Cypern [2]

Cypern [2]

Cypern (Gesch.). C., bei den Griechen Kypros, soll früher mit dem Festlande von Syrien verbunden gewesen u. durch den Andrang der Meereswogen abgerissen worden sein; es war nach Strabo zuerst von Telchinen bewohnt od. von Phöniciern, die unter einzelnen Fürsten standen; von ihnen gehören der mythischen Zeit Pygmalion an, dessen Reich sein Schwiegersohn Kinyras erbte, welcher Paphos erbaute. Auch die Geschichte des Adonis spielt auf C. Nach Trojas Fall legten die Griechen einzelne Colonien längs der Küste an, u. durch deren Verbindung mit dem Mutterlande wurde C. bald eine Seemacht. Namentlich landete Teukros mit einer griechischen Colonie u. erbaute Salamis, nachher die Hauptstadt, die, sowie nach u. nach Kition, Kurion, Paphos, Marion (Arsinoe), Soli, Lapethos u. Kerynia, mit ihren Gebieten besondere Reiche wurden. Um 550 v. Chr. eroberten die Ägyptier unter König Amasis ganz C. u. verpflanzten Äthiopier hierher. Mit Ägypten kam es 525 v. Chr. unter persische Hoheit, zwar mit eigenen, aber tributbaren Königen. Einer dieser Könige war Euagoras, der von Salamis aus sich fast der ganzen Insel bemächtigte. Unter ihm eroberte der Athener Kimon die Insel, nachdem er die persische, 340 Schiffe starke Flotte unter Tithraustes mit 300 Schiffen bei C. geschlagen hatte. 469 v. Chr. erhielt C. im Frieden die Freiheit zurück, die ihr aber unter Artaxerxes Mnemon der Antalkidische Friede 387 v. Chr. wieder raubte; u. als Euagoras II., König von Salamis, den Frieden nicht annahm u. den Krieg für ganz C. fortsetzte, unterlag er nach hartnäckigem Kampfe; doch blieb er gegen geringen Tribut Fürst von Salamis. Alexander der Gr. trennte C., als für seine Seemacht wichtig, von Persien u. gab ihm 330 die Freiheit. Nach seinem Tode war C. der Zankapfel zwischen Antigonos u. Ptolemäos I., bis, nach einem mehrjährigen Kampfe, der Letztere Herr von C. blieb u. es mit Ägypten verband. Später erhielt C. zeitweise wieder eigene Könige, aus dem Geschlechte der Ptolemäer, doch meist unter ägyptischer Oberhoheit. Ein solcher König war Ptolemäos, Bruder des Ptolemäos Auletes; gegen ihn schickten die Römer 58 v. Chr. auf den Vorschlag des Clodius den Cato mit einem Heere nach C., welchen die Einw. als Befreier vom Tyrannenjoche aufnahmen; Ptolemäos starb freiwillig, u. C. wurde von den Römern unterworfen. Zwar erhielt C. durch Cäsar u. Antonius noch zweimal Prinzen u. Prinzessinnen aus dem Hause der Ptolemäer als Fürsten; Augustus aber gab C. dem Senate als Consularprovinz. Paulus u. Barnabas predigten hier zuerst das Christenthum, u. Letzter soll Bischof von C. gewesen sein. Unter Artemon machten die Juden auf C., zur Zeit Trajans, einen [614] Aufstand, dieser kostete 240,000 Ew. das Leben u. hatte den kaiserlichen Befehl zur Folge, daß kein Jude wieder die Insel betreten sollte. Bei der Theilung des Römischen Reiches kam C. an das Oströmische Reich; es wurde seit dem Einfall der Sarazenen 647 n. Chr. zwar zweimal von diesen erobert, kam aber wieder an die Byzantiner. Es wurde nun von einem Seitenzweig der Komnenen beherrscht, die unter den byzantinischen Kaisern standen, bis sich einer jener Komnenen, Isaak, 1182 unabhängig machte. Als König Richard I. Löwenherz von England auf seinem Kreuzzuge 1191 mit 3 Schiffen an die Küste von C., bei Limasso, verschlagen worden war, plünderte Isaak die Schiffbrüchigen u. warf sie ins Gefängniß. Richard forderte seine Leute zurück, u. als sie der König nicht herausgab, griff ihn Richard an u. besiegte ihn; die Insel wurde in wenigen Tagen erobert u. der König gefangen. Richard übergab die Verwaltung von C. an Richard von Camville u. Robert von Durnham. C. war für England kein dauerndes Besitzthum; Isaak entkam aus seiner Hast im Schlosse Marzet u. sammelte in Asien ein Heer zur Wiedereroberung der Insel, wurde aber von seinem Mundschenken vergiftet. Dann machte sein Schwiegersohn, ein flamländischer Edelmann, Ansprüche auf C.; endlich machten die Cyprier nach Richards von Camville Tode einen Aufstand gegen die Engländer u. wählten einen Mönch, den Vetter Isaaks, zu ihrem König. Nachdem Robert von Durnham die Empörer besiegt u. den Usurpator hatte aufknüpfen lassen, verkaufte König Richard C. um 25,000 Mark Silber an die Tempelherren; da aber die Einw. die stolze Regierung derselben nicht ertragen konnten, fanden fortwährend Reibungen zwischen den Insulanern u. den Templern Statt, weshalb die Letzteren es vorzogen, das Besitzthum 1192 wieder an England abzutreten. Die Insel kam darauf als englisches Lehn an die bisher in Jerusalem regierende Familie Lusignan, u. zwar an Guido von Lusignan, der den Titel als König von C.