- Karolīne [1]
Karolīne, franz. Charlotte. (s.d.). Merkwürdig sind: I. Kaiserin von Österreich: 1) K. Auguste, geb. den 8. Febr. 1792, zweite Tochter des Königs Max Joseph von Baiern u. der Maria Wilhelmine Auguste von Darmstadt, wurde 1808 an den Kronprinzen, jetzigen König Wilhelm I. von Württemberg, vermählt, aber 1814 von ihm geschieden; 1816 wurde sie vierte Gemahlin des Kaisers Franz I. von Österreich u. ist seit den 2. März 1835 Wittwe u. Gründerin vieler Wohlthätigkeits-, bes. Kleinkinderbewahranstalten. II. Königinnen. A) Von Dänemark: 2) K. Mathilde, geb. den 22. Juli 1751, nachgeborene Tochter des Prinzen von Wales, Friedrich Ludwig, Enkelin Georgs II., vermählte sich 1766 mit König Christian VII. von Dänemark u. wurde von ihm 1786 Mutter des nachmaligen Königs Friedrich VII. Angefeindet von ihres Gemahls Großmutter, Sophie Magdalene, u. dessen Stiefmutter, Juliane Marie, u. verleumdet wegen ihrer Verbindung mit Struensee, durch den sie großen Einfluß auf die Regierung erhielt, verlor sie auch die Liebe ihres Gemahls, welcher, durch eine erdichtete Verschwörung geschreckt, 17. Jan. 1772 Verhaftsbefehle für Struensee, Brandt u. K. M. unterzeichnete. K. M. wurde mit ihrer Tochter Luise Auguste u. einer Hofdame nach der Festung Kronenburg gebracht, u. dort des ehebrecherischen Umgangs mit Struensee beschuldigt, ließ sie sich durch die Vorstellung, daß sie Struensee nur durch Unterzeichnung eines Eingestandnisses[332] vom Tode retten könne, verleiten, dies zu thun. Struensee wurde nichts destoweniger hingerichtet; K. M. sollte auch auf Grund dieses Bekenntnisses öffentlich verurtheilt werden, u. nur die energischen Vorstellungen des englischen Gesandten Lord Keith ersparten ihr diese Schmach; sie wurde von ihrem Gemahl geschieden u. ging auf Verwendung ihres Bruders, des Königs Georg III. von England, im Oct. 1771 nach Celle. Hier widmete sie ihre mütterliche Pflege der Waise Sophie von B. (nachherige Gemahlin des Landschaftsdirectors von Lenthe) u. st. am 10. Mai 1775, s. Dänemark (Gesch.) IV. A). Struensee betheuerte auf dem Schaffot gegen den Bischof Münter, daß kein Schatten unerlaubter Vertraulichkeit zwischen ihm u. K. M. Statt gefunden habe, u. dies wiederholte K. M. auf dem Todtenbette. Die Stände von Hannover setzten ihr in Celle ein Denkmal. Vgl. Lenzen, Die letzten Stunden der Königin von Dänemark, Kopenh. 1775; Heimbürger, K. M., Celle 1851. B) Von England: 3) K., Tochter des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach, geb. 1682; sie wurde vom kaiserlichen Hofe für den Erzherzog Karl, nachherigen Kaiser Karl VI, zur Gemahlin begehrt, aber aus Anhänglichkeit an die Lutherische Lehre lehnte sie diesen Antrag ab u. wurde 1705 mit dem Kurprinzen von Hannover, nachmaligem König Georg II. von England, vermählt u. 1727 als Königin von England gekrönt; sie st. 1737. 4) K. Amalie Elisabeth, Tochter des Herzogs Karl Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel u. der Auguste von England, geb. den 17. Mai 1768, vermählt 1795 mit dem Prinzen von Wales, nachmaligem König Georg IV. Nach der Geburt ihrer einzigen Tochter Charlotte 1796 trennte sich der Prinz von ihr, worauf sie auf ihrem Landhause in Blackheath lebte. 