Schulz

Schulz

Schulz, 1) Ernst August, geb. 1721 in Berlin, war erst Rector der reformirten Schule in Frankfurt, wurde 1759 Professor der Theologie, 1759–66 der Beredtsamkeit, 1763 Prediger u. Inspector daselbst u.st. 1786; er schr.: Exercitationes philol., Berl. u. Frankf. 1755–75, 2 Hefte; u. gab heraus: Reland, De spoliis templi Hierosolymitani, 1775; Sablonsky, Historia eccles., 1783, 2 Bde.; sein Compendium archaeologiae hebr. gab Schickedanz, Dresd. 1793, heraus. 2) Johann, geb. 1739 in Mühlhausen, wurde 1766 Pfarrer in Starkenberg, 1769 in Löwenhagen, 1775 Diakonus in Königsberg, 1776 Hofprediger u. 1787 zugleich Professor der Mathematik u.st. 1805; er schr.: Erläuterungen über Kants Kritik der reinen Vernunft, Königsb. 1785; Prüfung der Kantschen Kritik der reinen Vernunft, ebd. 1789; Entdeckte Theorie der Parallelen, ebd. 1784; Darstellung der vollkommnen Evidenz u. Schärfe derselben, ebd. 1786; Versuch einer genauen Theorie des Unendlichen, ebd. 1788; Kurzer Lehrbegriff der Mathematik, ebd. 1797–1806, 3 Thle., u.a.m. 3) Friedrich, geb. 1762 in Magdeburg; studirte in Halle, lebte dann daselbst als Lehrer der Französischen Sprache u. wendete sich 1780 nach Dresden, wo er zum Erwerb schriftstellerte; dann lebte er in Wien, Berlin u. Weimar u. war 1789 während der Revolution in Paris; 1790 nach Berlin zurückgekehrt, wurde er Professor der Geschichte in Mitau, Deputirter des kurländischen Bürgerstandes auf dem Reichstage in Warschau, machte 1793–94 eine Reise nach Italien u. starb 1798 zu Mitau in Geisteszerrüttung. Er schr. die Kinderromane: Moritz (Weim. 1792) u. Leopoldine (Lpz. 1791), beide erlebten in demselben Jahre drei Auflagen; Kleine prosaische Schriften, Berl. 1788, 5 Bde.; Kleine Romane, Lpz 1788; Geschichte der Revolution in Frankreich, Berl. 1790; Paris u. die Pariser, ebd. 1790; Reise eines Livländers durch Polen, ebd. 1797. 4) Friedrich, Theater-S., auch Spuck-S. genannt, geb. 1765, starb 1845 in Berlin, schrieb lange die Theaterkritiken für die Haude- u. Spenersche Zeitung. 5) Christian Johann Philipp, geb. 1773 in Langensalza, entsagte um der Musik willen dem theologischen Studium, wurde Schüler Schicht's, leitete 1800 das Orchester der Franz Secondaschen Gesellschaft u. wurde 1810 Musikdirector der Concerte im Gewandhause zu Leipzig, wo er 1827 starb; er componirte Ouverturen, Zwischenmusiken, Chöre, Gesänge, Romanzen, Märsche, Tänze etc. zu mehren Dramen, zur Jungfrau von Orleans, Faust, Wallenstein etc., Jagd- u. Volkslieder u.m.a. 6) David, geb. 29. Nov. 1779 zu Pürben bei Freistadt in Niederschlesien; studirte seit 1803 in Halle Theologie u. Philologie, wurde 1806 Privatdocent daselbst u. 1807 in Leipzig, kehrte 1808 nach Halle zurück, wurde 1809 daselbst Professor der Theologie u. in demselben Jahre in Frankfurt a.d. O., ging 1811 bei der Vereinigung der Universität zu Frankfurt mit der zu Breslau mit nach Breslau, wurde 1819 Consistorialrath u. war 1820–22 auch Director der wissenschaftlichen Prüfungscommission, aber wegen seiner Theilnahme an der Erklärung gegen die Bestrebungen der rückgängigen kirchlichen Partei 1845 wurde er aus dem Consistorium removirt u.st. 17. Febr. 1854. In der Theologie folgte er der rationalistischen Richtung; er schr. u.a.: Ecloge sententiarum de Paulo Ap. 1810; De codice IV evangg. biblioth. Rhedig., Bresl. 1814; Übersetzung u. Commentar zum Hebräerbriefe, Berl. 1818; De codice Cantabr., ebd. 1827; Über die Parabel vom Verwalter, Luk. 16, ebd. 1821; Urkundliche Darlegung meiner Streitsache mit H. Steffens, Bresl. 1823; Die christliche Lehre vom heiligen Abendmahl, Lpz. 1824, 2. A. 1831; Was heißt Glauben u. wer sind die Ungläubigen? ebd. 1830, 2. A. Lpz. 1824; Vollgültige Stimme gegen die, welche die weltlichen Fürsten zu Päpsten machen wollen, ebd. 1826; Über theologische Lehrfreiheit, Bresl. 