- Putzen [2]
Putzen, 1) im Allgemeinen schmücken, verschönern, unter Anwendung irgend welcher Verzierungen od. Decorationen, namentlich aber schöner Kleidungsstücke; 2) verschiedene Verfahrungsweisen, um Gegenständen, welche durch den Gebrauch äußerlich gelitten haben od. unscheinbar geworden sind, ihre frühere Reinheit u. Glanz wieder zu geben. Das P. ist bei vielen Gegenständen in derselben Weise u. mit denselben Mitteln auszuführen, welche auch bei der Herstellung der Gegenstände zur äußeren Verschönerung u. Vollendung angewendet werden; daher fällt das P. oft, u. namentlich bei Metallgegenständen, mit dem Schleifen u. Poliren (s.d.) zusammen. Besondere Verfahren beim P. sind: a) bei Metallen benutzt man oft anstatt. eines anderen Putzpulvers die feinsten Feilspäne desselben Metalls, welche man auf, mit starkem Leimwasser bestrichenes Leder od. auf Filz streut u. trocknen läßt. aa) Gold u. vergoldete Waaren putzt man mit einem Brei aus Salmiak od. etwas gebranntem Kalk, od. kocht sie mit Salmiakauflösung; oft braucht man nur Weingeist u. Seifenauflösung, wohl auch verdünntes Scheidewasser; bei Goldstickereien etc. wird nur Weingeist angewendet. bb) Silber spült man, um es von Fett zu reinigen, in kochendem Wasser u. bürstet u. wäscht bes. mit Seife. Putzpulver für Silber überhaupt sind: gepulverte, vorzüglich geschlämmte Kreide, auch wohl Pottasche, auf Kohlenfeuer gebrannter u. zu Mehl zerdrückter Alabaster od. seiner Talk, gebranntes Fraueneis u. Weinstein zu gleichen Theilen, pulverisirte Knochenkohle. Man gebraucht sie trocken od. mit Wasser od. Öl, mit der Hand od. mittelst eines Bürstchens, Lappens od. dicken weichen Leders. Den letzten Glanz gibt man mit einem Leder u. stäubt schließlich das Silber mit Leinwand ab. Waschflüssigkeit für Silber: 2 Pfd. Buchenasche, 2 Loth venetianische Seife, 2 Pfd. Salz mit 6 Maß Regenwasser gekocht. Man bürstet damit vermittelst einer etwas harten Bürste das Silber ab. Silbertressen schlägt man auf ein mit Leinwand überzogenes Rollholz, wäscht sie mit Seifenwasser rein, spült sie ab, zieht sie durch Zuckerwasser u. plättet sie halb trocken. cc) Broncirte Waaren kocht man in Aschenlauge, bürstet sie, zieht sie durch eine Flüssigkeit aus gleichen Gewichtstheilen Wasser, Salpetersäure u. Alaun, trocknet ab u. erhitzt schwach. dd) Messing- od. Kupferwaaren reibt man mit einem seinen Brei aus Essig u. Kreide od. man erwärmt das Messing über Kohlen u. putzt es mit einem Brei aus Gyps u. Kleie, Salmiak u. Wasser, od. einer Auflösung von weißem Weinstein, 2 Theilen Alaun u. 2 Theilen Kochsal; sind sie sehr oxydirt, so setzt man Ziegelmehl zu. ee) Zinnreibt man bes. mit einem Brei von geschlämmter Kreide u. Branntwein. ff) Eisen reibt man mit Tripel, Schmirgel, pulverisirtem Kalk od. Kreide, od. nassem Sand ab, bis die oberflächlichen Rostflecken heraus gehen. Bei Stahl, sowie beim Eisen, reibt man die Rostflecken mit Öl gut ein, wischt sie nach einiger Zeit ab u. braucht dann die gewöhnlichen Polirmittel, z.B. Rostpapier (s.d.); bisweilen nimmt man zum Putzpulver auch noch Zinnasche. Messer u. Gabeln taucht man nach dem Gebrauch in warmes Wasser u. wischt sie mit einem wollenen Lappen od. mit Löschpapier ab; die Messer legt man bis aus Heft auf Pappe od. Holz u. reibt sie mittelst Kork mit Tripel od. mit seinem durchgesiebten Kalk ab. Die Messerputze enthält ein Bretchen, welches mit einem Leder- od. Korkstreifen belegt ist, u. worauf man nach dem Auftragen von seinem Sand od. Hammerschlag das Messer od. die Gabel auflegt u. reibt. Zum P. der Gabeln bes. füllt man ein Fäßchen mit seinem Ziegelmehl od. Sand, mit etwas Heu od. Moos untermengt, hält es schwach feucht u. sticht die Gabelzinken einige Mal hinein, polirt außerdem die Gabeln zwischen den Zinken mit einem dünnen, messerartigen, auf beiden Seiten mit Leder überzogenen Holze. b) Edelsteine putzt man mit Tripel od. Knochenkohle auf weichem Leder od. einem steifen Bürstchen u. entfernt schließlich die Pulverreste mit einem andern reinen Bürstchen. Edelsteine ohne Fassung od. hohlgefaßte kann man nach dem P. mit Seifenwasser waschen u. trocknet sie dann