- Werner [4]
Werner, 1) Georg, geb. 1607 in Bopfingen, war Professor der Rechte in Helmstedt u. st. 1671. Er ist wahrscheinlich Verfasser des von Knapp nach jetziger Fassung umgebildeten Weihnachtsliedes Ihr die ihr war't verloren. Ein anderer Georg W., welcher 1643 als Diakonus in Königsberg starb, gab das Königsberger Gesangbuch vom J. 1643 heraus u. wahrscheinlich auch: Die hundert Psalmen Davids, Königsb. 1638. 2) Abraham Gottlob, geb. 25. September 1750 zu Wehrau in der Oberlausitz; wurde 1764 Hüttenschreiber auf den gräflich Solmsschen Hüttenwerken daselbst, gab 1769 seinen Posten auf, studirte in Freiberg Bergwissenschaft u. 1771 in Leipzig Rechtswissenschaft u. Naturkunde, wurde 1775 Inspector u. Lehrer (später Professor) der Mineralogie u. Bergbaukunde an der Bergakademie in Freiberg u. 1800 Bergrath. Er st. 30. Juni 1817 in Dresden; seine Leiche wurde nach Freiberg gebracht u. dort an der Goldenen Pforte im Dom begraben. W. ist der Begründer der wissenschaftlich geordneten Mineralogie u. stellte ein eigenes mineralogisches System auf, s. Mineralogie II. A). Seine Sammlungen u. literarischen Nachlaß kaufte die Akademie Freiberg nach seinem Tode an sich. Sein hundertjähriger Geburtstag wurde 25. September 1850 in Freiberg u. an vielen andern Orten gefeiert u. ihm in Freiberg ein Denkmal gesetzt. Ihm zu Ehren wurde 1808 die Wernerian Society in Edinburg u. 1816 die Wernersche Societät in Dresden gestiftet. Er schr.: Von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien, Lpz. 1774; Kurze Klassification u. Beschreibung der Gebirgsarten, Dresd. 1782; Von den verschiedenen Graden der Festigkeit des Gesteines, Freiberg 1788; Neue Theorie über die Entstehung der Gänge, ebd, 1791; Oryktognosie od. Handbuch für den Liebhaber der Mineralogie, Lpz. 1702; Sammlung mineralogischer u. hüttenmännischer Schriften, ebd. 1811; u. gab heraus Cronstedts Versuch einer Mineralogie, ebd. 1780, 1. Bd. Vgl. Frisch, Lebensbeschreibung W-s, Lpz. 1825; Weiß, Über W-s Verdienste, ebd. 1825. 3) Christian Friedrich, geb. 1757 zu Haynichen im Altenburgischen, wurde 1782 Ökonomieinspector in Waldenburg, 1792 Pachter des Ritterguts Löbichau, 1798 Ökonomieinspector in Wildenfels u. von 1802–1805 Amtsinspector zu Vehtschau in der Niederlausitz, ging 1806 nach Leipzig als Privatgelehrter, wo er 1826 starb; er schr.: Materialien zu einem naturgemäßen Landwirthschaftssystem, Penig 1803; Der Thermoosen als vollkommenste Benutzung des Holzes, Lpz. 1805; Anweisung, wie mit größerem Nutzen als von Getreide aus Kartoffeln, Runkelrüben, Möhren u. andern Erdgewächsen Branntwein zu brennen, ebd. 1807; Beschreibung eines englischen Ventilators zur Luftreinigung, ebd. 1810; Beschreibung eines Wasserofens, ebd. 1810; Die Gesetze der Bewegung der Erde, ebd. 1810; Die Productionskraft der Erde, od. über die Entstehung des Menschengeschlechts aus Naturkräften, ebd. 1811, 2. Aufl. 1814; Beleuchtung der Möglinschen Landwirthschaft des Staatsraths Thaer in den Jahren 1807–13, ebd. 1816; Anweisung bei schlechter Erntewitterung das Getreide gut zu erhalten u. unverdorben in die Scheuern zu bringen, ebd. 1816, 2. Aufl. 1823; Über das Wachsthum der Obst- u. andern Bäume, ebd. 1823. 4) Friedrich Ludwig Zacharias, geb. 18. November 1768 zu Königsberg in Preußen; trat 1793 als Kammersecretär in den preußischen Staatsdienst u. bekleidete diese Stelle an mehren Orten, am längsten in Warschau, wurde 1805 geheimer Secretär in Berlin, verließ aber seinen Posten bald u. reiste viel, auch 1807 nach der Schweiz u. 1808 nach Paris, wurde 1809 darmstädtischer Hofrath, trat 1811 zu der Katholischen Kirche über, wurde 1814 Priester u. Prediger in Wien, 1817 Ehrendomherr von Kaminiec, trat 1821 in den Orden der Redemptoristen, welchen er jedoch bald wieder verließ, u. st. 18. Januar 1823 in Wien; er schr.: Sammlung von Gedichten, Königsb. 