1830; Zwei Antwortschreiben an Schleiermacher, Lpz. 1831; Die Geistesgaben der ersten Christen, ebd. 1838; Das Wesen u. Treiben der Berliner evangelischen Kirchenzeitung, ebd. 1839, 2. Nachweisung 1840; u. gab heraus die 3. Aufl. des Griesbachschen R. T., Berl. 1827, 1. Bd.; von Cöllns biblische Theologie, mit Nachricht über des Verfassers Leben, Lpz. 1836 u.m.a. 7) Otto, geb. 1782 zu Wurow in Pommern, wurde 1806 Professor am Gymnasium in Stargard, 1811 Professor am Grauen Kloster in Berlin u. starb daselbst 17. Octbr. 1849; er schr.: Schulgrammatik der Lateinischen Sprache, 1815, 14. A. 1852; Ausführliche lateinische Grammatik, 1825, 2. A. 1834; Aufgaben zur Einübung der lateinischen Grammatik, 1822, 11. A. 1851; u.a. Schulbücher, auch P. Gerhardt u. der große Kurfürst, 1840; u. gab mit Striez u. Ule: Schulblatt für die Provinz Brandenburg, 1836–49, heraus. 8) (S.-Bodmer), Wilhelm, geb. 13. März 1797 in Darmstadt, trat 1811 als Cadet in das Darmstädtische Leibregiment, wurde 1812 Offizier u. nahm unter den Rheinbundtruppen auf französischer Seite Theil an dem Feldzuge von 1813 u. wurde bei Leipzig verwundet; in den Feldzügen 1814–15 focht er auf deutscher Seite, kam 1819 wegen einer politischen Flugschrift in Untersuchung, erlitt ein Jahr Freiheitsstrafe u. erhielt 1821 den Abschied; er studirte darauf in Gießen Jurisprudenz u. schriftstellerte dann, wurde 1830 in Augsburg u. 1831 in Stuttgart ausgewiesen, 1833 wegen der Schrift Deutschlands Einheit u. Nationalrepräsentation (Stuttgart 1832) vor ein hessen-darmstädtisches Kriegsgericht gestellt, welches ihn zu fünfjähriger Hast verurtheilte, die er auf der Festung Babenhausen verbüßen sollte, er floh jedoch 30. Dec. 1834 von dort, wendete sich zunächst nach Frankreich, 1836 nach Zürich u. trat 1847 beim Ausbruch des Sonderbundskriegs in die eidgenössische Armee; er kehrte 1848 nach Deutschland zurück, wurde von Darmstadt in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, gehörte dort der Linken an, ging mit[471] derselben 1849 nach Stuttgart u. nach Auflösung derselben wieder nach Zürich zurück u. starb 9. Jan. 1860 in Hottingen bei Zürich. Er schr.: Frag- u. Antwortbüchlein Deutschlands, 1819; Irrthümer u. Wahrheiten, 1825; Almanach für die Geschichte des Zeitgeistes, Darmst. 1830; Deutschlands Einheit durch Nationalrepräsentation, Stuttg. 1832; Die Bewegung der Production, Zür. 1843; Wahrhafte Geschichte des Deutschen Michel, Zürich 1843; Der Tod des Pfarrers Weidig, ebd. 1843; Die geheime Inquisition, die Censur u. Cabinetsjustiz in unheilvollem Bunde, Karlsruhe 1845; Briefwechsel eines Staatsgefangenen u. seiner Befreierin, Manh. 1846; Der Froschmäusekrieg zwischen den Pedanten des Glaubens u. Unglaubens, Lpz. 1856; Die Rettung der Gesellschaft aus den Gefahren der Militärherrschaft, ebd. 1859; Anhang dazu: Entwaffnung od. Krieg, ebd. 1862. 9) Karl Heinrich, geb. 1807 in Dresden, wurde Ökonom, studirte 1825 Staats- u. Naturwissenschaft in Leipzig, übernahm 1827 die Bewirthschaftung von Zuschendorf, welches er 1832 kaufte u. in eine Musterwirthschaft umwandelte. Er führte mehre zweckmäßige Ackerinstrumente u. eine sehr einfache landwirthschaftliche Buchführung ein u.st. 1842; er schr.: Beschreibung der Wirthschaft zu Zuschendorf, Dresd. 1838, 2. Aufl. 1840. 10) Eduard, geb. 1815 in Landsberg an der Warthe, studirte u. lebte dann zu Berlin, wo er 1842 starb; er schr. unter dem Pseudonym E. Ferrand: Gedichte, Berl. 1834, Neue Sammlung ebd. 1835; Novellen, ebd. 1835; mit F. Brunold, W. Jäger, L. Koßarski u.a. Rebenstein, Nachklänge (Lieder), ebd. 1834; mit W. Alexis u.a. Müller, Babiolen (Novellen etc.), Lpz. 1837, 2 Bde. u.a. 11) Gottfried, als Dichter unter dem Namen Theobald bekannt, geb. in Schöneiche, st. 20. Aug. 1848 in Sorau. Er schr.: Des Müllers Rache (Roman), Gotha 1837, 2 Bde. 12) S. Schultz, Schultze u. Schulze.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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