Brücke [1]

Brücke [1]

Brücke, ein Bauwerk mittelst dessen eine Straße über eine Vertiefung geführt wird (Fluß-, Land- u. Eisenbahnbrücken). Außer dem Grund, auf welchem die B. ruht (Pfeilern, Bogen, Jochen, Ketten, Schiffen), den Stützpunkten in der Mitte od. an den Enden, worauf die Brückenbahn ruht, u. den Widerlagen an den Enden bei in Bogen gespannten B-n, gehört zu jeder B. eine Brückenbahn (s. unten) u. meist ein Brückengeländer, nach Umständen von Stein, Eisen od. Holz. I. Arten von Brücken: A) Unbewegliche Brücken: a) steinerne Brücken. Je nach der Form der innern Wölbung der Bogen unterscheidet man halbkreisförmige, flache, gedrückte, elliptische, überhöhte u. spitzbogenförmige Brückenbogen. Die Weite der Brückenöffnungen od. der Brückenspannung wird durch die Beschaffenheit des Landes, der Straße od. des Gewässers bestimmt, worüber die B. führen soll. Bei schiffbaren Flüssen müssen die Öffnungen so weit sein, daß Schiffe u. Holzflöße, ohne anzustoßen, hindurchkommen können. Eben so müssen über sehr reißende Gewässer, wo es schwer ist, den Mittelpfeilern gehörige Stärke gegen den Andrang des Eises zu geben, weite Öffnungen gemacht werden. Die neuere Baukunst hat es in der Construction von steinernen Brücken sehr weit gebracht. Man vermag mit Sicherheit den Brücken große Spannweiten zu geben u. legt ihre Fahrbahn möglichst hortzontal[356] über die zu überbrückende Vertiefung u. vertheilt die nöthigen Auffahrten auf thunlichst weite Strecken. Zur Gründung der Brückenpfeiler im Wasser ist entweder ein Fangedamin erforderlich, der bei nicht tiefen u. nicht stark strömenden Gewässern mit Leichtigkeit errichtet wird, od. das Mauerwerk der Pfeiler wird in Kasten (Senkkasten) auf vorher geschlagenen Pfahlrosten, deren Pfähle 5–6 Fuß tief unter dem niedrigsten Wasserstande mittelst einer Grundsäge abgeschnitten werden, aufgeführt. Diese Kasten bestehen aus dem Boden u. den Wänden; sie werden über dem Wasser aus Zimmerhol; mit eingesalzten Bohlen construirt, das Betonmauerwerk wird in dem Kasten aufgeführt, der sich durch die Schwere noch u. nach senkt u. endlich auf dem vorher möglichst horizontal ausgeglichnen Boden festsetzt. Um den Kasten herum eingeworfene Steine verhüten die Unterspülung desselben. Ganz große Kasten, wie z.B. bei dem Schiffsoocke im Hafen zu Toulon angewendet sind, werden auf einem Floß erbaut, der während des Baues mittelst leerer Tonnen schwimmend erhalten u. dann, nach Anfüllung der Tonnen, unter dem Kasten weggezogen wird. Die Form der Brückenpfeiler u. ihre Stellung richtet sich nach dem Stromstriche u. muß diesem stets die Stirnfläche entgegenstellen; am vordern u. hintern Theile des Pfeilers werden zum Schutz gegen Eisenpfeil zur Verstärkung halbkreisförmige, auch drei- u. mehrseitige Vorpfeiler angelegt, welche wenigstens 2 Fuß über den höchsten Wasser, aus hervorlagen. Sehr hohe steinerne Brücken werden in mehren Bogenstellungen übereinander etagenförmig aufgeführt (z.B. die Göltsch- u. Elsterthalüberbrückung in Sachsen). b) Hölzerne