1806 beschuldigten sie Gerüchte, mit dem Capitän Mamby, dem Admiral Sir Sidney Smith u. And. in vertrautem Umgange zu leben u. heimlich einen Sohn, Billy Austin (der das Kind armer Leute in Deptford sein sollte, ihr aber auffallend glich u. stets bei ihr sein mußte), geboren zu haben. Ein deshalb zur Untersuchung niedergesetztes Gericht sprach sie zwar 1808 frei, dagegen wies das Parlament ihre Klage darüber, daß sie an der Erziehung ihrer Tochter Charlotte keinen Antheil haben u. dieselbe nicht einmal besuchen dürfe, ebenfalls zurück. Ihre Hauptgegner waren Sir John Douglas u. dessen Gattin, die K-s verbotenen Umgang eidlich erhärten wollten. 1814 verließ K. mit Erlaubniß ihres Gemahls England u. reiste über Braunschweig durch die Schweiz u. Italien nach Palästina, der Türkei, Algier u. lebte dann auf einer Villa am Comersee. Überall war sie Wohlthäterin der Armen; doch verbreiteten sich auch Gerüchte über anstößigen Umgang mit dem Italiener Bergami (st. 1841 in Fossombrone), der als Courier in ihre Dienste getreten u. dann Baron u. Ritter vom Goldenen Sporn geworden war. Nachdem Georgi V. 1820 den Thron bestiegen hatte, machte ihr in dessen Auftrag Lord Hutchison den Antrag, sich künftig des Namens einer Königin von England zu enthalten, auch nie nach England zurückzukehren u. dafür ein vermehrtes Einkommen von 50,000 Pfund zu erhalten. Sie wies diesen Antrag ab u. kehrte 1820 nach London zurück. Nun trat aber Lord Liverpool vor dem Parlament auf u. klagte die Königin des Ehebruchs an. Für den Prozeß, in welchem Vrougham der Advocat K-s war, waren aus fast allen Ländern von der Regierung Zeugen gegen sie zugezogen worden. Aber die öffentliche Meinung sprach sich so laut für sie aus, daß alle bei ihrer Ankunft aus Furcht, wegen falschen Eides angeklagt zu werden, das nicht aussagten, was sie auszusagen versprochen hatten, u. da der Antrag der Regierung im Parlamente nicht entscheidende Majorität fand, so ließ jene ihn fallen. K. lebte nun in Brandenburghouse, entfernt vom Hofe, u. st. den 7. August 1821; ihr Leichnam wurde, nach ihrem letzten Willen, in Braunschweig beigesetzt. C) Von Neapel: 5) K. Marie, Tochter des Kaisers Franz I. u. der Maria Theresia, geb. den 13. Aug. 1752, vermählt 1768 mit König Ferdinand I. von Neapel. Nach dem Heirathsvertrag sollte sie Sitz u. Stimme im Staatsrathe haben, so bald sie einen Sohn geboren hätte. Hiermit nicht zufrieden griff sie nach größerer Gewalt u. herrschte nach Verabschiedung des Ministers Sambuca. 1784), durch den Franzosen Acton unumschränkt über ganz Neapel. Durch Actons Willkür wurde auch sie den Neapolitanern verhaßt, mehr noch, da sie ihre Härte nach dem Ausbruch der Französischen Revolution, bes. nach der Hinrichtung ihrer Schwester Maria Antoinette 1793, steigerte. In Folge ihrer Kriege mit Frankreich mußte sie mit ihrer Familie 1799 u. 1805 nach Sicilien fliehen. Ihr Werk waren die Hinrichtungen in Neapel nach ihrer ersten Rückkehr. Geärgert durch die Forderungen der mit ihr verbündeten Engländer verließ sie 1811 Sicilien u. begab sich über Constantinopel nach Wien. Sie st. den 8. Sept. 1814 in Schönbrunn; s. Neapel (Gesch.). 6) K. Maria Annunciata, Königin von Neapel, s. Bonaparte 34). III. Andere Fürstinnen: 7) K. Luise, Tochter des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, geb. 1723, vermählt 1751 mit dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden, unterstützte ihn in seinen Regierungsgeschäften; war Kennerin der Naturgeschichte u. st. 1783 in Paris.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.