalter als Flecken um die alte Kattenveste auf der dortigen Höhe; auf der Burg nahm 1229 Elisabeth die Heilige ihren Witwensitz, u. nach ihrem Tode ließ ihr Sohn, Landgraf Hermann II., M. ummauern u. erhob es zur Hauptstadt Hessens. Die folgenden Landgrafen von der Brabanter Linie residirten allda. 1399 hier der Kurverein von Mainz, Sachsen u. Pfalz gestiftet, s.u. Deutschland (Gesch.) X. Hier residirte auch eine Nebenlinie der Landgrafen von Hessen: die ältere gestiftet 1458 von Ludwigs I. zweitem Sohne, Heinrich III. dem Reichen, u. beendigt 1500 mit dessen Sohne Wilhelm III.; s. Hessen (Gesch.) III. A); die jüngere bestand nur in dem Landgrafen Ludwig III., der seit 1567 regierte u. 1604 ohne Nachkommen starb; s. ebenda. Hier wurde 1504 Philippder Großmüthige geboren. Hier 1520 das Marburger Religionsgespräch (s.d.). 1640 wurde M. vom Herzog Bernhard von Weimar genommen u. übel behandelt; 1645 von den Hessen unter Amalie Elisabeth beschossen u. genommen.1661 wieder Religionsgespräch zwischen den marburger u. rintler Theologen wegen der gegenseitigen Verketzerung. Das feste, den Franzosen früher übergebene Schloß wurde durch die Alliirten[854] 1759 vom 7.–9. Sept. beschossen u. übergeben. Bei M. am 31. Juli 1760 Niederlage der Franzosen unter de Muy durch Herzog Ferdinand von Braunschweig (s. Siebenjähriger Krieg). 1761 im Febr. versuchten die Alliirten unter General Breitenbach M. zu überrumpeln, was jedoch mißlang, u. die Belagerung 1761 im Märzdurch Lord Gramby mußte auch aufgegeben werden.1806 u. 1807 war M. der Schauplatz der Erhebung der hessischen Bauern gegen die Franzosen, worauf Letztere 1810 u. 1811 die Festungswerke des Schlosses größtentheils sprengten. Vgl. L. Wachler, De origine etc., Academiae M., Marb. 1812; Justi, Taschenbuch der Vorzeit für das I. 1828, Marb. 1828 (enthält eine Geschichte der Universität M.); Henninger, M. u. seine Umgebungen, Marb. 1857.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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