Brücken. Sie sind: aa) Pfeilerbrücken, die auf steinernen Pfeilern ruhen u. wo die Zwischenräume mit Balken überdeckt werden; bb) Pfahl- od. Jochbrücken bestehn aus eingerammten Pfählen (Standwerk), auf deren Köpfen Schwellen (Lagerbalken) ruhen, u. welche durch Balken (Brückenanker) mit einander verbunden sind u. Brückenjoche (Brückenheler) heißen; die am Lande befindlichen Joche nennt man Land- (Stirn-) joche, die übrigen Mitteljoche; auf den Jochen ruhen Balken (Brückenruthen, Brückenbäume, Straßbäume), die mit doppelt liegenden Bohlen od. hölzernen Klötzen bedeckt werden. Steinpflaster über denselben lastet zu sehr, deshalb ist es vortheilhafter, eiserne Schienen anzuwenden, welche entweder nach der Länge od. Breite der B. gelegt werden; sie heißen Längen-od. Querschienen; erstere haben den Vorzug, weil sie die Erschütterung vermindern. Die mit Bohlen beschlagnen Jochpfahlreihen dürfen nie aus weniger als 4 Pfählen bestehen, von denen die beiden äußersten schräg eingestoßen u. die dem Eisgange zugekehrten mit Eisen beschlagen werden. Bei Jochen von 18–20 Fuß Weite genügt eine Pfahlreihe; bei größeren Weiten schlägt man 2, auch wohl 3 Reiben Pfähle in ein Joch u. umgibt sie dann in der Höhe des niedrigsten Wasserstandes mit Gurthölzern. Bei einer Weite von 20–30 Fuß sind an den Seiten u. in der Mitte der Brückenbahn verzahnte Brückenbalken od. auch Sattelhölzer auf den Jochholmen. Die Geländer werden entweder durch 2 Schwellen mit eingezapften Säulchen u. Holmen, od. durch unmittelbar in die äußersten Brückenbalken eingezapfte Säulchen hergestellt, damit das Wasser von der B. abfließen kann. Bei größeren Entfernungen der Joche als 30 Fuß von einander macht man gesprengte Brücken. Sprengwerke erfordern weniger Holz als die Hängewerke, aber steinerne Widerlager an den Ufern; sie können nur bei hohen Ufern angebracht werden, wo das Aufthürmen der Eisschollen bis an die Sprengbüge (Streber) nicht zu befürchten ist; cc) gehängte Brücken, wo die Brückenbalken durch Hängewerke, welche des Einflusses der Witterung wegen häufig mit einem Dache versehen sind, getragen werden; dd) gesprengte u. gehängte Brücken, welche Spannungen von 80–1000 Fuß tragen; ee) Bogenbrücken, wo aus Holz construirte, doppelte od. dreifache mir eisernen Bolzen u. Bändern gehörig verbundene Bogen die B. tragen; ff) Balkenbogenbrücken, die aus gekrümmten, zwischen den Widerlagern u. Jochwänden eingespannten Balken bestehen. Von dieser Art sind die Wiebekingischen u. Labes'schen Brücken; gg) Bohlenbogenbrücken, aus Bohlen, die nach Art der Radkränze geschnitten sind; hh) Gitterbrücken, aus gekreuzten Bretern od. Pfosten gitterförmig zusammen gesetzt. Diese Gitter, zwischen denen die Fahrbahn gelegt wird, dienen zugleich als Geländer. c) Eiserne Brücken sind: aa) Sprengwerke, welche entweder der Holz- od. der Steinconstruction nachgeahmt sind. Sie bestehen aus starken eisernen Rippen, welche in gußeisernen Lagern auf steinernen Pfeilern ruhen u. nach einer gewissen Curve gekrümmt sind. In der Mitte sind die