in Sägenspänen bei gelinder Wärme. c) Perlen putzt man mit Weizenkleie od. Puder in einem Beutel unter beständigem sanftem Umschütteln; vorher wäscht man sie mit etwas gut geglühter, zart gepulverter u. durch ein Florsieb geschlagener Lindenkohle in schwachlauem Seifenwasser, bürstet sie mit einer ganz weichen Bürste u. spült sie in reinem Wasser ab. d) Porzellan wäscht man in lauem Wasser; Streifen u. Risse in der Glasur reibt man mit pulverisirter Kreide aus. e) Alabaster wäscht man mit Seifen-, dann mit reinem Wasser, u. hat er Fettflecke mit Terpentin;[711] od. man überstreicht ihn mit einem Brei von weißer Thonerde u. Seife u. reibt u. wäscht ihn nach einigen Tagen ab, od. man überfährt ihn rasch mit einem in 1 Theil Schwefelsäure u. 12 Theilen Wasser getauchten Lappen u. wäscht ihn, hat der Schmutz sich abgelöst, mit kaltem Wasser. Die Politur wieder herzustellen, reibt man ihn mit Schachtelhalm u. schleift ihn mit gebranntem, in Wasser gelöschtem Kalk ab u. vollendet die Politur durch Seifenwasser u. Kalk, dem man auch etwas gepulvertes od. geschlämmtes Federweiß (Talk) zusetzt. f) Spiegel; man taucht einen reinen, weichen Schwamm in Wasser, drückt ihn aus, taucht ihn in Weingeist, reibt damit das Glas, stäubt durch Musselin Sandel od. Gyps darauf, reibt es mit einem Tuche leicht u. rasch ab u. reibt den Spiegel nochmals stark mit einem seidnen Tuche. Der Rahmen muß, wenn er nicht gefirnißt ist, dabei trocken bleiben, man reibt ihn gewöhnlich mit roher Baumwolle u., ist er gefirnißt, mit Weingeist. g) Fenster putzt man mit (Birken-) Holzasche; Kalkspritzen entfernt man durch Essig. h) Bei gebohnten Gegenständen muß man die Bohnung (s.d.) wiederholen. Alte Möbels von seinen Holzarten reibt man auch mittelst eines Schwammes od. leinenen Lappens mit frischer reiner Milch so lange, bis die Feuchtigkeit verschwunden ist. i) Bei mit Ölfarbe angestrichenen Gegenständen wäscht man mit einem Glase Wasser, worein man einen Löffel voll Chlorkalk od. Chlornatron gethan, mittelst Schwamms od. Leinwand den Schmutz weg u. trocknet sie mit reiner Leinwand ab. k) Putzmittel für alle Arten verzinnter u. versilberter Gefäße, sowie aller Geschirre, welche Milch, Öl u. andere fette Körper enthielten, der Spiegel, Flaschen, Glasscheiben etc., ist das Glaskraut (Parietaria officinalis). Man wendet das ganze Kraut, vorzüglich die Blätter, an, taucht die zu putzenden Gegenstände in kaltes Wasser u. reibt sie leicht mit einer Hand voll des Krautes. Bei Flaschen u. dergl. bringt man Blätter hinein, setzt etwas Wasser zu u. schüttelt; bei Spiegeln u. Fensterscheiben taucht man etwas Kraut in Wasser u. putzt die Fläche, l) Tapeten reibt man mit Brodkrumen ab; Ölfarbentapeten lassen sich leicht abwaschen. m) Um Baumwollenzeuge zu reinigen, zerreibt man rohe Kartoffeln über einem Gefäß mit Wasser zu seinem Brei u. schlägt das Ganze durch ein größeres Sieb in ein anderes Gefäß mit reinem Wasser, daß die unreinen Theile zurückbleiben. Die niederfallende Stärke wird zu anderm Behuf verwendet, in die davon abgegossene Flüssigkeit aber ein Schwamm getaucht u. damit das auf reine Leinwand ausgebreitete Zeug abgerieben u. nach Entfernung des Schmutzes mit reinem Wasser gewaschen u. getrocknet. 3) (Bauk.), so v.w. Bewerfen; 4) den Bewurf mit dem Reibebrete abreiben, s. u. Bewurf; 5) vom Nadelholze, die untern dürren Aste verlieren; 6) an den Gußstücken die Gußnähte u. dgl. durch gußeiserne Feilen (Putzfeilen) od. durch Schleifen entfernen; 7) Entfernen der Knötchen, Unreinigkeiten u. dgl. aus der Kette bei der Seidenweberei u. beim Fertigen seiner wollener Stoffe vor dem Weben; man benutzt dabei die Putzschere, welche die Gestalt einer Schafschere hat; 8) die Drahtzähne der Trommel u. der Deckel an den Kratzmaschinen von den sich in ihnen anhäufenden kurzen Baumwollenfäserchen u. Unreinigkeiten befreien; erfolgt gewöhnlich durch Auskämmen mit einer Handkratze, zuweilen auch durch eine sebstthätige Vorrichtung an der Kratzmaschine; 9) Entfernen aller nicht zur Papiermasse gehörigen Theilchen aus den fertigen Papierbogen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.