1789; die Tragödien: Die Söhne des Thals (1. Theil: Die Templer auf Cypern, 2. Theil: Die Kreuzbrüder), Berl. 1803, 3. Aufl. ebd. 1823; Der Vierundzwanzigste Februar (die erste Schicksalstragödie), Lpz. 1815, 2. Aufl. ebd. 1819; Das Kreuz an der Ostsee (1. Theil: Die Brautnacht, Berl. 1806; 2. Theil: Die Kreuzeserhöhung, Wien 1820); Luther od. die Weihe der Kraft, Berl. 1807; Attila, König der Hunnen, ebd. 1808; Wanda, Königin der Sarmaten, Tüb. 1810; Kunigunde die Heilige, Lpz. 1815; Die Mutter der Makkabäer, Wien 1815, W-s Theater, Wien 1816–17, 6 Bde.; Ausgewählte Schriften, Grimma 1840–44, 15 Bde. (in den beiden letzten sein Leben von A. I. Schütz). Vgl. Hitzig, Lebensabriß, Berl. 1823. 5) Joh. Adam Ludwig, geb. 11. Febr. 1794 in Vielau bei Zwickau, nahm als sächsischer Jäger an der Campagne in Frankreich Theil, lernte dort die französische Fechtkunst kennen, avancirte bis zum Lieutenant, trat 1820 aus der Armee u. wurde Lehrer der Fecht- u. Voltigirkunst u. Gymnastik an der Universität Leipzig, 1826 Postmeister in Kamenz, siedelte 1830 nach Dresden über, wo er eine Gymnastische Anstalt errichtete, u. wurde 1839 als Director der Gymnastisch-Orthopädischen Akademie nach Dessau berufen, welche Stellung er bis zu seiner Emeritirung 1. Jan. 1864 bekleidete. Er schr.: Das Ganze der Gymnastik, Meißen 1834; Gymnastik für die weibliche Jugend, ebd. 1834; Zwölf Lebensfragen (gymnast.), Dresd. 1836; Amöna, od. das sicherste Mittel den weiblichen Körper zu bilden u. zu kräftigen, ebd. 1837; Die Medicinische Gymnastik, ebd. 1838, 2. Aufl. 1845; Gymnastik für Volksschulen, Dresd. 1840, 3. Aufl. Lpz. 1849; Bericht über die Gymnastisch-Orthopädische Anstalt in Dessau u. die Normalschule zur Ausbildung gymnastischer Lehrer, Dess. 1843; Die Gymnastisch-Orthopädische Anstalt in Dessau, ebd. 1841, 2. Aufl. 1843; Die reinste Quelle jugendlicher Freuden (Spiele zur Ausbildung des Geistes u. Kräftigung des Körpers), Dresd. 1843, 3. Aufl. Lpz. 1853; Militärgymnastik, Dresd. 1844, 3. Aufl. Lpz. 1850; Das Fahnenspiel, Dessau 1852. 6) Wilhelmine, geb. 1803 in Berlin, wurde schon 1818 als Schauspielerin beim Hoftheater engagirt, vermählte sich 1821 mit Aug. Unzelmann (s.d. 4) u. 1835, nach Trennung der ersten Ehe, mit dem Ministerialsecretär W.; ausgezeichnet im Fache der Liebhaberinnen u. in Charakterrollen. 7) Pauline, geb. um 1810 in Berlin, betrat die Bühne in Kinderrollen u. nahm später beim Hoftheater eine mehr untergeordnete künstlerische Stellung ein. Sie schr. (pseudonym) die Schauspiele: Noch ist es Zeit; Frage u. Antwort; Der Bruderkuß; Das Wort des Fürsten u.a. 8) Gustav, geb. 12. März 1809 in Reutlingen, studirte bis 1832 in Tübingen Theologie, wurde dann Lehrer in Strasburg u. 1834 Pfarrgehülfe[109] in Waldorf. Hier begann er seine humanistische u. christlich-socialistische Wirksamkeit mit der Gründung einer Kleinkinder- u. Arbeitsschule u. dann einer Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder. 1840 siedelte er mit der letztern Anstalt nach Reutlingen über, wo er dieselbe sehr erweiterte u. auch für seine Zwecke in weiter Umgegend als Reiseprediger wirkte. Doch dieses Predigen wurde ihm, weil er sich nicht zum Wortlaute der Symbolischen Bücher bekennen wollte, 1851 officiell untersagt. Dagegen entfaltete er nun eine um so größere Wirksamkeit zur Begründung christlicher Industrieanstalten, in welchen zwischen die Theilung der Arbeit u. die nach dem modernen Socialismus bewirkte Entfremdung u. Gegenüberstellung der Einzelnen das wahre Christenthum, die Alle beseelende u. vereinigende christliche Liebe u. Treue treten u. einen Communismus nach dem Vorbilde der apostolischen Zeit schaffen soll. Er erwarb zu diesem Zwecke 1851 die Papierfabrik zu Reutlingen u. 1854 die Mühle in Fluren, welche beide Anstalten er zum Mittelpunkte für zahlreiche verschiedenartige Zweiganstalten machte, namentlich die in Reutlingen für die industrielle (wozu bes. die Baumwollenweberei in Bönnigheim, die Wollspinnerei u. Tuchmacherei in Altensteig, die Chemische Fabrik in Ödendorf gehören), die in Fluren für landwirthschaftliche. Außerdem gründete er 1852 einen großen Anlehnsverein, einen Kindergarten u. eine Kleinkinderschule in Heilbronn, eine Anstalt für brodlose Arbeiter etc. in Stuttgart. Die Reutlinger Anstalt soll nach Dettingen verlegt werden. Das gemeinsame Leben der Zöglinge der Anstalten u. der mit denselben sich verbindenden Familien hat Ähnlichkeit mit dem der Brüdergemeinden u. des Fourierschen Phalastere.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.