Bogen durch Schlußbalken u. zur Vermeidung des Seitenschubs sämmtliche Bogen mit übers Kreuz liegenden eisernen Schienen verbunden, worauf der Brückenbelag liegt; bb) Hängebrücken bestehen aus eisernen Stäben, welche entweder an zwei, von einem Ufer zum andern ausgespannten eisernen Balken die hölzerne Brückenbahn tragen, wo sie dann Kettenbrücken genannt werden; od. an zwei Drahtseilen, wo sie Drahtbrücken heißen. Die Kettenn. Drahtstränge werden, nachdem sie an jedem Ufer über starke steinerne od. eiserne Pfeiler, auf deren Festigkeit bes. zu achten ist, über Walzen weggeleitet sind, an ihren Enden in Stein u. Mauer so befestigt, daß sie eine kleine Spielung erleiden können, um der Ausdehnung u. Zusammenziehung des Eisens beim Temperaturwechsel nachzugeben, unter keinen Umständen aber, auch im Fall der größtmöglichen Brückenbelastung, von ihrer Festlagerung sich los zu machen vermögen. Die Kettenglieder sind von langen Eisenstangen, die verticalen Stäbe desgleichen. Die Drahtstränge sind, je nach der B., aus dicken zusammengeschnürten Drähten, an welchen die eisernen Stäbe, welche die Brückenbahn tragen, in Form von Ankern hängen. Die große Beweglichkeit der Hängebrücken begründet ihre Vortheile u. Mängel. Sie lassen große Spannweiten zu, sind billiger, leichter u. schneller herzustellen, als viele andere B., dagegen geben sie in Folge großer Belastung in ihrer Spannung nach u. gerathen bei Stößen auf die Brückenbahn u. bei großen Stürmen in leicht gefährlich werdende Schwingungen, u. die Geschichte weiß von beklagenswerthen Einstürzen derselben. Dennoch erscheinen die Hängebrücken in manchen Fällen als unentbehrlich, dort wo andere Brückenconstructionen nicht anwendbar sind. Die Drahtbrücke über den Niagarafall in NAmerika z.B. dient einem großen Eisenbahnverkehr u. bei [357] Pittsburg in NAmerika ist ein Kanal über eine Hängebrücke geführt. Berühmte Kettenbrücken sind die von Telford über den Meeresarm zwischen England u. der Insel Anglesey geführte von 580 Fuß Spannweite, die Kettenbrücke in Prag u. Pesth, letztere von 630 Fuß Spannweite; cc) Gitterbrücken, ähnlich wie die hölzernen Gitterbrücken construirt, statt der Breter Eisenschienen zu Gitterwerken verkreuzt, deren obere u. untere Begrenzung vollkommen parallel sind u. die Fahrbahn tragen. Solche B-n sind zu Freiburg im Breisgau, Kainsdorf bei Zwickau; dd) Blechbrücken, aus starkem Eisenblech, dieses entweder geformt zu Hochkanteisenträgern, verstärt mit Randleisten od. Flanschen, zu Röhren, runden od. viereckigen, kastenförmigen Zellen. Berühmte Bauwerke dieser Art sind: Die Röhrenbrücke über den Conwayfluß in England u. die Britanniabrücke (s.d.) über die Meerenge von Menai. Durch beide große Röhren von Walzeisen führt die Eisenbahn. Sie bilden gewissermaßen Tunnel, zusammengesetzt aus mehreren Theilen, verbundenen Zellen u. mit Rippen verstärkten Platten. Die Blechbrücken sind von verschiedener Construction u. haben überall bei Eisenbahnbauten in neuerer Zeit große Aufnahme, auch in Deutschland, gefunden.

