- Walther [1]
Walther (fr. Gauthier, lat. Gualterus). I. Fürsten u. Edle: 1) W. I. von Brienne, einer der frühesten des Geschlechts Brienne, erheirathete die Grafschaft Bar für Seine. 2) W. II., des Vorigen Enkel, Sohn von Erhard I., stiftete die Abtei Basse Fontaine. 3)–6) W. III.-VI., s. Brienne le Chatelet 2) 3) 5) u. 6). II. Staatsmänner u. andere berühmte weltliche Personen: 7) W. von Yvetot, s.u. Yvetot 8) W. von Habenichts, s. Kreuzzüge S. 806. 9) W. der Kanzler, Franzos, zog mit nach Palästina, wurde Kanzler des Fürsten Roger von Antiochien u. 1119 in der Schlacht, wo dieser das Leben verlor, gefangen, aber später wieder frei. Er beschrieb diese Begebenheiten als Bella Antiochena, in Bongars Gesta Dei per Francos. 10) W. Fürst von Attinghausen, s. Fürst 1), vgl. Schweiz S. 633. III. Heilige u. Geistliche: 11) St. W., Schüler des St. Bonifacius, ging mit demselben nach Friesland u. starb 755 den Märtyrertod; Tag: 5. Juni. 12) W., geb. in Orleans im 9. Jahrh., wurde 876 Bischof von Orleans u. von Karl dem Kahlen zum Erzieher seines Sohnes Ludwig des Stammlers u. von Karlmann zum Gesandten bei Ludwig dem Deutschen ernannt; er starb 892 u. schr. Capitularien, Statuten u. anderes. 13) W. von Terouanne, Canonicus zu Terouanne, lebte um 1120 u. schr.: Geschichte des Grafen Karl des Guten von Flandern, herausgegeben von Sirmond, Par. 1618. 14) von St Victor (Gualterus a St. Victore), war ein Schüler Hugos im Kloster St. Victor, wurde dann Subprior u. 1173 Prior dieses Klosters u. st. um 1180; er war ein Gegner der aristotelischen Dialektik u. schr. u.a.: Contra quator labyrinthos Galliae, nur Auszüge daraus gedruckt im zweiten Band von Buläus Historia universitatis pacis. 15) W. von Mauretanien (Mortagne), lehrte erst Rhetorik in Paris, wurde 1155 Bischof von Laon u. starb 1174; er schr. u.a.: Epistola ad Abaelardum (gegen dessen Ansicht von der Trinität). 16) W. von Coutances (Gualterius de Constantiis), aus königlichem Geschlecht u. zu Coutances in der Normandie od. in England geboren, bekleidete zu Ende des 12. Jahrh. mehre Kirchenämter u. war unter Heinrich II. u. Richard Löwenherz Gesandter bei König Philipp August von Frankreich, wollte Richard Löwenherz nach Palästina begleiten u. kam bis nach Sicilien, kehrte aber von da nach England zurück, um Theil an der Regierung in Abwesenheit des Königs zu nehmen; er starb 1207. 17) W. von Geroldseck, 1260–63 Bischof von Strasburg, gerieth mit dieser Stadt wegen einer Zollstreitigkeit in Fehde, wobei die bischöflichen Gebäude zerstört u. der Dom in Besitz genommen wurde. Nun belagerte W. mit vielen Edlen Strasburg, wurde aber von den Strasburgern mit Rudolfs von Habsburg Hülfe 1262 geschlagen. 18) W. Brugensis, aus Brügge in Flandern; wurde Minorit u. durch Nikolaus III. Bischof von Poitiers; er brachte es dahin, daß der Erzbischof Bertrand von Bordeaux in den Bann gethan wurde, wurde aber von diesem, als derselbe unter dem Namen Clemens V. Papst wurde, abgesetzt u. in sein Kloster geschickt, wo er um 1306 starb. IV. Dichter: 19) W. Mazes, aus England, war Hofcaplan bei Heinrich II. u. Chorherr zu Salisbury u. st. nach 1197; er schilderte die Sittenlosigkeit der römischen Geistlichen in lateinischen Gedichten, von denen 11 M. Flacii varia poemata de corrupto ecclesiae statu, u. 6 in Wolfii lect. memor., Bd. 1 stehen. Nach dessen Cantilena potatoria: Mihi est propositum in taberna mori etc., hat Bürger das Lied: Ich will einst bei Ja u. Nein vor dem Zapfen sterben etc., gedichtet. 20) W. von der Vogelweide, deutscher Minnesänger, aus einem edeln Geschlecht im oberen Thurgau, geb. zwischen 1165 u. 1170 in Franken od. Österreich, war ein Schüler Reinmars des Älteren u. dichtete zwischen 1187–1230; sein erster Gönner war Herzog Friedrich der Katholische in Wien; seit 1190 lebte u. sang er abwechselnd am Hofe des deutschen Königs Philipp von Schwaben, des Herzogs Leopold VII. von Österreich u. 1205–11 des Landgrafen Hermann von Thüringen, dann wahrscheinlich bei dem Markgrafen Dietrich von Meißen, 1214 u. 15 beim Kaiser Otto, 1217–19 beim Herzog Bernhard in Kärnten, bis er 1220 von Friedrich II. ein Lehn in Würzburg erhielt. Er starb 1228 in Würzburg, wo im Lorenzgarten des neuen Münsters sein Grabstein gezeigt wurde; 1843 wurde ihm ein neues Denkmal gesetzt. W. galt schon bei seinen Zeitgenossen als ein Meister der Lyrik u. spielte auch beim Sängerkriege auf der Wartburg eine Rolle. Seine Gedichte in der Manesseschen Sammlung, herausgegeben von K. Lachmann, Berl. 1827, 3. A. ebd. 1853; eine hochdeutsche Übersetzung derselben lieferte Simrock, Berl. 1833, 2 Bde., 3. A. Lpz. 1862, u. H. Koch, Halle 1848; Hornig, Glossarium zu W-s Gedichten, Quedlinb. 1844. Vgl. Uhland, W. von der Vogelweide,[832] ein altdeutscher Dichter, Stuttg. 1822; Reuß, W. v. d. V., Würzburg 1843; Daffis, Zur Lebensgeschichte W-s, Berl. 1854; Wackernagel, W. v. d, V. nebst Ulrich von Singenburg u. Leutold von Seven, Gießen 1862; Kurz, Über W-s Herkunft u. Heimath, Aarau 1863; Rieger, Das Leben W-s, Gießen 1863. 21) Philipp W. (Philippus Gualterus de insulis od. de Castellione), geb. in Lille, war Propst zu Tournai u. starb 1321; er schr. ein Epos: Alexandreis, zuerst o. O. u. I., zuletzt St. Gallen 1693; Libelli III contra Judaeos, Leyd. 1692, u. m. a. 22) W. von Mezze, deutscher Dichter 1245, schr. das Gedicht: Mappemonde Die Manessesche Sammlung enthält von ihm mehre Lieder. 23) W. von Prisach, von welchem die Manessesche Sammlung 17 meist gnomische Strophen aufbewahrt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.