- Färöer
Färöer (Far-Ör, d.h. Schafinseln), eine der Krone Dänemark angehörige, aus 17 bewohnten u. 8 unbewohnten Felseneilanden bestehende Inselgruppe im nördlichen Atlantischen Ocean, zwischen Island u. den Shetlandinseln, mit einem Gesammtflächenraum von 24 QM.; Küsten zerrissen, mit tief ausgespülten Buchten, Ufer schroff, bisweilen 1000 Fuß senkrecht; im Innern gebirgig u. felsig, reich an romantischen Naturschönheiten, düstern Thälern, hohen Wasserfällen etc.; Bodenim Allgemeinen felsig, an einigen Stellen aber mit dicker Dammerde bedeckt u. dort fruchtbar; Klima im Verhältniß zur nördlichen Lage mild (mittlere Jahrestemperatur + 7,5° R.), weil durch die Seeluft gemäßigt; Sommer kurz u. kühl (mittlere Sommertemperatur + 12,5° R.), Winter mild (der Schnee bleibt selten länger als 8 Tage liegen); Luft sehr feucht, häufige Nebel, heftige Stürme; eine eigenthümliche Krankheitserscheinung ist die Kriim (ein nicht selten tödtliches Schnupfenfieber), außerdem kommt auch der Scharbock häufig vor; das Mineralreich liefert Steinkohlen, Achat u. einige andere Edelsteine, fossiles Holz u. Torf; die Florader F. weist 583 Species auf, darunter 270 Phanerogamen; Gerste, Kartoffeln u. Rüben; von Vieh ist am meisten verbreitet das Schaf (daher der Name F.) u. das Pferd (rasch u. sicher), zahlreiche Seevögel (Möven, Eidergänse, weiße Raben, wilde Enten u. dergl.) u. viele Fische. Die Einwohner 1855_: 8651 Seelen) sind kräftig u. stark gebaut, arbeitsam u. ausdauernd, offen u. ehrlich, uneigennützig u. gastfrei, nüchtern u. mäßig, Streitigkeiten, Mord, Diebstahl u. andere grobe Verbrechen sind höchst selten, ebenso herrscht unter ihnen eine außerordentliche Sittenreinheit u. wahrhafte, innere Frömmigkeit; ihre Wohnungen sind meist hölzerne Hütten mit Birkenrinde bedeckt, dieselben stehen entweder vereinzelt am Strande u. in den Thälern od. in Gruppen (bes. auf Stromöe); ihre Kleidung ist einfach, die der Männer ein dunkelfarbiges, wollenes Wamms mit blanken Knöpfen, blaue od. grüne Weste, kurze Beinkleider, Schuhe; die der Frauen ein gestreiftes, knappanliegendes, bis an den Hals gehendes Jäckchen mit engen Ärmeln, weiter, faltenreicher Rock, auf dem Kopf ein seidenes Mützchen, die Haare in langen Zöpfen über die Schultern hängend; eine Lieblingsbeschäftigung beider Geschlechter ist das Schachspiel; Hauptnahrungsmittel sind Schaffleisch, Schafmilch, Vögel, Fische u. Gerstengrütze, Brod ist eine Seltenheit; ihre Sprache ist germanisch u. nähert sich am meisten dem Isländischen; Kirchen-, Schul-, Gerichts- u. Schriftsprache ist das Dänische; Religion lutherisch (39 Kirchen mit 7 Kirchspiels-Reisepredigern); der Unterricht ist mangelhaft, meist Sache des Hausvaters am Feierabend; in Thorshavn (auf der Hauptinsel Stromöe) besteht eine Bell-Lancasterschule, worin auch Mädchen im Singen u. Spinnen Unterricht erhalten; Hauptbeschäftigung ist Vieh- (namentlich Schaf-) zucht, Sammeln von Eiderdunen, Vogel- u. Fischfang (Robben, Häringe, Stockfische), der Ackerbau ist nicht von Bedeutung; die Industrie beschränkt sich auf Wollenweberei u. Strickerei, beschäftigt beide Geschlechter, liefert Strümpfe (jährlich über 60,000 Paar), Rachtjacken (jährlich über 30,000 Stück). Hand schuhe, Mützen, grobe [122] Zeuge u. dergl. u. bildet einen nicht unbedeutenden Handelsartikel; der Handel ist Monoel der dänischen Regierung; Ausfuhrartikel 1855 über 63,000 Rigsdaler) sind: gesalzenes Schaffleisch, Eiderdunen, grobe Wollwaaren, Wolle, Talg, getrocknete Fische, Thran u. Wallfischbarten; Einfuhrartikel (1855 gegen 290,000 Rigsdaler), Getreide, Erbsen, Salz, Hanf, Eisen, Glas- u. Eisenwaaren, Garn, Colonialartikel, Leinwand, Holz u. Holzwaaren. Die bedeutendsten der Inseln sind: Stromöe (die größte [6,5 QM., 1700 Ew.], auf ihr der 2038 Fuß hohe Verg Skalingesield u. die Stadt Thorshavn, Hauptort. der ganzen Gruppe); Osteröe (5,8 QM., 1100 Ew., mit dem 2700 Fuß hohen Berg Stattaretind u. dem Hafen Kongshavn), Syderöe u. Vaagoe (jede ungefähr 2 QM.), Sandöe u. Bordöe (jede über 1 QM.); das Nähere über dieselben s. unt. deren eigenen Artikeln. Politische Eintheilung in 6 Kreise: Stromöe mit Nolsoe; Norderöe mit Vidöe, Fugloe, Spinoe, Bordöe, Kinöe u. Kalsoe; Osteröe; Vaagoe; Sandöe; Syderöe; an der Spitze der Verwaltung steht ein Amtmann (zugleich Commandant) u. ein Landvogt (zugleich Polizeimeister), beide in Thorshavn; Münzen, Maße u. Gewichte die dänischen, mit einigen geringen Abweichungen wie auf Island (s.d.). – Die F. wurden zur Zeit des norwegischen Königs Harald Haarfager entdeckt; der erste Normann, der sich dort niederließ, hieß Grimr Kamban; 1000 n. Chr. wurde das Christenthum hier eingeführt, u. die F. erhielten einen Bischof, der in Stromöe residirte. Seit Christian III., welcher die Reformation einführte, ist statt des Bischofs ein Propst daselbst. Im Übrigen theilten die F. das Schicksal Norwegens u. Dänemarks. Vgl. Debes, Natürliche Historie der F., deutsch von Mengel, Kopenh. 1757; Thorm. Torfäus, Comment. hist. de rebus gestis Faereyensium, ebd. 1695, dänisch von Thorstenson, ebd. 1770: Faereyinga Saga (isländisch, färöisch u. dänisch), herausgeg. von K. Chr. Rafn, ebd. 1832.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.