B) Tragbare Brücken, bes. zum Kriegsgebrauch anwendbar: a) Lauf- (Noth-) brücken, 2–3 Ballen werden über einen 8–12 Fuß breiten Bach gelegt u. auf beiden Seiten befestigt u. mit Bretern belegt; bei größerer Breite fährt man auch mitten in den Fluß einen Wagen, od. legt die B. auf ein Schiff; b) Seilbrücken (Tarabiten): zwei starke Taue werden neben einander an starke Bäume befestigt, durch Seile mit einander verbunden u. mit Bretern überlegt; sehr gewöhnlich in SAmerika, wo oft 2 Seile aufgespannt sind u. der, welcher übersetzen will, in einen an beide befestigten Korb steigt u. sich, in die Seile greifend, hinüberschiebt; c) Bock- (Colonnen-) brücken, Mauerböcke mit den Füßen suf Bretern stehend, dienen der B. zur Unterlage; d) Schanzkorbbrücken, nur bei Überschwemmungen u. seichten Gewässern; 4–6 Fuß hohe Schanzkörbe mit Erde gefüllt u. durch einen Pfahl im Boden befestigt, bilden zu 3 u. 3 gestellt die Joche; e) Schiffbrücken: sie liegen auf Fahrzeugen, über welche Balken gestreckt sind, welche mit Bohl en belegt werden. Die Fahrzeuge sind stromaufwärts an Ankern u. zuweilen auch an eingesenkten Mühlsteinen befestigt; damit Schiffe den Strom passiren können, hat die Schiffbrücke eine Vorrichtung, mittelst welcher 3–4 Fahrzeuge herausgenommen werden, wodurch eine Öffnung zum Durchpassiren entsteht. Merkwürdige Brücken dieser Art finden sich zu Mainz (aus 47 großen Schiffen), zu Koblenz u. Köln am Rhein (wo aber jetzt eine stehende B. gebaut wird), zu Warschau, Marienwerder u. Marienburg auf der Weichsel etc. Außer den gewöhnlichen Fahrzeugen bedient man sich dazu, bes. im Kriege, der Pontons (s.d. u. Zusammensetzungen damit); f) Floßbrücken, die auf leichten Holzstämmen ruhen (harte Laubholzgattungen sind wegen ihrer Schwere nicht dazu anwendbar); sie werden im Kriege häufig zum Übergange über große Flüsse benutzt; g) Tonnen- od. Faßbrücken, bestehen aus zusammen verbundnen leichten Röhren mit darunter gebundnen leeren Tonnen, deren man sich anstatt der Fahrzeuge bedient u. sie mit Balken u. Dielen belegt; eine solche B. hatten die Franzosen schon in der Belagerung von Poitiers 1569; h) Kasten-od. Sturmbrücken, aus eigens dazu verfertigten Kasten von 10–12 Fuß Länge, inwendig mit Fächern versehen; dienen nur zum Übergang über stille Gewässer, Kanäle u. die Wassergräben der Festungen; i) Binsenbrücken, aus Hurden von Weidenruthen bestehend, an welchen mittelst Latten Bündel von Binsen befestigt werden, Ruthen verbinden sie untereinander u. Seile mit dem Ufer; k) Fliegende (Gier-) Brücken, aus 2 verbundenen u. überbrückten Schiffen bestehend, die vermittelst des Giertaues an einem, aufwärts in den Strom geworfenen Anker sich hinüber u. herüber bewegen, geben ein bequemes Mittel, Fuhrwerke schnell über große u. reißende Flüsse zu setzen, weil immer nur wenige Minuten dazu nöthig sind. Bei großen Truppenmassen gehn sie freilich zu langsam u. sind daher nur, wenn man keine anderen Brücken herbeischaffen kann, anwendbar.

