- Krain
Krain (Krainskia, Carnia), österreichisches Kronland, bis 1850 Herzogthum, zum damaligen Königreich Illyrien gehörig, grenzt an Kärnten, Steyermark, Kroatien, die Militärgrenze, Gradisca u. Görz; 181, 47 QM.; Gebirge: Carnische u. Julische Alpen (darunter der Karst, s.d.), der höchste [757] Berg ist der 9378 Fuß hohe Terglou auf der Nordgrenze. In den Julischen Alpen befinden sich unzählige Höhlen (Kleinhäuslerhöhle, die Adelsberger Höhlen, Kanzianhöhle; merkwürdig ist der Felsenbau der Felsenbrüche von St. Kanzian); Flüsse: Save u. deren Nebenflüsse Kulpa, Zayer, Kanker, Feistritz, Leibnitz, Gurk; mehrere Seen (Czirknitz-, Feldeser-, Wocheinersee); gute Waldung (Birnbaumer Wald), der felsigen Bodenbeschaffenheit halber wenig Ackerbau, beschränkter Weinbau, aber Flachsbau, Bienenzucht, Viehzucht: Rindvieh, Pferde, Schafe; Bergbau (Eisen, Blei, Quecksilber, Zinnober, Steinkohlen, Torf, Marmor). Von Eisenbahnen besitzt K. 19 Meilen der Südlichen Staatsbahn (Linie Wien-Triest). Die Bevölkerung (1855: 505, 886 Seelen) ist größtentheils slawisch, doch auch viele Deutsche, welche unter dem Namen Gottscheer bekannt sind; vorherrschende Confession ist die katholische. Durch Handel, welchen besonders die Gottscheer betreiben, werden ausgeführt: Eisen, Stahl, Nägel, Draht, Holzwaaren, Glas, Leinwand, Filzhüte, Quecksilber, Mastochsen etc. Hauptstadt: Laibach. Vorher war K. in die drei Kreise Laibach, Adelsberg u. Neustadtl eingetheilt, zerfällt aber seit der neuen Staatsverfassung 1850 in die 10 Bezirkshauptmannschaften Adelsberg, Gottschee, Krainburg, Laibach, Neustadt, Ratmannsdorf, Stein, Treffen, Tschernembl, Wippach.
K. wurde von den Karniern, die sich aus den Gegenden von Friaul u. der Grafschaft Görz dahin verbreiteten, bevölkert. Nach den Karniern wurde es nach u. nach von den Karnuten, Illyriern, Pannoniern, endlich von den Römern, Vandalen, Longobarden, Slawen, Hunnen u. Franken erobert. Die Longobarden setzten eigene Herzoge über Friaul u. K., s. Friaul (Gesch.). Als 737 Herzog Pommo entsetzt wurde (s. ebd.), scheinen sich die Krainer der longobardischen Herrschaft entzogen u. sich unter den Herzog Boruth von Kärnten begeben zu haben, während Friaul noch unter longobardischer Oberherrschaft blieb. Boruth suchte um den Schutz der fränkischen Könige nach u. schickte zur Versicherung seiner Treue seinen Sohn Chetimar nach Baiern, um ihn christlich erziehen zu lassen. 751 setzte Pipin an die Stelle Boruths dessen Sohn Carastus als Herzog ein, nach dessen Tode 754 wurde sein Bruder Chetimar aus Baiern zurückberufen. Dieser brachte den Priester Majoran mit, durch den in K. das Christenthum verbreitet wurde. Nach Chetimars Tode regierte Baldung, auf welchen 788 Erich als Herzog von K. u. Friaul folgte, der von Karl dem Großen eingesetzt wurde. Von 800–1165 folgten dann nach einander 20 kaiserliche Statthalter, die meist zugleich Herzöge von Kärnten waren. Nach dem Tode des letzten derselben, Heinrichs IV., trennte Kaiser Friedrich I. K. wieder von Kärnten u. übergab es als erbliches Lehn eigenen Markgrafen, die ihren Sitz zu Krainburg hatten. Als auch diese mit Friedrich IV. erloschen waren, kam das Land an Friedrich II. von Österreich, dessen Vater Leopold in K. schon früher verschiedene Güter durch Kauf an sich gebracht hatte, Als aber 1236 auch das Babenbergische Haus in Österreich ausstarb, fiel K. an Ulrich III., Herzog von Kärnten (s.d. Gesch.), u. seit 1255 kommen ununterbrochen Landesvicedome von K. vor, welche die Einkünfte von den Kammergütern verwalteten u. Landräthe zu Beisitzern hatten. Ulrich setzte wieder, mit Übergehung seines Bruders Philipp, den König Ottokar von Böhmen zu seinem Erben ein, welcher sich auch von 1269 bis zu seinem Tode im Besitze von K. behauptete. Nachdem derselbe besiegt u. gefallen war, machte Rudolf von Habsburg 1282 seinen Sohn Albrecht I. zum Herzog von Österreich, Steyer u. K.; doch besaß den größten Theil des letztern Graf Mainhard von Tyrol, theils als ein zu Kärnten gehöriges Stück, theils als Güter, die ihm vom Kaiser verpfändet worden waren. Als 1335 die Grafen von Tyrol ausstarben u. zugleich Albert IV., Graf von Görz, durch ein Erbvermächtniß seine Landschaften, worunter auch einige Stücke von K. waren, den Herzögen von Österreich verschrieb, wurde ganz K., dem nun auch Istrien u. Mödling einverleibt wurde, mit Österreich vereinigt. Bei der neuen Organisation 1747 wurde die Stelle des Vicedom sammt den Landräthen aufgehoben u. ein Vicepräsident des Landesguverniums eingesetzt. In dem Wiener Frieden wurde am 14. Oct. 1809 K. an Frankreich abgetreten u. darauf zu den Illyrischen Provinzen geschlagen, deren Generalgouverneur seinen Sitz zu Laibach hatte. Nach 1813 fiel K. wieder an Österreich u. wurde dem 1816 neu errichteten Königreich Illyrien zugetheilt, bei dem es blieb, bis es 1850 eignes Kronland wurde. Wappen: ein gekrönter Adler, auf dessen Brust u. ausgebreiteten Flügeln ein weiß u. rothgeschachter halber Mond.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.