-Jerusalem annahm. Als Guido 1194 kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder Almarich II. (als König von Jerusalem). Dieser rüstete sich 1202 gegen die Sarazenen, welche Jerusalem inne hatten, mit Balduin IX. von Flandern u. A.; allein die Sache zerschlug sich, u. Almarich starb 1205. Ihm folgte erst sein Sohn Hugo I., welcher Johann von Brienne, König von Jerusalem, wider die Sarazenen unterstützte u. 1221 zu Tripoli starb; diesem sein minderjähriger Sohn Heinrich I. d. Gr.; er half Ludwig dem Heiligen Damiette u. Kairo belagern u. st. 1253. Mit seinem Sohne Hugo II. starb 1267 das Haus Lusignan in männlicher Linie aus. Sein Nachfolger war 1269 Hugo III., Sohn des Prinzen Heinrich von Antiochien, durch seine Mutter Isabella Enkel Hugos I. Er belagerte 1277 u. 1283 vergebens Acre u. starb 1284 in Tyrus. Sein ältester Sohn, Johann I., starb schon 1285 u. ließ die Regierung seinem Bruder Heinrich II.; dessen Bruder Almarich, zum Statthalter von C. ernannt, ließ 1309 den König ergreifen u. gefangen nach Armenien bringen; als er aber 1310 ermordet worden war, erhielt Heinrich die Freiheit wieder u. regierte noch bis 1324, nachdem er vollends den Rest seines Königreichs Jerusalem eingebüßt hatte. Heinrichs Neffe, Hugo IV., folgte ihm; er suchte vergebens im Abendlande Hülfe gegen die Sarazenen, denen er Jerusalem gern wieder entreißen wollte, u. st. 1361. Seinem Sohn, Peter I. d. Gr., gelang es mit italienischer, französischer u. englischer Hülfe, 1365 Alexandria einzunehmen u. die Sarazenen aus Cilicien zu vertreiben. Er wurde 1368 ermordet durch eine Verschwörung seiner Brüder, welche die Regierung für ihren minderjährigen Neffen Peter II. (Petrinus) führten. Dieser wurde von den Genuesen 1374 zu Famagusta, welches dieselben eroberten, gefangen u. nach Genua gebracht, später aber wieder freigegeben u. st. 1382 ohne Erben. Sein Oheim Jakob I., der bisher in Genua als Geißel gewesen war, folgte ihm. Den Genuesen gestattete er den Besitz von Famagusta u. nahm nach Leos III. Tode (1393) den Titel als König von Armenien an; er st. 1398. Sein Sohn Johann II. od. Janus unternahm vergebens, die Genuesen wieder aus Famagusta zu vertreiben; er war auch unglücklich gegen die Ägyptier u. fiel sogar in deren Hände, so daß er seine Freiheit durch ein Lösegeld von 200,000 Thlr. u. einen jährlichen Tribut erkaufen mußte. Johann II. st. 1432, u. nun kam sein Sohn Johann III. auf den Thron. Da dieser keinen ehelichen Sohn hatte, so folgte nach seinem Tode 1458 seine Tochter Charlotte, Gemahlin des Prinzen Ludwig von Savoyen. Ihr Halbbruder Jakob, Sohn Johanns III. von Maria Patras, vertrieb sie 1464 u. bemächtigte sich als Jakob II., mit Zustimmung der Mameluken, der Regierung von C., vermählte sich 1470 mit Katharina Cornaro, einer edlen Venetianerin, welche von der Republik deshalb zu ihrer Tochter ernannt worden war, u. st. 1473. Nach seinem Tode folgte sein Sohn Jakob III., der aber schon 1475 st., u. Katharina führte die Regierung fort. Die vertriebene Charlotte hatte immer noch eine Partei im Lande für sich, aber sie trat 1482 ihr Recht auf C. dem Herzog Karl I. von Savoyen u. dessen Nachkommen ab (weshalb der Herzog von Savoyen, jetzt König von Sardinien, nachher Ansprüche auf C. machte u. den Titel als König von C. noch jetzt führt), begab sich nach Rom u. st. dort 1487. Katharina aber gab 1489 die Regierung an Venedig ab, ging selbst dahin u. st. daselbst 1510. Die Venetianer blieben im ungestörten Besitze C-s bis 1571. Auf Veranlassung des portugiesischen Juden Joseph Nassy schickte der türkische Sultan Selim II. 200 Schiffe mit 50,000 Mann unter Piali 1570 nach C., die Türken landeten im April u. Mai in verschiedenen Abtheilungen, verwüsteten das Land u. nahmen am 9. Sept., nach siebenwöchentlicher Belagerung, Nikosia mit Sturm; 20,000 Christen wurden hier niedergehauen u. 2000 zu Sklaven gemacht. Am 5. Aug. 1571 fiel auch Famagusta nach 21/2monaticher Belagerung; die christlichen Einw. erhielten freien Abzug, aber der Commandant der Stadt, Marco Ant. Bragadino, wurde lebendig geschunden. Mit dem Fall Famagustas kam C. an die Türken. Auf Befehl des Sultans wurde im Febr. 1823 alles bewegliche Eigenthum der Griechen u. Christen überhaupt für die türkische Staatskasse eingezogen. 1832 nahm Mehmed Ali von Ägypten C. ein u. wurde 1833 förmlich damit beliehen, s. Ägypten (Gesch.). Bei C. sammelte sich 1840 die türkische Expedition gegen Mehmed Ali, nachdem die Türken C. wieder ohne großen Widerstand besetzt hatten.[615] Vgl. Reichardt, Geschichte des Königreichs Cypern, Lpz. 1766–68, 2 Bde.; W. Engel, Geschichte von C., Berl. 1841, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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