C) Zwischen den festen u. beweglichen Brücken bilden a) Zugbrücken über Festungsgräben u. schiffbare Kanäle, auch zuweilen über einen Theil von Flußbrücken, eine besondere Gattung; ein Abschnitt derselben, die Zugklappe (Brückenklappe), läßt sich aufziehen, um die Verbindung der beiden Brückenenden zu unterbrechen. Dieses Aufziehen geschieht durch ein Winderad, an dessen Welle die Brückenketten befestigt sind, die über die Rollen der Ränder laufen u. sich am Vordertheile der aufzuziehenden, am Zapfen bewegbaren B. endigen; durch Wippen (Flêches), in horizontaler Lage auf den beiden Ständern über der Zugklappe schwebende Bäume, an deren Vordertheile die B. mit Ketten hängt u. deren hinterer Theil heruntergezogen wird, um die B. vorn in die Höhe zu ziehen; durch Schwungbäume, eine Verlängerung der Brückenruthen od. beider Seitenbalken, die hinten durch Querriegel verbunden sind u. ein Gegengewicht bilden, das sich in einen hohlen Raum hinter der Zugklappe hinabsenkt, um diese dadurch mit dem Vordertheile in die Höhe zu bringen; endlich durch schwere bewegliche Scheiben von Stein od. Gußeisen, die mit Ketten an den vordern Enden der B. hängen u. diese aufziehen, indem sie über eine hinterwärts abhängende Fläche (die nach einer cykloidischen Linie gebildet ist) herabrollen. Hierher gehören auch b) die Roll- (Schieb-) brücken, deren Klappe nicht aufgezogen, sondern über metallne Rollen rückwärts geschoben wird; ferner c) die Drehbrücken, die sich in horizontaler Fläche um eine senkrechte Achse bewegen; Kugeln, kleine Räder u. dgl. erleichtern die Bewegung. Sie sind zu Cherbourg, Havre, Dünkirchen mehr zum Besten der Schifffahrt, als bei Fortificationen angewendet; d) Fallbrücken, die aufgezogen u. niedergelassen werden können, um die Verkehrsverbindung aufzuheben u. wiederherzustellen. Andre Arten von Brücken, wie aus aufgeblasenen Häuten etc. (Schlauchbrücken, s. unten II.), kommen nur selten in Anwendung. – Vgl. Gauthey, Traité de la construction de ponts, Par. 1809–1813, 2 Bde.; G. von Reichenbach, Theorie der Brückenbögen, Münch. 1812, 2 Aufl. 1833; Wiebeking, Brückenbaukunde (der Wasserbaukunst 3. Bd.), München 1814; v. Langsdorf, Anleitung zum Straßen- u. Brückenbau, Manh. 1817–1819, 2 Bde.; Röder, [358] Praktische Darstellung der Brückenbaukunst, Darmst. 1821; Hoyer, Handbuch der Pontonierwissenschaft, Lpz. 1793–94, 3 Bde.; Tellkampf, Theorie der Hängebrücken, Hannover 1856; Werther, Praktisches Handbuch bei dem Bau eiserner Träger- u. Jochbrücken, Dresd. 1853; v. Weber, Die Festigkeit eiserner Balken u. Träger, Dresd. 1851.

II. Die erste B. soll Nitokris (n. And. Semiramis), nach Abdämmung des Euphrats, aus steinernen, mit Balken u. Bretern überdeckten Pfeilern, zur Verbindung beider Hälften Babylons erbaut haben. Die Chinesen kannten schon sehr früh Brücken. Der Perser könig Xerxes schlug eine Schiffsbrücke über den Hellespont zwischen Sestos u. Abydos, um sein ungeheueres Landheer im zweiten Persischen Kriege nach Europa überzusetzen. Griechenland weist in der früheren Zeit keine wesentlichen Brücken auf. Rom aber hatte schon unter Ancus Marcius den Pons sublicius, zu welchem nachher noch 7 andere kamen (s. Pons u. Rom [a. Geogr.]). Die schönsten römischen Brücken waren in den Provinzen, da hier bes. die Kaiser ihre Würde als Pontifices bewährten; von einigen sind Ruinen übrig (bes. Pons Trajanus). Über den Rhein schlug Cäsar die erste Brücke; später wurden deren über die Donau gebaut. Im Kriege brauchten die Römer auch Schlauchbrücken, aus wasserdichten, kalbsledernen, 3–31/2 Fuß langen Schläuchen, die mit Stroh od. dürren Blättern gefüllt, mit Riemen u. Haken an einander befestigt u. mit rauhen Decken belegt waren. Die Gallier kannten eine Art Schifftrücken, indem sie mittelst zusammengebundener Schiffe u. Flöße über die Flüsse fest u. Bei den europäischen Völkern, welche die Bau'unst verstanden, waren die Bogen rund od. spitz, u. ich der Sitte der Bauftyle, daherscrüher rund, seit dem 11. Jahrh. auch spitz; die ersten Brüchen mit flachen Bogen wurden in der Mitte des 13. Jahrh. in Oberitalien, mit Korbbogen erst zu Anfang des 17. Jahrh. in Frankreich gebaut. Im Mittelalter war die Aufführung von Brücken den Frommen zur Pflicht gemacht, u. so entstanden viele Brücken, die im Wesentlichen Nachahmungen von Römerwerken waren. Bes. zeichnen sich in Italien die Goldschmiedebrücke, über den Arno (ein Bogen von 130 F.) u. Dreifaltigkeitsbrücke, zu Florenz die B. von Castel Vecchio, die zu Pavia, der Ponte Molle, P. Sixto u. P. Felice zu Rom, die zu Alessandria über den Tanaro, in Spanien die Toledobrücke zu Madrid u. die B. von Valencia; in Deutschland die Brücken von Regensburg, Würzburg, Prag, Nürnberg u. Dresden aus. Neuerdings überbieten die großen Eisenbahnüberbrückungen alles früher Dagewesene (Semmeringeisenbahn-, Göltsch- u. Elsterthalüberbrückung, Brücken der Chemnitz-Riesa-Eisenbahn etc.). In Frankreich ist sehr viel für Brücken geschehen. Im 12. Jahrh. bildete sich sogar ein eigner Orden der Brückenbrüder (s.d.). Anfangs baute man meist mit Einem Bogen, später mit mehreren kleinen, u. Ludwig XV. ordnete eine eigene Abtheilung Brückenbaumeister (Ingenieurs des ponts et chaussés) an, welche den Brückenbau zur höchsten Vollkommenheit brachten. So entstanden die Brücken von Vieille-Brioude über den Allier, von Sisteron über die Durance, die von Nantes, Orleans, Tours etc., bes. der Pont neuf, Pont Louis XV. u. Jenabrücke in Paris. In England sind die neueren Brücken von Shrewsbury, Perth, Lancaster u. bes. die London-Westminster-, Blackfriars-, Baurhall- u. Waterloobrücke würdige Denkmäler der Nation. Merkwürdig sind noch die chinesischen u. persischen Brücken wegen ihrer Größe u. Schönheit. Die B. von Loyang (sd.) über einen Meerbusen in China ist die größte der Welt. In dem letztvergangenen Jahrhundert ist man zuerst darauf gekommen, eiserne Brücken zu bauen. Die B. von Coalbrookdale über die Savern war die erste (1779), bald folgten ihr mehrere in Frankreich (Ponts des arts, Pont d'Austerlitz, Louvrebrücke), in England (zu Buildaves, Wearmuth, Staines, Bristol u. die Southwarkbrücke zu London) u. Deutschland (zu Berlin, Potsdam, Freiburg im Breisgau). Neuer sind die Ketten- u. Drahtbrücken von Eisen; ein merkwürdiges Muster der Kettenbrücken sind die von Hammersmith über die Themse, von Bangor über die Menai Straits, von Prag u. Pesth, die Drahtbrücken von Freiburg in der Schweiz u. von Annecy bei Genf (450 Fuß hoch über Grund). Am Neuesten sind die Röhren-, Zellen- u. Schienenbrücken von Blech u. Walzeisen, deren Anwendung fortwährend im Zunehmen ist. Die berühmteste B. dieser Art ist die Britanniabrücke (s.d.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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